Griechische Papyri im Museum des oberhessischen Geschichtsvereins zu Giessen ...

Oberhessischer Geschichtsverein, Giessen. Leipzig, B. G. Teubner, 1910-12.

http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015010581737

Hathilrus

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GRIECHISCHE PAPYRI

IM MUSEUM DES OBERHESSISCHEN GESCHICHTSVEREINS

ZU GIESSEN

BANDI - HEFTIU

HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT VON

PAUL M. MEYER

URKUNDEN No. 36 57 MIT3 LICHTDRUCKTAFELN

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A, GRIECHISCHE ÜBERSETZUNGEN DEMOTISCHER VER- TRÄGE DER PTOLEMÄERZEIT AUS DER THEBAIS,

Die uns bisher bekannten griechischen Übersetzungen demotischer Vertrags- urkunden sind folgende: P. Lond. I p. 44 Nr. III: 146 v. Chr. P. Leid. P (s. Wileken, Archiv II, 1428. Griffith-Wilcken, Äg. Ztschr. 45, 103ff.): 136 v. Chr. P.Teb. 1 Nr. 164: Ende des 2. Jahrh. n. Chr. BGU. 1002: 55 v. Chr. Wessely, P. seript. gr. specimina tab. 5, 5;. 6, 6. 7; 9/10, 15. 16; 12, 24; 13,29: Zeit des Augustus. Sie repräsentieren mit Ausnahme der an letzter Stelle angeführten (Wessely 13, 29) ἀντίγραφα συγγραφῆς «Αἰγυπτίας ὠνῆς Ἑλληνιστὶ μεϑηρμηνευ- μένης κατὰ τὸ δυνατόν, griechische Übersetzungen von „Verkaufsquittungen“. Die Schemata dieser „Verkaufsquittungen“ und der ihnen folgenden „Traditionsurkunden“ (συγγραφαὶ ἀποστασίου; s. Wessely 13, 29) gibt Spiegelberg (Demotische Papyri der Straßburger Bibliothek 8. Tff.; s. jetzt auch Griffith, Catalogue of the Demotic Papyri in the John Rylands Library Manchester, 1909, p. 120sqg.).

Die Gießener Sammlung enthält zwei neue, bisher nicht bekannte Typen griechisch übersetzter demotischer Verträge:

Nr. 36 der Edition gibt Auszüge aus zwei prozessualen συγχωρήσεις, Nr. 37 enthält Fragmente und Auszüge mehrerer συγγραφαὶ μισϑώσεοως.

Eine συγγραφὴ ὠνῆς (πράσεως) liegt dagegen in Nr. 39 vor, ebenso beziehen sich auf solche die in Nr. 38 enthaltenen unbedeutenden Bruchstücke und die später zu publizierende Inv. Nr. 187.

Unter diesen Papyri ist Nr.39 von den übrigen zu sondern; die Urkunde gehört der Zeit des Ptolemaios V.Epiphanes an und stammt aus Theben. Alle anderen gehören zeitlich und örtlich zusammen, fallen in die Zeit des Philometor und Euergetes II., stammen aus Gebelen (Pathyris), kommen also zu den im P. Lond. III p. 5f. zu- sammengestellten Gebelön-Papyri (s. auch Griffith, Rylands Pap. p. 130ff.) hinzu.

Sie beziehen sich auf Privat-Grund und -Boden, der innerhalb der ἱερὰ πρόσοδος Gießener Papyri. I. 2. 1

ουσοοσ!:ξδ

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2 II A. Griechische Übersetzungen demotischer Vertrüge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

der Hathor von Gebelön, des Revenüen-Landes des Tempels von Pathyris, gelegen ist (s. die Anmerkung zu Nr. 37 113).

Dieser Tempel begegnet uns häufig in den griechischen Gebelön-Papyri unter dem Namen ἱερὸν ““φροδίτης δ. In ägyptischen Texten heißt die Lokalgöttin „Hathor Herrin von Gebelen“ = H-t-Hr-tnb-t’ntj (8. die Ausführungen Spiegel- bergs zu Nr. 37 Π 8). Die Priester ihres Heiligtums werden daher in unseren Papyri bezeichnet als οἱ ἱερεῖς τῆς ᾿ϑερνεβενταίγεως (so stets außer Nr. 37 11 15. 17, wo es ᾿“ϑερνεβενταίεως heißt) und der ihr angeschlossenen konsekrierten Ptolemäer.?)

Das Objekt der Verträge ist nicht in allen Urkunden näher zu erkennen. Sicher beziehen sich aber auf ein und dasselbe Grundstück im Umfang von rund 35 Aruren nebst dem zugehörigen χάλασμα (8. Nr. 36, 16f.) die Urkunden Nr. 37 125ff., Nr. 37 II8f£., Nr. 36 und Inv. Nr.187. Die Lage des Grundstücks wird genauer angegeben Nr. 37 114°): τῶν λὲ ἀρου(ρῶν) τῶ[ν ὄν͵των (sic) [Ev [τῶ], (ἀπὸ βορρᾶ πεδίωι Παϑύρεως τῶν ὄντων (sic) ἐν τῆι πρ[οσόδωι] | [τῆς «Α]ϑερ[νε]βενταίεως. Eigentümer ist im 34. Jahre des Euergetes II. (186 v. Chr.) der γραμματεὺς Νεχούϑης Πατοῦτος (Nr.37 U 12f.), der das Grundstück ver- pachtet. Er ist „Schreiber“ im Tempel der Hathor von Pathyris (s. die Be- merkungen zu Nr.36, 13). Gegen ihn und seine Schwester strengen vier Schwestern, die Töchter des Πτολεμαῖος Ἑρμοκράτους, bald darauf einen Vindikationsprozeß an, der mit einem Anerkenntnis der Klägerinnen endet (Nr.36 Ζ. 18). Die frühere Geschichte des Grundstücks ließe sich, wenn die erste Kolumne von Nr. 37 voll- ständig wäre, bis in die Zeit des Philometor zurückverfolgen.

Alle demotischen Originale der hier in griechischer Übersetzung auszugsweise vorliegenden συγγραφαί also alle Urkunden außer den συγχωρήσεις Nr.36 sind aufgesetzt von einem Tempelnotar, einem uovoypagos*), die συγγραφαί aus Pathyris sämtlich von demselben μονογράφος mit Namen ®orograiog Νεχϑμίνιος, „der schreibt als Vertreter der fünf Priesterklassen τῆς ᾿4ϑερνεβενταίγεως“. Er

1) 5. Otto, Priester und Tempel bes. 18. 20f., 18 Anm. 6, 21 Anm. 2, [1 811 sind die Papyrus-Belege aufgeführt.

2) 5. Nr. 37122; 115. 15f. Inv.-Nr. 187 6f. Nr. 38 Β δῇ. Im Gegensatz zu den originalgriechischen Papyri, die eine Vereinigung der Priesterkollegien des Tempels der Hathor- Aphrodite in Pathyris und des T. des Suchos in Krokodilopolis zeigen (ἑερεῖς Σούχου καὶ ’Apeo- δίτης bzw. i. ᾿ἡφροδίτης καὶ Σούχου, ἱερεῖς τοῦ (sic) ἐν Κροκοδίλων πόλει καὶ Παϑύρει ἱερῶν: 8. Otto 8. ἃ. 0. 121; 11 811), ist in unseren Übersetzungen aus dem Demotischen, wie in den sonst bekannten demotischen Papyri, nur von der Priesterschaft der Hathor von Pathyris die Rede.

8) S. auch Kol.II 2f. derselben Urkunde.

4) Zum uovoygagpog a. Otto 8. ἃ. Ο. Π 295 f.; Bouche-Leclercq, Histosre des Lagides IV 132f. In griechischen Papyri. begegnet uns der Name P. Maga. 1%, 5 (218/7 v.), P. P.Ul Nr. 32, 2a, 13 (6. Jahr Ptol. V. oder VI.), P. Grenf.I Nr. 17, 26 (c. 136 v.), II Nr. 26, 12 (103 v.), P. Paris. 49, 18 (ὁ. 160 v.). 65,12 (c. 146 v.); P. Lond.I p. 46,29 (146 v.); P. Τεῦ.1 Nr. 189 (Anfang des 1. Jahrh. v.). 209 (76 v.).

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Nr. 36: Abschriften aus dem Aktenband der συγχωρήσεις. Π 8

fungiert als solcher schon unter Philometor (Nr. 37 I 21f.; II 4f.), dann unter Euergetes DI. (Nr. 37 IL 16f.; Nr. 38 B 6f.; Inv. Nr. 187 61). Die aus der Zeit des Ptolenıaios V. stammende thebanische συγγραφὴ πράσεως (Nr. 39) ist aufgesetzt von einem Notar als Vertreter der fünf Priesterklassen τοῦ 4uovpaso[vBrjeos]. Wir finden folgende zwei auf den μονογράφος bezügliche Formulare:

1. Movoygdgos δεῖνα γρά(φων) παρὰ τῶν ἱερέων τῆς ᾿Αϑερνεβενταίγεωρ καὶ (folgen die konsekrierten Ptolemäer als σύνναοι θεοί, immer beginnend mit den ϑεοὶ AdeApol) τῶν πέντε φυλῶν (Nr. 37 ILA4f.; 1168: Nr. 38 B δῇ; Inv. Nr. 187 6f.);

2. Ἔγραψεν δεῖνα παρὰ τῶν ἱερέων τῆς ᾿4ϑερνεβενταίγεως (bzw. τοῦ Ἄμον-. ρασονϑῆρος) καὶ (folgen die konsekrierten Ptolemäer als σύνναοι ϑεοῦ τῶν πέντε φυλῶν (Nr. 871 21 Nr. 89 12).

Die Worte τῶν πέντε φυλῶν, die in allen unseren Papyri wiederkehren, zeigen, daß die Lesung der demotischen Texte „im Namen der Priester der fünf Klassen“ die richtige ist.°)

Nr. 36.

ABSCHRIFTEN AUS DEM AKTENBAND- | DER AN DEN EPISTRATEGEN DER THEBAIS EINGEREICHTEN PROZESSUALEN συγχωρήσδεις.

Inv. Nr. 186. Höhe 28 cm, Breite 28 cm. Gebelön. Euergetes II. Unveröffentlicht. S. Tafel V.

Die obere Lage des Papyrus hat sich an vielen Stellen abgelöst, so daß die untere mit ihren Vertikalfasern sichtbar wird (so am Anfang 2.2 —6, weiter 2.8£., 14, sodann Z. 18—20 am Schluß usw.). Die Schrift des Papyrus ist eine sehr schwer lesbare, große Kursive des ausgehenden 2. Jahrh. v.Chr. An vielen

1) 8. auch P. Grenf. 1 Nr. 17, 26 (186 v.). Die Namen Θοτορταῖος und Νεχϑμῖνις be- gegnen uns häufig in demotischen Papyri von Gebelen; 8. besonders die Rylands-Papyri (ed. Griffith).

2) P. Lond. I p. 46, 28f. lautet die Formel: ἔγραψεν δεῖνα παρὰ τῶν ἱερείων τ[οὔ] ᾿Αμονρασονθὴρ καὶ τῶν συννάων θεῶν uovoypdpos; gerade dieses letzte Wort fehlt in unserer Formel 2, sicher in Nr. 39, in Nr. 37 124 ist es vielleicht statt τῶν. πέντε φυλῶν, das im Londoner Payrus fehlt, zu ergänzen.

8) 5. Otto a. ἃ. 0.130 Anm. 1.

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4 Il A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

Stellen ist sie fast ganz verlöscht. Am linken und rechten Rande war ein breites Spatium gelassen (es beträgt rechts noch 4 cm). Spuren einer weiteren Kolumne sind nicht vorhanden; auch ganze Zeilen scheinen weder oben noch unten zu fehlen. Die Zeile hat durchschnittlich 50 Buchstaben.

Der Papyrus enthält zwei Aktenstücke: das erste (1) umfaßt 2. 1—6, das zweite (II) Ζ. 7 bis zum Schluß. Von I ist nur die Adresse ohne Datum ge- geben; es handelt sich um die Einreichung einer ins Griechische übersetzten demo- tischen Urkunde an Boethos, den Epistrategen der Thebais (s. die Belege im Apparat zu Ζ. 1), und zwar, wie auch Rubrik und Kontext der zweiten Urkunde zeigen, einer συγχώρησις.

Zwei Stellen in dem den Prozeß des Hermias gegen die Choachyten und ihre auctores enthaltenden P. Tor. I, die bisher noch nicht richtig erklärt sind?), lassen uns Charakter und Form der prozessualen συγχώρησις der Ptolemäerzeit erschließen. P. Tor. 1 p. Il 4ff. heißt es: (Lobais) συνεισέδωκέ μοι (sc. Hermise) συνχώρησιν Ἧ), καϑ' ἣν ἐδηλοῦτο μήτε πρότερον μήτε νῦν ἀντιποιεῖσϑαι τῆς οἰκίας; p. DI 34 ff.: τὸν ᾿Ζ“πολλώνιον συνανενηνοχέναι αὐτῶι συνχώρησιν ἐξιστάμενον τῆς γῆς. Danach bedeutet die prozessuale συγχώρησις eine von beiden Parteien dem Gerichtshof, vor dem der Prozeß sich abspielt in den beiden Turiner Beispielen den Chre- matisten —, eingereichte Urkunde, die den Rechtsstreit durch eine zu den Gerichts- akten genommene Erklärung, ein Anerkenntnis der einen Partei oder auch eine ge- meinsame Erklärung beider Parteien (einen Vergleich) beendig.. Ob wir es mit einem Institut des ägyptischen Rechts, worauf unsere Gießener Urkunde schließen ließe®), oder mit einem sonst unbekannten des griechischen Rechts zu tun haben, müssen wir dahingestellt sein lassen. Jedenfalls bildet diese prozessuale συγχώ- onoıs der Ptolemäerzeit die Brücke zur συγχώρησις der Kaiserzeit, der von den Kontrahenten an den ἀρχιδικαστὴς καὶ πρὸς τῇ ἐπιμελείᾳ τῶν χρηματιστῶν καὶ τῶν ἄλλων κριτηρίων in Form eines Anerkenntnisses der einen Partei oder Ver-

1) Koschaker hat (Ztschr. Sav.-St. R. A. 1907, 278f.) diese beiden Stellen schon besprochen, ist aber zu keiner befriedigenden Erklärung der ptolemäischen συγχώρησις gelangt. Er führt auch (a. ἃ. 0. 279 Anm.3. 4; 8. weiteres bei Schubart am unten angeführten Orte 49 A. 1) die sonstigen Belege für συγχώρησις und συγχωρεῖν in den Ptolemäerurkunden auf, die sich aber (außer P. Tor. IX 18) nicht auf die prozessuale συγχώρησις beziehen. Neuerdings, nachdem ich das Obige niedergeschrieben, hat auch Schubart (Archiv V 47ff.) die richtige Erklärung der συγχώρησις gegeben.

2) Vgl. p. 1I1 28ff.: συνανενηνοχέναι αὐτῶι συνχώρησιν cet.

3) Vielleicht haben wir auch im P. Berol. dem. 3113 (141 v. Chr.) eine solche prozessuale συγχώρησις zu erkennen. Der Herausgeber Spiegelberg nennt die Urkunde „Verkauf in Form einer richterlichen Entscheidung“. Die Worte seiner „freilich im einzelnen“, wie er mir schreibt, „nicht sicheren Übersetzung“: „wir haben einen Kontrakt(?) mit dir gemacht(?) vor den Priester- Richtern (2) usw.“ lassen m. Εἰ. eher auf die Beendigung eines Prozesses durch Vergleich der Parteien ohne richterliches Urteil schließen. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um eine vor dem μονογράφος abgeschlossene συγγραφή. „Auch Rylands Pap. 8. 204 Anm. 29 scheint ein ähnlicher Text zu sein‘ (Spiegelberg).

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dam.

Nr. 36: Abschriften aus dem Aktenband der συγχωρήσεις. 05 gleiches beider eingereichten Geschäftsurkunde jeder Art!): Der Gang des Ver- fahrens wird beibehalten. Das Institut der συγχώρησις ist aber vom Gebiet der streitigen Gerichtsbarkeit auf das des Vertragsrechts übertragen. Die Einreichung an den ἀρχιδικαστής und Registrierung durch ihn hat jetzt nicht mehr die Bedeutung eines einen Rechtsstreit beendigenden Urteils, sondern die eines rechtsgültig zu- standegekommenen Vertrages. Wir haben hier also dieselbe Entwicklung wie bei der in iure cessio des römischen Rechts, dem vor dem Magistrat abgegebenen Be- kenntnisse des gegnerischen Rechts durch eine andere Partei.?)

Unser Papyrus beschert uns die sich gegenseitig ergänzenden Teile zweier prozessualer συγχωρήσεις, wohl Abschriften aus den Akten des Epistrategen. Das Schema der von I erhaltenen Adresse ist nach meiner Ergänzung (Z. 1—6): Bordolı .... παρὰ .... καὶ παρὰ... . π]αρεχόντων ἀ(ντίγραφον) [συγχω- ρήσεως Alyvaıliles με]ϑη[ο]Ἱμην[ευἹμένης ᾿“Ελληνιστὶ κατὰ τὸ δυνατόν. Der Prozeß spielt sich vor dem Epistrategen der Thebais als Richter ab (5. Klio VII 2908), ihm wird die griechisch übersetzte συγχώρησις von beiden Parteien zusammen eingereicht. Das ist also das συνανενηνοχέναι (συνεισδεδωκέναι) ἐμοὶ συνχώρησιν des P. Tor.

Von der zweiten συγχώρησις gibt der Abschreiber statt der (nach Analogie von Z.1—6 zu rekonstruierenden) Adresse nur die Worte (Ζ. 1): AAlng συγχ(ωρήσεως) ἀντίγρα(φον); es folgt, wie in allen demotischen Verträgen, das dem Kontext vorausgehende Datum: [("Erovs)] Ag Dap[uoödı . .] (= April/Mai 135 v.Chr.) Der Kontext repräsentiert die am Schlusse eines Eigentumsprozesses über ein Grundstück von rund 35 Aruren abgegebene Erklärung der einen Partei an die gegnerische, die danri gemeinsam von beiden Parteien dem Epistrategen Boethos in griechischer Übersetzung eingereicht wird.

Die die συγχώρησις abgebenden es heißt zwar Z. 10 nicht συγχωρεῖ, sondern, wie in den συγγραφαί, λέγει sind die vier, selbsthandelnd auftretenden Töchter des Πτολεμαῖος (Z.10ff.), der Z. 18f. bezeichnet wird als μισθοφόροι IlroAsual(oı) 'Eguoxpa(rovg) τοῦ καὶ Παμεγῶτος Πανᾶτος ... Sie sind die Kläge- rinnen, die das im Besitz der Gegner befindliche Grundstück (8. ο. 8.2) vindizieren (2.15: ἐνετύχομεν καϑ᾽ ὑμῶν περὶ τῶν Ag [ἀρ]ου(ρῶν); vgl. das περὶ ὧν διεστά- μεϑαὰ der συγχωρήδσεις aus augustischer Zeit). Diese Prozeßgegner sind der

1) Für die augustische Übergangszeit bieten jetzt die von Schubart publizierten Ur- kunden des Berliner Museums aus Abusir el mäläq (ΒΟ. 1050 —1061. 1098—1185; dazu Schubart, Archiv V 35 ff.) reiches Material. Die συγχωρήσεις werden den alexandrinischen Ge- richtsbehörden, dem ἀρχιδικαστής (8. BGU. 1111. 1108), sowie dem ἐπὶ τοῦ κριτηρίου und dem ἐπὶ τοῦ ἐν τῆι αὐλῆι κριτηρίου (s. BGU 1098. 1124. 1127) eingereicht. In nachaugustischer Zeit ist nur noch der ἀρχιδικαστής zur Annahme der συγχωρήσεις befugt.

2) Gegen die Verwendung des Prozeßbegriffes bei der in iure cessio hat neuerdings Wlassak Widerspruch erhoben (Der Gerichtsmagistrat im gesetzlichen Spruchverfahren, 1907, τὸ Β΄); 8. dagegen Mitteis, Römisches Privatrecht I 216 f.

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6 1 A. Griechische ‚Upersetzungen. A demotischer V ae der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

yoa(uuarsbg) Νεχούϑης Πατοῦτος und seine Schwester (und Frau?)!) Ssvv[o]ügıs (Ζ. 181). Der Gang des Verfahrens ist folgender: Die Schwestern stützen ihre Ansprüche auf eine συγγρα(φὴ) ὠνῆς, einen Kaufvertrag, durch den ihr Vater im Epeiph des 20. Jahres des Philometor (August 161 v. Chr.) das Grundstück er- worben haben soll (Z. 17—20). Die Gegner reichen dagegen in der Verhandlung συγγρα(φὰς) ὠνῆς καὶ ἀποστασίου, Verkaufs- und Traditionsurkunden es sind wohl demotische; zwingend ist aber diese Annahme nicht, vgl. BGU. 998; Mitteis, P. 11.5.1 8.1. Wileken, Archiv IV 455ff.; Rabel, Zischr. Sav.-St. R. A. 1906, 322f. vom 15. Pharmuthi des 16. Jahres des Philometor (14. Mai 165) und vom Choiak des 19. Jahres des Philometor (Januar 162) ein, die ihre Mutter als Erwerberin erweisen (Z. 20—24). Darauf geben die Schwestern folgende, den Prozeß be- endigende Erklärung ab (2. 20):

Καὶ ὁϊτι]οῦν ἡμῖν καὶ ὑμῖν ἐστιν ἁπλῶς παντὸς RE aus: τῶν | [προ- γεγρα(μμένων) doovew)v - la)» δὲ ἐξ ὑστέρου ἐντυ[γχα͵ν[ωο]μὲν χαϑ᾽ ὑμῶν, | [ἀπο- τείσομεν ὑμῖν... .. 7... ζῶν ........ καὶ is τὸ βασ(ιλικὸν) ἀργυ(ρίου) (δραχμὰς) (χιλίαφ) (Β. dazu den Apparat zu Ζ. 21).

Das läßt sich m. E. nur auffassen als Konstituierung eines gemeinsamen Eigentums beider Parteien am strittigen Grundstück. Die Klägerinnen haben sich in Zukunft jeglichen gerichtlichen Angriffs gegen die Beklagten bei Konventional- strafe und Buße zu enthalten.

Die Namen und Schicksale der vier Schwestern, der Töchter des Πτολεμαῖος Eouoxedtov(g), sind uns z. T. aus weiteren Gebelön-Papyri bekannt (P. Grenf. I Nr. 17—21; 12; P. Amh.Il Nr. 36). Zum Vergleich ist besonders heranzuziehen P. Grenf.I Nr. 17, der von Naber im Archiv IIL 6ff. behandelt ist. Unser Papyrus gibt erst die richtige Ergänzung des Anfanges dieser Urkunde. Er zeigt uns erst, daß Πτολεμαῖος “Eouoxgdrovg vier Töchter hatte:

1. Auuovie καὶ Zevuivig (2.10; danach ist P. Grenf.1 Nr. 17, 1 zu ergänzen: Auuovla)s τῆς καὶ Σεμμίνιος); sie wird als γυνὴ "EAAnvis bezeichnet;

2. ᾿“πολλωνία καὶ Σενμῶνϑις (Z. 11; s. auch P. Grenf. I Nr. 21; P. Grenf. 1 Nr. 18—20 heißt sie “πολλωνία Πτολεμαίου (τοῦ "Epuoxgdrowxg)) Kvpnvale). Sie wird als γυνή bezeichnet; ihr Mann ist der bekannte Ζρύτων Παμφίλου, Bürger der Griechenstadt Ptolemais (P. Grenf. I Nr. 18—21. 12. 16; U Nr. 17; P. Amh.Il Nr.36), aus ihrer Ehe stammen fünf Töchter (P. Grenf.I Nr. 21, 126);

3. Ἡράκλεζι)α καὶ Σεναπᾶϑις (ὦ. 11 [8. den Apparat]; P. Grenf.I Nr. 17,1: Ἡ. Zevanödıs); |

4. Ἡραὶς καὶ Τιέσρις. Wir kannten sie bisher nicht als Tochter des Πτολεμαῖος

Ἑρμοκράτους; ihr Name ist wohl P. Grenf.1 Nr.17,1 vor den drei eben genannten zu

ergänzen, was zwar im Hinblick auf den letzten Platz, den sie hier einnimmt, merk-

1) S. eventuell Nr. 37 II 22.

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Nr. 86: Abschriften aus dem Aktenband der συγχωρήσεις. 17

würdig ist. Bekannt war sie uns aber auch schon: P. Grenf.I Nr. 18 (132 v.Chr.) ent- hält einen Darlehnsvertrag zwischen AxoiAwvia. (s. 2.) einerseits und andrerseits ᾿Απολλώνιος Ἀπολλοδότου καὶ Pevvijars “ρσιήσιος Πέρσης τῆς ἐπιγονῆς sowie dessen Ehefrau Ἡραϊς Πτολεμαίου καὶ Τίσρις “Πααῦτος Περσίνη. Daß wir hier dieselbe Person vor uns haben, ist zweifellos. In unserer Urkunde aus dem Jahre 135 v. Chr. ist Herais noch unverheiratet, im J. 132 ist ihr Mann ein Πέρσης τῆς ἐπιγονῆς, dementsprechend erhält sie, wie der P. Grenf. zeigt, .die Bezeichnung‘ Περσίνη. Ihre Schwester ᾿“πολλωνία, die sich als-solche nicht zu erkennen gibt, gewährt ihr und ihrem Mann ein δάνειον. Der Stand und die soziale Lage!) (weniger die Natio- nalität) der Ehemänner lassen das Verwandtschaftsverhältnis zurücktreten. Wie seine Töchter, so führt auch der Vater hier einen griechisch-ägyptischen Doppel- namen: Πτολεμαῖος καὶ Παοῦς; seine volle Nomenklatur lautete also Πτολεμαῖος καὶ Παοῦς ‘Epuoxgdrovs τοῦ καὶ Παμενῶτος Πανᾶτος. Aus den ägyptischen Namen, die nicht als die ursprünglichen zu betrachten sind, sind keine Schlüsse auf die Nationalität zu ziehen. Die reingriechische Abstammung der vier Schwestern scheint vielmehr ziemlich sicher. Ob ihr Vater Κυρηναῖος war, wie das Naber, P. Grenf. 1 Nr.17,5 im Hinblick darauf ergänzt, daß die unter 9) genannte ᾽4πολ- λωνίέα als Κρρηϑαία bezeichnet wird (P. Grenf. I Nr. 18—20), ist nicht unwahr- scheinlich, aber doch nicht sicher zu erweisen. Das Ethnikon, das jemand in dieser Zeit führt, ist zudem kein zuverlässiges Indicium für die origo des Be- treffenden (s. mein Heerwesen 8. 79f.).

Der auctor des Ptolemaios, des Vaters der Schwestern, beim Grundstücks- erwerb ist der ταχτόμισϑος "Epuoxgd(rns) AnoAAwv|lov τ]οῦ καὶ Πανᾶτος Νεχϑύριος. Er führt denselben Namen wie der Vater des Ptolemaios, sein Vater heißt mit seinem ägyptischen Namen Πανᾶς wie dessen Großvater. Es ist also vielleicht nicht zu kühn, ihn mit dem Großvater der Schwestern zu identifizieren. Dann hätte also der Sohn das Grundstück vom Vater gekauft.?)

1) Auch in den alexandrinischen Urkunden der augustischen Zeit aus Abusir 6] mäläq gehören die Πέρσαι τῆς ἐπιγονῆς den minder wohlhabenden Klassen an; s. Schubart, Archiv V 129. 1187

2) Unter dieser Voraussetzung erhielten wir also folgenden Stammbaum:

alas καὶ) Νεχϑῦρις

b. ἀπολλώνιος 6 καὶ Πανᾶς | 6. τακτόμισϑος Ἑρμοκράτης καὶ Παμενώς

ἃ. μισϑοφόρος Πτολεμαῖος καὶ Παοῦς, der Vater der vier Schwestern. Abzuweisen ist aber, so verlockend die daraus sich ergebenden Schlüsse auch wären, der Ver- such, eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen der Familie der Schwestern und ihren Prozeß- gegnern ägyptischer Nationalität, Νεχούϑης und seiner Schwester Σοννοῦφις, herzustellen. Ihre Eltern sind Πατοῦς und Tausvog, der Vater der Ταμενώς ist Πανᾶς. Ihn mit “'“πολλώνιος καὶ Πανᾶς (s. b) zu identifizieren, die Ταμονώς für eine Schwester des “Ἑρμοκράτης καὶ Παμενώς (8. c), des Großvaters der vier Schwestern zu halten, ist zum mindesten kühn.

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April/Mai 135 v.

(50

8 II A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

1.

Über dem Beginn der ersten Zeile schwache Spuren von Buchstaben.

ı Bojdo[ı Spatium συνγενεῖ καὶ Elmgrpariygı καὶ στρα(τηγῶι) τῆς]

[OnBaltdos) παρὰ ....... ee ]....[..]re[ols γυναιχζὸ]ς τῶν ἐκ [Πα]- [ϑύρεως καὶ παρὰ .......««Ὁννς 1....[--]ov καὶ τῶν υἱῶν αὐτοῦ

[ c. 31 Buchstaben

5 [χὸς (Ὁ)

Ἰς καὶ τῆς τούτῳν γυν[α]ρ- levens γυν αἰκ]ὸς Ἑλ[ληηϊνίδος π]αρεχόντων ἀ(ντίγφαφον)

[συγχωρήσεως Alyvarli[laes με]ϑη[ο]Ἱμην[ευἹμένης ᾿Ελληνιστὶ κατὰ τὸ δυνατόν.

“4λλης συγχ(ωρήσεως) ἀντίγρα(φον). [(Erovs)] Ag Φαρ[μοῦϑι. .] βασιλεύ(οντος)

τοῦ Πτο[λεμ]αἤο]υ καὶ Κλερπάϊτρας ϑε]ῶν ᾿Επιφανῶν καὶ βασιλίσσης Κλεο-

τῆς ἀδελ(φῆς) [κα]ὶ Ba(sıliaang) Κλ(εοπάτρας) τῆς γυ(ναικὸς) Beläg ΕἸύερ-

ΤΠ. Πτο(λεμαίου) Εὐεργέτου πά(τρας) γέτ[εἼδος καὶ τἄλλα τὰ κοινά. 10

Τάδε λέγξι γυνὴ ᾿Ελληνὶς Auumvie Πτο(λεμαίου) καὶ Σενμῖνις καὶ γυνὴ

᾿ἀπολλωνία Ifro(Asueiov) τῆς καὶ Σενμώγ[ϑι]ος καὶ ᾿Ηράκχ[ λ]εα Πτο(λεμαίου)

τῆς καὶ Σεναπύϑιος

καὶ ἩἯΗραὶς Πτο(λεμαίου) [τ]ῖῆς καὶ Τιέσριος, Πτο(λεμαίου) αἱ τέτταρες λέγουσαι

ἐξ ἑνὸς

1/2 Vgl. ΝΥ. 87 1121 (Sept./Oktob. 136 v. Chr.): Βοήϑωι ovyevel καὶ ἐπιστρα(τήγωι) καὶ στρα(τηγῶι!) τῆς Θηβα(ΐδος), P. Amh.1I Nr. 86,1 (c.135v.): Βοήϑω[ ] συνγενεῖ κα[ὶ ἐπιστρ)]ατήγωι καὶ στρ[α]τηγῶι τῆς Θηβ[αϊΐδος], 2 P. Paris. inedit. bei R&villout, Melanges 832 (136/136 v.): τοῖς συνακολουθοῦσι Bondes (sic) | τῶι συγγενεῖ καὶ ἐπιστρατήγωι καὶ | στρατηγῶι τῆς Θηί(βαϊΐ- dog) und [τοῖς συνακολουϑοῦ]σι στρατ[εὠταιρ] | [Βοή]ϑωι τῶι συγγενεῖ καὶ ἐπιστρατήγωι καὶ στρατηγῶι | [τοῦ Περι]ϑήβας, sodann die In- schriften Dittenberger, OGI.I Nr. 111, 7 (Philo- metor): ὑπὲρ Βοήϑου τοῦ Νικοστράτου Χρυσα- ορέως τοῦ ἀ[ρ]χισω[μ]ατοφύλακος καὶ στρατηγοῦ cet., Archiv II S. 550 Nr. 32, 4: ὑπὲρ Β[οήϑου τοῦ Νικοστράτου | τοῦ συγγενοῦς) καὶ ἑπιστρα- τήγου [καὶ ϑηβάρχου | καὶ στρατηγ]οῦ τῆς Θη- βαΐδος. S.auch P. G@oodspeed Nr.6 II2 (139 v.): Πέρσης τῶν Bondov. Wir müssen ein Spatium von mindestens 10 Buchstaben nach Βοήϑαί[ε annehmen; denn die Anführung des Vaters- namens ist in Eingaben nicht üblich, wie die sn erster Stelle angeführten Papyrusbeispiele zeigen. 1 στῇ Pap. 2 In der Lücke stand

gle

der Name des Mannes und der seiner Frau, sodann folgt die Angabe des Domizils (τῶν ἐκ [Παϑύρεως). $8ff. Hier folgten die Namen der anderen Partei, eingeleitet durch καὶ παρα, wie bei der römischen συγχώρησις. 4 ist wohl verschrieben. 5b α Pap. Zwischen 2.5 und 6 ist ein geringes Spatium. 6 [συγχω- ρήσεως .. ergänzt nach Z.7. Zum folgenden vgl. P.Tor.1p.5,8f.; P.Lond.1p.46,1f.; P. Teb.] Nr. 164, if.; B@GU. 1002, 1; Wessely, Speci- mina isagogica paseim (8. S.1). 7 ovyX Pap., das x ist zum größten Teil verloren; es wird aber auch durch Inhalt und Form der Urkunden erfordert (s. Einl. 5. 4.) αντιγ Pap. βασιλὲ Pap. Die Auflösung βασιλεύ(οντος) er-

gibt Nr.37 II8. Pap. (8. 2.10. 11. 12). 8 Kisor Pap. 9 αδὲ Pap. 5 k Pap. 7 Pap. 10 Das e in Ἑλληνίς ist aus korri- giert. -- M Pap. 11% Σενμῶνϑις. 1. Ἡράκλεια. -- Pap. Ἰ. P. Grenf. I Nr. 17, 1. Pap. 1. καὶ Τιέσρις. © Pap.

Pap. Ἰ. καὶ Φ

καὶ Σεναπᾶϑις; 58.

1.

Nr. 36: Abschriften aus dem Aktenband der συγχωρήσεις.

στόματος γρα(μματεῖ) Νεχούϑει Πατοῦτι μητρὸς γυναικὸς τροφίτιδος Ταμενῶτο [9] καὶ γυνὴ Σενν[ο]ῦφις Πατοῦτος μητρὸς γυναικὸς

τροφίτιδος Ταμενῶτος" Τοῦ [Πα]ῦνι ἐνετύχομεν καϑ᾿ ὑμῶν

περὶ τῶν λς [ἀρ]ου(ρῶν), .. γίνονται ö ἀζφ]ονίραι) λδὲ. δωιίέλβι ἄρου(ραι) As πάλιν, καὶ τοῦ προσόντος χαλάσματος, [ὦν ἐποήσατο τακτόμισϑος ᾿Ἑρμοκρά(της) ᾿4πολλων[έου τ]οῦ καὶ Πανᾶτος Νεχϑύριος συγγρα(φὴν) ὠνῆς μισϑοφόρωι

Πτολεμαί(ων) ρμοκρά(τους) τοῦ καὶ Παμεγῶτος Πανᾶτος ...

ᾳτη.}]. κων.

κατ᾽ αὐτῶν ἐν τῶι καὶ (ἔτει) ᾿Επεὶ[φ] βασιλεύ(οντος) αἰωνοβίο(υ) .[.] [Kal ἀνενη]-

νόχατε συγγρα(φὰς) ὠνῆς καὶ ἀποστασίου κατ᾽ αὐτῶν, ὧν ἐπρήσατο μισϑοφόρος τῶν Νικάνορος Προῖτος Σωσικρά(τους) γυναικὶ Ταμενῶτι]

Πανᾶτος τῆι μητρὶ ὑμῶν ἐν τῶι ı= (ἔτει) Φαρμοῦϑι se καὶ [ἄλ]-

[A]pv ὧν ἐποήσατο αὐτῶι κατ᾽ αὐτῶν γεγρα(μμένων) ἐν τῶι ı$ (ἔτει) Χοιὰ(κ)

βασιλεύοντος

καὶ ὑμῖν ἐστιν

[αἰωνο]βίον.

Καὶ ὁϊτι]οῦν ἡμῖν ἁπλῶς παντὸς δτινοσοῦν περὶ τῶν

[προγεγρα(μμένων) ἀρουρῶ]ν - ἐν ὃὲ ἐξ ὑστέρου ἐντυ[γχαν[ω]μὲν καϑ᾽ ὑωῶν,

[ἀποτείσομεν ὑμῖν . τῶν

Υ ῊΝ ΓᾺΣ

κ]αὶ ἧς τὸ βασίι-

λικὸν) ἀργυ(ρίου) (δραχμὰς) (χιλίας).

18 yo Pap. Ἰ. Πατοῦτο. 14. γυ- ψαικὶ Σεννοῦφι. 16 αρῦ Pap. Vor γίνον- ται steht σὴ; Wilcken hält die Deutung =

γί(νονται), das ja auch überflüssig ist, für ausgeschlossen. 84 ἐς. / ist das = Zeichen. 17 1. ἐποιήσατο. -- äukoxd Pap.

18 auyy5 Pap. 19 Πτολεμ souoxg Pap.

Ι. ]. ernl.]. κων: so liest Wilcken. Wie das

zu ergänzen ist, weiß ich nicht. Ich hatte ur- sprünglich [τῶ]: πατὴ[9] (l. πατρὶ) ἡμῶν ge- lesen und ergänzt, das dem Sinne nach sehr am Platze wäre. Doch schließe ich mich jetzt Wilcken an. 20 2 Pap. = ἕτϑι. βασιλξ Pap. (8. 2.24). Die letzten Buchstaben vor der Lücke sind nur in geringen Bruchstücken erbalten. Zur Ergänzung &vsvn]vdgara 8. u.a. P. P. IH Nr. 104—106; BGU. 1058 II 14 ἢ.

21 suryE Pap. 1. ἐποιήσατο 22 σωσικῷ Pap. 24 1. ἐποιήσατο --- αὐτῶι ist verschrie- ben für aörfı γεγδ᾽ Pap. χοιξ Pap. 25 Die Worte καὶ ὑμῖν ἐστιν, die ausgelassen waren, sind vom Abschreiber über der Zeile nach- getragen worden. 1. οὑτινοσοῦν, 8. Mayser, Grammatik 157.312 und Nr.39, 1.5.12. 27 Die Gießener Papyri. I. 2.

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Hälfte der Zeile fehlt; nach der Lücke lesen

Wilcken und ich: .. ζῶν, das Weitere ist un- klar bis zum Schluß, der aufzulösen ist: [.. κ]αὶ Is τὸ βασ(ιλικὸν) ἀργυ(ρέου) (δραχμὰς) (χιλίας). Es handelt sich um die im Falle eines etwaigen späteren gerichtlichen Vorgehens der Schwestern gegen ihre ehemaligen Prozeßgegner von jenen zu zahlende Konventionalstrafe und Buße. Erwartet wird also das Wort πρόστιμον bzw. ἐπίτιμον. Zu vergleichen ist P. dem. Berol. 3118 (Spiegelberg 8.14), 3106 (Spiegelberg S.15),

ΟΡ, Reinach dem. 6; P. Leid. O, 23ff.; B@U. 998

II, 10;. P. Lond. III p. 9, 31 (s. dazu Mitteis, Reichsrecht 529 ΕἸ; Bouch&-Leclereq, Histoire des Lagides ΤΥ, 160 Anm. 2; III, 839 Anm. 2). In den von Schubart herausgegebenen ovyyw- ρήσεις der augustischen Zeit( BG U. 1098ff.) lesen wir die Bestimmung (s.am ausführlichsten BGU. 1118, 20ff.): τὴ» δ᾽ ἐσομένην παρὰ ταῦτᾳ ἔφοδον

᾿ἣ ἔνκλησιν ἄκυρον καὶ ἀπρόσδεκτον καϑ[6]λ[ο0]υ

εἶναι Erı καὶ προσοχτίνειν αὐτὸν nad’ ἐὰν

ἐνκαλῇ αὐτῶι Μάρκωι τά τε βλάβη καὶ δαπανή-

ματα καὶ ὡς ἴδιον χρέος ἀργυρ[ίο]υ δραχ[μὰ]ς

χι[λ]{[{α]Ἱς [καὶ] συνέχεσθαι τοῖς τε βλάβ]εσιν καὶ

τῶι περὶ τῶν συνχωρήσοων κειμένωι π[φο]στίμα[{]. 2

165

19

August

161 v.

14. Mai 165 v. Januar

162 v.

25

10 II A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

EINZELBEMERKUNGEN.

1 Zu Bon®os vgl. den Apparat zu 2. 1. 6 5. den Apparat. 'Ellnvioıl 8. Mayser, Grammatik der Ptolemüerpapyri S. 457. 7—9 Zum Aktpräskript vgl. Nr. 37 II 88., P. Grenf. II Nr. 15 (32. Jahr Euer- getes IL.) und P. Amh.II Nr.44 (33. Jahr). Die Formel des aus dem Faijüm stammenden P. Amh. (Z. 1f. = 16f.), wie sie von den Herausgebern ergänzt wird, weicht von den aus Gebelön stammenden Papyri beträchtlich ab; sie lautet: [βασιλευόντων βασιλέως Πτολεμαίου καὶ βασιλίσσης Κλεοπάτρας τῆς ἀδελφῆς) ϑεῶν Εὐεργετῶν [τῶν Πτολεμαίου καὶ | Κλεοπάτρας ϑεῶν ᾿Επιφανῶν καὶ Κλεοπάτρας τῆς γυναικὸς ϑεᾶς Εὐεργέτιδος ἔτους τρ]ίτου καὶ τρια- κοστοῦ... Die Abweichungen des P. Grenf. von unseren beiden Papyri Nr. 86 und 37 sind folgende: ᾿ | 1 Εὐεργέτου] ϑεοῦ ἘΕϊεργέτου Grenf., so nach der Zahl der fehlenden Buchstaben ergänzt. 9 ϑείᾶς Εἠὐεργέτ[ ι]δος] ϑεῶν Εὐεργετῶν Grenf.

9 Die Formel: καὶ τἄλλα τὰ κοινά (ebenso Nr. 37 1111) oder ähnliche Varianten finden sich zum Ersatz der immer umfangreicher sich gestaltenden Aufzählung der eponymen Priesterschaften sowohl in griechischen Übersetzungen demotischer Urkunden (a)) als in griechischen Originalen (b)); s. P. Lond. I p. 46, 3 (a): 146 vor Chr.) und P. Leid. M (Ὁ): Soter 11.): μετὰ τὰ κοινά; P. Oxy. II Nr. 236 b.c. (b): Auletes): τὰ δ᾽ ἄλλα τῶν κοινῶν ὡς ἐν ᾿Δλεξανδρείᾳ γράφεται; P. Leid. O (b): Alexander I): ἐφ᾽ ἱερέως τοῦ ὄντος ᾿Δλεξάνδρου καὶ τ[ῶ]ν ἄλλων κοινῶν; BGU. 1002 (a): 55 vor Chr.): ἐφ᾽ ἱερέως ᾿4λεξάνδρου καὶ κοινῶν τῶν ὄντων ἐν ’A.; P. Teb. I Nr. 104, 6. 105, 9. 106, 4 (b): Alexander I.): ἐφ᾽ ἱερέως Alskavögov καὶ τῶν ἄλλων τῶν γραφομένων ἐν ᾿Α. Fast die gleiche Phrase findet sich auch in Papyri des 3. nachchristlichen Jahrhunderts aus dem Herakleopolites (z.B. CPR.I Nr. 6—8. 56—58. 60. 61. 63— 69. 75—81. 82. 84. 85: ἐφ᾽ ἱερέων τῶν ὄντων ἐν 'A. x. τ᾿ α. τῶν yo. κοινῶν). Auch in demotischen Urkunden begegnet die abgekürzte Formel („und denen, deren Namen in Rhakotis aufgeschrieben sind“) häufig: 8. z.B. P. Cairo dem. 30610. 30612 a. b. 30613. 30615. 30616 a. b. 30617 a. 30620. 30625. 30626. 30627. 30630. 30631 und daneben P. dem. Reinach 5 und 7 (106 v. Chr.). Ihr Ursprung ist aber zweifellos im griechischen Urkundenstil zu suchen. Die Formel wird auch außerhalb der Datierung zum Ersatz eines allgemein gebräuchlichen und bekannten Schema ge- braucht; das zeigt Nr. 37 II4. 15/16.

10 Τάδε λέγει δεῖνα τῷ δεῖνα ist die wörtliche Übersetzung aus dem Demotischen. Alle demotischen Vertragsurkunden beginnen mit’ diesen Worten, so auch die anderen griechischen Übersetzungen, soweit der betr. Teil erhalten ist: P. Lond. I p. 46, 3. BGU. 1002, 2. Nr. 37 111. Nur P. Teb.1 Nr. 164,8 hat ὁμολογῶι “Ἕλλην ἐνχωρίωι. Auch in der griechischen agoranomischen Urkunde P. Leid. M finden sie sich, gehen dann in den christlichen Stil über (s. Deißmann, Licht vom Osten? 285).

γυνὴ ᾿Ελληνίς: vgl. das oft in demotischen Verträgen vorkommende „der in Ägypten

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Nr. 36: Abschriften aus dem Aktenband der συγχωρήσεις.

u 11

geborene Grieche“ (P. Berol. dem. 3141 = 3111. 3103. P. dem. Straßb. 7.9.21.43; P. dem. Cairo 30688; 8. auch BGU. 1002, 3; P. Τοῦ. 1 Nr. 164, 8.

10—12 Zum Namen der vier Schwestern vgl. die Einleitung.

12 τέτταρες 8. Mayser, Grammatik 5. 224. λέγουσαι ἐξ ἑνὸς στόματος entspricht der Wendung der demotischen Verträge „es sprechen N.N., im ganzen x Personen mit einem Munde“, 2. B. P. dem. Berol. 3114 + 3140. 3113. 3097; P. dem. Straßb. 6; P.dem. Reinach 3; P. dem. Cairo 30612a + b. 30683. 30783; P. dem. Rylands XXI.

13 γρα(μματεῖ) s. P. Lond. I p. 28, 21 (161 v. Chr.): τοὺς γραμματεῖς τοῦ ᾿Ασκληπίου; Dittenberger, OGI. I Nr. 56 (Rosettana), 73: οἵ τοῦ ἱεροῦ γραμματεῖς. Vgl. auch „die Schreiber des Horus von Edfu“ im P. Eleph. dem. 6, 16 (225/4). 31,1 (224/3 v.); sie werden in den griechischen Elephantinetexten aber als ἱερογραμματεῖς bezeichnet. Im allgemeinen 8. Otto, Priester u. Tempel IL 129. 159. Nechutes ist „Schreiber der Hathor von Gebelen“ (z.B. P. dem. Cairo 30768 + 30771, 10); 8. auch Nr. 37 II 13; Inv. Nr. 187, 11. 13.

18—14 γυναικὸς τροφίτιδος ist ein hier zum ersten Male begegnender Ausdruck; s. auch Nr. 37 II 13. Naheliegend wäre der Vergleich mit der συγγραφὴ τροφῖτις, dem Vertrag über Kinderpflege mit einer τροφός (Amme). Eine Amme ist aber die γυνὴ τρο- φῖτις sicher nicht, noch weniger ein von einer Amme genährtes Kind. Sollte hier nicht eher eine spezielle Eheform des ägyptischen Rechts bezeichnet werden? Etwa eine Ehe, deren Essentiale nur die Hingabe einer Alimentation (τροφεῖα) ist: (γάμος ἄγραφος) Diese meine Vermutung wird durch die Ausführungen Spiegelbergs (Recueil de trav. eg. 28, 1904, 190) bestätigt, der den wahrscheinlich der γυνὴ τροφῖτες entsprechenden Aus- druck s-t-Rjm-t-(n)-snh „Frau des Ernährens“ als die von dem Manne unterhaltene (alimentierte) Frau erklärt; ebenso auch Griffith, Rylands Pap. ὃ. 99 Anm. 3 und Aeg. Ztschr. 45, 110.

15 ἐντυγχάνειν κατά τινος (8. auch Ζ. 26) = gegen jemand vor Gericht auftreten, einen Prozeß gegen ihn anstrengen. Vgl. P. Fior. I Nr. 6, 3 (a. 210): ἐξ ἐντυχίας Πετρωνίου Aslov βουλομένου μου κατηγορεῖν; 8. auch P. Teb.I1 335, 2.17, P. Straßb. 41,2, Nr. 34,11.

16 Das 35 Aruren (genau 34444 4) umfassende Grundstück wird im Hinblick auf die früheren, im Laufe des Prozesses aufgesetzten oder eingereichten Urkunden als gerichtsbekannt weder nach Lage noch nach Qualität beschrieben. Die Lage wird angegeben Nr. 371114; 5. die Einleitung S. 2. Die dreimalige Wiederholung des Umfanges des Grundstückes entspricht dem demotischen Original; 8. z.B. P. dem. Rylands Nr. XV A. XVII: „which makes 9% aruras, i.e. 92} % aruras, i.e. 9} aruras again [= πάλιν] with their stretch of measurement“ [= χάλασμα].

17 τοῦ προσόντος χαλάσματος. Spiegelberg erklärte das Wort χάλασμα als „Ackerrain“ (Archiv IV 169); s. auch P. Lond. III p. 12, 21. 24; P. Lille I Nr. 2, 16, wo freilich die Identität von χάλαγμα mit χάλασμα nicht sicher ist. „Jetzt lehrt die griechische Über- setzung unseres Papyrus“, wie mir Spiegelberg schreibt, „daß χάλασμα der demotischen Wendung «wnhi ‚mehr an Maß, Maßzuschuß’ entspricht, einem Ausdruck, der hinter Acker- maßen erscheint, um diese als ungefähre Schätzungen zu bezeichnen (8. Rec. de tr. eq.

28, 203. 31, 101ff.). Χάλασμα ist also der Spielraum, den man nach oben oder unten 2*

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12 I A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

in den Maßangaben läßt.“ Der Vergleich von Z. 17 und 18 zeigt, daB τακτόμισϑος und μισϑοφόρος nicht zu identifizieren sind. Meine Erklärung des Wortes als „Zahlmeister“ erhält dadurch eine Stütze (8. Hecrwesen S. 26. 66). Im P. Lille I Nr. 4,4. 28 ist nicht τακτόμισϑος zu lesen (s. Wilcken, Archiv V 223). Μισϑοφόρος entspricht wohl in den demotischen Papyri dem ‘who receives rations (?)’: Beispiele bei Griffith, P. dem. Rylands p. 132 n. 8. Spiegelberg liest jetzt den Titel rmi e-f sp hbs ht „Empfänger von Kleidern und Silber“, was ebenfalls auf die Bedeutung „Söldner“ herauskommt.

20 Die Jahresziffer in dieser Zeile und Z. 23 und 24 läßt sich m. E. nur auf Philo- metor beziehen, wie ich es auch am Rande des Textes getan habe. Dagegen kann auch nicht das Epitheton αἰωνόβιος sprechen, das sonst, soweit ich sehe, nur zur Bezeichnung des regierenden Königs gebraucht wird. Ein 20. bzw. 16. und 19. Jahr des regierenden Königs Euergetes II. gibt es in der offiziellen Zählung nicht. Zu αἰωνόβιος 8. 2. 25 und P. Lond. I p. 46, 18; P. Monac. (Wilcken, Archiv I S. 483, 12); Dittenberger, OGI. I Nr. 90, 4 (nebst Anm.); 168, 48; die trilingue Inschrift von Kairo (im Katalog Milnes 5. 14) Nr. 31088, Ammian. Marcell. 17,4, 18. 20. 21; P. dem. Cairo (ed. Spiegelberg) 30704, 8; 30768 + 30771, 6; 30177, 3.

21 συγγρα(φὰς) ὠνῆς καὶ ἀποστασίου s. die Einl. 85. 1.

22 Zum wodopopog τῶν Νικάνορος (= “who receives rations amongst the men of Nikanor’ Griffith 1. 1. p. 132 not. 8) Προῖτος Σωσικράτ(ους) vgl. BGU. 992, 5: Προῖτος Σωσδικράτους zahlt am 1. Januar 162 v.Chr. das Datum wird durch unsere Urkunde (14. Mai 165) erhärtet gegen meinen Ansatz (s. auch Wilcken, Archiv V 214 Anm. 1) an die Bank in Hermonthis für den ἰδιος λόγος die τιμή für meistbietend erstandenes Erb- pachtland in Pathyris, das zufällig auch einen Umfang von 35 Aruren hat.

26f. S. den Apparat. Paul M. Meyer.

Nr. 3%.

GRIECHISCHE AUSZÜGE AUS DEMOTISCHEN PACHTVERTRÄGEN.

Inv. Nr. 188. Höhe 28 cm, Breite 36 cm. Gebelen. Schrift der Zeit Euergetes II. Unveröffentlicht.

Von dem ursprünglich weit umfangreicheren Papyrus sind nur zwei Kolumnen erhalten, die durch ein Spatium von 2—3 cm Breite getrennt sind. Von der ersten Kolumne fehlt aber der größte Teil; als ursprüngliche Zeilenlänge ergeben sich für Z. 22—24 nach der sicheren Ergänzung 50 bzw. 56 bzw. 41 Buchstaben. Am unteren und ebenso am oberen Rande fehlt, wie die zweite Kolumne zeigt, keine Zeile; wir haben also vor der jetzigen ersten Kolumne noch eine oder mehrere anzunehmen. Auch rechts folgte noch mehr, da die zweite Kolumne un- vermittelt abbricht. u |

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Nr. 37: Griechische Auszüge aus demotischen Pachtverträgen. 1 13

=s en == 1

Die Schrift des Papyrus, von einer Hand, ähnelt der des vorigen. Sie ist z. T. stark verwischt und schwer lesbar.

In der Gestalt, in der uns der Papyrus vorliegt, enthält er vier Urkunden, die in chronologischer Reihenfolge geordnet sind, wohl Aktenstücke zu einem Prozeß. Nur die dritte Urkunde liegt vollständig vor. Die drei ersten sind Pachtverträge?), aufgesetzt von Θοτορταῖος Νεχϑμίνιος, dem μονογράφος der fünf Priesterklassen des Tempels der Hathor in Gebelön (s. die allgemeine Einleitung S.2f.). Der 2. und 3. Vertrag beziehen sich auf dasselbe, innerhalb der ἱερά πρόσοδος (= κεχω- ριδσμένη π.: s. zu Il 3) der Hathor von Gebelen (τῆς ““9ερνεβενταίγεως) gelegene Grundstück, welches das Objekt der συγχώρησις des vorigen Papyrus bildet (8. S.2). Das Objekt des 1. Vertrages läßt sich nicht feststellen, das Grundstück lag aber sicher im gleichen Bezirk; vielleicht ist es auch mit dem genannten identisch.

Der Kontext der Verträge beginnt mit den üblichen Worten der demotischen Texte (8. die Bemerkung zu Nr. 36, 10): τάδε λέγει 6 δεῖνα τῷ δεῖνα; es spricht der Pächter zum Verpächter. Dann folgt μεμίσϑωκάς μοι mit dem nach Größe und Lage angegebenen Objekt, dem „du hast mir verpachtet usw.“?) der demo- tischen Verträge entsprechend. Daran schließen sich die Worte an: ἀπὸ (tig) τοῦ x (ἔτους) ἀναβάδεως ξως τοῦ x +1 (ἔτους) (so im 3. Vertrag: II15 und danach zu ergänzen im 2.: Π 8). Das bezieht sich auf die Bemessung des Pachtzinses, des Naturalzinses (ἐκφόριον) resp. des Geldzinses (φόρος: 8. zu Kol. 114); er richtet sich nach der Höhe der Nilschwelle, der ἀνάβασις δ, und dem dadurch bedingten Stande der Bewässerung. Der dritte Pachtvertrag wird abgeschlossen im letzten Monat (Μεσορή) des 34. Jahres, nur für das 35. Jahr. Der Pachtzins wird be- rechnet „von (auf Grund) der Höhe der Nilschwelle des 34. (z.) bis 35. (5, -Ε1.) Jahres“. Daß hier die wörtliche Übersetzung des demotischen Originals vorliegt, zeigen mehrere von Spiegelberg ‚herausgegebene und übersetzte demotische Pachtverträge der Ptolemäerzeit. Es sind folgende: P. Berol. dem. 3080 (Spiegelberg p. 13: 133 v.), 3102 (Spiegelberg p. 14: 118 v.), ein P. Heidelberg aus Gebelen (zitiert von Spiegel-

1) Die demotischen Pachtverträge s. Waszyhski, Bodenpacht 8.6; dazu kommen noch P. Reinach dem. 1. 5; P. dem. Cairo 80613—30615. 30625. 30626. 30683. 30702/8. 30701 + 30787. 30768 + 30771 80747. 80660. 30697. 30780. 30781. 31191 usw. (s. Spiegelberg, Index p. 361); P. dem. Rylands XXVI. XXXIV. XLI.

2) S. z. B. P. Berol. dem. 3102: Spiegelberg p. 14; .P. Straßb. dem. Nr. 9: Spiegelberg p. 26f.; P. Reinach dem. 1 (p. 176 ff.).

8) S. die Inschriften Dittenberger, OGI.1 Nr. 56 (7. März 288), 37: τοῦ ποταμοῦ ἀνάβασις; Nr. 90 (27. März 196), 24: τοῦ ve Νείλου τὴν ἀνάβασιν μεγάλην ποιησαμένου; 11 Nr. 666 (ὁ. δῦ n. Chr.), 11: (ἡ Αἴγυπτος) ἀπέλαυσε τῆς δικαίας ἀναβάσεως τοῦ θεοῦ; Nr. 669 (6. Juli 68 n. Chr.), 55—57, die Papyri BGU. 176 (Hadrian), 11: οὖσαν ὑπὲρ ἀναβάσεως τοῦ ἱ[ε]ρωτάτου [Νείλου .. .ὄ; 889 (161 n. Chr.), 9f.: προεῖχεν μισϑῶ προγεγρ(αμμένος) Πτολ(εμαῖος) κ(αὶ) Agroxel[erns], τὰς μὲν [διώ)ρυχας ἀπὸ ἀναβάσεως τοῦ (ι( καὶ ἐκπεπί(τωκυίαρ) εἰς τὸ ια(, ΒΟ. 12 (181 n. Chr.), 4: [τῆς τοῦ] ἱδρωτάτου Νείλου ἐπ᾿ ἀγαθῷ ἀναβάσεως. Vgl. auch Borchardt, Nilmesser und ΝῚ- standsmurken 58 Α.1.

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1411 A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

berg P. Reinach p. 119: 125/4 v.), P. Reinach dem. 1 aus Tehneh (110 v.), P. dem. Cairo 30683 (12%28 v.). 30786. Spiegelberg übersetzt den betreffenden Passus des Heidelberger Gebelön-Papyrus folgendermaßen: „Tu nous donnes fermage un champ de tes proprietes superieures qui comprend deux aroures sur le domaine du temple d’Hathor avec l’eau de l’an 46 jusqu’ lan 47.“

Die weiteren ausführlichen Vertragsbestimmungen, die in den uns erhaltenen demotischen Texten ziemlich gleichlautend sind, sind im 2. und 8. Vertrage aus dem Original nicht ausgezogen und übersetzt; nur der 1. Vertrag, der leider ein hoffnungsloser Torso ist, enthielt sie. Statt ihrer finden wir in den beiden andern die Vermerke:

ἐγράφη xeli τἄλλα τὰ κοινὰ] περὶ τ]ῶν τῆς μισϑώσεως ἐν αὐτῆι (II 4) und ἐγράφῃ καὶ τἄλλα [τὰ κοι] ν[ ἐν αὐτῆι τῶν] μισϑζώσδεων (11 15).

Die vier Urkunden unseres Papyrus verteilen sich nun folgendermaßen:

1. Kol. 11-—24: Pachtvertrag aus der Zeit des Philometor, wie die Ergänzung 2. 24 zeigt.

2. Kol. 125—Il7: ein zweiter Pachtvertrag der Zeit des Philometor (8. 1 26; II 3.6). Der Name des Pächters ist IT.[. ]vvoıg Καρούριος, der des Verpächters ist nicht erhalten, seine Mutter heißt wohl Σενμῶνϑις (s. den Apparat zu 127 £.).

3. Kol. Π 8—19: ein dritter Pachtvertrag vom Μεσορή des 34. Jahres des Euer- getes II. (August/September 136 v.). Verpächter ist der γραμματεὺς Νεχούϑης, der „Schreiber“ im Tempel der Hathor von Gebelön, über den die Bemerkungen zu Nr. 36 (8.5f. und Anm. zu Z. 13) zu vergleichen sind. Pächter ist Wevvijors νεώτερος, der sich als παστοφόρος τῆς ᾿4ϑερνεβενταίγεως, also am gleichen Tempel wie Nechutes, bezeichnet (8. dazu Anm. zu Ζ. 11).

4. Kol. II 20—25: es kann sich, wie Z.21f. zeigt, nur um eine Eingabe

eines Privaten an den Epistrategen der Thebais, Boethos (8. den Apparat zu

Nr. 36, 1), handeln. Daraus ergibt sich die Auflösung von yenu Z. 20: in

Betracht kommt wohl nur die Auflösung γρημα(τισμοῦ) oder χρημα(τισϑέντος).

Xonuerigudg ist in seiner ursprünglichen Bedeutung ein von Amts- oder Privat-

personen rechtskräftig vollzogener Akt und abgeleitet die darüber aufgesetzte

Urkunde, vor allem einerseits der Bescheid des Königs oder seiner Beamten und

Richter, dann jedes amtliche Schriftstück, andrerseits die private Vertragsurkunde

(siehe meine Ausführungen KXlio VI 424). Eine Eingabe eines Privaten an einen

Beamten bedeutet das Wort niemals. Hier ist der technische Ausdruck ὑπόμνημα;

dieses Wort ist 2.20 nach ἀντίγρα(φον) zu ergänzen (ὑπομνήματος). Wir haben

danach χρημα(τισϑέντος) aufzulösen. Ὑπόμνημα χρηματισϑέν ist die mit einem

Bescheide, einer subscriptio, des betr. Beamten versehene Eingabe. Die erst seit

dem Ausgang des 3. Jahrh. v. Chr. sich herausbildende Bedeutung „registrieren“

für χρηματίξειν kommt nur für private Vertragsurkunden, nicht für ὑπομνήματα

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Nr. 37: Griechische Auszüge aus demotischen Pachtverträgen. I 15

in Betracht. Das dem Epistrategen der Thebais in Diospolis Magna eingereichte ὑπόμνημα aueh die συγχώρησις hat die Form des ὑπόμνημα; um eine solche handelt es sich aber hier nicht ist also von ihm am 4. Θώϑ' des 37. Jahres des Euergetes II: (29. September 134) mit einem Bescheide versehen worden. Die Struktur der Urkunde ist danach folgende: Rubrica: ἀντίγραί(φον) [ὑπομνήματος . . γε]γεν[ημ]ένου (Ὁ) ἐν cet.: Z. 208 (8. d. Apparat); ὑπόμνημα: 84) Adresse: Βοήϑωι cet.; der Name des Petenten (παρὰ τοῦ δεῖνα) ist fortgelassen: Z. 21; b) Kontext, beginnend mit ἧς ἔχῳ. Nur vier Zeilen (22—25) sind fragmentarisch erhalten.

Es wird zuerst Bezug genommen auf eine Gerichtsverhandlung (καταστάσεως, wie ich ergänze) vor dem Epistrategen; der Petent ist der Kläger, ihm steht eine große Zahl von Beklagten gegenüber (Evxexinuevov Z. 24). Welcher Zusammen- hang zwischen dem ὑπόμνημα und den vorhergehenden συγγραφαὶ μισϑώσεως be- steht, läßt sich nicht mehr ermitteln. Ob die Ζ. 22 genannte Σεννοῦφις mit der Schwester des Νεχούϑης identisch ist, muß dahingestellt bleiben. Ä

Kolumne Il. le. POL

]. ἐν τοῖς IN ἀνὰ o]E γραμματεῖς 7[{-.Π [-.. 1. ἀνὰ Ἰαὐτὸ πί. .]. ων |. ἐγὼ “ῃμγαίου Ἰπληρώ[σε]ις τοῦ Ἰωντ[ο]ς σου ᾿Εσμίψιος 71. al . leos τῆς II . 91] χῶμα βασιλικὺν Ἰπρογ[εἸγραμμένης ]ου φόρ[ου] εἰς τὴν lese]. . οὐ καϑαρον Γ1 Vielleicht «]iovoßiol”?. 8 Λ -οτά- 5 Die Buchstaben am Anfang sind durchge-

kuvrov. Nach ἀνά ist Z. 4 und 6 Anfang strichen; Wilcken hält + = yi(vera:) für mög- ἄρουραν zu ergänzen; die Worte beziehen sich lich; vielleicht ist auch so das zweite Zeichen

auf den Pachtzins, der pro Arure zu zahlen nach der Lücke zu lesen. 7 Zu Anuvelov ist, und zwar in Geld (φόρος: 8. die Be- vgl. etwa die Ptolemäerinschrift Archiv V 161 merkung zu Z. 14). Die Ergänzung ἀνὰ | Nr.6,2:..... Λιμναίου Κυρηναῖϊοςς. 8 πλη-

[ἀρτάβην man müßte an eine Konventional- ρώ[σε]ις Lesung Wilckens. 11 Der Anfang strafe denken ist m. E. ausgeschlossen. ist durchgestrichen.

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- -- « - me -.---- ΄-΄-΄.-. ——

u Ὡππ' τ΄

15

20

25

(50

16 I A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

Ἴσοι τ. . .] . zorov

lev πρί. «μισϑουν σρα.ἰ.}].»ν

1. ἐὰν «[. .]. er«

7. εροΐ...}ν μοι εἷς τηι (816) 1. ἐσωΐ . Jneyayzov ΤΈγρᾳψεν Θοτορταῖος

[Νεχϑμίνιος παρὰ τῶν ἱερέων τῆς ᾿4ϑερνεβενταίγεως καὶ ϑεῶν [.““3δελφῶν καὶ ϑεῶν Εὐεργετῶν καὶ ϑεῶν Φιλοπατόρων] καὶ ϑεῶν ᾿Επιφανῶν [xel ϑεῶν Φιλομητόρων τῶν πέντε φυλῶν. Μάρτυρες ι]β.

Spatium von 3 Zeilen [Βασιλευόντων Πτολεμαίου καὶ Κλεοπάτρας [τῶν Πτολεμαίου καὶ Κλεοπάτρας ϑεῶν ᾿Επιφαν]ῶν Arelı {Π..1]

[

].. IZ.[. Ἰυνσις

Kolumne II.

Καρούριος |

Zevucvdliog. ΜεμίσϑωκάαΪς μοι τὴν σὴν „|... . - - ]

‘Adeoveßevralyeos]

οὖν τῶν [ὄντων Ev τῆι τῆς

προσόδῳ[« ἀρου(ρῶν) τριάκοντα πέν]τξΕ, ἄρουραι As, ἀπὺ (tig) τοῦ κί. (ἔτους)

ἀναβάσεως ξως τοῦ x. (Erovs)].

Eyodpn xg[l τἄλλα τὰ κοινὰ) πξρ[ὶ τ]ῶν τῆς μισϑώσεως ἐν αὐτῆι" Mov[oygapos

Θοτορταῖος]

Νεχϑμήνιος γρά(φων) παρὰ τ]ῶν ἱερ[έϊφν τῆς ᾿Αϑερνεβενταίγεως καὶ ϑεῶν

[““δελφῶν καὶ ϑεῶν]

20 Möglich wäre auch πλατίκων. 21. Zur Ergänzung vgl. 8.8 Nr.2 mit Anm.2. %2öf. Die 2.26 in der Bigle / eingeschlossenen 2 Buch- staben sind vom Schreiber durchgestrichen. Erfordert wird die Jahresziffer, doch ist sie nicht zu erkennen. Jedenfalls ist x nicht der erste Buchstabe, das doch durch II 8 verlangt wird. Daß nur die Regierung des Ptolemaios VI. Philometor in Betracht kommt, zeigt Π 6, wo nach ϑεῶν Φιλομητόρων nur noch Platz für die Ergänzung [τῶν] ist. Danach ergibt sich nach Analogie von P.Grenf. I Nr. 12 (150—146v.) die obige Ergänzung. Der P. Grenf. hat statt des ersten Κλεοπάτρας: Ki. τῆς ἀδελφῆς, statt 26 τῶν Πτολεμαίου: τῶν ἐκ Πτ 27 Am An- fang stand wohl Monat und Tag. II.[. υν- cıs, Wilcken erkennt τ vor voıg, etwa IIa|o]üv-

gle

oı5? Ein Name Ποῦνσις begegnet in P.Oxy.VI 984 (Wilcken). 127 —1II2 ist das Gierippe folgendes (vgl. Π 11): Τάδε λέγει (folgt Stan- desbezeichnung)] II. [. Ἰυνσιες |! Καρούριος [τοῦ δεῖνα μητρὸς... .. (Standesbezeichnung) τῶι δεῖνα (τοῦ) δεῖνα τοῦ δεῖνα μητρὸς] |” Σενμών- ϑίιος. Das folgende Μεμέσθωκα)ς ist ergänzt nach II 13. Der Buchstabe vor der Lücke ist unsicher, ob y und danach y[7v ἤπει]ρον 11 2/8 und 14/15 ergänzen sich gegenseitig; 8. zu 14 und die Einzelbemerkung. 8 Der Schluß der Zeile ist zu ergänzen nach Π 15 (s. die einleitenden Bemerkungen). 4 Zu ἐγράφη cet. vgl. II 15f. und die einleitenden Bemerkungen. 445 Zu Μον[ογράφος cet.] vgl. I 1ı6f. und die allgemeine Einleitung (8. 3).

Nr. 37: Griechische Auszüge aus demotischen Pachtverträgen. I 17

Ἐὐεργετ ὧν] καὶ ϑεῶ[ν] Φιλοπατ[ὀρ]ων καὶ ϑεῶν ᾿Ε[π]ιφανῶν καὶ ϑεῶν Φι[λ]ο- μητόρων [τῶν]

πέντε φυλῶν. Mägrvolels ιβ.

Spatium von 1 Zeile

Ετους Ad L Μεσορὴ [. ] β[ασι]λεύοντος Πτολεμαίον Εὐεργέτου τοῦ ITrorsu[alou]Ene κὰν,

καὶ Κλεοπάτίρα]ς ϑεῶν ᾿Επ᾿ὶ Πφ[αν]ῶν Spatium καὶ βασιλίσσης Κλεοπάτρας]

τῆς ἀδελφῆς κχ[α]ὶ βασιλίσσης] Κλεοπάτρας Spatium τῆς γυναικὸ]ς [ϑεᾶς] 10

Εὐεργέτιδος καὶ τἄλλα [τ]ὰ [κοι]νά. Τάδε λέγει παστοφόρος τῆς ᾿4ϑερνεβενταίγεως

Ψεννῆσις νεώτερος Πατοῦτος τοῦ Τεπνοῦτος μητρὸς Ταμενῶτος γραμμίατεῖ]

Νεχ[ο]ύϑει Πατοῦτος μητρὸς γυναικὸς τροφίτ[ι]δος Ταμενῶτος. ΠΜ]εμίσϑ[ωκάς vol [τὸ . .] 5

u[Eoo]s(?) τῶν As ἀρου(ρῶν) τῶν ὄν]των [Ev [τῶ], (ἀπὸ βοῤῥᾶ πεδίωι Παϑύ- ρεῶς τῶν ὄντων ἐν τῆι πρ[οσόδωι]

τ[ῆς ᾿4]ϑερ[νε]βενταίεω: ἀπ[ὸ ζτῆς) το]ῦ Ad (ἔτους) ἀναβάσεως ἕως τοῦ As (ἔτους). ᾿Εγφάφη καὶ τἄλλα [τὰ κοι]-

ν[ὰ ἐν αὐτῆι τῶν] μισϑζώσγεων. Μονογρά(φος) Θοτορταῖος Νεχϑμῖνος γρά- (φωνῚ) παρὰ τῶν ἱερ[έων]

[τῆς ᾿4ϑερνεβε]νταίεω[ς] καὶ ϑεῶν ᾿Αδελφῶν καὶ ϑεῶν Εὐγερῶν καὶ ϑεῶν Φιλο- πα[τόρων]

καὶ ϑεῶν ᾿Επιφ)ᾳνῶν καὶ ϑ[εὦ]ν Φιλομητόρων καὶ ϑεοῦ Εὐπάτορος {καὶ ϑεῶν Εὐεργετῶν |

τῶν π[έντε φυλ]ῶν. Μάρτυρες uf.

᾿ Spatium von 1 Zeile

᾿Αντίγρα(φον) [ὑπομνήματος yelyev[nulevov(?) ἐν 4ιὸ(ς) πό(λει) τῆι μεγάληι, 20

χρημα(τισϑέντορ) τῆι τοῦ Θῶυϑ 29. Spt. 131.

5

μάν

6 Vgl. zu 1268. 9 Auf ᾿Επ[ι]φ[αν]ῶν nach II 8 erfolgt. 15 Über As verwischte folgte ein unbeschriebener Raum; möglich wäre Buchstaben. 15/16 Zu ἐγράφη cet. vgl. 4 sonst ϑεῶν ᾿Επ[φ[αν]ῶν [καὶ Εὐχαρίστων). und 8. 14. 164. Vgl. IL 45. 16 uovoy& 10 Auf Κλεοϊπάτρας folgte ein unbeschriebener Pap. 1. Νεχϑμίνιος ὺς Pap. 171. Εὐερ- Raum. ΕΝ Die Buchstaben ıdo in Εὐεργέτιδος yerav 18 1. 8200 Φιλομήτορος ϑεοῦ Eb- sind korrigiert. 183/14 Die Ergänzung [τὸ (folgt Ordinalzahl)] | u[&eo]s ist nicht sicher; vom An- fangsbuchstaben von 2.14 ist nur ein geringer Bruchteil erhalten, der aber auf u oder x hin- weist; die Fassung weicht also von Kol. Π 2 ab. 14 Zwischen τῶν und As sind Spuren von

πάτορος korrigiert aus θεῶν E. 20 arrıyE Pap. svdioA Pap. Nach der Lücke, in deren Anfang sicher ὑπομνήματος zu ergänzen ist (8. Einl. 8.14), sind drei Buchstaben zu erkennen, wahrscheinlich γεν oder πεν, dann . = folgt wieder eine Lücke von ca. drei Buch- zwei ausgelöschten Buchstaben. Pap. staben, hierauf evov. Ich habe yalyar[nu]evor = ἀρου(ρῶν). 1. τῶν οὐσῶν; s. dazu Brink- zweifelnd eingesetzt; besser wäre [ὑπομνήματος mann bei Gradenwitz, Einführung 3.46 Anm.1. ἐπι (oder &no)]dsd[ou]evov. χρη Pap.; zur ßogg Pap. Die Ergänzung πρίοσόδωι] ist Auflösung 8. die Einleitung. Gießener Papyri. I. 2. 3

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»--- - --- | ---- | - ---- το -.-....-. -..- «..ὄ.-

18 ΠΑ. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebaies.

τοῦ λξ [(ὄτους) ........... Ἰν τῆ ων τς ὧν. Βοήϑωι συγενεῖ καὶ ἐπιστρα(τήγωι) καὶ στρα(τηγῶι) τῆς Θηβα(ίδος). Ἧς ἔχῳ Geringes Spatium καταστάσεως γενησο(μένης) (ἢ) ἐπὶ σο]ῦ πρὸς Ὀσῆν καὶ τὸν Σεννούφιος τῆς γυναικὸς

αἰὐτοῦ υἱὸν... ..... καὶ] πρὸς Πατοῦν ἹΨενμώνθου καὶ τὸν τούτου υἱὸν [ v τῶν δ᾽ ἄλλων ἐνκεκλημένων ὑπὸ [.]. των 25 | π]χρὰ τῶν περὶ τὸν Bopr[[laiov τῶν .. .7[.]}. μὰ

Ende der Kolumne.

21 wird in der Lücke am Anfang nach osag: zur Ergänzung 8. die Einleitung. Die (ἔτους) der Name (und Titel) des Beamten er-- Buchstaben nach der Lücke sind verwischt, wartet, durch den das ὑπόμνημα genueritereı, über Ὀσῆν sind schwache Spuren einiger über- also der des Boethos; doch die der Adresse geschriebenen Buchstaben zu erkennen. Auf des ὑπόμνημα (Βοήϑωι cet.) voraufgehenden, den Eigennamen Ὀσῆς, Ὀσήους machte mich fast ganz ausgelöschten Buchstaben geben da- Wilcken unter Hinweis auf P. Par. 5, 26, 6 auf- für keinen Anhaltspunkt. Als Parallele ist in merksam. 24 ὑπό von Wilcken gelesen. erster Linie zu verweisen auf P. Leid.D 2.5fl.: 25 Θορταῖος ist zweifellos eine Zusammen- Antdoxd σοι τὴν παρὰ τοῦ βασιλέως καὶ eig Ziehung von θΘοτορταῖος (Spiegelberg); der [β]ασιλ[{]σσ[η]ς κεχρηματισμένην .. ἔντευξιν cet.; Name findet sich auch sonst. Die Buch- 8. auch P. Tor. I p.1, 11ff. 17f.; 2,83. 907: staben «io» τῶν ... sind durchstrichen; der νεῖ ΚΟΙ͂Τ. su Svyerı, l. συγγενεῖ. επιστὸ Schluß der Zeile ist verwischt und schwer les-

Pap. στῇ Pap. ϑηβ Pap. 22 κα[ταστά- bar; Wilcken glaubt agsj]ßnua zu erkennen.

EINZELBEMERKUNGEN.

I 4 Ob hier unter γραμματεῖς „Tempelschreiber“ (8. zu Nr. 36, 13) zu verstehen sind oder königliche Beamte, 1äßt sich nicht feststellen.

11 χῶμα βασιλικόν 8. P. Lond. III p. 9, 13.

14 φόρος ist Pachtzins in Geld, im Gegensatz zu ἐκφόριον, Pachtzins in Getreide; s. dazu Gentilli, Degls antichi contratti d’affitto p. 301.

IL 3 Der Ausdruck τῆς ᾿Αϑερνεβενταί(γγεως πρόσοδος (bzw. πρόσοδος τῆς A.) ergibt sich mit ziemlicher Sicherheit aus der wechselseitigen Ergänzung von Il 2f. und I 14f. Wir finden ihn auch in der dem demotischen Gebelön-Vertrage P. dem. Rylands Nr. XV A angefügten griechischen Bankquittung, in der das betr. Grundstück bezeichnet wird als οὔσης ἐν τῇ ἱερᾶι προσόδωι τῆς ᾿ἀφροδίτης. Die entsprechende Bezeichnung des demotischen Originals lautet in der Übersetzung von Griffith: “the endowment-land of Hathör mistress of Gebelön’ (s. Nr. XV A 2; XXIV; XXXI 4 und die Bemerkungen 5. 80 Α. 2. 265 A.14). [„Das betr. ägyptische Wort htp -ntr ‚Gottesopfer’ ist seit alters die Bezeich- nung für den Tempelbesitz im weitesten Sinne“: Spiegelberg.]| Der Vergleich dieses dem Tempel in Pathyris zur Nutznießung reservierten Landes mit der κεχωρισμένη πρόσοδος = γῆ ἐν προσόδῳ (s. dazu Grenfell-Hunt, P. Teb. 1 p. 569f.) liegt nahe. Diese besondere Kategorie des Landes wird näher illustriert durch P. P. IH Nr. 97 aus der Zeit des Pto- lemaios V. Epiphanes: hier werden neben anderen Kategorien in einer Liste aufgezählt

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Nr. 37: Griechische Auszüge aus demotischen Pachtverträgen. Π 19

(2. 10) τῆς ἐν προσόδωι τῶν τέκνων τοῦ βασιλέως (sc. γῆς) κε (sc. ἄρουραι). Es handelt sich um Land, das den Kindern des Königs als Apanagegut reserviert ist. Vielleicht ist auch die γῇ ἀνιερωμένη in gleicher Weise wie die ἱερὰ πρόσοδος zu erklären (s. über diese Rostowzew, Gött. G. Ane. 1909, 623f.). Daß innerhalb des Tempelrevenüen - Landes Tempelbeamte im Laufe der Zeit Privatbesitz erwerben, läßt sich auch sonst für den Hathör-Tempel in Pathyris erweisen (s. zu Z. 11).

Über den Genitiv “4ϑερνεβενταίγεως bemerkt mir Spiegelberg folgendes: „Adegveßevral- (yJewg enthält den Namen der Göttin Hathor von Gebelön, ägypt. H-t-Hr-tnb-t’ntj „Hathor die Herrin der beiden Felsen“ (die hieroglyphische Schreibung bei Brugsch, Dict. geogr. 46. 1105, die demotische bei Griffith, Aylands Pap. S. 425). Der etwa 30 km süd- lich von Theben auf dem Westufer gelegene Bezirk hat seinen Namen nach den beiden die Landschaft überragenden Felskuppen erhalten, die auch den modernen Namen Gebelen „die beiden Felsen“ geprägt haben (vgl. Dümichen, Geogr. Ägyptens S. 64), wenn dieser nicht geradezu eine Übersetzung des antiken Namens ist. Freilich bezeichnet der letztere, soweit ich sehen kann, nicht die Stadt, sondern den Bezirk, dessen Hauptstadt Pr - H-t-Hr-t „Haus (Stadt) der Hathor“ Παϑῦρις oder in griechischer Übersetzung ᾿ἀφροδίτης πόλες war. Was die griechische Umschrift anlangt, so ist “48ερ- die tonlose Form von 490g: (Plutarch, de Iside 56), ebenso wie veß- die von nbt „Herrin“. Von besonderem Interesse ist -ἔνται. Diese Umschrift entscheidet einmal die Lesung der demotischen Gruppe, bestätigt also die von mir in dem Katalog der demot. Caircner Papyri gegebene Lesung. Weiter zeigt sie das duale j, das sonst in griechischen Transkriptionen (z. B. Pysvr aus Shmtj) und im Kopti- schen nicht mehr erhalten ist. Zu der ägyptischen Form Adeoveßevra: ist dann, wie Wilcken bemerkt, ganz normal der Nominativ 4ϑερνεβενταῖις mit dem Genitiv “4ϑερνεβενταίεως ge- bildet worden. Zwischen den beiden Vokalen und e hat sich in einigen Schreibungen zur Tilgung des Hiatus (s. Mayser, Gramm. der griech. Pap. $ 34 Ὁ) ein y eingeschoben, ganz wie 2. B. neben ᾿Ἑριέως auch “Egıydwg (P. Teb. 1 Nr. 83 II 49) [und ‘Eey&os P. Lips. Inv.-Nr. 266 Ζ. 8: 5. Heft I der Edition S. 31] nachweisbar ist.“

8—1lı Zum Aktpräskript und der Formel καὶ τἄλλα [τ]ὰ [xor]v& vgl. die Anmerkung zu Nr. 86, 7—9.

11 παστοφόρος τῆς “ABdeoveßevralyeng. Die Pastophoren sind die „Kapellenträger“, Träger der Götterbarken in den Prozessionen; sie bilden die angesehenste Kategorie unter den Priestern „niederer“ Ordnung (s. Otto 8. ἃ. Ὁ. 1 94ff.; II 191ff.). Ein παστοφόρος τῆς Ἡφροδίτης begegnet uns in dem Gebelön-Papyrus P. Lond. II p. 22, 19 (88 v.). Derselben Zeit gehören zwei andere Gebelön-Papyri an, in denen mehrere παστοφόρια ἐντὸς τοῦ ἐν Παϑύρει ἱεροῦ erwähnt werden, die Priestern und Nichtpriestern gehören (P. Genf. IINr. 34: 99 v.; Nr. 35: 98 v.).

12 γραμμ[ατεῖ] s. zu Nr. 36, 13.

18 γυναικὸς zooplı[ı]dos 8. zu Nr. 36, 188

16f. In diesem Aktpräskript des 34. Jahres des Euergetes II. (August/September 136 v.) wird der eds Εὐπάτωρ zwischen den ϑεοὶ Φιλομήτορες und den 9. Εὐεργέται ge-

nannt. Θεοὶ Φιλομήτορες ist verschrieben statt ϑεὸς Φιλομήτωρ (ebenso Inv. Nr. 187, 8). | ge

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30 II A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

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Neuerdings hat Pareti in den Atti della R. Accademia di Torino 1907/8 p. 497 ff. (s. auch Cichorius, Rhein. Mus. 1908, 213 ff.; Laqueur, Hermes 1909, 146f.) nachgewiesen, daß Ptole- maios Eupator der älteste Sohn des Philometor war, der von 153/152 bis zum J. 151/150 Mitherrscher und Regent von Kypros ist. Ende Januar 150 ist er schon tot, wie zwei P. dem. Berol. (Nr. 3097 u. 3070) erweisen. In der Zeit von seinem Tode bis zum Tode des Philometor (145) erscheint sein Name in der Liste der konsekrierten Ptolemäer vor seinen noch lebenden Eltern (8. Pareti 1.1. p. 521 Nr. 29—38). In den Listen unter Euergetes II. finden wir ihn wenn wir von den Urkunden absehen, die auch Neos Philopator nennen meist, wie hier, Nr. 38B 9 und Inv. Nr. 187, 9, dem Namen des ϑεὸς Φιλομήτωρ nachgesetzt, vor dem der ϑεοὶ Εὐεργέται (8. Pareti 1. 1. p. 520 Nr. 2—20), gelegentlich dagegen auch vor dem ϑεὸς Φιλομήτωρ (s. Pareti 1.1. Nr. 39—45).

21 Die auf Bondog bezüglichen Belege sind im Apparat zu Nr. 36,1 zusammen- gestellt. Paul M. Meyer.

Nr. 38.

BRUCHSTÜCKE EINES KAUFVERTRAGES.

Inv. Nr. 190 A—C. Gebelön. Euergetes IL

Drei unbedeutende Fragmente, von denen nur dem als B bezeichneten ein sicherer Platz im Rahmen der Urkunde angewiesen werden kann. Die Fragmente A und C bieten kaum nähere Anhaltspunkte zur Ergänzung.

A. 1 JLWNEL | a JNTIK[ | 3 JHCENAEI | 4 JONTWT | ‚5 JONHC .N[ | Spatium von 1 Zeile | 1 Zeile fehlt zJWaN.[ | 8 JCNEL | s JNE.[ | 10 JKAIM[ | ıı ] N.. [Jı2].[

B. ı JYCIACL | 21].T.N.[ | 3 π]ΡΟΓΕΓΡ̓ [1.4 ἸΟΥΓΓΡΙ | δ]....[ [6 ϑοτ]οΟΡΤΑΙΟΓ[ | τ νεβ]ΕΝΤ[αιψΊεί[ως | 8 1.1 9ἼΕΥΠΑΤΙ [τΟΜΑΡΤΥ͂[..1] 11 JETTICTE |

C. ı JAION] | 2J.EF[ | 8 INTWI | a]N..f δΊΛ [1 61.Ν.[1 Τ]ΤΛ ΜΓ 1 8 JWNHC.[ 9 JAION! [10]....[[1}]. [ [12]..[

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Nr.38: Bruchstücke eines Kaufvertrages. Nr.39: Griech. Übersetzung einer Verkaufsquittung. II 2]

EINZELBEMERKUNGEN.

B1 Es ist wahrscheinlich, daß Bl und CL. 9 als den Namen einer der am Vertrage beteiligten Personen den einer Ζιονυσία ergeben. 3 Es ergeben sich zahlreiche Ergänzungsmöglichkeiten (5. Nr. 39,17; Inv. Nr. 187,4; BGU. 1002, 13; P. Wessely tab. 1 a+b, 6. tab. 6 Nr. 6, 10. 13 Nr. 29, 19 f. usw.). 4 Zu ]jovyyo[ lassen sich mannigfache Ergänzungen finden; 8. z.B. Nr. 39 Z. 5. 6. 11. 6—10 sind folgendermaßen zu ergänzen (8. allgemeine Einleitung 8. 3, 1): 6 [Movoygalypos) Θοτ]ορταῖος [Νεχϑμίνιος γράζφων) παρὰ τῶν ἱερέων] [τῆς ᾿Αϑερνεβ)εντ[αἰγ]είως καὶ ϑεῶν ᾿Αδελφῶν καὶ ϑεῶν Εὐερ]-. [γετῶν καὶ ϑεῶν Φιλοπατόρων καὶ ϑεῶν ᾿Επιφανῶν καὶ ϑεοῦ Φιλο]- [μήτορος καὶ ϑεοῦ] Εὐπάτίορος καὶ ϑεῶν Εὐεργετῶν τῶν] [πέντε φυλῶν]. ἸΜάρτυ(ρες) [. .1. Der Wortlaut der Ergänzung ist sicher, die Zeilenabteilung nicht; 7/8 war vielleicht, ebenso wie Nr. 37 II 18 und Inv..Nr. 187, 8, ϑεῶν Φιλομητόρων verschrieben. 11 Vgl. eventuell Inv. Nr. 187, 11: ... Διον" 6 ἐπισῖ τοῦ ν[ο]Ἱμοῦ....

Paul M. Meyer.

Nr. 39.

GRIECHISCHE ÜBERSETZUNG EINER DEMOTISCHEN VERKAUFSQUITTUNG.

Inv. Nr. 189. Höhe 19 cm, Breite 10,5 cm. Theben. Große, ziemlich deut- liche Schrift. Ptolemaios V. Epiphanes. Unveröffentlicht.

Am oberen Rande fehlt nichts; die erste erhaltene Zeile war auch die erste der Kolumne, es muß also zum mindesten eine Kolumne voraufgegangen sein. In der Mitte des freien Raumes nach Z. 15 sind Tintenspuren sichtbar; ob sie Buchstaben angehören, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Die durch das Spa- tium von der συγγραφὴ πράσεως getrennten letzten Zeilen des Papyrus (Z. 16 ff.) repräsentieren wahrscheinlich die (abschriftlich vorliegenden) Reste der griechischen ὑπογραφαί;: vgl. Wessely, Specimina isagog. tab. 1a + 1b Ζ. 12ff. (8. S.25 oben).

]CTTANTOCOTINOCOY[

JEPONHMEPACEWCI

JONOMATOCHAAAOYAL.. . ἹΡΩ ΠΟΙ

JOYTIEPIAYTWNK[. . ]BEBAIWT

JBWNTTANTOCOTIN[. . . . ]NENTIL

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ggg rn ET re u .ττ-- u...

92 I A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge der Ptolemäerzeit aus der Thebais.

Pre ne --.»...... . ——

]. Of. . JANTAXHIOYNWCIKAIOCA[

JAIEMO[ . JETONACIKATAYTWNK]

ἸΟΥΓΓΡΙ . JBACCAITEICINKAITAAIKAI

JWNEANAETICOPKOCHTEKMHPIONI

10 JKAIYTIEPTOYAIKAIOYTTECHIOFETT

]WCTEEMEETTITEAECAIEFWETIT[ ]INOCOYNTOYTIPOCCEEFPAY[ JLUNIEPEWNTOYAMONPACO[ JYEPFETWNKAIBELUNGIAOTTAL

15 ]TTENL . JE®YAWNMAPTYPEC .[ Spatium von 2 Zeilen Ἰ1ΠΕΙ.[. .}{-. ... ἸΠΡΙ

JTWN ΠΡΟΓΕΓΡΑΜΜΕΝΙ Es folgen 3 weitere, ganz verwischte Zeilen, dann bricht der Papyrus ab.

Die ursprüngliche Länge der Zeilen läßt sich nach Z. 12—14 rekonstruieren, die nach dem in der allgemeinen Einleitung S. 3 unter 2 angeführten Schema folgendermaßen zu ergänzen sind (ohne Zeilentrennung): I

Ἔγραψίεν δεῖνα τοῦ δεῖνα 6 παρὰ τ]ῶν ἱερέων τοῦ ᾿Αμονρασο[νϑῆρος καὶ ϑεῶν ᾿“δελφῶν καὶ ϑεῶν ΕἸὐεργετῶν καὶ ϑεῶν Φιλοπαᾳ[τόρων cet.

Danach fehlen am Ende von Ζ. 18 und am Anfang von Ζ. 14 zusammen 28 Buchstaben. Wie sich diese auf die beiden Zeilen verteilen, läßt sich nicht bestimmen. Jedenfalls enthielt die Zeile ca.50 Buchstaben. Zur weiteren Ergänzung der Urkunde sind neben den von Spiegelberg (P. dem. Straßb. S. 7 ff.) aufgestellten Schemata, die durch einige demotische Papyri in Kairo und Manchester (s. Griffith, Rylands Pap. 118 ff.) ergänzt werden, von den in der Einleitung (S. 1) angeführten griechischen Übersetzungen demotischer Verkaufsquittungen heranzuziehen P. Leid. P (s. Wilcken, Archiv 11 5. 143f.; Aeg. Zischr. 45, 103 ff.), P. Lond. I Nr. 3 p. 46 und die von Wessely (Specimina isagogica) veröffentlichten Wiener Papyri, selten BGU. 1002. Der Leydener Papyrus bietet in Z. 34—36 für die Ergänzung der ersten 5 Zeilen unseres Papyrus die beste Parallele; für die Ergänzung der folgenden Zeilen sind wir auf den Londoner und die Wiener Papyri angewiesen.

Die folgende Ergänzung von Z. 1—15 stellt nur einen Versuch dar; die Be- lege folgen in den Einzelbemerkungen. κοὐθϑέν σοι] [ἐγκαλῶ περὶ αὐτῶν ἁπλῶ]ς παντὸς ὁδτινοσοῦ[ν οὔτ᾽ ἐγὼ οὔτ᾽ ἄλλος xv]- [ριεύσει αὐτῶν ἀπὸ τῆς σήμ]ερον ἡμέρας ἕως [τοῦ ἀεὶ χρόνου. ᾿Εὰν δέ] [τίς σοι ἐπέλθηιν ἔκ τε τοῦ ἐμοῦ] ὀνόματος ἄλλου ἀϊνϑ)]ρώπο[υ, ἀνεπι]-

N

1. 5. 12 1. οὑτινοσοῦν.

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Nr. 39: Griechische Übersetzung einer demotischen Verkaufsquittung. II 23

[δικὲς ἐκστήσω αὐτὸν ἀπό σῆου περὶ αὐτῶν Aal] βεβαιώ[ἰσω σοι αὐτὰ]

[ἀπὸ συναλλαγμάτων καὶ συγγρα]φῶν, παντὸς δτιν[οσοῦ]ν ἐν π[αντὶ χρόνωι]. [Σαὶ δ᾽ εἰσὶν αἱ συγγραφαί, ὅσαι ἐμ]οὶ [ἁπ]ανταχῆι οὖν ὦσι καὶ ὅσα[ι τῶι πατρὶ] [καὶ τῆι μητρί μου γεγόνασι καὶ ὅσ]ᾳι ἐμο[ὶ γ]εγόνασι κατ᾽ αὐτῶν χ[αὶ]

[ Ἰσυγγο[α]φάς" Zei (sie) τ᾽ εἶσιν καὶ τὰ δίκαι[α, | ᾿ ὅσα περι]- [γένεται ἐμοὶ ἐξ αὐτ]ῶν. ᾿Εὰν δέ τις ὅρκος τεχμήριον [εἴς σε ὑπὲρ]

[ 7 καὶ ὑπὲρ τοῦ δικαίου πέσηι, γέγίραφά σοι]

[διὰ τῆς συγγραφῆς), ὥστε ἐμὲ ἐπιτελέσαι. ἐγὼ ἐπ[ιτελέσω ἄνευ] [λόγου παντὸς δε)ινοσοῦν τοῦ πρός σε Ἔγραψ[εν δεῖνα (τοῦ)]} [δεῖνα παρὰ τ]ῶν ἱερέων τοῦ ᾿ἀμονρασο[νϑῆρος καὶ ϑεῶν] [᾿4δελφῶν καὶ ϑεῶν ΕἸὐεργετῶν καὶ ϑεῶν Φιλοπα[ἰτόρων καὶ ϑεῶν] [Ἐπιφανῶν τῶν] nev[r]e φυλῶν" Μάρτυρες .|[

8 1. σά τ᾽ ἐστιν.

EINZELBEMERKUNGEN.

1 Vgl. P. Lond. Ip. 46, 25: κοὐϑέν σοι ἐγκαλῶ περὶ αὐτῶν; P. Leid. P 34: οὐκ ἐνκαλῶ σοι περὶ τ]ούτων. --- Spiegelberg Schema 4 (P. dem. Straßb. 8. 8f.); Rec. de tr. eg. 31, 106. 109. 112: „ich habe kein Wort der Welt in seinem Namen (sc. des Kaufobjekts) gegen Dich geltend zu machen“. Zu παντὸς οζὑγτινοσοῦν (= jeder Sache der Welt) 8. Nr. 36, 25; ΒΟ. 1002, 13 steht ἀπὸ παντὸς ἁπλῶς: P, Wessely tab. 6 Nr. 6 Z. 7: παντὸς τῶι καϑόλ[ου].

1—2 Vgl. P. Leid. P 34: οὔτ᾽ ἐγὼ [ο] ὕτ᾽ ἄλλος ἐκ το[ῦ ἐμ]οῦ γένους κυριεύσει αὐτῶν ἀπὸ τῆσδε τῆς ἡμέρας; P. Wessely 1. 1. 2.5£.: [κ]αὶ οὐκ ἐξ[ἐ]στ[α], u[oi] οὐδ᾽ ἄλλῳ ο[ὐ]δενεὶ ἁπ[λῶς] κυριεύειν] | [αὐτῶν πλήν σου ἀπ[ὸ τ]ῆς σήμερον ἡμέρας [ἐπὶ τὸν fell χρόνον. 5. die beiden Versionen bei Spiegelberg, Kec. de tr. ἐφ. 25, 8; unserem Papyrus liegt die zweite zugrunde: „noch soll irgendein Mensch der Welt einschließlich meiner Person darüber Macht haben außer Dir von... an“.

2—4 Vgl.P. Leid.P 35: ἐὰν δέ τις σοι] ἐπέλϑηι neloi αὐ]τῶν &% τε τοῦ ἐμοῦ ὀν[όματος ἕτερου ἀποσ]τήσω; P. Lond. I p. 46, 26f.: ἐὰν δέ τίς σοι ἐπέλϑηι περὶ αὐτῶν, ἀποστήσω αὐτόν, ἐὰν δὲ μὴ ἀποστήσωι, ἀποστήσω ἐπάναγκον; P. Wessely1.1.2.6: ἐὰν δέ [τις ἐϊπέλθϑηι ἐπί σε περὶ αὐτῶν, ἐκστήσω αὐτὸν ἀπό o|o]v ἐπάνα[γ]κον ἀνεπιεικεις (sic); ΒΟ Τ7. 1002, 18 Spiegelberg Schema 7 und Rec. de tr. eg. 81 1.1.: „Wer ihretwegen gegen dich auftreten wird in meinem Namen oder in dem Namen irgendeines Menschen in der Welt, den werde. ich von Dir entfernen (zwangsweise olıne Säumen).“

4—5 Vgl. P. Leid. P 36: καὶ βεβα[ιώ]σω σοι ταῦτα [ἀπὸ] συγγραφῶν καὶ τἄλλα τ[ὰ κοινά (so zu ergänzen nach Nr. 37 Π 4. 15).; P. Wessely 2. 6f.: καὶ βεβαιώσω σοι [αὐ]τὰ ἀπὸ syy[yelapälv πασ]ῶν καὶ συ[να]λλαγμάτων πάντων [καὶ παντὸς εἴδους ἐάν τε ἀδ]ελφὸς

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34 II A. Griechische Übersetzungen demotischer Verträge. Nr. 39: Verkaufsquittung.

nn nn ng Ἐ.

[ἀδελφὴν (sie) υἱὸς Huyalıme ἢ], παντὸς τῶι καϑόλ[ ου]. --- Spiegelberg Schema 8; Ree.1.].: „ich will sie für Dich reinigen von jeder Urkunde, jedem Vertrag (?) und jeder Sache der Welt jeder Zeit.“

6—8 Vgl. P. Wessely 2. 7f.: σαὶ δ᾽ εἶ ἰσ]ὴν al γε[γο]νυῖαι κατ᾽ αὐτῶν συγγραφαὶ πᾶσαι καὶ al γεγενημένα]. μοι κατ᾽ αὐτῶν συγ[γ]ραφ[αὶ] πᾶσαι [καὶ αἴ γεγονυ]ΐαι τῶι πατρὶ κα[ὶ τ]ῆι [μητρί μου κα]τ᾽ αὐτῶν συγγραφαὶ πᾶ σαι]. ---- Spiegelberg, P. Cairo dem. 30609. 30612 ἃ. b. 30616 a. 30617 a usw.: „Dir gehört jede Schrift, welche darüber ausgefertigt worden ist (, wo sie auch immer sein möge: Schema 9), und jede Schrift, welche unserem Vater und unserer Mutter darüber ausgefertigt worden ist, und jede Schrift, welche uns darüber ausgefertigt worden ist, und jede Schrift, durch welche wir auf sie (d. h. die Kauf- objekte) Anrecht (Ὁ) haben.“ Die griechische Übersetzung der letzten Worte war in der Lücke Z. 8 Anfang enthalten.

8—9 Vgl. P. Wessely 2. 8f.: καὶ συγγραφαὶ πᾶ σ]αε καὶ [συ]ναλλάγματα πάνἾ]τα ἐξ ὧν περιγείνεταί μοι δίκαιον τὸ ἀπ᾽ αὐτῶν (8. tab. V Nr. 5, 9). Spiegelberg Schema 11: „Dir gehört sie (sc. jede Urkunde) samt ihrem Recht.“ Zu Z. 6—9 vgl. auch BGT. 1002, 14: Σαὶ δέ εἰσιν πᾶσαι αἴ κατ᾽ αὐτῶν κείμεναι συνγραφαὶ καὶ oval καὶ δίκαια καὶ βέβαια καὶ νῖκος. 9--1ὰ Vgl. P. Wessely Z. 9 (mit den Korrekturen bei Wilcken, Archiv II 146): ἐὰν δέ τίς σοι ö]oxos ἢι ἐπί δειξι]ς προβληϑῆι ὥστε (ot) συντελέσασϑαι περὶ αὐτῶν, π]οιήσω; BGU. 1002, 14f.: ἐὰν δέ τίς σοι ὅρκος ἐπίδειξις ἐπιβληϑῆι περὶ αὐτῶν, ἐγὼ αὐτὸς ἐπιτε- λέσωι... Spiegelberg Schema 12; Rec. de ἐγ. eg.1.1.: „der Eid und der Beweis, welche dir vor Gericht auferlegt werden im Namen des Rechts der obigen Urkunde, welche ich dir ausgefertigt habe, damit ich sie (den Eid und Beweis) tue, werde ich tun, ohne irgend- eine Entscheidung (Ὁ) oder ein Wort der Welt mit Dir zu sprechen.“ Die Lücke Z. 11—12 ist analog den letzten Worten zu ergänzen (8. etwa P. Tor. Ip. 5, 34f.: μηδὲ καταλείπεσθαι αὐτῶι μηδεμίαν ἀντίρησιν καϑόλου περὶ τῆς οἰκίας ...). Da der vorhandene Raum nur ge- ring ist, habe ich im Texte provisorisch ἄνευ [λόγου παντὸς ὁτ)ινοσοῦν z[o]ü πρός σε ein- gesetzt. Z. 9 steht τεκμήριον anstatt des sonst üblichen Znldsidis. Z. 10 Anfang ist wohl das Objekt des Vertrages zu ergänzen; πέσηι steht statt mgo(bzw. ἐπι)βληϑῆι. Die Ergänzung γέγἰραφά σοι | διὰ τῆς συγγραφῆς} befriedigt mich nicht. Z. 11 steht, entsprechend dem Schema Spiegelbergs, ὥστε ἐμὲ ἐπιτελέσαι. Daneben ist das ὥστε σε συντελέσασϑαι in den P. Wessely ebenfalls berechtigt, da die Konstruktion eine ganz andere ist. Die Worte des P. Wessely sind abhängig von ἐὰν δέ τίς σοι (d. h. dem Käufer) ögxos . προβληϑῆι; in unserer Urkunde und in den demotischen der Ptolemäerzeit (s. auch P. dem. Cairo 30609. 30612. 30616) ist das ὥστε ἐμὲ ἐπιτελέσαι von dem vorhergehenden γέγ[ραφά (d. h. der Verkäufer) σοι} abhängig. Wilckens Bedenken (Archiv II 145) fallen also fort. | |

132 —15 S. die allgemeine Einleitung S. 3.

13. 15 Belege in demotischen Papyri für die 5 φυλαί der Priester des Amonrasonther in Theben 8. Otto a. a. Ὁ. 130 A. 2; II 295 A. 8.

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B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. ΝΥ. 40: Drei Erlasse aus den Jahren 212 τ. 3186. II 25

16 Eine sichere Ergänzung ist ausgeschlossen; zu vermuten ist etwa [ὁ δεῖνα πέ]πεισ μαι (vgl. P. Wessely tab. 6 Nr. 6, 10.13, Nr. 29, 181.) [καϑότι] πρ[ογέγραπται ... oder vielleicht besser deiva ..]weı .[..]e[.... (= Patronymikon) ὁ] πρ[ογεγρα(μμένος) ἀπέχω τὴν συν-

re] | [φωνημένην τιμὴν] τῶν προγεγραμμένων [ie ἀρου(ρῶν).. Paul M. Meyer.

B. PAPYRI DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE.

Nr. 40.

DREI ERLASSE CARACALLAS AUS DEN JAHREN 212 UND 215.

Inv. Nr. 15. Höhe 27 cm, Breite 46 cm. Unveröffentlicht. S. Tafel VI.

Die Herkunft des Papyrus ist unbekannt. Er befand sich unter den Heptakomia- Papyri; es ist also nicht unwahrscheinlich, daß er dort gefunden ist.

Er umfaßt zwei Kolumnen; zwischen ihnen ist ein freier Raum von 21/, cm, am rechten Rande ein solcher von 5 cm. Die Breite der zweiten Kolumne beträgt 231), cm. Unten und oben war wohl ein unbeschriebener Raum von mindestens je 4 cm. Von der ersten Kolumne ist nur die obere, kleinere Hälfte erhalten, und auch von dieser fehlt, wie Z. 1 zeigt, links über ein Drittel. Von Z. 13 ab haben wir nur noch einzelne Buchstaben. Die zweite Kolumne ist mit Ausnahme der ersten Zeilen recht gut erhalten, so daß der Text von Z. 3 ab fast ganz wieder- hergestellt werden kann.

Die Schrift des Papyrus ist eine sorgfältige Kanzleischrift; ihr Charakter ent- spricht der am Anfang des dritten Jahrhunderts zuerst aufkommenden Schreibweise, die zur diokletianischen Zeit überleitet. Am meisten Ähnlichkeit zeigt die Schrift des P. Paris. 69 (a. 233) und des P. Lond. II p. 112 Nr. 353 (a. 221), worauf Wilcken hinweist. Unser Exemplar enthält eine nicht geringe Zahl von Flüchtigkeiten und Verschreibungen (8. Π 2. Π 3f. 110. I 25. II 28). Das us®’ ξτ]ερα Kol. II 26 kennzeichnet den letzten Erlaß als Auszug, er hat auch weder Adresse noch sub- seriptio. |

Drei Kaisererlasse sind abgeschrieben bzw. ausgezogen. Der erste Erlaß be- ginnt Kol. I 1 mit der Rubrik:

[4ὐτοκράτωρ Καῖσαρ Μά]ρκος Αὐρήλιος Σεουῆρος] Avrovivo[s] Z[eßaorö]s λέγει. Gießener Papyri. I. 3. 4

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26 II B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

An erster Stelle steht also ein Edıkt des Kaisers Caracalla. Der in der griechi- schen Amtssprache der Kaiserzeit technische Ausdruck für edietum ist dierayue!); Kol. II 8 gebraucht der Kaiser selbst dieses Wort. Auch in dem zweiten Erlaß, der die verlorene untere Hälfte der ersten Kolumne eine ganz verlorene Kon- stitution kann außerdem in der ersten Kolumne nicht gestanden haben und die obere der zweiten (bis II 15) einnahm, haben wir ein Edikt zu erkennen. Er wird in den Rechtsquellen ausdrücklich so bezeichnet (s. S. 35). Der Kol. II 16 beginnende dritte Erlaß ist dagegen kein Edikt, vielmehr, wie die Anrede II 19 zeigt, eine an den praef. Aeg. oder eher dessen Stellvertreter gerichtete epistula.

Der Schreiber hat mehrere, nicht in unmittelbarer, enger zeitlicher Beziehung stehende Konstitutionen auf dem Papyrus vereinigt.

Das erste Edikt enthält den Text der constitutio Antoniniana, der „allge- meinen“ Verleihung der civitas R. an die peregrini des Reichs.

Das zweite Edikt repräsentiert einen Ergänzungserlaß (Novelle) zu dem all- gemeinen Amnestieerlaß vom Februar 212.

Diese beiden, auf das ganze Reich bezüglichen Gnadenerlasse des Jahres 212 bilden Glieder in der Kette von Regierungsmaßnahmen Caracallas nach der Er- mordung seines Bruders Geta und dem Antritt der Alleinherrschaft. Der dritte Erlaß dagegen fällt in die Zeit der Anwesenheit des Kaisers in Alexandreia im Jahre 215 und verfügt die Ausweisung der «Αἰγύπτιοι aus der Stadt.

Datiert ist nur das zweite Edikt: es ist proponiert in Rom am 11. Juli 212, in Alexandreis am 10. Februar 213. In diesem zweiten Edikt wird (Kol. II 8) ein πρότερον διάταγμα erwähnt. Ursprünglich war ich geneigt anzunehmen, dieses πρότερον διάταγμα könne nur bezogen werden auf ein zusammen mit dem zweiten Erlaß, am gleichen Tage, an erster Stelle veröffentlichtes Edikt. Von der Annahme ausgehend, die drei Erlasse unseres Papyrus hätten in der gleichen, nicht unter- brochenen Reihenfolge in der Vorlage des Abschreibers gestanden, glaubte ich daher weiter in dem am gleichen Tage veröffentlichten διάταγμα die auf unserem Papyrus vorhergehende constitutio Antoniniana erkennen zu müssen. Dann hätte

1) 8. Plutarch. Marc. 24 (ἔδιχτα = διατάγματα), Ioseph. A. I. 19 p. 279. 286. 291f. Dittenberger, OGI. II Nr. 458, 80. 81 (c. 9 v. Chr.); 665, 10. 15. 29 (a. 49); 669, 1. 3 (a. 68); vgl, auch 494, 91. P. Lond. II p. 107 Nr 1171 Verso Z. 9 (a. 42); P. Paris. 68 (6. Wilcken, Abh. ἃ. Sächs. Ges. ἃ. W. 1909, 808.) 4: III 21; VI 18 (c. a. 117); BGU. 140, 25 (a. 119); 372 II 17 (a. 154); P. Oxy. II Nr. 381 IV 87; VIII 7. 21. 26 (8.186); B@U. 646, 4. 10 (8. 193); P. Οαν. VI Nr. 899, 28 (a. 200; es handelt sich um ein Edikt aus d. J. 69); BGU. 1074, 3 (a. 275; es handelt sich um ein Edikt Hadrians). In der Inschrift bei Dittenberger 1. 1. II Nr. 664 nennt der praef. Aeg. sein Edikt ἔκϑεμα (a. 54), 1014. 665, 2 bezeichnet der στρατηγός ein solches im Gegensatz zu dem vom Präfekten selbst gebrauchten Ausdruck διάταγμα als πρόσταγμα,, P. Oxy. I.Nr. 34 Verso IV 5 spricht der στρατηγός im Hinblick auf das Edikt des Präfekten von πρό- γραμμα (ἃ. 127). Auch in Nr.7,18 der Edition bezeichnet πρόγραμμα ein Edikt Hadrians. P. Lond. ΠῚ p. 125 Nr. 904 II 19 (a. 108/104) finden wir die Bezeichnung παράγγελμ[α), P. Fay. Nr. 20, 22 (8. 361) δόγμα für edietum (ebenso Ev. Lucae 2, 1).

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215. u 27

sich auch für diese als Datum der Proposition in Rom der 11. Juli 212 ergeben (s. Zischr. Savignyst. 1908, 473f.). Diese Ansicht läßt sich aber nicht halten; ich nehme vielmehr jetzt an, daß das πρότερον διάταγμα sich auf ein früheres Edikt über denselben Gegenstand bezieht, von dem der Kaiser schon im ver- lorenen Anfang des zweiten Erlasses gesprochen hatte und das er Kol. II 8 nur kurz zitiert: es ist der allgemeine AmnestieerlaßB vom Februar 212, wie auch Kornemann mir gegenüber schriftlich betont (s. S. 34).

Das genauere Datum der constitutio Antoniniana beschert uns also’ auch unser Papyrus nicht. Wir können nicht einmal die sichere Behauptung aufstellen, sie sei vor dem 11. Juli 212 in Rom öffentlich bekannt gemacht. Nur das dürfte auf Grund des Papyrus feststehen, daß sie vor dem 10. Februar 213 in Alexandreia proponiert worden ist. Dadurch lernen wir aber nichts Neues; denn eine von Wilcken emendierte Inschrift aus Ombos in Oberägypten weist schon am 8. No- vember 212 auf einen durch das Edikt Caracallas mit dem Bürgerrecht Be- schenkten hin?).

Die subscriptio des zweiten Ediktes ist vollständig erhalten (Kol. II 12—15); ich unterziehe sie einer näheren Betrachtung. Drei Stadien werden durch genaue Datierung gekennzeichnet:

1. Die propositio des lateinischen Originals in der derzeitigen Residenz des Kaisers (in Rom) am 11. Juli 212 (8. S. 36),

2. die Vornahme einer offiziellen Aufzeichnung des (wohl schon in griechischer Übertragung nach Alexandreis gesandten) Erlasses in Anwesenheit des bisher in dieser Stellung nicht bekannten praef. Aeg. (L.) Baebius (Aurelius) Iuncinus?) am 29. Januar 213 (γενομένου [ὑπ]ομνήματος ἐπὶ τοῦ λαμπροτάτου] ἡγεμόνος Βαιβίο]υ ’Iofvjyxtvo[v] cet.)®), ᾿ Νὰ

3. die propositio in Alexandreia auf Grund dieser Aufzeichnung durch den procurator usiacus, den ἐπίτροπος τῶν οὐσιακῶν3), am 10. Februar 213.

1) CI@. ΠΙ 4860; s. Wilcken, Hermes 27, 294 Anm. 1. P. Lond. III Nr. 1164 p. 166 k 2.3 erweist als terminus post quem für das Bekanntwerden in Antinoupolia den 24. April 212 (s. Mitteis, Ztschr. Savignyst. R. A. 1907, 882; Wilcken, Archiv IV 549 Anm. 1).

2) Subatianus Aquila hat wohl bis zum Tode des Severus als Präfekt fungiert (s. Canta- relli, prefetti di Egitto I p.66 π. 10). Ob Iuncinus dann sofort oder erst nach der Katastrophe des Geta ernannt wurde, ist bisher nicht zu ermitteln. Am 16. März 215 ist Septimius Hera- clitus Präfekt (s. Xlio VII 127 ff.) Den vollständigen Namen und den vor seiner Präfektur liegenden cursus honorum gibt die Inschrift CIL. X 7680 (8. Prosop. I. R. 1 p. 223 n. 9); er ist ‘ein Nachkomme des gleichnamigen, unter Hadrien fungierenden iuridious.

8) Zu vergleichen ist der Passus συνεξευγμένων τῶν γενομένων ἐπ᾽ αὐτῷ ὑπομνημάτων... in Nr. 84, 3f., auf den Eger hinweist. 2:

4) Bemerkenswert ist, daß der ἐπίτροπος τῶν οὐσιαχῶν die Proposition in Alexandreia vor- nimmt. Fungiert er hier vertretungseweise? Oder hängt seine Amtshandlung etwa damit zu- sammen, daß durch das Edikt u. a. die dem patrimonium als caduca (ἀϑέσποτα) verfallenen οὐσίαι denen, die den equus publicus zurückerhalten haben, zurückerstattet werden sollen

43

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28 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Nach der Proposition hat dann jedenfalls die Aufnahme in den Sammelband der in Alexandreia proponierten Kaisererlasse stattgefunden. In diesem haben wir wohl die Vorlage unserer Abschrift zu suchen. Sammelbände kaiserlicher Kon- stitutionen sind uns auch sonst bekannt. Einen liber libellorum rescriptorum a domino nostro imperatore .... et propositorum Romae erweist das Dekret Gor- dians III. von Skaptoparene.!) Ebenso lassen sich in Rom geführte commentarii für alle anderen Gattungen kaiserlicher Konstitutionen nachweisen.) Was speziell Ägypten betrifft, so ist die Existenz von Sammelbänden (συγκολλήσιμα = συγκολ- λήσιμοι τόμοι, τεύχη) der in Alexandreia proponierten Kaiserreskripte aus den Papyrus zu erschließen.°) Ebensolche Sammelbände gab es für die libelli rescripti und Edikte der praefeeti Aegypti.‘)

Zwischen der Publikation des lateinischen Textes des zweiten Ediktes in Rom und der des griechischen in Alexandreia durch den proc. usiacus ist über ein Halb- jahr verstrichen. Ein solch langer Zwischenraum zwischen den beiden Propositionen, der bei einem Ergänzungsedikt von nur akzidentieller Bedeutung wohl erklärt werden kann, ist bei einer so einschneidenden Maßregel wie der constitutio Antoniniana von vornherein ausgeschlossen. Diese doppelte Proposition, die uns hier zum erstenmal begegnet°), erklärt uns nun wohl auch das verschiedene Datum der alexandrinischen Proposition in den beiden Papyri, die das auf die longi temporis praescriptio bezügliche Reskript des Severus enthalten: BGU. 267 führt als Datum den 30. 12. 199 an, P. Straßb. I Nr. 22 den 19. 4. 200. Mitteis hat mit vollem Recht vermutet, daß das ältere Datum das der Proposition in Rom gewesen und

(Kol. II2)? Die Proposition durch den proc. usiacus spricht schon dagegen, daß das erste Edikt, die constitutio Antoniniana, zu gleicher Zeit mit dem zweiten in Alexandreia proponiert worden ist. Das ergibt unser Papyrus als zweifellos, daß nur ein procurator usiacus als Untergebener des Idioslogos fungiert (8. Mitteis, Römisches Privatrecht 1 366 Anm. 22).

1) 8. Mommeen, Jursstische Schriften II 172.

2) S. v. Premerstein bei Pauly-Wissowa IV 787 δ᾿, Krüger, Quellen und Literatur des römischen Rechts 108; Hirschfeld, Verwaltungsbeante?, 325 Anm. 1: dort die weitere Literatur.

8) P. Straßb. I Nr. 22, 1—9 ΒΟ. 267 (s. Bruns, Fontes’ Nr. 87 u. 192); P. Amh. II Nr. 63; P. Fiior. I Nr. 57 (s. Wilcken, Archiv IV 435); dazu Klio VII 131 Anm. 1. Neue Auf- schlüsse über die συγκολλήσιμα wird auch ein von mir zu edierender P. Hamburg (Inv.-Nr. 6) bringen; in diesem Papyrus wird stets das Neutrum συνκολλήσιμον ausgeschrieben oder ab- gekürzt gebraucht. Zur Bedeutung von τεῦχος = „Rolle“ (nicht „Codex“, wie Schubart an- nahm) s. Wilcken, Hermes 44, 150f.

4) Vgl. BGU. 910, 3ff. (a. 177): ἐμαρτυροποιήσατο ἐκγεγραζφϑαι] καὶ προσαντιβεβληκέψαι ἐκ τεύχους βιβλειδίων Τίτου Παχτουμηίου Μάγνου ἐπ[άρχου)] Αἰγύπτου προτεθέντων σὺν ἑτέροις ἐν ᾿Ιουλιοπόλει cet. P. Οαν.1 ΝΥ. 86 R., 6ff. (a. 223; Doppeldatum wie Kol. ΠῚ 12 unseres Papyras): [προοτέϑη ἐν Ἀλεξ]ανδρείᾳ τῇ πρὸς Alyinıo‘ ἐκγεγραμμέϊνον καὶ προσαντιβε]βλημένον ἐγέψετο ἐκ συνκολλησίίμων διαταγμάτων] Αἰδινίου ᾿Ιουλιανοῦ ἐπάρχου Αἰγύπτου [18 Buchstaben]ov καὶ προτεθέντων τῇ ἐνεστώϊσῃ ἡμέρᾳ ὑπὸ τῶν ὀφφιἸκιαλίων αὐτοῦ ἐν τῷ μεγάλῳ ᾿Ισίῳ.

6) P. Oxy. VI Nr. 888 zeigt uns jetzt das doppelte Propositionsdatum eines Ediktse des praef. Aeg. Fl. Valerius Pompeianus: in Alexandreia und in Oxyrynchos, beide vom Monat Φαῶφι des Jahres 287 (Ζ. 7).

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 218. ı1 29

durch Verwechselung hineingekommen sei (P. Straßb. 1 S. 85)'); hier beträgt das Intervall nur etwas über drei Monate.

Wir müssen uns jetzt noch eine Frage vorlegen: ist der uns vorliegende Text der Erlasse eine wörtliche Übersetzung aus dem lateinischen Original oder re- präsentiert er eine selbständige (etwa im griechischen Kabinetssekretariat des Kaisers verfaßte) Bearbeitung? Mir scheinen der erste und auch der dritte Erlaß auf eine einfache Übersetzung hinzuweisen. Dafür spricht 2. B. Kol. 12 A[ıB]ea- Aov[ls]?), weiter der Passus 1 7—9 (n[oAır]eiov Ῥωμαίων ohne Artikel). Die ganze Satzbildung und Wortstellung des dritten Erlasses ist ungriechisch, spezifisch lateinisch; ich verweise nur auf den II 20 beginnenden Satz mit dem cognosco entsprechenden Verbum μανϑάνω am Ende. Der vom Kaiser lateinisch ge- schriebene Brief ist zum Zwecke der Veröffentlichung ins Griechische übersetzt. Zweifeln kann man dagegen beim zweiten Edikt; ein Vergleich mit dem im (od. Just. 10, 61 erhaltenen Bruchstück des lateinischen Originals (s. S. 35) scheint für selbständige Konzeption des griechischen Textes zu sprechen.

Wenden wir uns nun zum Inhalt der einzelnen Erlasse.

1. Edikt: Die constitutio Antoniniana.

Was wir bisher von der constitutio Antoniniana wußten, beschränkte sich auf spärliche Nachrichten in unseren literarischen Quellen?), von denen keine ex pro- fesso auf diese einschneidende Verordnung eingeht. Aus ihren Worten mußte

1) Möglich wäre zwar auch, daß das erste Datum (BGU. 267) sich auf die Proposition des Reskriptes in Alexandreia bezieht, das zweite (P. Straßb.: hier handelt es sich um Ver- lesuug durch einen Advokaten bei Gelegenheit einer späteren Gerichtsverhandlung: 8. Graden- witz bei Bruns, Fontes’ Nr. 192 Einl.) auf die Proposition der betreffenden συγκολλήσιμα, in denen das Reskript enthalten war. Eine solche Proposition von συγκολλήσιμα zeigt P. Oxy. I Nr. 36 Recto, 2. 12f. (s. S.28 Anm. 4).

2) Λίβελλος (bzw. Alßelloı) findet sich in original-griechischen Texten erst seit dem 4. Jahrhundert (P. Oxy. I Nr. 66, 17; P. Goodspeed Nr. 15 Verso; P. Lips. 37, 6.25; 38 Verso; 42,8; P. Oxy. VI Nr. 902, 12; P. Lond. III p. 250 Nr. 1000, 7); 8. auch Wilcken, Archiv V 263.

8) Dio ep. 77,9, 4ff. (p. 382 Boissevain): ... καὶ τοῦ τῆς δεκάτης, ἣν ἀντὶ τῆς εἰκοστῆς ὑπέρ te τῶν ἀπελευϑερουμένων καὶ ὑπὲρ τῶν καταλειπομένων τισι κλήρων καὶ δωρεᾶς ἐποίησε πάσης, τάς τε διαδοχὰς καὶ τὰς ἀτελείας τὰς ἐπὶ τούτοις τὰς δεδομένας τοῖς πάνυ ποοσήχουσι τῶν τε- λευτώντων καταλύσας" οὗ ἕνεκα καὶ Ῥωμαίους πάντας τοὺς ἐν τῇ ἀρχῇ αὐτοῦ, λόγῳ μὲν τιμῶν, ἔργῳ δὲ ὅπως πλοίω αὐτῷ καὶ ἐκ τοιούτου προσῇ διὰ τὸ τοὺς ξένους τὰ πολλὰ αὐτῶν μὴ συν- τελεῖν, ἀπέδειξεν. --- Vita Severi 1: (die Vorfahren des Severus waren equites Romani) ante civi- tatem omnibus datam. Ulpian. Digg. 1, 5, 17: in orbe Romano qui sunt ex constitutione im- peratoris Antonini cives Romani effecti sunt. Augustinus de civitate Dei 56,17: ... quod postea gratissime atque humanissime factum est, ut omnes ad Romanum imperium pertinentes societatem acciperent civitatis et Romani cives essent, ac si esset omnium, quod erat ante pau- corum; tantum quod plebs illa, quae suos agros non haberet, de publico viveret. Nov. Iust. 78, 5 (anläßlich der Erteilung des ius aureorum anulorum): τὸ τῆς ἹΡωμαϊκῆς πολιτείας πρό- τερον παρ’ ἑκάστου τῶν ὑπηκόων αἰτούμενον καὶ οὕτως ἐκ τῶν καλουμένων peregrinov εἰς Ῥω- μαϊκὴν εὐγένειαν ἄγον ἐκεῖνος ἅπασιν ἐν κοινῷ τοῖς ὑπηκόοις ϑεδώρηται. j

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80Π B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. man den Schluß ziehen, Caracalla habe allen peregrini die civitas R. verliehen. Beobachtungen vor allem an den Papyri und Inschriften ließen zwar schon er- kennen, daß die Verleihung nicht in dieser generellen Weise erfolgt ist. Sichere Aufklärung über den Umfang der Verleihung erhalten wir aber jetzt durch Z. 7—9 unserer Urkunde. Die Worte

δίδωμι τοῖ[ς σ]υνάπα [σιν ξένοις τοῖς κατὰ τ]ὴν οἰχουμένην

π[ολιτ]είαν Ῥωμαίων (8. den Apparat) ᾿

werden durch das Folgende eingeschränkt. Die erhaltenen Buchstaben Ζ. 9 [.. .]eı- tıxıov verlangen ein lateinisches Wort auf -iticius); es bleibt kaum eine andere Ergänzung übrig als [δεδ]ειτικίων, zumal sich noch schwache Spuren des zweiten δ᾽ erkennen lassen. Der vorhergehende, mit [μ]ένοντος beginnende, mit ἰατωί . ] endende Passus läßt sich m. E. nur im Sinne Mommsens ergänzen, der in seinem Staatsrecht (111, 699 £.) den personellen Charakter der Maßregel des Caracalla betont, der den Nichtbürgern das römische Bürgerrecht verlieh, „ohne daß dadurch die ın den einzelnen Nichtbürgergemeinden bestehende Ordnung geändert ward“. Danach habe ich die Stelle folgendermaßen ergänzt:

[ulevovrog [παντὸς γένους πολιτευμ]άτων]. zool[is] τῶν [δεδ]ειτικίων.

Die Worte χωρ[ὶς] τῶν [δεδ]ειξικίων können sowohl aus sachlichen wie aus sprachlichen Gründen nur auf den Hauptsatz mit δίδωμε bezogen werden. Es ergibt sich uns also:

1. Da die Verleihung der civitas R. eine personelle ist, wird dadurch die bis- herige Verfassung und staatsrechtliche Stellung der Latiner- und Peregrinen- gemeinden nicht betroffen, die verschiedenen Kategorien der πολιτεύματα (coloniae iuris Italici, immunes, stipendiariae, die Abstufungen der Latinergemeinden, die Unterschiede der peregrinen civitates foederatae, liberae, stipendiariae) bleiben be- stehen.

2. Von der Bürgorrechtserteilung ausgeschlossen sind die dediticii. Sie lassen sich, soweit ich sehe, für die Kaiserzeit in drei Klassen scheiden:

8). Die peregrini deditieii. Gaius definiert sie folgendermaßen (Inst. 1, 14): vocantur autem peregrini dediticii hi, qui quondam adversus populum Romanum armis susceptis pugnaverunt, deinde victi se dediderunt:. Er hat zwar wohl in erster Linie die in deditionem accepti der republikanischen Zeit im Auge?), denen keine Rechtsstellung irgendwelcher Art gewährt ward, Nichtbürger schlechtesten Rechtes, die weder Sklaven noch Bundesgenossen oder Bürger wurden, wie z. B.

1) 8. Ed. Wölfflin, Archiv f. lateinische Lexikographie 5, 41bfl.; Gradenwitz, Laterewli vocum latinarum p. 4811.

2) Sämtliche auf die dediticii bezüglichen Stellen bei den Autoren stellt zusammen Moore, Archiv ἡ. lat. Lexikographie 11, 81 ΕΠ.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215. II 31

die Bruttii nach dem hannibalischen Kriege!) Aber auch für die Kaiserzeit müssen wir das Fortbestehen dieser Klasse annehmen, wenn auch der Name dedi- ticii peregrini weder bei den Autoren noch in den Urkunden begegnet. Ihre Kenn- zeichen sind erstlich die Nichtzugehörigkeit zu einer Gemeindeorganisation irgend- welcher Art, das nullius certae civitatis civem esse, wie es bei Ulpian (Reg. 20, 14) heißt, sodann die ihnen auferlegte Kopfsteuer, das tributum capitis?): das ist das rechte Zeichen der Unterwürfigkeit.°) Wie die Römer nach der Eroberung Karthagos in der neuen Provinz Africa 146 v. Ch. die Kopfsteuer einführten‘), so auch nach der Eroberung Britanniens daselbst 47 n. Ch.?). Ebenso haben seit Pompeius die (einer städtischen . Organisation entbehrenden) Bewohner Iudäas einen φόρος τῶν σωμάτων zu leisten, der infolge ihrer häufigen Aufstände (unter Vespasian, Hadrian, Severus) immer mehr erhöht wurde, wie Appian (Syr. 50) nach Wilckens treffender Interpretation zeigt.°) In vielen Provinzen finden die Römer die Kopfsteuer schon vor: sie war schon in den hellenistischen Staaten der unterworfenen, nichtgriechischen Bevölkerung auferlegt. Zweifellos bestand sie sowohl im Seleukidenreich wie im pergamenischen Reich, wurde dann von den Römern in den Provinzen Syria und Asia für dieselben Bevölkerungsklassen bei- behalten.) Auch im ptolemäischen Ägypten hat es schon eine Kopfsteuer in irgendeiner Form gegeben, obwohl wir nicht viel von ihr wissen.®) Ihre Ein- führung in Ägypten in erweiterter Form unter dem Namen λαογραφία ist aber erst auf Augustus nach der Eroberung und Einverleibung des Landes zurückzu- führen (ebenso wie der in engster Verbindung mit ihr stehende 14 jährige Provinzial- zensus).?) Auch hier ist also der Zusammenhang zwischen der Kopfsteuer und den mit Waffengewalt Unterworfenen, die sie zu tragen haben, klar. Und auch das zweite Indizium der dediticii ist in Ägypten vorhanden: die Grundlage der ägyptischen Verwaltung bilden die unter königlichen Beamten stehenden χῶμαι; städtische Ordnung und Autonomie existiert bis 202 n. Chr. (ebenso wie in Iudaesa, wie in Noricum bis auf Claudius) nicht, und auch dann nur in beschränktem Maße. Die Bevölkerung des Landes zerfällt in zwei Klassen, die Privilegierten und die der Kopfsteuer Unterworfenen, die λαογραφούμενοι. Zu diesen gehören

1) S. Mommsen, Staatsrecht III 139. 2) 8. dazu Wilcken, Ostraka 1 247 ff.

8) Hirschfeld, Verwaltungsbeamte*, 54; s. auch Tertullian, apol. 13: er spricht von der Kopfsteuer als nota captivitatis.

4) Appian, Libyke 136. 6) Dio 62, 8, 8; CIL. VI 920.

6) Ostraka 1 247 Anm, 1. Auf das tributum capitis, den φόρος τῶν σωμάτων der Juden, nimmt auch Paulus Digg. 50,16, 8,7 Bezug. Rostowzew bei Pauly-Wissowa VI 2408 f. scheidet nicht zwischen Kopfsteuer (φόρος τῶν σωμάτων) und Tempelsteuer (Ιουδαίων τέλεσμα = δίδραχμοφ) der Juden; 8. dazu Wilcken, Ostraka 8. 8. Ο.; Wessely, Stud. Pal. IV, 60ff.

7) Ihre Existenz in der Provinz Asia wird bezeugt durch Cicero ad Attic. 5,16,2; ad fam. 8, 8,5; auch der fiscus Asiaticus weist darauf hin (8. Hirschfeld a. ἃ. Ο. 71). Für Syrien erweist sie Ulpian, Digg. 50, 15, 3 pr. 8) 8. Grenfell-Hunt, P. Τοῦ. I p. 447; P. P. III Nr. 60b.

9) Wilcken, Ostraka I 246 ff.; Grenfell-Hunt ἃ. ἃ. 0.

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29 Π | B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

vor allem die in sozial abhängiger Stellung befindlichen Bewohner der κῶμαι: λαοί, wie sie in Ptolemäer- und Seleukiden-Urkunden heißen.!) Ich glaube nun schon in meinem Heerwesen an der Hand der Papyrusurkunden gezeigt zu haben, daß nur die privilegierten Klassen durch die constitutio Antoniniana die civitas R. in Ägypten erhielten, nicht dagegen die λαογραφούμενοι.) Und wie in Ägypten wird es auch in den übrigen Provinzen des Römerreiches gewesen sein: die unteren Klassen der einheimischen, im Osten der nichtgriechischen Bevölkerung bilden als solche die der Kopfsteuer unterworfene Kategorie der peregrini dediticii, die auch durch die constitutio Antoniniana von der civitas R. ausgeschlossen ist.) Diese vorläufigen Ausführungen müssen hier genügen.

b) Neben diesen von alters her in den Provinzen angesessenen Elementen umfaßte der Name dediticii in der Kaiserzeit die im Reiche von den Kaisern an- gesiedelten Barbaren‘) Schon Augustus und Tiberius hatten germanische Völker- schaften als deditieii auf römischem Boden angesiedelt.°) Seit M. Aurelius wurde die Ansiedelung von barbarı deditich; (Kapitulanten) zu einer dauernden und festen Institution; auf ihn geht die neugeschaffene Bevölkerungsklasse der inquilini (laeti) zurück.®)

c) Als dritte Kategorie kommen endlich diejenigen in Betracht, qui ex lege Aelia Sentia (v. J. 4 n. Chr.) dediticiorum numero sunt. Es sind in erster Linie die Freigelassenen, die als Sklaven entehrende Strafen erlitten haben und weder cives noch peregrini sind, nullius certae civitatis.) Sie sowohl wie die Latini Iuniani erhalten erst durch Iustinian die Civität.?) Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß zu dieser Kategorie der dediticiorum numero nicht nur die genannten Freigelassenen gehört haben. Das zeigt uns das Berliner Pergamentdoppelblatt mit Resten einer unbekannten Schrift, die sich auf die dediticiorum numero beziehen.?)

Sehen wir von diesen eben besprochenen Zeilen 7—9 ab, die den Angelpunkt des Edikts bilden, und der Rubrica Ζ. 1, so ist eine sichere Ergänzung bei dem

1) Paul M. Meyer, Klio 1 4268.

2) Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägypten 136ff., bes. 142 (8. auch 114).

8) Zu ihnen gehört das Gros der Juden; das zeigt auch Paul., sent. 5, 22, 3, wo cives Romani und Iudaicus ritus einander entgegengesetzt werden, vorausgesetzt, daß die Sententiae nicht vor 212 geschrieben sind.

4) Goetz, Corp. Gloss. IV 51, 10; V 188, 14: dediticius, si barbarus tradat se Romanis; Ammian. Marcell. 20, 8, 18; 21,4, 8; Cod. T'heod. 7, 13,16; CIL. XII 6692: officiales Bri(ttonum) et deditic(iorum) Alexandrianorum (a. 232). 6) Sueton. Aug.21; Tib. 9.

6) 5. Mommsen, Hermes 24, 251f.; Schulten bei Pauly-Wissowa IV 2363; Seeck, Unter- gang der antiken Welt 1? 400ff. 578f. 584f. Zu vergleichen sind auch die beiden von Hirsch- feld, Verwaltungsbeamte? ὃ. 54 Anm. 4 angeführten Inschriften aus dem Beginn des 2. Jahrh. n. Chr. Die reichsangehörigen Barbaren der Grenzdistrikte in nachdiokletianischer Zeit (barbari = gentiles) sind nicht dediticii, sondern meist foederati; 8. Mommsen, Hermes 24, 215 ff., Neues Archiv N. F. 14, 526 ff.

7) Gaius Inst. 1, 13. 15. 25. 68; 3, 74; Ulpian. Reg. 1, δ. 11; 7,4; 20, 14; 28, 2.

8) Cod. Iust. 7, 5. 6; Inst. 1, 5, 8. 9) S. dazu Karlowa, Bömssche Rechtsgeschichte I 766.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 216. Π 33

zerstückelten Zustande des Ganzen kaum möglich. Nach der unter tatkräftigster Unterstützung Wilckens (s. den Apparat) in der Transkription gegebenen Ergänzung einiger Zeilen läßt sich etwa folgender Gedankengang des Kaisers vermuten:

Er beginnt damit, daß ihm vor allem daran liege, die Klagen und Eingaben (τὰς αἰτίας καὶ τοὺς λιβέλλους) aus der Welt zu schaffen (Ὁ). Zugleich glaubt er am geziemendsten der maiestas deorum Genüge zu tun, wenn er die peregrini, so oft sie in den Untertanenverband (eig τοὺς ἐμοὺς) ἀνθρώπους: 2.6 dieser Ausdruck ist charakteristisch für die Auffassung der severischen Dynastie) ein- treten, auch in den Götterkult des Staates (Ὁ) miteinführt. Deshalb verleiht er allen peregrini mit Ausnahme der dediticii die civitas R.; die bisherigen Unter- schiede in der staatsrechtlichen Stellung der einzelnen Gemeinden des Reiches sollen bestehen bleiben. Was hierauf Ζ. 9—12 gesagt wird, läßt sich bisher nicht einmal dem Sinne nach sicher feststellen. Soviel nur scheint aus den Resten hervorzugehen, daß jetzt der Kaiser betont, auch der maiestas p. R. trage seine Verordnung in gleicher Weise Rechnung wie der maiestas deorum. Ob endlich die Ergänzung Z. 13 κα]ταλειφ[ϑέντων richtig ist und sich dies vorausgesetzt auf die „Übriggebliebenen“, d. h. die dediticii bezieht, die auch jetzt noch nicht im Besitz der civitas R. sind, muß dahingestellt bleiben. In Z. 19 spricht Caracalla von den Ἕλληνες.

2. Edikt: Novelle zum allgemeinen Amnestieerlaß vom Februar 212.

Unsere historischen Quellen erwähnen in unmittelbarem Anschluß an die Ermordung des Geta und die Rechtfertigung der Tat durch Caracalla im Senat einen allgemeinen Amnestieerlaß des Kaisers. Nach Cassius Dio sagt er im Senat: ἀκούδατέ μου... μέγα πρᾶγμα. ἵνα πᾶσα olxovusvn χαρῇ; πάντες ol φυγάδες οἱ καὶ ἐφ᾽ ὁτῳοῦν ἐγκλήματι καὶ ὁπωσοῦν καταδεδικασμένοι κατελϑέτωσαν (TI, p. 375 sq. Boissevain).) Der Kaiserbiograph berichtet nach seiner sachlichen Quelle?) in streng chronologischer Reihenfolge (vita Caracalli 2, 4—3, 2): Ermordung des Geta, Ansprache im Prätorianerlager, Verhandlungen mit der legio II. Parthica, Rückkehr nach Kom und Rede im Senat. Post hoc, heißt es dann (3, 1), relegatis deportatisque reditum in patriam restituit. inde ad praetorianos processit et in castris mansit, altera die Capitolium petit. Es handelt sich um einen allgemeinen, die Verbannten aller Stände, nicht nur die Mitglieder des Reichssenatorenstandes, sondern auch die übrigen honestiores*) (Ritter, Gemeinderäte und Honoratioren der Provinzialstädte) umfassenden Amnestieerlaß. Er bezieht sich auf die relegati

1) Vgl. BGU. 361, 1f.; s. auch II 10 unseres Papyrus: eig τὴν Ῥώμην τὴν ἐμήν. 2) Die Exc. Vaticana 137 fügen hinzu: πλὴν εἰ ὑπὸ τοῦ ἐμοῦ μὲν ϑείου ὑμετέρου δὲ πατρὸς πεφυγαδευμένοι εἶεν ..... 8) 5. Kornemann, Kaiser Hadrian und der letzte große Historiker von Rom 8. 109. 4) S. Mommsen, Römisches Strafrecht 8. 1032 ff. Gießener Papyri. I. 2. 6

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841 B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

sowohl die ad tempus wie die in perpetuum relegati und die deportati, die auf Lebenszeit Internierten, denen das Bürgerrecht und alle Ehrenrechte entzogen waren.') Dieser Erlaß ist, wie wir sahen, unmittelbar nach der Ermordung des Geta ergangen, also im Februar 212. Das uns dagegen auf dem Papyrus vor- liegende Edikt ist, wie die subscriptio Kol. II 12—15 zeigt, am 11. Juli 212 in Rom proponiert.

Der allgemeine Amnestieerlaß und unser Edikt können also schon aus chrono- logischen Gründen nicht identisch sein, wie das auch Kornemann mir gegenüber betont. Vielmehr haben wir in dem II 8 zitierten πρότερον διάταγμα den Erlaß vom Februar zu erkennen (8. S. 27). In diesem hatte der Kaiser die Worte gebraucht:

ὑποστρεφέτωσαν πάντες εἰς τὰς πατρίδας τὰς Töles,

alle Verbannten sollen „in ihre Heimat“ zurückkehren.?) Jetzt tritt er in der Novelle vom 11. Juli der engherzigen?) Interpretation dieser Worte entgegen (I τῆ: ἕνα un τις στενότερον παρερμηνεύσῃ τὴν χάριτά μου ἐκ τῶν ῥημάτων τοῦ] προτέρου διατάγματος cet.).. Alle Amnestierten sollen volle Freiheit haben, sei es in ihre Heimat, ihre origo, sei es an ihr früheres Domizil sich zu begeben; alle Provinzen des Reiches ebenso wie die Hauptstadt Rom stehen ihnen offen (1 91). Die Amnestie soll also alle Folgen der Verurteilung in bezug auf Be- schränkung des Aufenthaltes aufheben‘), sie ist eine umfassende für alle.

Unser Erlaß ist demnach nur eine Ergänzung und Interpretation des allgemeinen Amnestieerlasses. In dem erhaltenen Teile scheint der Kaiser zuerst von der restitutio in integrum der Amnestierten, ihrer Wiedereinsetzung nicht nur in den

1) S. über die einzelnen Kategorien Mommsen, Strafrecht S. 964—980. Die aquae et ignis interdictio ist wohl bald nach Tiberius durch die deportatio vollkommen ersetzt worden (Digg. 48, 19, 2,1. 48, 13, 3; 8. dazu Mommsen, Strafrecht 972 Anm. 1. 975 Anm. 1. 1010).

2) Ursprünglich hatte ich, von der Identität des πρότερον διάταγμα mit der constitutio Antoniniana ausgehend, diese Worte in der Weise zu erklären gesucht, daß ich annahm, der Kaiser habe bestimmt, alle bisherigen peregrini, die jetzigen Neubürger, die sich zur Zeit des Erlasses nicht am Orte ihrer origo befänden, sollten dorthin zurückkehren. Eine solche Be- stimmung würde ihre Erklärung finden durch den bekannten, im Lukasevangelium (c. 2) er- wähnten Erlaß des Kaisers Augustus und durch das Edikt des praef. Aeg. C. Vibius Maximus vom J. 104 n. Chr. (P. Lond. III p. 125 Nr. 904 Kol. II; 8. dazu Wilcken, Archiv IV 544). Wie beim ägyptischen und jüdischen Provinzialzensus, schien es mir auch jetzt nicht ausgeschlossen, daß alle Neubürger sich in ihrer πατρίς zu melden hatten, um sich dort in die Bürgerlisten eintragen zu lassen. Unwahrscheinlich wurde zwar diese Vermutung, die ich jetzt fallen ge- lassen habe, schon dadurch, daß, wie die uns erhaltenen ägyptischen κατ᾽ οἰκίαν ἀπογραφαί zeigen, der Termin der allgemeinen Volkszühlung in Ägypten dadurch nicht beeinflußt wurde. Die Volkszählung findet erst 215/216 statt (P. Reinach 49; Wessely, Stud. Pal. Π 5. 27f. Nr. 1.2); im P. Reinach 49 2. 16 beruft sich der Deklarant auf die κατ᾽ οἰκίαν ἀπογραφή des Jahres 201/202 als auf die letztvorhergegangene Volkszählung.

3) Vgl. ala Gegensatz zum στενότερονΨ παρερμηνεύσῃη das φιλανϑρωπότερ[ο0]ν ἑρμηνεύω in der epistula des Hadrian BGU. 140, 19 (a. 119; s. Wilcken, Hermes 37, 84 ff.).

4) Vgl. Mommsen, Röm. Strafrecht 912.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215. 11 35

früheren Stand, sondern auch in ihr Vermögen zu sprechen, soweit die Reste dies erkennen lassen. Darauf weist wohl das ἀποκατασταϑεῖσιν 11 1 hin. Ζ. 2 ist etwa τοῖς τὸν] | ἵππον δημόσιον προαπ]ς[ σ]χηχόσιν ἀπο[δέδ]ωμ[ι κ]αὶ οὐσίας. .') zu ergänzen. Die equites, die ihren equus publicus durch die allgemeine Amnestie zurück- erhalten haben, sollen auch in ihr konfisziertes Vermögen wieder eingesetzt werden.

Dann geht der Erlaß auf die ad tempus honore moti (interdici)?) ein (II 3—6). Es werden vom Kaiser genannt die Inhaber:

1. des Dekurionats und der städtischen Ämter (2. ὃ: τὰς πολ[ιτι]κάς [τ]μάρ),,

2. der Advokatur (Ζ. 3/4: καὶ ....... (s. den Apparat) ἑαυτῶν συ[νη]γορέας). ὃ)

Neben den städtischen honores werden also die Träger eines Berufes (officium) genannt, der durch den Verkehr mit den Behörden öffentlich-rechtlichen Charakter hat. Ihnen sollen nach Ablauf der Strafzeit keine Nachteile für die Zukunft er- wachsen.

Dieser auf die ad tempus homore moti bezügliche Teil liegt uns nun im Aus- zuge vor an zwei Stellen des justinianischen Corpus, die auf das lateinische Ori- ginal zurückgehen: Cod. Iust. 10, 61 (59), 1 im Titel de his qui in erilium dati vel honore moti sunt und Digg. 50, 2, 3, 1 im Titel de deeurionibus et filiüis eorum. Die Digestenstelle enthält ein Zitat des Ulpian aus seinem noch unter Caracalla ge- schriebenen dritten Buche de officio proconsulis.*) Die Übereinstimmung der beiden tribonianischen Exzerpte mit den Worten des Papyrus ist evident; ich führe sie nebeneinander an:

Ulpian. Digg. ' Cod. Iust. | Papyrus Imperator enim Antoni- Pars edicti impera- | (II 12£.): Προετέϑη πρὸ nus edicto proposito sta- toris Antonini A. pro- ' Elößv’Iovilav Öval”Aanpoıs tuit, ut ‚, positi Romae V id. Iul. | ὑπάτοις ἐστιν κ (ἔτους) ᾿ duobus Aspris conss. | ’Erelp τξ (sie)...... cuicunque aut quacun- , Quibus posthac or- (I 3 6) [Τοῖς δὲ] κατέχειν que causa ad tempus or- | dine vel advocationibus | λα[μβάνειν τὰς πολ[ιτι]κὰς

dine vel advocationibus vel ad tempus interdicetur, | [τ]ρμὰς καὶ ............ quo aliquo offieio fuisset Ä post inpletum temporis (s. den interdietum, conpleto tem- spatium non prorogabi- | Aoparat)ealeny evlinpoelas ΡΟΥΘ nihilo minus fungi tur infamia. πρὺς 4100| v]ov κωλυϑεῖσι μετὰ honore vel offieio posset. | [0] πἰλ)]ηρφϑῆναι τὸ τοῦ

χρίό)νου διάστημα οὐκ ὀνει- Ä | δισϑήσεται τῆς ἀτιμ[ῆας

| | παρασημείϊ o]oıs. 1) Im Hinblick hierauf ist wohl die Proposition des Ediktse durch den proc. usiacus in

Alexandreia zu erklären (s. 3. 27 Anm. 4). 2) Über die in perpetunm und ad tempus ordine moti (interdicti) vgl. Ulpian. Digg. 48,

22, 7, 20; 50, 2, 8, 1; 1,12, 1, 18 u. sonst. 8) S. Mommsen, Strafrecht 1008. 4) Ulpian spricht hier zuerst vom ad tempus relegatus, der nach seiner Rückkehr den 5*

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861 B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Das Datum des Edikts, d. h. der Proposition in Rom, stimmt im Papyrus und im Cod. Just. überein. Das ägyptische Kaiserjahr ist bei der Proposition in Alexandreia zu der Konsulatsdatierung') des lateinischen Originals hinzugefügt. Der Abschreiber unseres Exemplars hat τὸ statt ἐξ verschrieben.

Vergleichen wir den eigentlichen Text, so erkennen wir, daß Ulpian den Wort- laut des Edikts nur paraphrasiert. Den πολιτικαὶ τιμαί entspricht ordıne (auf den Dekurionat bezüglich). Das advocationibus ist aus dem Original beibehalten. Vel quo aliquo officio ist wohl erst auf Rechnung der tribonianischen Kommission zu setzen. Der Schluß, den der Cod. Just. genau gibt, ist aber wohl schon von Ulpian ungenau wiedergegeben. Besser entspricht die Codexstelle dem Original; das hier gebrauchte Präteritum (κωλυϑεῖσι) ist durch posthac ... interdicetur ersetzt. Sonst ist keine Änderung vorgenommen. Wie ich schon $.29 hervorhob, weist die Fassung des Schlusses im Papyrus auf selbständige Konzeption des griechischen Textes, nicht auf wörtliche Übersetzung aus dem lateinischen Original?), wie im ersten

und dritten Erlaß, hin.

3. Erlaß. Ausweisung der Αἐγύπτιοι aus Alexandreia zur Zeit des Aufstandes des Jahres 215.

Der Kaiserbrief (s. Z. 19) liegt uns im Auszug ohne Adresse und Grußformel vor. Bis Kol. II 26 ist der Wortlaut des Kontextes wörtlich wiedergegeben, dann ist ein längerer Passus ausgefallen, auf den das ve?" ξτ]ερα hinweist.

Der Kaiser befiehlt, alle aus der χώρα stammenden Ägypter aus Alexandreia auszuweisen. Von der Ausweisung sollen jedoch nicht betroffen werden

1. die χοιρέμπο[ρ]ον καὶ ναῦται zore[u]jor ἐκεῖνοί τε οἵτινες κάλαμον πρ[ὸ]ς τὸ ὑὕποκαίειν τὰ βαλα[νεῖ]α καταφέρουσι (II 18f.). Sie werden ausdrücklich denen

Dekurionat nicht wiedererhält. Im Gegensatz zu ihm kann aber der ad tempus ordine mo- tus ..... in ordinem redire (8. Cod. Iust. 10, 61, 2). Hierfür beruft er sich auf die oben an- geführten Worte unseres Edikte,.

1) Die Belege für das Konsulat der beiden Aspri im J. 212 (Ὁ. Iulius Asper und C. Iulius Galerius Asper) 8. Ruggiero, Dizionario epigrafico II 1026f.; in den Papyri ist es sonst nicht belegt. Doppeldatierung nach Konsuln und Kaiserjahr, wie hier, findet sich auf drei latei- nischen Diptycha ägyptischen Ursprungs (8. Nouvelle Revue hist. de droit fr. et ἐγ. 1906, 480 ff. = Bruns, Fontes’ Nr. 124. 193) sowie im lateinischen Genfer Papyrus Nr. 1 (8. KlioIII7). Was die aus dem Lateinischen übersetzten griechischen Urkunden mit Doppeldatierung auf Papyrus betrifft, so stand das Kaiserjahr wohl schon in dem in Ägypten geschriebenen lateinischen Original von ΒΟ Ὁ. 326 (a. 189), einem römischen Testament. Erst in der griechischen Übersetzung hinzugefügt ist es in den nicht auf Ägypten beschränkten Kaisererlassen, so in unserer Urkunde, im P. Oxy. INr. 35 (a. 223: s. 8.28 Anm. 4) und wohl auch B@U. 140 (a. 119), und in den Kaiser- reskripten von P. Fiior. 157, wo es zu ergänzen ist. Nur das Konsulat steht in dem in wört- licher griechischer Übersetzung erhaltenen Reskript des Gordian aus d. J. 239 (P. Teb. II Nr. 285).

2) Dieses würde sonst etwa lauten: ... ad tempus interdictis post inpletum temporis spatium opprobrio non dabitur infamiae note.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215. I 37

entgegengesetzt, οἵτινες τῷ πλήϑε[.] τῷ ἰδίῳ κα[ὶ οὐΪχὶ χρήσει ταράσσουσι τὴν πόλιν (198): Diese bilden nur ein Element der Unruhe für die Stadt, ohne durch den Nutzen ihrer Leistungen in Betracht zu kommen; sie gehören also nicht zu den [Ev]yoı τῶν [ἀπὸ] τῆς χώρας, (ὧν) πόλις ἡμῶν ἔχει yosllav], wie es im Edikt des Ο. Vibius Maximus vom Jahre 104 n. Chr. (P. Lond. III p. 125 Kol. II 11ff) gerade im Hinblick auf Alexandreia heißt.!) Zu denen, qui usui urbis Alexandrinorum inserviunt?), sind aber vor allem die drei obengenannten Kate- gorien zu rechnen. Es sind Mitglieder von corpora im engeren Sinne°), von denen insgesamt Callistratus, der Zeitgenosse des Caracalla, sagt (Digg. 50,6, 6 8 12): instituta(?) sunt, ut necessariam operam publieis utilitatibus exhiberent; sie leisten ein munus publicum, genießen daher eine Reihe von Privilegien: cum non sit alienum dicere, sagt Callistratus von den negotiatores und navicularii (1.1.8 3), etiam hos rei publicae causa, dum annonae urbis serviunt, abesse. Und derselbe Gesichtspunkt ist für Caracalla hinsichtlich der Mitglieder der drei von ihm genannten ägyptischen corpora maßgebend. Ihre absentia von ihrer ἰδέα ist eine absentia rei publicae causa: sie bleiben daher von der Ausweisnng verschont. Gerade die drei vom Kaiser genannten corpora spielen auch unter den Berufs- genossenschaften Roms in dieser Zeit eine große Rolle‘):

8) Die χοιρέμποροι, die suarii; sie stehen unter den drei ΤῊΝ Kollegien für die Fleischlieferung (boarii, pecuarii, suarii), schon bevor Aurelian die regelmäßige Gratisverteilung von Schweinefleisch eingeführt hatte°), an erster Stelle. Severus und Caracalla gewähren denen, qui in foro suario negotiantur, si duabus partibus bonorum annonam iuvant, excusationem (tutelae)®),

Ὁ) die ναῦται ποτάμιοι; nautae (navicularii) amnici”), hier natürlich die navi- eularii Niliaci?) = ναύκληροιυϑ).

Beide Korporationen, sowohl die γοιρέμποροι wie die ναῦται ποτάμιοι dienen

1) Ebendort Kol. II 17f. heißt es οἱ ἀποὸδ[είξαντες ἀναγχ[αίαν αὐτῶν τὴν παρουσίαν].

2) Vgl. Symmachus ep. 9, 100: mancipes salinarum ... qui splendori atque usui patrise communis inserviunt.

3) Zum folgenden vgl. vor allem Kornemann bei Pauly-Wissowa IV (8. v. collegium), 447 ff.

4) S. Kornemann a. a. Ο. 453fl.

5) Vit. Aureliani c. 35; de Caesar. 85, 7; epit. de Caes. 35, 6. Über Aurelians Neuordnung der annona urbis 8. Groag, Vierteljahrschrift für Sogial- und Wirtschaftsgeschichte 11 (Kollegien und Zwangsgenossenschaften im 3. Jahrh.), Separatdruck 8. 13 ff. Zwei χοιρι[δεέμποροι μητρο- πόλεως (d.h. von Arsinoe) begegnen uns P. Fay. Nr. 108 (c. a. 171). Um χοιρομάγειροι aus Antinoupolis handelt es sich in den Gestellungsbürgschaften a.d. J. 566 n. Chr. P. Straßb. 47—50, um einen ἰσικιάριος P. Straßb. 46 (nebst Anm. 10). S. auch Nr. 49 Z. 14 nebst Anm.

6) Ulpian., /ragm. Vatic. 236; Paul., ebendort 237. Über das corpus suariorum 8. Waltzing, Etude historique sur les corporations professionelles II 89 ff.; Kornemann a. a. O. 487.

7) S. Waltzing a. a. Ὁ. II 29; Kornemann a. a. Ὁ. 454.

8) Vit. Aureliani 47, 8: dazu Groag a. a. OÖ. und R. de Ruggiero, Bull. Ist. dir. R. 20, 48 ff.

9) S. Rostowzew, Archiv II 211. 222 und Frumentum (Sonderabdruck aus Pauly-Wissowa vi) 8. 20; Collart-Lesquier, Einleitung zu P. Lille Nr. 21; dagegen Rostowzew, Archiv V 298.

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38 II B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

der annona publica: letztere versorgen Alexandreia (und indirekt Rom und das Reich) vor allem mit ägyptischem Getreide, erstere mit Schweinefleisch.

c) Die dritte der aufgeführten Kategorien entspricht den römischen mancipes thermarum.‘) Für das Heizen der unterirdischen Öfen der Thermen (εἰς ὑπό- καυσιν βαλανείου) wurde im holzarmen Ägypten meist Spreu (ἄχυρον) verwandt.?) Κάλαμος, Rohr, war uns bisher als Heizmaterial nicht bekannt; es wurde in Bündeln transportiert.°)

Außer den suarii, nautae amnici, mancipes thermarum soll ein kürzerer Aufent- halt in Alexandreia nicht verboten werden

2. d) denen, die Stiere und andere zum Opfer bestimmte Tiere zum höchsten Fest der Alexandriner, dem Serapisfeste, an anderen Festtagen und auch an gewöhn- lichen Tagen dorthin bringen (Z. 20 ff.),

e) den Vergnügungsreisenden, die sich die Großstadt ansehen wollen, oder solchen, die sich städtische Lebensformen anzueignen wünschen‘), endlich den in vorübergehenden Geschäften (Amtsgeschäften, Privatangelegenheiten, Prozessen)°) dorthin kommenden (Z. 24ff.).. Die Anziehungskraft Alexandreias auf die Bewohner der χώρα war unter den Ptolemäern wie unter den Römern eine gleich große. Der wohl im Beginn des ersten Jahrh. v. Chr.®) schreibende Verfasser des Aristeas- Briefes schildert die verderbliche Wirkung der Hauptstadt auf die Ägypter, die zu ihrem und des Landes Schaden dahin übersiedeln. Deshalb habe der König Ptolemaios Il.(?) in einer Verordnung ihren Aufenthalt auf höchstens 20 Tage be-

1) S. Waltzing a. a. OÖ. II 125; Kornemann a. a. O. 459.

2) S. Wilcken, Griechische Ostraka 1168; Archiv IV 121. P. Amh. II Nr. 188 (a. 326) be- fördert ein κχυβερ(νήτης) πλοίου ταμιακοῦ 200 Zentner Kohlen (ἄνϑρακος καϑαροῦ κεντηνάρια), die einen Teil des jährlichen Canon repräsentieren, nach Alexandreia. Über die ägyptischen und alexandrinischen βαλανεῖα 8. Wilcken a. a. Ὁ. 165ff. und Nr. 50 des Heften.

3) Im Wirtschaftsbuch von Hermupolis (P. Lond. I p. 181 2. 376f.) werden die κάλαμοι nach δέσμαι (Bündeln) berechnet, ebenso geliefert (a. Wilcken ἃ. 8. Ὁ. 1757 Anm. 1). Zu κάλαμος in den Papyri 8. Grenfell-Hunt, P. Oxy. IV Nr. 729, 3 Anm. und Nr. 56 Einl. Es wird unter- schieden x. ᾿Ελληνικός und x. ’Ivdıxog (Wilcken, Archiv 1 150). Im P. Lond. III p. 104 Nr. 1166 (a. 46) übernehmen zwei Hermopolitaner in einem Vertrag mit einem μελλογυμνασίαρχος (8. Nr. 54 Einl.) die tägliche Lieferung der αὐτάρκη καύματα für das Gymnasium-Bad; die xav- ματα sind nicht spezialisiert.

4) Zu ihnen oder den folgenden sind vielleicht auch die studiosi ägyptischer Nationalität zu rechnen, die sich in Alexandreia studierenshalber aufhalten wollen. Zu vergleichen ist das Reskript des Caracalla betrefis der Studenten der Juristenfakultät in Kom (frgm. Vaticana 8 204): diese brauchen, solange sie ihren Studien obliegen, nicht nach Hause zurückzukehren und sind von den heimatlichen Liturgien befreit (s. Hirschfeld, Verwaltungsbeamte’ 68 Anm. 1). Von denselben Gesichtspunkten geht der Erlaß des Valentinian I. aus (Cod. Theod. 14, 91): qui- cunque ad urbem discendi cupiditate veniunt...... His sane, qui sedulo operam professioni- bus navant, usque ad vicesimum saetatis suse annum Romae liceat commorari.

δὴ) Über die umfassende Bedeutung von πραγματεία vgl. Bouche-Leclereq, Histoire des Lagides 111 119 Anm. 2; Otto, Priester und Tempel im hell. Ägypten 11 124 Anm. 2.

6) S. die Ausgabe von Wendland p. XXVI.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215.

schränkt. Die Stelle (8 109. 110 ed. Wendland) bildet eine so hübsche Parallele zu unserem Erlaß, daß ich sie hierhersetze: τοῦτο δὃὲ ἐγίνετο περὶ τὴν ᾿4λεξάν- δρειαν ὑπερβάλλουσαν πάσας τῷ μεγέϑει καὶ εὐδαιμονίᾳ τὰς πόλεις. ol γὰρ ἀπὸ τῆς χώρας εἰς αὐτὴν ἐπιξενούμενοι καταμένοντες ἐφ᾽ ἱχανὸν εἰς ἐλάττωσιν ἦγον τὰ τῆς ἐργασίας ὅϑεν βασιλεύς, ἵνα μὴ καταμένωσι, προσέταξε μὴ πλέον εἴκοσιν ἡμερῶν παρεπιδημεῖν. Es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln, daß hier ein wirkliches Edikt eines Ptolemäers, das aber im Interesse der ἐγχώριοι und zugleich der königlichen Kasse erlassen ist (8. Aristeas $ 111), die Unterlage bildet.®) Welche Rolle ein Besuch Alexandreias im Denken und Träumen eines ägyp- tischen Provinzialen der Kaiserzeit spielt, zeigt, um ein bekanntes Beispiel zu nennen, der Brief des kleinen Theon aus Oxyrynchos an seinen Vater, der ungefähr unserer Zeit angehört (P.-Oxy. I Nr. 119).

In dem vom Abschreiber ausgelassenen Teile des Erlasses war noch von anderen Kategorien der Ägypter die Rede, die von der Ausweisung befreit oder betroffen werden sollten. Der Kaiser sprach hier wohl vor allem von den Ge- werbetreibenden in der Stadt. Darauf weisen die erhaltenen Schlußworte (2. 26ff.) hin, die von den Awvdügor, den Leinewebern, handeln. Unter den Industrien der Stadt nimmt die Leineweberei neben der Glas- und Papyrusfabrikation die erste Stelle ein.) Auch unter den Leinewebern (wie unter allen übrigen Ge- werbetreibenden und den sonstigen Klassen der unteren Stände) könne man, so

I 39

1) Ähnliche Lobeserhebungen auf Alexandreia finden wir zahlreich bei griechischen und lateinischen Schriftstellern. Ich nenne hier nur Pseudo-Callisthenes (1, 84), Strabon (17 p. 798, 18), Dio Chrysostomos (or. 82 $ 35 ed. v. Arnim), Ptolemaeus (4, 5, 9), υἱέ. Saturnins (in ἃ. Ser. H. Aug.) 8,8, 16. XIV Nr. 1561. Weitere Belegstellen gibt Lumbroso, ?’Egitto®! p. 88ff. und Rendiconti ἀεὶ R. Acc. dei Lincei 1900 p. 887. In den Papyrusurkunden führt Alexandreia das Epitheton λαμπροτάτη (8. Preisigke, P. Straßb. I Nr. 2,2 Anm.), das ihr auch Z. 24 der Kaiser gibt. In späterer Zeit heißt die Stadt, besonders im kirchlichen Kanzleistil, aber auch auf Papyrus Ἀλεξανδρέων μεγαλόπολις (8. Wilcken, Archiv IV 189 zu P. Lips. 45, 18).

2) S. auch P. Oxy. IV Nr. 744 (1 v. Chr.); P. Fior. I Nr. 6, 10f. (a. 210): λαμπρότατος ἡγεμὼν Σουβατιανὸς ᾿Ακύλας διὰ τὸ ἀ[παρ]αιτητὸν τῆς [συ]νκομιδῆς καὶ τοὺς ἐΐν Alsbavö]oei πρότερον ὄντας ἀπεπέμψατο εἰς τοὺς ἰδίους νομοὺς πρὸς τὸν χ[αιρὸν τῆ]ς συνκομιδῆς.

8) Im Anschluß an die angeführten Worte wird dann von einem anderen Erlaß Ptole- maios II. berichtet, wonach, falls eine Prozeßverhandlung sich in Alexandreia als notwendig erweist, das Urteil binnen fünf Tagen von den königlichen Beamten (s. dazu Klio VII 291) gefällt werden soll. Weiter wird dann die Einsetzung des Chrematistengerichts erwähnt, die auf das Bestreben zurückgeführt wird, den γεωργοί die für sie und den Staat kostspielige Reise nach Alexandreia zu ersparen.

4) Vita Saturnini 8,6; vita Gallieni 6, 4; vita Aureliani 45, 1. Über die Leinenindustrie im ptolemäisch-römischen Ägypten ist zu vgl. Marquardt, Römisches Privatleben” II 480f.; Wilcken, Griechische Ostraka 1 266 ff.; 823 Anm. 2.; Bouch6-Leclercq, Histoire des Lagides II 27; Rostowzew, @@A. 1909, 632f. Neben dem gebräuchlicheren λινουργός, λισνϑουργός findet sich das Wort Aıvdügos, Alvvpog, λινυφεῖος (vgl. das &upodov Λινυφείων in Arsinoe); entsprechend im Lateinischen neben linteator: linyfus (8. das Fdiet. Diocletiani 21, 5; Cod. Theod. 10, 20, 8. 10, 20, 16).

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40 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

meint Caracalla, die ἀληϑινοὶ Αἰγύπτιοι leicht herauserkennen. Ihre Sprache, ihr Äußeres, ihre Lebensart, die städtischem Wandel!) widersprechende Denk- und Handlungsweise (Z. 28f.: ἐναντία ἤϑη ἀπὸ ἀναστροφῆς [πο]λειτικῆς) zeigen, daB sie ἄγροικοι «Αἰγύπτιοι Bind.

Die Ausweisung der ἀληϑινοὶ Αἰγύπτιοι wird damit motiviert, daß sie (wider den oft betonten Willen aller Regierungen®)) ihr Heimatsdorf, ihre ἰδέα, verlassen haben und in Alexandreia, wo sie nicht ortsansässig sind, lästig fallen (2. 16. 191. 23). Sie, die &yooıxoı, gehören nicht in die Stadt, sie sind Landbewohner von bäurischen Sitten, wie der Titelheld des gleichnamigen Stückes des Menandros, denen keine πολιτεία frommt. Es ist die große Kluft zwischen Griechen und Römern einerseits, Ägyptern andrerseits, die vor und nach Caracalla viele Autoren hervorheben. In diesem Sinne äußert sich schon Herodot (2, 79. 2, 91). Iosephus, dem zwar daran liegt, die Ägypter im Gegensatz zu den Juden möglichst herab- zusetzen, sagt in seiner Schrift gegen Apion (11 4): καίτοι μόνοις Αἰγυπτίοις ol κύριοι νῦν Ῥωμαῖοι τῆς οἰκουμένη: μεταλαμβάνειν ἡστινοσοῦν πολιτείας ἀπειρήκασιν (vgl. 11 6); die Ägypter also allein von allen Bewohnern des Reichs seien unfähig, Glieder irgendeines städtischen Gemeinwesens zu werden. Und Juvenal, der ein noch größerer Hasser der Ägypter war, bezeichnet sie in seiner 15. Satire als ein jedem Römer widerwärtiges Barbarenvolk. Noch im 5. nachchristlichen Jahr- hundert charakterisiert Eunapios in seinen Sophistenbiographien?) die reisenden Ägypter als Leute, die sich nicht zu benehmen wissen. Und er folgert daraus: εἰκὸς δ᾽ αὐτοὺς χαὶ οἴκοϑεν οὕτω παιδεύεσϑαιι Auf dasselbe läuft hinaus die Klage des Isidorus Pelusiota: Αἰγυπτίους μὲν δι’ ἀπήνειαν νόμος εἴργει ἀρχῆς (ep. 1 489).

Die in ihre Dörfer als „lästig“ abzuschiebenden ἀληϑινοὶ (= ἄγροικοι) 4ἰγύπ- rıoı sind also dieselben Elemente, die durch das erste Edikt, die constitutio

1) Zu ἀναστροφή = Wandel im ethischen Sinne 8. Deißmann, Bibelsiudien ὃ. 88, Neue Bibelstudien S. 22, Licht vom Osten!-? S. 75. 234.

2) Ebenso wie unsere Kaiser-Epistula bildet das Edikt des praef. Aeg. Sempronius Libe- ralis vom 29. August 154 (Βα. 372) das Nachspiel eines noch nicht ganz beendeten, vom Kaiser persönlich unterdrückten Aufstandes (s. Klio VII 124). BGU. 159 (vom 5. Juni 216) nimmt auf ein einige Zeit zurückliegendes Edikt des praef. Aeg. Valerius Datus Bezug, das ἅπαντας τοὺς ἐπὶ ξένης διατρείβοντας εἰς τὰς ἰδίας κατεισέρχεσϑαι befiehlt. Ich habe dieses Edikt (Alio VII 128f.) als eine Folge des Aufstandes von 215 erwiesen. Daß Valerius Datus der Adressat der epistula des Carscalla war, möchte ich deshalb nicht behaupten. Denn ich glaube nicht, daß er zur Zeit der Anwesenheit des Caracalla in Alexandreia schon Präfekt war. Er kann ebensogut den an seinen Vorgänger, den vicepraef. Aurelius Antinous, oder an einen anderen gerichteten Befehl des Kaisers bei seinem Amtsantritt von neuem eingeschärft und erweitert haben (vgl. etwa P. Gen. 16, 18 ff. mit P. Cattaowi II 6 f.).

3) Sub Aldtoıog (ed. Boissonade, Paris 1849, p. 463). Zum allgemeinen Charakter der Ägypter vgl. besonders die von Friedländer, Sittengeschichte 15 75 beigebrachten Stellen. Unter αἰγυπτιάξειν verstehen die Griechen speziell πανουργεύειν καὶ κακοτροπεύεσϑαι, tückisch handeln; 8. die Stellen der Lexikographen bei Stephanus, Thesaurus s. ἢ. v.

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215. II 41

Antoniniana, von der civitas R. ausgeschlossen werden, die λαογραφούμενοι. de- diticii Ägyptens.

Was bewog aber nun den Kaiser zu dieser einschneidenden Maßregel, durch die er eine ganze Volksklasse aus der Hauptstadt ihres Landes, die zwar nicht zu „Ägypten“ im staatsrechtlichen Sinne gerechnet wurde, auswies? Ihre Landflucht oder ihre mangelnde Kultur oder gar ihr Ausschluß von der civitas R. können nicht die allein ausschlaggebenden Ursachen gewesen sein. Die richtige Lösung gibt das ἐνθάδε Ζ. 26. Mit vollem Recht betont Wilcken mir gegenüber, daß mit diesem Wort stets auf den Ort des Schreibers hingewiesen wird. Caracalla be- fand sich also, als er diese epistula schrieb, in Alexandreia. Das führt uns auf die blutige Niederwerfung des alexandrinischen Aufstandes durch den Kaiser!) am Ende des Jahres 215.?) Adressat der epistula ist danach vielleicht der Vizepräfekt Aurelius Antinous (8. 8. 40 Anm. 2).

In der Hauptquelle für diese Ereignisse finden wir nun eine glänzende Be- stätigung dieser chronologischen Ansetzung. Den Hinweis hierauf verdanke ich Wilcken, dessen Worte ich im folgenden zitiere: „Nachdem Cassius Dio (ep. 77,23, 2) das Blutbad unter den Alexandrinern (er nennt sie ἐπιχώριοι im Gegensatz zu den ξένοι, den Ägyptern) geschildert hat, sagt er: οἱ δὲ δὴ ξένοι πάντες ἐξηλά- ϑησαν πλὴν τῶν ἐμπόρων. Das paßt wundervoll zu den Worten des Papyrus. Namentlich die Übereinstimmung bezüglich der Ausnahme läßt doch wohl gar keinen Zweifel. Nun gewinnt der Text nach manchen Seiten noch ein erhöhtes Interesse. So wird der Satz (Ζ. 20f.): Zapaneloıg ... μανϑάνω 3. S.38,2d] erst so recht lebendig. So hätte der Kaiser von auswärts kaum geschrieben. Wie

1) Zum alexandrinischen Aufstand des Jahres 215 vgl. Dio ep. 77, 22f.; Herodian 4, 8, 6—9. 9, 1—8; vita Caracalli 6, 2f. und dazu meine Ausführungen ΚΠΟΥ͂Π 128f. Die Worte des Dio (ep. 77, 22, 2f.): ἐπικρυπτόμενος τὴν ὀργὴν καὶ ποϑεῖν αὐτοὺς προσποιούμενος geben wohl doch nicht die wahren Gesinnungen des Caracalla wieder. Trotz der Opposition, die Alexandreia den meisten seiner Vorgänger gemacht hatte (s. dazu Wilcken, Abh. d. Sächs. Ges. d. W. 1909 Nr. XXIII 825 nebst Anm. 1), obwohl die Stadt sich unter den Hauptparteigängern des Gegners seines Vaters, Pescennius Niger, befunden hatte und ihn selbst mit ihren Spottreden nicht ver- schonte, scheint er, der φιλαλεξανδρότατος, doch für sie große Sympathien gehabt zu haben. Dafür spricht manches. Caracalla ist es, der den Kult des spezifisch alexandrinischen Gottes, des Serapis (s. S.42 oben), in seiner Hauptstadt Rom erst vollkommen heimatsberechtigt macht, indem er ihm einen prächtigen Tempel auf dem Quirinal innerhalb des Pomerium erbaut. Und mit Serapis rückt jetzt an die erste Stelle unter den fremdländischen Kulten Isis und ihr Kult. Diese beiden sacra Aegyptia, die jetzt völlig anerkannte Staatskulte werden, sind seit der Ptolemäerzeit in Alexandreia konzentriert; es sind Alexandrini di (vgl. epit. de Caes. c. 21; vit. Caracalli 9, 10f.; υἱέ. Saturnini 8, 1f., dazu Wissowa, Religion und Kultus der Römer 292 ff., bes. 296). Caracalla ist es auch, der zuerst einen Alexandriner in den römischen Senat auf- nimmt, den (Aelius) Coeranus, und ihn zum Konsul macht, wie uns das der Zeitgenosse Dio (51, 17. ep. 76, 5) berichtet.

2) Ich hatte, und zwar durch das ἐνθάδε stutzig gemacht, unsere epistula als Ursache, nicht als Folge des Aufstandes vom J. 215 aufgefaßt und sie daher in dasselbe Jahr 212 wie die beiden Edikte gesetzt.

Gießener Papyri. L 3. 6

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42 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

hätte er das dort auch erfahren sollen? Nach Dio (1. 1.) hat er aber in jenen Tagen sich im Serapeum aufgehalten und von dort manche Befehle gegeben (προσέταττε vielleicht auch unsere Verordnung?). Es ist nur zu begreiflich, daß die Serapeumspriester ihn darauf aufmerksam gemacht haben, daß die- jenigen Ägypter auszunehmen seien, die ihrem Gotte die Opfertiere vom Lande brachten. Auch das reoaasovaı τὴν πόλιν (2. 20) bekommt jetzt erhöhte Be-

deutung.“ Kolumne Il. ]PKOCAYPHAIT. ......... ἸΑΝΤΩΝΙΝΟΙ. |Cl. .. . . - ]C ΛΕΓΕΙ͂. ]JHMAAAONANI. ... 2... 2222.20. JCAITIACKL. JITO[. . JA[. . JEAAOY[ . |

JEOICTT.. ]CATT. . . JATOICEYXAPICTHCAIMIOTITI[ . ]TOIAYTH[.] ]ICEMECYNT. . . |PHCEN ΤΟΙΓΑΡΟΥΝΝΟΜΙΖΩΓ. . ]YTWME 56. ]WCAYT. . JCOAITHMEFANEI[. ]THTIAYTWNTOIKANONTIOI JAKICEANYL . JEICENET. . ]INEICTOYCEMOYCANT. . |WTTOYC ]. GEWNCYNETTENETT. .]MI AIAWMITOIL. . TYNATTA ]. NOIKOYMENHNTIT. . . . JEIANPWMAIWNT .. JENONTOC JATWNXWPE. .]TWNE. . .JEITIKION O®IAEIL. JAPTO 10 1... N... NTTANTAAL. . . ἸΔΗΔΗΚΙ. ]ITHNIKAENTTEPIEI JAFMAO[.]. AWCEI[. . . . ]MEFANEIOTHTAL. . |YPWMA[. ] ]. TIEPITOYC[. . . . ]YCTETENHCOAIYTTEPAE

JTANEIOT. . 222222... JONTWF. . JKACTHC IHTW[........... ]0C[ 15 ΊΘΗΙ JOAWL

Von Z.17 an sind nur die Endbuchstaben der Zeilen erhalten:

11 ΤῸ 18 JA 19 ]. NEAAH 20 ]MW 21 JYT1O 22 ἸΚΥ 23 JIEIH 24 ]OIECAN 25 ΤΥΔΙΑ 26] nichts 21] TOC Von Z. 28—31 ist nichts erhalten.

8 Vom T nach EOlIC am Anfang batWilcken Wilcken. ? Das ΤΙ nach CYNE von Wilcken noch Spuren erkannt, ihm verdanke ich auch erkannt. 11 Das O nach ATMA erkannte das [ nach dem folgenden CA, das sehr wahr- Wilcken. 19 rjar ᾿Ελλήϊϊνων. 24 zeJoie- scheinlich ist. θ᾽ Das nach AKIC erkannte σὰν Wilcken.

Ich lasse eine Transkription und Ergänzung der Z. 1—16, soweit dies mög- lich war, folgen, bei der ich mich der erfolgreichen Unterstützung Wilckens zu er- freuen hatte. Auszugehen ist von der sicheren Ergänzung Z.1, wo am Anfang der Zeile 18 Buchstaben fehlen. Danach sind für die Zeilen 2—8 am Anfang je ungefähr 17 bis 18 Buchstaben als fehlend anzunehmen, Z. 9: ca. 19, 10: 20,

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maßen wahrscheinliche Ergänzung nicht möglich war, ist die Lücke nicht ausgefüllt.

[4ὐτοχράτωρ Καῖσαρ Μάϊρκος Αὐρήλιος Σεουῆρος] Avrwvivo[s] Z[eßaarö]s λέγει" [Οὐδὲν εὐχταιότερον)] μᾶλλον ἀν αξητέον ἐστὶν τὰ]ς αἰτίας κχ[α]ὶ το[ὺς]} Alı-

β]έλλουϊς]

τοιαύτηΪς]

Καὶ τοῖς ϑ]εοῖς τί οἵ]ϊς ἁγ[ιωτ]άτοις εὐχαριστήσαιμι., ὅτι. τι[ς]

[χάριτος ἀφορμὴ νῦν εἸἷς ἐμὲ συν[ εκχύ]ρησεν. Τοιγαροῦν νομίξω[ν οὕτω με- [γαλοπρεπῶς καὶ εὐσεβ]ῶς δυίνα]σθϑαι τῇ μεγαλει[ό͵τητι αὐτῶν τὸ ixavov ποι- [eiv, ei τοὺς ξένους, ὁσ]άκις ἐὰν ὑ[π]ξυσέλϑσ)ιν εἰς τοὺς ἐμοὺς ἀν[ϑρ]ώπους.

[eis . .

τῶ]ν ϑεῶν συνεπενέγ[κοιΪμι, δίδωμι toils σ)υνάπα-

[σιν ξένοις τοῖς κατὰ τ]ὴν οἰκουμένην π[ολιτ]είαν Ρωμαίων, [μ]ένοντος [παντὸς γένους πολιτευμ]άτων, χωρ[ὶς] τῶν [δεδ]ειτικίων" Ὀφίλει [γ]ὰρ τὸ

I2 Zu τὰ]ς αἰτίας κ[α]" το[ὺς] λ{ιβ]έλλους] vgl. Nov. Iust. 78,5: τὸ τῆς Ῥωμαϊκῆς πολιτείας πρότερον παρ᾽ ἑκάστου τῶν ὑπηκόων αἰτούμε- νον... (8. 8.29 Anm. 8). Αἰτίας ist im Sinn von querellas gebraucht; 8. Goetz, Corp. Gloss. II p. 221, 20; BGU. 186, 26. 8 Als Ergänzung des Anfangs wird eine Phrase erwartet, die etwa dem „aus der Welt schaffen‘ entspricht, vgl. vielleicht ὁλικῶς ἐκκόπτειν Dittenberger, OGI. II Nr. 669, 64. r[ollsg ἁγ[ιωτ]άτοις von Wilcken zweifelnd ergänzt, aber wohl richtig. 4 Anfang habe ich [χάριτος, das zwar möglich, aber nicht sicher ist, ergänzt. Das συγκυρεῖ εἰς ἐμέ contigit mihi läßt sich neben συγκυρεῖ τινι belegen. voulta[v οὕτω von Mitteis ergänzt. 4/5 Zu ne|[yalomes- πῶς vgl. P. Τοῦ. I Nr. 38, 6. 6 Vor axıs er- kannteWilcken einen schwach sichtbaren Punkt, ergänzte daraufhin ὁσ]άκες ἐὰν ὑ[π]|εισέλϑ[ Οσ]ιν

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.v..v πάντα al... .|e ἤδη κχ[α]ὶ τηνίκᾳ ἐν- rxoläyue μ]αλῶς εἰς τὴν] μεγαλειότητα [το]ῦ

nn.) περὶ τοὺς [. .. ]ὺς γεγενῆσθαι. Ὑπὲρ δὲ τῶν κα]ταλειφ[ϑέντων

(8. die Einl. S. 88). 1 Im Anfang wird, wie Wilcken betont, die Präposition eig mit einem auf den Kult der Götter bezüglichen Substantiv erwartet. Etwa [eis τὰς ϑρησκείας τῶ]ν ϑεῶν 7/8 τοῖϊς σ]υνάπα σιν ξένοις τοῖς κατὰ τ]ὴν ο. nach Wilckens Vorschlag von mir an Stelle meiner früheren Ergänzung τοῆς o]vvar«|[oıv τοῖς κατοικοῦσιν τ]ν o. aufgenommen (8. die Einl. 8. 30). 8/9 8. die Einleitung 8. 30. 91. ὀφείλει. 10 habe ich eine Ergänzung bisher nicht gefunden. 11 Im Anfang wird irgendeine Form von ἐνπερι[[εἰλῆφϑαι erfor- dert (Wileken). Dem rnvix« (2.10) muß in der Lücke ein ἡνίκα oder ὁπηνίκα entsprechen. ὁ[μ]αλῶς Wilcken. 12 δήμου nach Vor- schlag Wilckens statt des von mir ergänzten ὀνόματος aufgenommen. 18 τῶν xa]rarsıp- [ϑέντων scheint mir eher als Maskulinform denn als Neutrum gefaßt werden zu müssen. 6*

15

44 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. Kolumne 1]. KA|..]. EME.....|...... ] ἀποκατασταϑεῖσιν |......... 7 ΝΕΙ͂.. 1... [τον I ee ] ἵππον δημόσιον προαπ]εἰ σ]χηκόσιν ἀπο δίδ᾽ωμ[ι κ]αὶ οὐσίας ..... 71. ΣΙΣΊ..1Ε.

Π.1

.141. ῳσις ἀποφάσεως . [Τοῖς δὲ] κατέχειν λαἰμβά]νειν τὰς πολ[ιτι]κὰς [τ] μιὰς καὶ ΤΟΥ͂Ϊ. .]. MATATATTATHEIA|... WE ἑαυτῶν συ[νη]γορίας πρὸς χρό[ν]ον κωλυϑ εἶσι μετὰ τὸ] π[λ]ηρῳφϑῆναι τὸ τοῦ χρόνου διάστῃμα οὐκ ὀνειδισϑήσετᾳι τῆς ἀτιμ[{]ὰς παραση- μείω]σις. Καὶ εἰ φανξρόν ἔστιν πῶς πλήρη τὴν gapırd μου παρενέϑηχα, ὅμως ἵνα μή τις στενότερον παρερμηνεύσῃ τὴν χάριτά μου ἐκ τῶν ῥηϊμα͵των το[ῦ]

προτέρου διατάγματος, ἐν οὕτως ἀπεκριν[α]μην᾽ οοὑποστρεφέτωσαν πάντες

[4.1

δ

εἰς τὰς πατρίδας τὰς ἐδίας"““, ἐλευϑέραν με τούτοις πᾶσιν τὴν ἐπάν οΪδ[ οἱν δεδωκέναι

10 [ε]ῖς ἅπασαν τὴν γῆϊν] καὶ εἰς τὴν Ῥώμην τὴν ἐμὴν δηλωταῖον (sic) [ἐἸδοκέμᾳσα, ἵνα μ[ὴ]

παρ᾽ αἸἰὐτοῖς δειλίας αἰτία παρὰ το ἴ[ς κᾳκοήϑεσιν Ennoplelias ἀφορμὴ ὑπο- λειφϑῇ.

Προετέϑη πρὸ Εἰδῶν ᾿Ιουλίων δυσὶ "ἥσπροις ὑπάτοις, ἐστιν x (ἔτους) τ. Τα! 519. ᾿Επεὶφ ıs (sic), ἐν δὲ ᾿4λεξαν[δ]ρ[ είᾳ ὑπὸ τοῦ ἐπιτρόπου τῶν οὐσιακῶν κα (ἔτους) Μεχεὶρ ı5, 10. Fehrunr γενομένου [ὑπ]ομνήματος ἐπὶ 15 [τοῦ] αὐτοῦ μηνὸς

τοῦ λαμπροτάτου] ἡγεμόνος Βαιβί[ο]υ 'To[v]yxtvo[v] τῇ 39. Januar 213

Meyeig‘ Spatium von 1 Zeile.

II 1 Die auf EME folgenden Buchstaben folgenden | auch P; συ[νη]γορίας ist jedenfalls

sind unsicher, vielleicht PEIHC[; die zweite Hälfte der Zeile ist fast ganz verloren. Am Schlusse wird etwa τοῖς τὸν erfordert. 2 Über dem Schluß der Zeile sind einige Buchstaben von derselben Hand geschrieben. Ob diese sich, entsprechend Zeile 5/6, zu za[e]«

s[nue]i ὠσις ergänzen lassen, ist sehr zweifelhaft. 3/4 Der Schluß von 3 wie der Anfang von 4 sind un- verständlich. Stati TO in 3 wird TA erwartet, auf ein mit Y beginnendes, mit MATA (Ζ. 4)

als ein von dem vorhergehenden Substantiv sbhängiger gen. sing. aufzufassen. Dem ‘ad- vocationibus’ der beiden uns erhaltenen latei- nischen Texte (s. S. 35) entsprach im Original eine ausführlichere Fassung, die uns hier schein- bar verderbt vorliegt. 6 Am Schluß erkennt Wilcken statt des von mir gelesenen dlo[r] mit Recht ὅμως: dadurch wird erst die Kon- struktion klar. 10 AHAWTAION steht sicher da; es liegt zweifellos Verschreibung vor (statt δηλοποιεῖνἢ). 12% Das © in προετέϑη ist kor-

endendes Substantiv bezüglich. Ebenso unklar ist mir das folgende; TAYTAT ist sicher, statt des H in HCIA wäre auch | möglich, statt des auf C

rigiert. πρὸ = Εἰδῶν entspricht dem Codex- Text (s. 8.36 oben); ᾿Επεὶφ ἐξ ist statt εξ ver- schrieben. 14 Am Schluß steht nur d mit

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Nr. 40: Drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215.

AA[Alns)]-

Allyvarıloı πάντες, οἵ εἶσιν ἐν ᾿Δλεξανδρεία, καὶ μάλιστα ἄΪγ]ροικοι. οἵτινες πεφε[ ὑγασιν]

ἄλ[λοϑεν κ]αὶ εὐμαρῶς ε[ὑ]ρίσζκε]σθϑαι δύνανται]. πάντῃ πάντως ἐγβλήσιμοί εἰσιν, οὐχ] !

μ[έντου γε χοιρέμπο[ρ]οι καὶ ναῦται ποτάϊμ]7ιοι ἐκεῖνοί τε οἵτινες κάλαμον πρ[ὸΪς τὸ

ὑποκαίειν τὰ βαλα[νεῖ]ία καταφέρουσι. Τοὺς δὲ ἄλλους ἔγβ[α]λλε, οἵτινες τῷ πλήϑε[ι] τῷ

ἐδίῳ κα[ὶ οὐ]χὶ χρήσει ταράσσουσι τὴν πόλιν. Σαραπείοις καὶ ἑτέραις τισὶν ἕρρ-

τασίμοις ἡ]μέραις εἰωϑέναι κατάγειν ϑυσίας εἵνεκεν ταύρους καὶ ἄλλα τινὰ

ξἔνψ[υ]χα καὶ ἄλλαις ἡ[μ]έραις Αἰγυπτίους μανϑάνω᾽ διὰ τοῦτο οὔκ εἶσι κωλυτέοι.

Ἐκεῖνοι κωλ[ζύ]εσϑαι ὀφε[(]λουσιν. οἵτινες φεύγουσι τὰς χώρας τὰς ἴδίας, ἵνα μὴ

&.[. . 7 ἄγροικον ποιῶσι, οὐχὶ μέντοι, (οἵτινες) τὴν πόλ[ι]ν τὴν ᾿4λεξανδρέων τὴν λαμπρο-

τάτ[ην] <nv> ἐδεῖν ϑέλον[τ]ες εἰς αὐτὴν συνέρχονται πολειτικωτέρας ξωῆς Eve-

κεν [ἢ πρ]αγματείας προ[ σἸχαίρου ἐνθάδε κχ[ α]τέρχονται. Med" ἔτ]ερα. Ἐπι- γεινώσκε- ᾿

σϑαι yalo] εἰς τοὺς λ[ε]νοὔύφ[ο]υς οἱ ἀληϑινοὶ Αἰγύπτιοι δύναντ[α]ν εὐμαρῶς φωνῇ.

ἄλλων [δηλ]οῖ ζαὐτοὺς) ἔχειν ὄψεις τε καὶ σχῆμα᾽ ἔτι τε καὶ ξω[ὴ] δεικνύει

ἐναντία ἤϑη

ἀπὸ ἀναστροφῆς [πο]λειτικῆς εἶναι ἀγροίκους Alllyvariovs.

einem sehr weit nach rechts gezogenen Strich zur Bezeichnung der Ordinalzahl, den ich für den Rest eines gehalten hatte; Wilcken hat meinen Irrtum berichtigt. 16 Etwas links oberhalb der Zeile finden sich die Reste zweier

Buchstaben. Der erste wird durch die erhaltene

Schleife als A gekennzeichnet; vom zweiten ist nur der untere Teil eines Diagonalstriches er- halten, der zu einem A gehören kann. Für weitere Buchstaben ist kaum Platz. Vielleicht ist also AA zu lesen, das zu ἀἄλ[λ(ης)], sc. δια- τάξεως ἀντίγραφον, ergänzt werden könnte; vgl. z.B. BGU.861 T 10. 17 o[öy]ı am Schluß ist zweifelhaft, doch kaum etwas anderes möglich (9. 2.24). 20 ταράσσουσι Wilcken statt des von mir gelesenen πράσσουσι. 211. ἕνεκεν. 22 Die Anfangsbuchstaben EN sind wahrscheinlich, vom

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folgenden weit nach oben gezogenen Buchstaben sind geringe Spuren vorhanden, χα ist sicher; zu ἔνψ[υ]χα vgl. z.B. Aelien., De nat. ansm.11,10,10. 24 Vom ersten Wort der Zeile ist ein Bruchteil des Anfangsbuchstabens s erhalten; vom folgenden Buchstaben erkennt man nur eine weit unter die Zeile heruntergehende Schleife: es kommt also wohl nur e oder φ in Betracht Doch weiß ich keine sichere Ergänzung; ἔρ[γον] ist wohl aus sprachlichen Gründen ausgeschlossen. 26 προ[σ]καίρου Wilcken statt des von mir gelesenen πρ[ὸ] καιροῦ. 27 εἰς τοὺς λ[ε]νοῦ- φίο]υς = ἐν τοῖς λινοῦύφοι. 28 [δηλ]οῖ (αὐ- τούς. Kornemann; die Auffassung der Stelle ist zweifelhaft: ἄλλων = ἄλλων (ἢ πολιτῶν oder Ἑλλήνων)" j

Paul M. Meyer.

46 I B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

HEPTAKOMIA-PAPYRI.

Nr. 41.

URLAUBSGESUCH DES στφατηγός APOLLONIOS AN DEN PRAEF. AEG.

Inv. Nr. 24. Höhe 18cm, Breite 30 cm. Unveröffentlicht. Beginn der Regierung des Hadrian.

Der Papyrus umfaßt zwei Kolumnen. Die linke Hälfte der ersten Kolumne, die viel breiter war als die zweite, fehlt; auch rechts ist von dieser Kolumne von Z.10 ab nicht viel erhalten. Oben ist ein breiter Rand gelassen. Die erste Kolumne bricht unmittelbar unter Ζ. 14 ab. Von der zweiten Kolumne, die nur 13 Zeilen enthält, fehlt nichts.

Es handelt sich um die Wiederholung eines schon früher dem praef. Aeg. vom στρατηγός eingereichten Urlaubsgesuchs. Vier verschiedene Hände sind er- kennbar. Der Kontext des neuen Gesuchs (1 1 --- 8: 1. Hand) zeigt eine schöne Kanzleischrift, das ἀντίγραφον der früheren δέησις (L 11 1113: 4. Hand) eine schon kursive Züge aufweisende Halbunziale, die Grußformel (I 8f.: 2. Hand) und besonders das Datum (I 10: 3. Hand) eine deutliche Kursive. Die Grußformel ist eigenhändig vom Petenten Apollonios geschrieben.

Wie die verschiedenen Hände beweisen, war die Urkunde als Reinschrift ge- dacht; sie scheint aber nicht an den praef. Aeg. abgesandt zu sein, da sie sich ohne dessen ὑπογραφή unter den Papieren des Apollonios befindet. Wahrschein- lich haben die Korrekturen 15. Π 18 zur Kassierung des Exemplars geführt, viel- leicht auch die Auslassung des σοῦ 119 und der Fehler II 10.

Der Papyrus beschert uns ein neues Dokument zum großen Judenkriege der Jahre 115 bis 117, der von Alexandreia ausgehend ganz Ägypten, wohl alle Gaue des Landes, verheert. Wilcken hat soeben (in den Abhandlungen d. Sächs. Ges. d. W. 1909, XXVII, 5. 851: Zum alexandrinischen Antisemitismus) auf alte und neue Papyrusstellen hingewiesen, die sich auf diesen 'Iovdgıxög πόλεμος beziehen. Es sind P. Paris. 68 11; II 3; V 14 (nach Wilckens Neuedition a. a. O. 807 ff.), P. Oxy. IV Nr. 705, 31ff.; TOTR. (a. a. O. 792ff.), endlich vor allem der Bremer Papyrus Nr. 40 (a. a. 0. 794ff.); vgl. außerdem Nr. 18. 19. 26. 27 des ersten Heftes.

Der Inhalt des in unserm Papyrus enthaltenen Gesuches ist folgender: Der στρατηγός von Heptakomia, Apollonios, erbittet vom praef. Aeg. Rammius Martialis zur Ordnung seiner persönlichen Angelegenheiten (1 7; 11 2) ın seinem Heimats- gau, dem Hermopolites (11 6f.), einen Urlaub von 60 Tagen (1 6). Infolge seiner

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Heptakomia-Papyri. Nr. 41: Urlaubsgesuch des στρατηγός Apollonios. II 47 langen Abwesenheit, so führt er aus, ist dort alles vernachlässigt (I 1ff.); vor allem erfordert der Zustand fast aller seiner Besitzungen in den Dörfern und der Metropole des Gaues παρὰ τὴν τῶν ἀνοσίων [Ἰου]δαίω[[ν Z]yodov eine Wiederher- stellung (τ]ὴν παρ᾽ ἐμοῦ ἀναΐ ληψιν]: IIAff.). Erst nach Erledigung dieser seiner Angelegenheiten glaubt Apollonios seinen Amtsgeschäften wieder guten Mutes nachkommen zu können (II 9ff.).

Hier begegnet in einem amtlichen Schreiben des Strategen an den praef. Aeg. die Bezeichnung der Juden als ἀνόσιοι, als „unheiliger, gottloser“ Menschen, die nach Wilckens Nachweis gerade in jener Zeit des jüdischen Krieges häufig zur Charakterisierung der Juden von ihren Gegnern verwandt wurde (a. a. Ο. 785f.). Die oben zitierten Worte (II 4ff.) scheinen darauf hinzudeuten, daß der jüdische Krieg beendet ist; um die von den Juden während des Krieges seinem Besitz zugefügten Schäden zu heilen, will Apollonios auf Urlaub gehen. Dem entspricht auch die Zeit der Urkunde, die unter Hadrian fällt (I 10), frühestens Ende 117, wahr- scheinlich später zu setzen ist (s. die Bemerkungen zu Ζ. 10).

Im Gegensatz zu unserm Texte repräsentiert P. Brem. 40 ein Dokument aus der Zeit des Krieges. Ein Vergleich der beiden Papyri scheint es mir wahrschein- lich zu machen, daB der Verfasser der Bremer Urkunde nicht der Stratege Apol- lonios ist, sondern ein im Hermopolites Ansässiger, der dem Strategen einen Bericht über die Vorgänge daselbst abstatte. Auf diesen Bericht hin hat dann vielleicht Apollonios sein erstes Urlaubsgesuch eingereicht.

Der Name des 'Ἑρμοπολίτης als Heimatsgau, der Il 6 zu ergänzen ist, ergibt sich, wie Wilcken zuerst gesehen hat, aus Nr. 73 und 14 der Edition, Briefen des Erepoößsıros an Apollonios. Nach Nr. 13 ist dieser Grundbesitzer im Dorfe Σιναπή (Z. 10 ff.) des genannten Gaues; im Briefe Nr. 14 betet ’Erapoedösırog zum ‚Her- mes und allen Göttern’ (Z. 4f.); vgl. auch Nr. 24, 3).

Kolumne I.

1.Hd. [Ραμμίωει Μαρτιάλι τῶι] κρατίστωι ἡγεμόνι [5πολλώνιος στρατηγὸς] ᾿“πολλωνοηί ολ]ίτου [[Ἑπτακωμίας] χαίρειν.

8 Wie 2.12 war ᾿Επτακωμίας ausgeschrieben.

1) Im Hermopolites geschrieben ist auch der /nv. Nr. 74 enthaltene Brief, in dem es I 81} heißt: ᾿Επαφρόδειτος ἕως τούτου οὐδὲν ἀμελέστερον (vgl. Nr. 13,28; Kol. II 3 unseres Papyrus) ποιεῖ, ἀλλὰ προσκαρτερεῖ ἡμῖν καὶ πᾶσι τοῖς πράγμασί σου Der von Vitelli (Atene e Roma VII p. 124; 8. dazu Wilcken, Archiv II 3061.) veröffentlichte Florentiner Papyrus bezieht sich wohl auch auf den Hermopolitee. Er enthält einen Brief der Mutter des Apollonios, Eudaimonis (s. den von Kornemann in der Einleitung zu Nr. 19 aufgestellten Stammbaum der Familie), die sich seit zwei Monaten in seiner Vertretung im Gau befindet und von ihrem Bruder Diskas bedrängt wird. In diesem Gau befinden sich auch die Briefschreiber von Nr. 18, 26, 27 und wohl noch anderer Heptakomia-Papyri des ersten Heftes. |

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481

B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

[Hs ἄρτι γέγραφά σοι, ἡγεμὼν κύριε, περὶ κομεάτου &- [πιστολῆς τὸ ἀντίγραφον [σ]οἱ] ὑπέταξα, iv’ ἐάν σου τῆς τύ- [χηι δόξηι, συγχωρήσηις] μοι ἡμέρας ἑξήκοντα [ε] ἐς τὴν [διόρθωσιν τῶν ἡμετέρω]ν, νῦν μάλιστα, ὅτε οἴομαι ἐν

κα]τεπείγειν. 3. ΗἨὰ. ᾿Εὐῥῶσϑαί σε εὔχομαι,

ἡγεμὼν κύ[ρι]ε.

ı0 3.Hd. [("Erovs). Αὐτοκράτορος Καίσαρος Τραιανοῦ ᾿4δ]ριανοῦ Σεβαστ[ο]ῦ Χ[ο]ιὰκ β. 4.Hd. [Ῥαμμίων Μαρτιάλι τῶι] κρατίσ[τ]ωιν ἡγ[ ἐμόνι] [AroAA@vıog στρατηγὺς ᾿4πο]λλωνοπολίτου ᾿Εἰπτακωμίας]

(50

[χαίρειν᾿

Περὶ] ὧν, ἡγ[εἹμὼν [κύριε, . . .] οὐχ δ]παξ, κα[ὶ νῦν

Kolumne I.

ae

.1 συνχρήσασϑαι" οὐ γὰρ μόνον ὑ-

πὸ τῆς μαχρᾶς ἀποδημίας τὰ ἡμέτε[ ρα] πα[ντ]άπασιν ἀμεληϑέντα τυγχ[άνει), ἀλλ[ὰ καὶ] παρὰ τὴν τῶν ἀνοσίων [’Iov]- δαίω[ν ἔφοδον σχεδὸν παν]τία ὅσα] ἔχίω ἔν τε ταῖῆς κώμαις τοῦ [ρμοπο]- Aro|v κ]αὶ ἐν τῆι μητροπόλει. .. .] γενόμενα τ]ὴν παρ᾽ ἐμοῦ ἀνα ληψιν)]

4 Es fehlen 2bis3 Buchstaben mehr als in den Zeilen 6—8. 5 Zur Ergänzung vgl. BGU. 484, 6: ὧν ἀντίγρα(φον) ἑξῆς ὑπέταξα: ἑξῆς fehlt hier, vor ὑπέταξα hatte der Schreiber wohl cos geschrieben, das dann als unnütz gestrichen ist. Vgl. auch B@U. 1047 II 10ff.; P. Fior. 1 Nr.66, 3; P. Oxy. II 474, 5 u. sonst. 6/7 Ich hatte mich nach[e]is τήν für eine Ergän- zung des Zieles, wie [ἰδίαν μου oder κάτω χώραν συνεκδημεῖ]ν, entschieden. Auf den Vorhalt Wilckens hin habe ich aber die von mir schon anmerkungsweise in Erwägung gezogene Ergän- zung des Textes nach Kol.II1 10, Nr.46, 14f. und Inv. Nr. 74 11 4ἴ. (πρὸς τὴν οἰκονομίαν τῶν ἡμε[τ]έρων) aufgenommen. 8 Die Ergänzung κα]τεπείγειν ist sicher. Erwartet wird etwa „0... τὸν καιρὸν κα]τεπείγεεν (8. z.B. P. Lips. 64, 12; P. Straßb. 1 Nr. 41, 32) oder τὴν ὥραν κα]τεπείγειν, auch ἀνάγκην x. (8. P. Lond. U p. 297, 12). Für das Vorhergehende weiß ich keine befriedigende Ergänzung. 11/12 Zur Ergänzung s. die Einzelbemerkung zu Z. 1.

gle

18/14 Etwa: Περὶ] ὧν, ἡγ[ε]μὼν [κύριε, καὶ] πρότερον ἐνέτυχόν σοι οὐχ Alma. 14 Der Zusammenhang scheint mir zwischen 114 und ΠῚ zum mindesten eine fehlende Zeile zu er- fordern.

II 1 Wahrscheinlich ist συνχρήσασϑαι zu lesen, die Spuren weisen eher auf o als auf ». 2 Zu μακρᾶς ἀποδημίας vgl. den Florentiner Papyrus (Vitelli a. a. Ὁ.) Z. 5: μὴ ἐκδεχόμενόν δου τὴν παρουσίαν; 2.8: ἀπόντος σοῦ. 4/5 dvo- σίων [’Iov]|daiw[v: das d am Anfang von ist ganz deutlich, hierauf lassen sich Spuren von αὐ und wohl sicher von erkennen. Ich habe daher nach den Ausführungen Wilckens (ἃ. ἃ. Ὁ.) mit Recht geglaubt, das Obige ein- setzen zu können. Zur Sache 8. die Einleitung. 6/7 Zur Ergänzung des Gaues 8. die Einleitung. ? „Hinter μη]τροπόλε[ε wird ein Wort gestanden haben bezüglich auf πώντα, das etwa ‚zer- stört, beschädigt? o. &. bedeutet, worauf dann in 8 γεν[όμενα folgt“ Wilcken. 8 Statt dva- [Anypır] wäre auch möglich ἀνα[νέωσι»].

28. No- vember

Heptakomis-Papyri. Nr. 41: Urlaubsgesuch des στρατηγὸς Apollonios. Π 49

ἐπιξητεῖ. ᾿Επινεύσαντος ο[ (δου τῆ! υ] ᾿ δεήσει μου μετὰ τοῦ διορϑῶσΪαι])

κατὰ τὸ δυνατὸν τὰ ἡμέτερα δυνή-

[σο]μαι εὐθυμότερον προσέρχεσϑαι

τῆς [τῆν σ]τρατηγ[ ας] ἐπιμελείαι.

9 Zu ἐπινεύσαντος .. τῆι] δοήσει vgl. [τὰ ἡμέτερα]; 8. τὰ 11. 18 τῆς ist über der P.Lond. II ν. 291, 18.: τῇ ἀξιώσει ἐπινεύσας. Zeile zwischen dem fortgefallenen τῆι und dem 10 1. uer& zo. 10/11 Vgl. Nr.46, 14f.: δυνη- 0 von o]rgarny[lias] nachgetragen. ϑῶμεν | [εὐεργ]ε[τημένοι ὑπό] φου διορϑ[οῦν] | Ν

EINZELBEMERKUNGEN.

1 Rammius Martialis ist als praef. Aeg. für die Zeit vom April 118 bis 4. August 119 bezeugt (s. Cantarelli, Prefetti di Egitto I, Roma 1906, 45 f.); er fungierte aber wohl seit dem Regierungsantritt des Hadrian (s. Kornemann, Heft I 8. 18), ob noch nach dem Jahr 119, wissen wir bisher nicht. Da nun die bisher bekannten Heptakomis-Papyri alle, soweit sie datiert oder datierbar sind, den letzten Jahren des Trajan (s. Nr. 42, Inv. Nr. 44, P. Brem. bei Wilcken a. a. Ὁ. 794 A.5) und den ersten Jahren des Hadrian bis 119 incl. angehören, da weiter als einziger στρατηγός des Gaues in ihnen Apollonios (schon seit dem 17. Jahr des Trajan: s. Wilcken a. a. Ὁ.) erscheint, dessen Name Z. 2 mit Sicherheit zu ergänzen ist, so ist es wahrscheinlich, daß unsere hadrianische Urkunde an Rammius Martialis gerichtet ist. Er wird auch Nr. 43 Z. 10 genannt.

4 Das römische Wort für „Urlaub“, commeatus (s. dazu Pauly-Wissowa IV 719), ist, wie der Papyrus zeigt (I 4), auch in der griechischen Amtssprache Ägyptens der Kaiser- zeit rezipiert, obwohl daneben das griechische ovvexönul« beibehalten wird. In dem lateinischen Genfer Militärpapyrus, den zuletzt v. Premerstein (Klio III 1ff.) sachkundig behandelt hat, finden wir in dem Abschnitt über die Dienstleistungen von 36 Legionaren auch den von v. Premerstein richtig gedeuteten Vermerk (Z. 36. 46): b(eneficio) pref(ecti) com(meatus) = „Urlaub durch Verglinstigung des Präfekten“ (Verso V 1, 9). Hier ist es wohl der praef. castrorum (s. mein Heerwesen 152), der dem Soldaten den Urlaub erteilt. Der στρατηγός, wie alle übrigen vom praef. Aeg. ernannten Zivilbeamten, erhält von diesem den Urlaub; der praef. Aeg. bestellt ja auch den „Strategieverweser“, den διαδεχόμενος τὰ κατὰ τὴν στρατηγίαν (s. Wenger, Stellvertretung 8. 53. 57; bes. P. Fay. 117).

10 Hadrian führt die übliche Titulatur, nicht die Ehrennamen des Traian, "Agsoros, Γερμανικός, Aaxınög, Παρϑικός (8. Kornemann zu Nr. 6 TI 20 und die Bemerkung zu Nr. 42, 18). Das schließt zwar nicht aus, daß unsere Urkunde doch den ersten Monaten der Regie- rung des Kaisers angehört; denn diese Beinamen fehlen auch z. B. in den Urkunden des Jahres 117, Nr. 5 und 6 (hier steht II 20 "ἄριστος allein) und in Nr. 4 vom 10. Januar 118. Aber die mehrfachen, schon vorher in gleicher Angelegenheit dem wohl erst durch

Hadrian eingesetzten Präfekten eingereichten Gesuche (8.1 13f.) sprechen dagegen. Paul M. Meyer.

Gießener Papyri. IL. 2. 7

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10

50 I B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Nr. 42.

VERMESSUNGSBERICHT ÜBER KANALARBEITEN.

Inv. Nr. 46. Höhe 22 cm, Breite 15 cm. Kursive. 4. Aug. 117. Unveröffentlicht,

Der Papyrus enthält einen Bericht über die μέτρησις ἔργων eines Bezirks, über χωματικὰ ἔργα, die daselbst ausgeführt sind. Es ist nur eine Kolumne, und zwar die letzte von wohl ursprünglich zweien (8. den Apparat zu Z. 16), er- halten. Am oberen Rande und unten, wo ein unbeschriebener Raum von 5 cm übriggeblieben ist, fehlt nichts.

Aus ptolemäischer Zeit sind uns mehrere Berichte über μέτρησις ἔργων er- halten!); sie weichen aber in vielen Punkten von unserer Urkunde ab:

1. P.Lillel Nr.1 (2598 v. Chr.). Es handelt sich um die Berechnung (durch wen?) der Deich- und Kanalbauten für eine quadratische Fläche (πλινϑεῖον: Β. Wilcken, Archiv V 218) von 100 σχοινία Seitenlänge = 10000 Aruren Flächen- inhalt, auf der 16 Deiche (χώματα) aufzuwerfen, 4 Kanäle (ὑδραγωγοῦῦ zu ziehen sind. Die Berechnung der Erdarbeiten findet statt nach ναύβια (Recto Z. 8—13: (γένεται) χώματα ı5 ἀνὰ σχοι(νία) E, (γένεται) Äy, ὧν δεῖ τὴν ἀνασκαφὴν γε- νέσϑαι' πλάτος μὲν τοῦ ὀρύγματος πήχεις ὃ, βάϑος δὲ B.... γίνεται οὖν εἰς τὸ σχοι-

L vlov ναύβια ns, εἷς δὲ τὰ Ay ναυβίων Μ Ζχ cet.; 5. Keil, BCH. 1908, 188 Ε΄: Wilcken, Archiv 2181).

2. P. P.IIl Nr. 37a. 810 Recto (2581 ν. Chr.): μέτρησις ἔργων τῶν ἐν τῆι

Καλλιφάνους μερίδι τῆς Νίκωνος νομαρχία[ς] διὰ “Ιωρίωνος .. . καὶ ᾿4πολλωνίδου . καὶ διὰ τῶν γραμματέων τῶν ἐν ἑχάστωι τόπωι. Die Arbeiten für die ein- zelnen Deiche und Kanäle werden nach der Zahl der ναύβια angegeben.

3. P. P.IH Nr. 45,1 (= 1 Nr. 36, 1) (241/40): παρὰ ’Iuovdov (er ist βασι- λικὸς γραμματεύς)" ἀωιλίων τῶν μετρηϑέντ[ ὧν] ἐν τῆι διώρυγι cet. Der Bericht gibt genau den Umfang der ὀρυχϑέντα in bezug auf die Länge nach σχοινία, das πλάτος. βάϑος nach πήχεις, endlich die Quantität der „Fuhren“ nach ἀωέλια (= ναύβια) an; so z.B. Kol. Π Z.1ff.: καὶ ἐχόμενα πρὸς ἀπηλιώτην σχοινία β, πλάτος ßB, βάϑος α, ἀωίλια goß; vgl. auch P. P.III Nr.43, 2 Verso Kol. IV 3ff.

4. P. Paris. 66 (8. jetzt P. !. ΠῚ p. 8394): ... .. . οἰκονόμων τοῦ Περιϑήβας παρὰ .... [Μέτρησις τῶν τε]τελεσμένων ἔργων [ἐν τῶι περὶ Θή]βας τόπωι εἷς τὸ SL.

1) Aus römischer Zeit besaßen wir bisher keine analoge Urkunde, wenn wir von P. Ozy. U Nr. 290 (a. 88/84) absehen, einer γραφὴ ἰδιωτι(κῶν) χωματί(ων), einem Verzeichnis von Privat- personen, die sich freiwillig an den Arbeiten beteiligen, nebst der Angabe des Umfanges ihres Besitzes.

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Heptakomia-Papyri. Nr. 42: Vermessungsbericht über Kanalarbeiten. Π 51

Jede Zeile unserer Urkunde von Z. 1—15 (außer Ζ. 12/13) bildet eine Rubrik für sich; fast alle haben dasselbe Schema, eine Ausnahme bilden Z. 5 und 6, Z2.T und 12/13. Kein irgendwie kennzeichnendes Wort weist in diesen Zeilen darauf hin, ob es sich um Deiche (χώματα), Gräben (ὀρύγματα: s. P. Lillel Nr.1) oder Kanäle (διώρυγες: 5. P. P. ΠῚ Nr. 45, 1) handelt. Deiche, auf die nur ὕψος paßt, werden aber durch βάϑος Z.5 und 6 ausgeschlossen. Die nachher zu be- sprechenden Angaben in 2.7, 12/13 und vor allem Z. 16 zeigen aber, daB wir es mit einer διῶρυξ zu tun haben. Es handelt sich wohl um vorbereitende Arbeiten, Teilstrecken dieser διῶρυξ. auf die sich der ganze, nur z. T. erhaltene Bericht bezog. Das normale Schema lautet

85 2x0" σχοῖ (folgt die Zahl) &% (Zahl) (Zahl) » (Zahl)

Als sichere Auflösung der ersten Worte ergibt sich: Bo(pp&) ἐχόμ(ενα) σχοινία entsprechend den oben zitierten Worten des P. P. III Nr. 45, 1 und den sehr häufigen Bezeichnungen in den Katasterlisten von Kerkeosiris (P. Τοῦ. 1 Nr. 84—87. 151. 152. 173. 187. 222. 255; 8. die Planskizze zu P. Τοῦ. 1 Nr. 86 p. 882). Das Bo(oo&) ἐχόμ(ενα) jeder Zeile unserer Urkunde bedeutet: „nördlich von: der vorher- gehenden Teilstrecke liegend, nördlich angrenzend“. Die einzelnen Teilstrecken werden also von Süden nach Norden aufgezählt?), sie vergieren alle von Süden nach Norden. Das läßt sich m. E. aus Z. 6 erschließen, wo ich lese und auflöse: βάϑί(ος) νό(του) ε (scil. πήχεις), Bo(ped) (ἥμισυς) (scil. πῆχυς). Die betr. Strecke ist also in ihrem südlichen Teile 5, im nördlichen dagegen nur $ πῆχυς tief; die Tiefe nimmt nach Norden zu ab.

Über die auf die Anfangsworte folgenden Abkürzungen des normalen Schemas informiert uns neben den oben besprochenen Ptolemäerurkunden am besten ein Bruchstück aus einem metrologischen Werke der Kaiserzeit, das uns im P. Oxy. IV Nr. 669 erhalten ist. Hier wird von der Maßeinheit, dem πῆχυς, der königlichen Elle (= 1,15 m), gehandelt. [Ὁ εὐϑυμετρι]κὸς πήχεις (sic), heißt es 2. 5ff., ἐστὶν κατὰ [μῆκος μόνον] μετρούμενος (ἃ. i. der eindimensionale πῆχυς), ἐμβαδικὸς [δὲ κατὰ μῆκο]ς καὶ πλάτος (d. 1. der zweidimensionale), στερεὸς δὲ κα[τὰ μῆκος καὶ πλ]άτος καὶ βάϑος ἤται (sic) ὕψος (d. 1. der dreidimensionale). Dann wird ausgeführt, daß 1 ξύλον βασιλικόν (= δημόσιον) 3 eindimensionalen πήχειρ, das σχοινίον (8. dazu P. P. III p. 346) γεωμετρικόν 32 ξύλα βασιλικά = 96 eindimen- sionalen πήχεις entspricht. Es läßt sich weiter mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Fragment erschließen, daß ein ναύβιον damals einem Kubik-$&VAov, also Κυδικ- πήχεις, gleichzusetzen war (im Gegensatz zum 3. Jahrh. v. Chr., wo ein

1) 2.B. P. Teb. I Nr. 841 2. 11ff.: λι(βὸς) ἐχό(μενον) χῶμα cet. | AslBös) ἐχο(μένου) ὑπο- λό(γου) ἐμβρόχου cet. | λι(βὸς) ἐχο(μένου) ddlEod>oylov usw.; 8. auch P. Lond. II p. 129 ff.

2) Vgl. P. Oxy. VI Nr. 918 passim: auf das ἀρχόμεναι (sc. σφραγῖδες) ἀπὸ νότου (λιβός cet.) folgt βορρᾶ ἐχόμ(εναι) oder βορρᾶ καὶ ἀπηλ(ιώτου) ἐχόμ(εναι) oder ähnlich.

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92 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

ναύβιον —= ἀωίλιον, wie der P. Lille I Nr. 1 definitiv gezeigt hat, 2 Kubik-anysıs entspricht: s. P. Lillel p. 15; P. P. III p. 344ff.).

In unserer Urkunde wird also die Länge nach σχοι(νία γεωμετρικαά) und ξύλ(α βασιλικαά) angegeben, sodann die Breite = πλ(άτος) nach πήχεις, endlich die Zahl der ν(αύβια). Das Verhältnis der σχοινία und ξύλα wird entsprechend dem Bruch- stück von Oxyrynchos mit 1:32 angegeben (nur Ζ. 14 ist Verschreibung an- zunehmen). Die Länge der Teilstrecken schwankt zwischen 5 und 20 σχοινία (55,20 und 2208 m); die Breite beträgt meist 3 πήχεις (= 3,45 m), nach Norden zu nimmt sie etwas ab (Z. 12/13 und 14: 22 π., 2.15: 2 x.).

Es fehlt außer in Z.5 und 6 die Angabe des βάϑί(ος), also die Fixierung nach den drei Dimensionen, ἐπὶ τὰ τρία oreped, wie es in einer alexandrinischen In- schrift heißt.!) Bloßer Zufall kann das nicht sein; das zeigt die gerade in diesen beiden Zeilen im Verhältnis zur Länge der betr. Kanalstrecke beträchtlich hohe Naubienzehl und das zu den Angaben des Oxyrynchos-Fragmentes durchaus nicht stimmende Verhältnis der Naubien zu den σχοινία, ξύλα, πήχεις. Wir werden also wohl bei den übrigen Teilstrecken eine ganz unbedeutende Tiefe anzunehmen haben, die geringer war als 4 πῆχυς, so daB man sie gar nicht erwähnte. Die Arbeit war bei ihnen noch nicht weit vorgeschritten.

Besondere Zusätze zum normalen Schema bieten dann die Zeilen 7 und 12/13; in beiden stehen zwischen der Angabe des πλάτος und den ναύβια die Worte eis ἀναψησμ(όν). ᾿ἀναψάω bedeutet „ausdrücken“, das Wort ἀναψησμός findet sich P. Lond. 1 p. 188 Nr. 131 2.621 (a. 78/79): εἰς ἀναψησμ(ὸν) τοῦ λάκκου (8. auch Ζ. 631. 633)?); eine gute Illustration bietet ΒΟ 77). 530, 15ff. (saec. ἢ: χοινωνὸς ἡμῶν οὐ συνηργάσατο, ἀλλ οὐδὲ μὲν rd ὕδρευμα ἀνεψήσϑη, ἄλλως τε καὶ ὑδρα- γωγὸς συνεχώσϑη ὑπὸ τῆς ἄμμου καὶ τὸ κτῆμα ἀγεώργητόν ἐστιν (vgl. P. Τοῦ. I Nr. 50, 12. 211. P. P.II Nr. 37 Recto b, Ζ. 11 8). Danach haben wir es hier wohl mit Abzugsgräben zu tun, die zum Ablassen des überflüssigen Wassers und zum Reinigen des Kanals vom Schlamnı dienen sollen, damit keine Verstopfung eintritt,

In Ζ. 12 finden wir einen nicht ganz verständlichen Zusatz, der nach βο(ρρᾶ) ἐχόμ(ενα) eingeschoben ist; die Lesung μετὰ ἀναβαλλᾳ. σα ist unklar, jedenfalls liegt Verschreibung vor?). Die Bedeutung des Wortes ἀναβάλλειν (wie des davon abgeleiteten Substantivs «vaßoAr) ist aber klar; es bezeichnet „ausheben und auf- werfen von Erdmassen“. Meist wird es mit χῶμα, διῶρυξ, λάκκος, χοῦς, ναύβια ver- bunden, bezieht sich, wie auch in unserm Papyrus, auf Deicharbeiten und äbnliches (s. Wilcken, Ostraka I 261 und die Papyri P. Paris. 66, 118 [P. P.III p. 343];

1) 8. Schiff, Hirschfeld-Festschrift 374ff., bes. 3882 Anm. 2.

2) S. auch ἀνάψησις P. Lond. III p. 190, 829; P. Straßb. I Nr. 29, 88.

8) Auch P. Paris. 66, 1186. (e. P. P. II p. 843) ist die Konstruktion unklar: dp’ ὧν (sc. ψαυβίων) ἐν τοῖς yanpyolils ὧν τὰ ἔργα dvaßarovaıv (sic) εἰς τὰ διαφαράγματα τῶν διωρύγων καὶ τὰ περιχώματα προσϑησόμεθα ἕως Μεσορὴ Apv (sc. ναύβια).

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Heptakomis-Papyri. Nr. 49: Vermessungsbericht über Kanalarbeiten. P. P. II Nr. 37 Recto b, Z. 84. P. Τοῦ. I Nr. 13, 14; P. Lond. III p. 179, 60; BGU. 362 XIII 21. 513, 4; P. Amh. II Nr.91, 11; P. Τοῦ. II Nr. 378, 20; P. Oxy. IV Nr. 729 passim; P. Goodspeed 15,9). Gelegentlich finden wir aber auch die Ver- bindung d. ἄρουρας, ἄκανθα u. ähnl. (P. Lond. I p. 173ff. passim; P. Ozy. VI Nr. 909, 25. 29; 913,20). Was in unserer Urkunde gemeint, ist recht unsicher; sollten die Worte (etwa μετὰ τὸ ἀναβάλλεσθαι) besagen, daß die Arbeiten noch nicht vollendet sind und daß, wenn die Erdmassen aufgeworfen sind, die Länge dieser Teilstrecke 20 σχοινία = 640 ξύλα usw. beträgt?

2.16 enthält dann das Fazit des Berichtes über die sämtlichen Teilstrecken des Kanals. Dieser hat eine Länge von 1474 σχοινία (= 16 km 229,076 m), die Zahl der bisherigen „Fuhren“ (ναύβια) beträgt 8534.

Auf den Beginn des Baues zweier Kanäle in unserem Gau μοί sich Nr. 15, ein Brief des Hermaios an den Strategen Apollonios, dessen Text folgendermaßen lautet: Κύμιξε τῆς ᾿Ιβιῶνο[ς] τὸ δεῖγμα (Planskizze, vgl. etwa P. Τοῦ. 1 p. 382). σήμερον ἤδη ἀνεμετρήσαμεν τὴν μ[εγ]άλην τῆς ᾿Ιβιῶνος διώρυγα καὶ τῆς ἄλλης ἀρχόμεϑα. Handelt es sich etwa in unserer Urkunde um „den großen Kanal“ des Dorfes Ibion? Vom Namen und etwaigen Titel des den Bericht erstattenden Beamten (Z. 19 ἢ.) sind leider, da die subscriptio fast ganz verwischt ist, nur einzelne Buchstaben erhalten.

1. Hd. Bo(g0&) ἐ[χόμ(ενα) σχοι(νία)} ε ξύλ(α) ρξ, [πλ(άτος) γ, ν(αὐύβια).

βο(ρρᾶ) ἐχ[όἸμίενα) [σ]χοι(νία) ξ ξύλ(α) σκ[δ, πλ(άτος)] γ ὁμο[((ως)], κε ιν [1.}}}

βο(ρρᾶ) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) B ξύλ(α) Ed, πλ(άτος) γ ὁμοί(ως), ν(αύβιαλ) ις.

Bo(pp&) ἐχόμ(ενα) [σ]χοι(νέον) α ξύλ(α) A[B], πλ(άτος) γ ὁμοί(ως), ν(αύβια) δ.

βο(ρρα) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) ξύλ(α) φᾳ[η]. πλ(άτος) γ, βάϑί(ος) ε. ν(αύβια) 50.

βο(φρᾶ) ἐχόμ(ενον) σχοι(νίον) 4 ξύλ(α) ἐς, πλ(άτος) γ, βάϑ(ος) νό(του) ε βο(ρρᾶλ) 4, ν(αύβια) κ.

βο(φρᾶἂ) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) β ξύλ(α) Ed, πλ(άτος) γ, εἰς ἀναψησμί(όν), ν(αύβια) η.

βο(φρᾶ) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) ιβ ξύλ(α) md, πλ(άτος) γ. ν(αύβια) A.

Bo(go&) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) [6] [η] ξύλ(α) goß, πλ(άτος) γ ὁμ(οίως), ν(αύβια) Ay.

[#lo(eo&) ἐχόμ(ενα) σχοι(νία) BA ξύλ(α) οβ, πλ(άτος) γ ὁμ(οέως), ν(αύβιαλ) ξ.

βο(ρρᾶ) ἐχόμ(ενον) σχοι(νίον) αἱ ξύλ(α) vß, πλ(άτος) γ ὁμοί(ως), ν(αύβιαλ ἢ. 1f. βο Pap. = βο(φρᾶλ ἐχομ Pap. = ἐχό-

u(eva) 0703 Pap. (0yöı 2.3. 12) σχοι(νία)

5 βαϑ = Pap. —PaHKos) (πέντε) (πήχεις). 6 =}.

resp. σχοι(νίον); nur in Z.1 und 2 befindet sich über der Angabe der σχοινία ein Horizontalstrich. _ εὖ Pap. = ξύλ(α). --- * Pap. = πλ(άτος); die Ziffer bezeichnet die Zahl der πήχεις. ομοῦ Pap. 2.2.8.4.11, o“ Pap. 2.9. 10= öuol(wg). > Pap. = ν(αύβια). Über die Begründung dieser und der sonstigen Abkürzungen s.die Einleitung.

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70 ε βῦζς Pap.= νό(του) (πέντε) (πήχεις) βο(ρρᾶ) (ἢμισυς) (πῆχυς). 7. 18 ἀναψησ' Pap. -- 9 [6]4{Π] = [5] 4 [4]; die Ergänzung ergibt sich, wie die der ξύλα Z. 2.4. 5, aus dem Ver- hältnis des σχοινίον zum ξύλον --- 1:32 (8. Einl.); 172 ξύλα ergeben 544 σχοινία. 10 Pd=2} 11 «Ln= 144. Das v von ist korrigiert aus AP.

18

20

54 I

B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Bo(op&) ἐχόμ(ενα) μετὰ ἀναβαλλᾳ.. σα (Ὁ) σχοι(νία) x ξύλ(α) zu, πλάτ(ος) β4., eis ἀναψησμ(όν), ν(αύβια) με. βο(φρᾶ) ἐχόμ(ενα) σχ[ο]ι(νία) εβὶ. ξύλ(α) τξη (sic), πλ(άτος) PS, ν(αύβια) λβ. Bolop&) ἐχόμ(ενα) σχ(οινία) ξὶ ξύλ(α) aud, πλ(άτος) B, ν(αύβια) ιη. δι(ώρυγος) (σχοινία) ρμξά, ναύβ(ια) ὠνγβ'. (Ἔτους) κ Αὐτοκ[ρ]άτορος Καΐσ]αρος Ν[έ]ρουα Τραιανοῦ ᾿Αρίστου Σεβαστ[ο]ῦ Γερμανικοῦ 4ακικοῦ Παρϑικοῦ

2.Η4.. ἐμ. τατυ. εν .[.]..-. πξτατου ἐπιδεδῳ (sic). 1.Hd. Μεσ[ ο]ρὴ s

2.Hd. ἐπιδέδ[ κα] =]

12 Das μ in μετὰ ist korrigiert aus o: der Schreiber wollte zuerst das sonst an dieser Stelle übliche σχοι(νία) schreiben. Zu ἀναβαλλα. σὰ s.dieEinl. 18 βί 21. Vor us istein nicht mehr erkennbarer Buchstabe durchgestrichen. 14 ıBLd = 1211. Erwartet wird statt ξύλ(α) ten: un - 408. βί --2:. 15 Ζιη--1... -- Das 7 von ν(αὐύβια) ist zum mindesten un- deutlich. 16 Al habe ich nach Wilckens ein- leuchtendem Vorschlag δι(ώρυγος) aufgelöst. Die folgende Zahl 1474 bezieht sich auf die Summe der in dem Berichte verzeichneten σχοινία; die Summe der in unserer Kolumne verzeichneten σχοινία beträgt 804; es ging also wohl nur

4. Aug. 117.

eine Kolumne voraus. Das A von vor , das Wilcken erkannt hat, ist durchgestrichen. ὥνγβ' = 853%. 11 Die Zrog-Sigle reicht bis in die vorhergehende Zeile. 19 Der den Be- richt einreichende Beamte hat seinen Namen und Stand (?) mit einer sehr breiten Feder in jetzt fast ganz verwischter Schrift im Anfang der Zeile begonnen, an deren Ende schon von der Hand des Schreibers Meo[o]en geschrieben stand. Da kein Platz mehr war, mußte er die Buchstaben dedw über εσορή 5 schreiben; dann aber brach er ab und wiederholte &xı- δέδωκα) im Beginn der nächsten Zeile 20. Das Folgende ist nicht mehr zu erkennen.

EINZELBEMERKUNG.

18 Der Siegesbeiname Παρϑικός, den Trajan zwischen April und August 116 erhielt, war uns bisher wohl durch Papyri seines Nachfolgers Hadrian (s. zu Nr. 41, 10), nicht aber durch solche des Trajan selbst bezeugt. Außer in diesem Papyrus findet er sich auch in der Inv. Nr.44, 26, einer vom Φαρμοῦϑι des 20. Jahres (27. März bis 25. April 117) datierten Urkunde. Paul M. Meyer.

Nr. 43.

STEUERSUBJEKTS-DEKLARATION EINES MIETERS AUS DEM DORFE TANYATHIS.

Inv. Nr.9. Höhe 21,5 cm, Breite 13cm. Kursive. Unveröffentlicht. 118/119.

Der Papyrus ist vollständig. Die Schrift ist eine gewandte Kursive mit den üblichen Abkürzungen (s. den Apparat). Der Deklarant scheint die ganze Urkunde eigenhändig geschrieben zu haben, da die subscriptio Z. 27 dieselbe Hand wie das

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Vorhergehende zeig. Nur der Prüfungsvermerk (Ὁ) Ζ. 1 ist von anderer Hand geschrieben.

Das an den στρατηγός gerichtete Exemplar der κατ᾽ οἰκίαν ἀπογραφή liegt uns vor. Die Deklaration ist im 3. Jahre Hadrians = 118/119 (Z. 25£.) ein- gereicht, ebenso wie die in Nr. 44 enthaltene, also, da das Jahr 117/118 ein Volks- zählungsjahr war (2.7; s. Wilcken, Ostraka 1 439), erst in dem folgenden Jahre. Es wird demnach im Apollonopolites derselbe Termin eingehalten wie im allgemeinen in den aus dem ““ρσινοΐτης, ἙἙρμοπολίτης 1), Ὀξυρυγχίτης stammenden Urkunden. In den uns aus dem Ἡρακλεοπολίτης und aus Antinoupolis erhaltenen Steuer- subjektsdeklarationen findet dagegen die Eingabe noch im Volkszählungsjahre selbst statt. Von den vier aus Memphis stammenden Steuersubjektsdeklarationen sind zwei im Volkszählungsjahre?), zwei im folgenden Jahre abgegeben.*) Aus P. Lond. II p. 125 Nr. 904 Kol. II 2.13 21 (s. dazu die Korrekturen Wilckens, Archiv IV 545) kann man wohl den Schluß ziehen, daß in Alexandreia die Volks- zählung im Volkszählungsjabre selbst stattfand.

Im großen und ganzen entspricht die Formulierung dem üblichen Schema. Der Hinweis darauf, daß 'der Befehl zur Volkszählung vom praef. Aeg. aus- geht (s. Z. 9f.), findet sich verhältnismäßig selten (ΒΟ. 484; P. Fior. I Nr. 4.5; P. Oxy. 11 p. 208; P. Lond. III p. 30/31; P. Remach Nr. 49; Stud. Pal. 11 5. 28).°)

Bemerkenswert ist, daß es nicht der Hauseigentümer ist, der die Deklaration verfaßt, vielmehr der Mieter des Hauses. Harpokration, der Sohn des Dioskoros, deklariert sich, seine Frau Senpachumis, seinen Sohn Dioskoros und seine Tochter Tatzbes εἰς οἰκί(αν) [κα]ὶ ψιλ(ὸν) τό(πον) Σενοννώ(φριος) Aproxpario(vog) καὶ αὐλ(ὴν) Ev] τῆι ἀπὸ νότ(ου) μερίδι des Dorfes Τανυᾶϑις (Ζ. 11ff.). Wir werden, zumal da das sonst übliche (eig) τὴν ὑπάρχουσάν μοι (οἰκίαν) fehlt, den hinter ψιλ(ὸν) τό(πον) hinzugefügten Namen als den des Eigentümers betrachten dürfen, Harpokration, den Deklaranten, als ἔνοικος (Mieter). Solche Selbstdeklarationen von Mietern sind uns sonst nur aus Memphis bekannt): ΒΟ. 777. 833 (8. dazu Wilcken, Ostraka 1 499. Archiv 1477); P. Lond. II p. 26 Nr. 915; p. 28 Nr. 919b (8. dazu Wilcken, Archiv IV 530). In BGU. 833, das ich als Beispiel anführe,

1) P. Lond. III Nr. 936; ist P. Lond. II Nr. 985 2. 13: Lxd für κε verschrieben?

2) S. P. Oxy. II p. 208; P. Fior. I Nr. 4.

8) ΒΟ. 777; P. Lond. II Nr. 915 (Ζ. 20. 41).

4) BGU. 833; P. Lond. II p. 28 Nr. 919b.

5) S. Klio VII 8. 127 A. 3.

6) Kar’ οἰκίαν ἀπογραφαί aus dem Faijum, in denen der Eigentümer nur ἔνοικοι deklariert, sind Βα. 119. 125. 182 (8. Wilcken, Ostraka I 447 f.). Daß in nachdiokletianischer Zeit wohl jeder Hausvorstand, gleichviel ob er Eigentümer oder Mieter war, die Deklaration abzugeben hat, geht m. E. aus P. Straßb.1 42 (a. 310) hervor, wo der Deklarant (Ζ. 16) betont: οἰκῶ δ᾽ ἐν ἰδίᾳ οἰκίᾳ.

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56 II B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

heißt es: ἀπογρά(φομαι) ἐμαυτίόν) vs καὶ τοὺς ἐμούς, ἐνοίκ(ουρ), εἰς ἣν οἰκῶ ἐν Μέμφει . . . [οἰκ]ίαν ᾿Ισιδώρου ᾿ἀνουβίωνος cet. Der Deklarant bezeichnet sich hier also ausdrücklich als ἔνοικος, was in unserer Urkunde nicht der Fall ist.')

Die Deklaration wird bekräftigt durch den Kaisereid (2. 20ff.). Dieser bildet ein Essentiale aller κατ᾽ οἰκίαν ἀπογραφαί außerhalb des Faijum; in nachdiokle- tianischer Zeit findet er sich auch hier (s. P. Straßb. I Nr. 42: a. 310). Ich führe die nicht-arsinoitischen Volkszählungsurkunden auf:

Oxyrynehites: P. Ozy. U Nr. 255 (a. 48). 361 (a. 76/77); III Nr. 480 (a. 132); P. Fior. 1 Nr.4 (a. 245). [P. Oxy. Π Nr. 254. 256 und p. 208 fehlt der betr. Teil der Urkunde.] |

Herakleopolites: Wessely, Stud. Pal. II 8. 27£. Nr.1. 2 (a. 216).

Memphites: P. Lond. ΠῚ p. 26 Nr. 915 (a. 160/161); Βα Ὁ. 833 (a. 174); P. Lond. III p. 28 Nr. 919b (a. 174). [Βα . 111 fehlt der betr. Teil der Urkunde.]

Antinoupolis: P. Reinach 49 (a. 216).

Hermopolites: P. Lond. IIL p. 294. Nr. 935 (a. 216/217). 936 (a. 217). 946 (a. 231).

Apollonopolites: Nr. 43 und 44 (a. 118/119).

Die Eidesformel der beiden Urkunden des Apollonopolites ist fast gleichlautend: καὶ ὀμνύωι τὴν Αὐτοχράτορος ..... τύχην ἐξ ὑγιοῦς καὶ ἐπ’ ἀληϑείας ἐπιδεδωκέναι τὴν προκειμένην ἀπογραφὴν καὶ μηδένα ἔχειν (so ΝΥ. 44, ΝΥ. 43 hat statt dessen παρεικέναι) ἀναπόγραφον ἔνοχος εἴην τῶι ὕὅρκωι. Am nächsten steht ihr die der oxyrynchitischen Urkunden Nr. 255 und 480. P. Οὐν. II Nr. 255, 13f£ schwört die deklarierende Eigentümerin: ei μὴν [ἐξ ü]yroüg καὶ ἐπ᾿ ἀληϑείας ἐπιδεδωκέναι τὴϊν π]ροκειμένην [γρα]φὴν τῶν παρ᾽ ἐμοὶ [ο] κούν[ των] καὶ μηδένα ἕτερον οἰκζεγῦν παρ᾽ ἐμοὶ μήτε ἐπ[(Ἴξίενον μή͵]τε Φ4λεξανδίρέα) μηδὲ (sic) ἀπελεύϑερον μήτε Ῥωμανζὸνν» μηδὲ (sic) “ἰγύπ[τιον ἔ]ξζω» τῶν προγεγραμμένων. εὐορ]κούσῃ μέν μοι εὖ ε[ζη. ἐπ)ιορκοῦντι (sic) δὲ τὰ ἐν]αντία. δ)

1) Auch sonst unterscheiden sich die memphitischen Mieterdeklarationen von unserer Urkunde, insofern dort der Mieter seine Deklaration in Gegenwart des Hauseigentümers (σταϑμοῦχος) abgibt, der die Bürgschaft für die Kopfsteuer übernimmt. Hier ist davon nicht die Rede.

2) In den Urkunden aus Oxyrynchos wird im Gegensatz zu denen sämtlicher übrigen Gaue der Schwur nicht bei der τύχη des Kaisers geleistet. In dem von Vitelli, Atene e Roma VII p. 121 herausgegebenen Heptakomia-Papyrus (einer amtlichen Eingabe zweier ἐπιμεληταὶ λιμ- νασμοῦ κώμης Ναβοῶι --- 80 ist zu lesen nach Inv. Nr.8 und 73 R. an den στρατηγός) wird der Eid auch bei der τύχη des Kaisers geschworen; er endet gleichfalls ἔνοχοι εἴημεν rülı) ὅρκωι (8. auch das Fragment p. 122).

3) Nr. 480 hat abweichend: .. . τὴν προγ(εγραμμένην) ἀπογρ(αφὴν) καὶ μήτ(ε) ἐπίξονον u. P. u. A. u. ἀπελ. μήτ(ε) ἄλλον μηδένα olx(elv) ἀπογρ(άφεσϑαι) ἔξω τ. we. ἔνοχος εἴην τῷ ὄρχῳ. -- P. Straßb. I Nr. 42, 17 (a. 310) lautet der Eid: καὶ ὄμνυμει ϑεοὺς ἅπαντας καὶ τύχην καὶ vlunv τῶν δεσποτῶν ἡμῶν ... μηδένα ἀποκεκρυφέναι. P. Oxy. 11 Nr. 861 heißt es nur: καὶ [ö]usvouev Αὐτοκράτορα .... [ἀλη]ϑῆ εἶναι τὰ προγεγραμμένα, P. Fior. I Nr. 4: ὀμνύομεν τὸν ἔθιμον ἹῬΡωμαίοις ὄρκον μὴ Eyevoheı. ;

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Heptakomis-Papyri. ΝΎ. 48: Steuersubjekts-Deklaration eines Mieters.

1. Hand. 2. Hand. (Επτα)κωμίας

᾿ἘἘσῃμ(ειώϑη) (Ὁ). ᾿ΑἽπολλωνίων στρατηγῶι πολλωνο(πολίτου)

I 57

παρὰ Apn[o]apariovos Ζοσκόρου

τοῦ Aopudırog Σενορσενού(φιος) τῆς 6 Ψενανούφ[ι)ος τῶν ἀπὸ Τανυάϑεως. .4π|0]-

γράφομαι εἷς τὴν τοῦ β (ἔτους) Ἁδριανοῦ

Καίδαρος τοῦ κυρίου κατ᾽ οἰκίαν ἀπο-

117/118.

γραφὴν κατὰ τὰ κελευσϑέντα ὑπὸ

"Peuulov Μαρτιάλις (sic) τ[ο]ὕ κρατίστου 10 ἡγεμόνος εἰς οἰκί(αν) [κα]ὶ ψιλ(ὸν) τό(πον) Σενοννώ(φριος) “Agroxparlo(vog) καὶ αὐλ(ὴν) ἐν] τῆι ἀπὸ νότ(ου) μερίδῃ

Τανυάϑεως ἐμαυτὸν γραμματ(έα)

(ἐτῶν) ο

οὐλ(ὴ) κγήμ(ηι) ποδ(ὸς) ἀριστεροῦ, Διόσκορος υἱὸς μη(τρὺς) Σενπαχού[μ]} [ος] 15

τῆς Avdumeng ἄση(μος) ἰατρὸ(ς)

(ἐτῶν) εξ,

Σενπαχ[οὔ]μις Avduxens γυ(νὴ)

“Ἁρποχφατίωνος (ἐτῶν) ἃς, Ταξβῆς «Ἱρποχ(ρατίωνος) ϑυγί(άτηρ) (ἐτῶν) ıe. Geringes Spatium. - Καὶ ὀμνύωι τὴν Αὐτοκράτορος Καίσαρος 40

Τραιανοῦ “Αδριανοῦ Σεβαστοῦ τύχην ἐξ ὑ- [γ]ιοῦ(ς) καὶ ἐπ᾽ [ἀ]ληϑείας ἐπιδεδῳκ(έναι) τὴν προκ(ειμένην) ἀπογρα(φὴν. καὶ und[dv]e παρεικέναι ἀναπόγρα(φον) ἔνο(χορ)

[εἴην τώι [ὄρκ]ωι.

1 Die 1.Hand ist größer und weniger kursiv als die 2. Die Lesung eon%, ist nicht sicher; zweifellos ist nur das o, das a sehr unwahr- scheinlich. In den beiden Faijüm-Deklarationen P. Teb.Il Nr. 822. 323 geht dem Prüfungsver- merk σεση(μείωμαι) der Name des betr. Be- amten voraus. Möglich wäre vielleicht auch die Deutung als Aktenzeichen: . (τόμου) or. (κολλήματορ). 2 ἀπολλωνοὴ Pap. 5 σενορ- oevov) Pap. 6 steht wohl sicher Τανυάϑεως.: 2.18 könnte der Buchstabe vor $ auch als 1 ge-

lesen werden. 11 oıxı Pap. ψὲ ro) Pap.

osvovv” Pap. 12 apnoxgarı” x, αὖ Pap.

vo” Pap. μερίδι ist, da der Papyrus an

dieser Stelle sehr beschädigt ist, nicht sicher,

zuma] der Ausdruck, wie auch Wilcken betont, (Heßener Papyri. I. 2.

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nicht für das Dorf paßt. Der erste Buchstabe ist sicher ein μι auch e steht wohl da; die

πεδιάδι 18 γραμ- μαΐ Pap. 14 οὐ on. πὸ Pap. 15 1. Διόσ- κορον υἱὸν --- μη Pap. 10 ἰατρό(ς) Wilcken. 1. &on(pov) ἰατρόν. 17 Vor Z im Anfang der Zeile scheinen Schriftspuren vorhanden zu sein, die aber auf den Namen der Frau des Deklaranten keinen Bezug haben (8. Ζ. 15); es handelt sich wohl nur um Verwischungen. l. Σενπαχοῦμιεν FE Pap.; 1. yu(saixo). 191. Ταξζβῆτα αρπὸ Pap. ϑὺυγ Pap.; 1. ϑυ- γ(ατέρα). --- Zur Eidesformel Ζ. 30 ΕἾ, 5. Nr. 44, 108. und die Einleitung 22 emıdedo“ Pap. προῦ Pap. 28 anoye) Pap. avazoye Pap. evo Pap.

8

Car m” Pier

58 u B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. 25 (Ἔτους) y Abroxpdropo[ls Καίσαρ]ος Τραιανοῦ 118/119.

"Adoı[av]oö Σεβαστοῦ [Monat] κα. “Ἱρποχρ(ατίων) Aıo[|ox(6gov)] ἐπιδέδφκα [καὶ κεχει]ρογρα(φηκα) [ὡς] πρόκχ(ειται). 27 ]eoye) Pap. προ Pap. Zur Ergänzung vgl. P. Οαν. III Nr. 480, 20 ff.: Χαιρήμων Χαιρήμονος ἐπιδέδωκα καὶ ὁμώμοκα τὸν ὅρκον.

EINZELBEMERKUNGEN.

4. 12 Der Name ᾿““ρποκρατίων weist ebenso wie Roos auf den Gaugott des Apol- lonopolites hin.

5 Der Name Ὀρσενοῦφις mit seinen Präfixen kommt in den Heptakomia-Papyri häufig vor: so Σενορσενοῦφις hier und Nr. 44, 8. 9, Ὀρσενοῦφις Atene e Roma VII p. 121,3. 14. 21; Nr. 44,4.

6. 18 Das Dorf Τανυᾶϑις ist sonst nicht bekannt.

10 Zum praef. Aeg. Ὁ. Rammius Martialis 8. Nr. 41 Einzelbemerkung 1.

11 Der Name Ὀννῶφρις begegnet uns häufig in den Heptakomia-Papyri: so Ar. 6 1 17; Inv.-Nr. 44, 26f.;, 73, 12f. usw. |

12 2[v] τῆι ἀπὸ νότ(ου) μερίδι Τανυάϑεως: 5. den Apparat; das Übliche wäre ἐν τῷ a. v. μέρει T. 5 u

14 κνήμη ist Wade; vgl. εὔκνημος und κατάκνημος P. Paris. 10, 6. 19.

15. 17 Im Namen Παχοῦμις steckt, worauf Wilcken (Archiv III 306) hinweist, das ägyptische Wort ‘hm mit dem Artikel, das den (hockenden) Sperber oder vielmehr Falken (Wilcken) bedeutet, das heilige Tier des Gaues.

18 Ταξβῆς 8. Nr. 44,6; Inv.-Nr. 100 A., Verso Kol. II 22: Ψενταξβῆς. Der Name kommt auch in den Bremer Papyri als Beiname der in Heptakomia verehrten Aphrodite vor: 8. Wilcken, Abh. d. Sächs. Ges. d. W. 1909 (27), 794 Anm. 4.

33 ἀναπόγραφος 8. Nr. 44, 14, P. Lond. I p. 47, 29 δ΄. und die Einleitung.

27 Zu κεχει]ρογρά(φηκα) vgl. die Einleitung zu Nr. 45. Paul M. Meyer.

Nr. 44.

STEUERSUBJEKTS-DEKLARATION.

Inv. Nr. 77. Höhe 12 cm, Breite 12,5 cm. Kursive. Unveröffentlicht. 118/119.

Der Papyrus ist oben und unten unvollständig; die ursprüngliche Breite ist erhalten: links ist ein unbeschriebener Rand von 3, rechts von 1,5 cm. Die Buchstaben der ersten Zeilen sind, soweit sie überhaupt erhalten sind, fast ganz verwischt. Das Schema ist nach Nr. 43 zu ergänzen. Vorhanden ist ein Teil der Namen der Deklarierten (Familienmitglieder des Deklaranten, eine Sklavin, sowie

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Freigelassene derselben): Ζ. 1---8, sodann der Kaisereid, der vollständig erhalten ist (s. die Einleitung zu Nr. 43): 2. 9—13, endlich das Datum, wenn auch sehr zerstückelt: Z. 14/15. Es fehlt also oben der Prüfungsvermerk (?) (Nr. 43, 1), dann die Adresse und die Firma des Deklaranten (Nr. 43, 2—6), das Einleitungs- schema der Deklaration mit Angabe der οἰκέα und des Dorfes (Nr. 43, 6—13), von der eigentlichen Deklaration zum mindesten die des Deklaranten, d.h. des Haus- vorstandes (Nr. 43, 13f.); unten fehlt die ὑπογραφή des Hausvorstandes (Nr.43, 27). Er ist wohl nicht mit dem Z. 3 genannten Ὀρσενοῦφις identisch.

Spuren einer Zeile.

EEE 1 πρῶ ἀνώνδετοι ὑρτὸν ἀνά ἐς 7 (ἐτῶν) AL. ] νυ er 2 PR 7... ξσριρος

[. .] γννὴ Ὀρσενούφιος . .[. Γ (ἐτῶν) 18

Zevb ...... ER [-]. φιος (ἐτῶν) ın Σενπαχοῦμις νε(ωτέρα) ϑυγ(άτηρ) (ἐτῶν) β 6 Τα[τ]ρῖφιν ἀπελ(ευϑέραν) Ταξβῖτο(ς) (ἐτῶν) ἃς Τροντπαῖσιν δούλ(ην) [Σε]νορσε[νούὐ(φιος)) (ἐτῶν) -

Στ. Jar ἀπελί(ευθερ . .) [Σενο]ρσε[νούὐ(φιος)] (ἐτῶν) Az Geringes Spatium. Kal ὀμνύωι τὴν Adroxe[drjoloos] Καίσαρος Τραιανοῦ “4δριανοῦ Σ[εβ]α[ σ]τοῦ 10 τύχην ἐξ ὑγιοῦς καὶ ἐπ᾽ ἀ[ ληϑ(είας) ἐπι]δεδωκέναι τὴν προ(κειμένην) ἀπογραφὴν καὶ [μη]δένα ἔχειν ἀναπόγραφον ἔνοχος εἴην] τῷ ὅρκωι. (Ἔτους) γ [“44ΤΠὐ]τοχράτορος [Καίσαρος Τραια]- 118/119. [νοῦ “δριανοῦ] Σεβ[αστοῦ Monat, Tag]. 15 Der Papyrus bricht ab. 2 Τιέσριος scheint nicht dagestanden zu Lesung Τροντπαῖσιν ist sicher; Spiegelberg haben. 5 ve ϑὺυγ Pap.; 1. Σενπαχοῦμιν νείω- weist auf den Namen Τρομτπαῖσις hin.

τέραν) ϑυγί(ατέρα). 6 Τα[τ]ρῖφεν statt des von 905 Pap. 8 axs Pap. 12 πρὸ Pap. 14f. Zu mir gelesenen Ταρῖφιν von Spiegelberg vor- ergänzen nach Nr. 43, 361.

geschlagen. PR Pap. tafßır’Pap. 7 Die Paul M. Meyer.

Nr. 45.

SCHREIBEN AN DEN στρατηγός APOLLONIOS.

Inv. Nr. 76. Höhe 12 cm, Breite 11 cm. Unveröffentlicht. Hadrian.

Der Papyrus ist oben und unten vollständig; links fehlen, je nach den Zeilen, ein bis vier Buchstaben. Die Hand der Urkunde ist eine flüchtige Halbunziale, die 8*

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60 I B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Grußformel am Schluß (Z.9) und das Datum (Z. 11) sind von einer zweiten, kur- siven Hand geschrieben, die Anrede χύριέ μου (Z. 10) zeigt eine dritte, feinere Hand, wohl die des Absenders des Schriftstückes.

Der Wortlaut des Schreibens läßt uns den Sachverhalt nicht klar erkennen. Ein Untergebener des στρατηγός das scheint mir sicher; auch in Nr.47 steht der Name des Schreibenden voran bittet diesen, den χωμογραμματεύς oder einen γραμματεύς desselben an Ort und Stelle zu senden, da einige Leute „deswegen“ mit der Absendung der schriftlichen eidlichen Erklärung (χειρογραφέα) zögern. „Gestern,“ schreibt er, „habe ich, nachdem ich dies erfahren, es bekannt gegeben, dem Wunsche(?) nachgebend.“ Dem Briefe sind in dieser Angelegenheit zweifel- los schon andere vorangegangen; daher die für uns bedauerlich knappe Ausdrucks- weise. Worauf beziehen sich die ysıpoypaplaı? Wer sind die τινές Es kann sich nur um eine ganze Gattung, eine Zahl von Leuten derselben Kategorie handeln, und zwar müssen es dem χωμογραμματεύς, wenn nicht direkt, so doch jedenfalls indirekt Untergeordnete sein. Die Entsendung des χωμογραμματεύς steht mit dem Eid, den sie zu leisten haben, in Verbindung. Dieser bezieht sich

᾿ jedenfalls auf einen Akt verwaltungsrechtlicher Natur. In Betracht kommen könnten promissorische Eide von λειτουργοῦντες der mannigfachsten Art, asserto- rische von Steuerdeklaranten (s. Wenger, Zeifschr. Savignyst. R. A. 23, 168 ff. 184 ff.) oder aber solche von δημόσιοι γεωργοί anläßlich des Empfanges von δάνεια σπερ- μάτων. Das letztere scheint mir am wahrscheinlichsten. Uns sind aus den Papyri zwei Arten von χειρογραφίαι bekannt, die von den δημόσιοι γεωργοί bei dieser Gelegenheit geleistet werden:

1. ein promissorischer Eid, in dem sie sich verpflichten, ihr Land nach Vor- schrift zu besäen, zu bewässern und den Pachtzins zu zahlen. Auf diesen Eid nimmt aus ptolemäischer Zeit Bezug P. Teb. I Nr. 66, 58ff. (121/120 v. Chr.). In römischer Zeit ist er den σιτολόγοι zu leisten; das zeigen die zahlreichen Quit- tungen des 2. Jahrh. über den Empfang von δπέρματα aus Karanis (s. vor allen P. Chicago ed. Goodspeed 1900, der alle bis dahin bekannten zusammengestellt hat; dazu P. Goodspeed Nr. 16—24; P. Fay. Nr. 80). In diesen Quittungen ist der Anfang nach Wilckens grundlegenden Ausführungen (Archiv III, 236f.) wahrschein- lich aufzulösen: ἔσχον προσφω(νήσας) oder προ(σφωνήσας) χειρογρα(φίᾳ). Erst nachdem dieser Eid (ἡ χκαϑήκουσα χειρογραφία) geschworen und schriftlich fixiert, gewährt der σιτολόγος in Gegenwart des χωμογραμματέως τῆς κώμης καὶ τῶν ἄλλων τῶν παραγενομένων eis δάνεια die σπέρματα. wie auch aus P. Lond. II p. 95 ff. Nr. 256 Recto (a. 11—15), hervorgeht.

2. weist P. Fior. 1 Nr. 54 (a. 314) auf eine assertorische, nach dem Empfang der Aussaat von den δημόσιοι γεωργοί geleistete χειρογραφία hin, die an den στρατηγὸς Agoıvolzov gerichtet ist; sie lautet im allgemeinen Teil (Z. 6ff.): ὁμολο- γοῦμεν ὀμνύντες τὴν τῶν δεσποτῶν ἡμῶν .. . τύχην παραμεμετρῆσθαι τὸ ἐφ᾽ ἕκαστον ἡμῶν σπέρματος δηλούμενον μέτρον τοῦ τε σίτου καὶ τῆς κριϑῆς παρὰ

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un mn . ὐδ

Heptakomia-Papyri. Nr.46: Beschwerde an den στρατηγὸς wegen rückständigen Pachtzinses. II 61 (Spatium) μέτρῳ δημοσίῳ εἰς τὴν γινομένην κατασπορὰν ἑπομένως]. Handelt es sich in unserer Urkunde um solche γχειρογραφέαι, die dem στρατηγός zu leisten sind, etwa wie in 1. unter Mitwirkung der χωμογραμματεῖς Ist der im Beginn stehende Name (ohne Hinzufügung eines Titels) der eines διτολόγος Bei dieser Annahme bleibt das muß ich gestehen noch vieles unklar.

1.Hd. |... . .]Aog ᾿ἡπολλωνίωι τῶι [τε]υμιωτάτωι χαίρειν.

[Ei] dox[e]i, πέμψον ἐνθάδε τὸν

[κω Ἱμογραμματέα γραμματέα

[αὐ]το[Ὁ], ἐπεὶ διὰ τοῦτο ὕπερτί- δ

[ϑϑεν ταί τινὲς τὰς .χειρογραφίας

[προέ]σϑαι. Καὶ ἐχϑὲς δὲ εἰδὼς τοῦτο

[π]αρήγγειλ αἹ δεήσι ἐφε[ π]όμενος. 2. Hd. "Ερρῶ[σϑ]αί σε εὔχ[ομα]ι, 8. Hd. κύριέ μου. 10 2.Hd. Φαῶφι εβ. 12. Oktober.

1 Der Name des Briefschreibers endet auf 56,17. 7 εἰδώς korrigiert aus ηδως. 8 Die Aog; es fehlen vorher höchstens 4 Buchstaben; Lesung δεήσι (1. δεήσει) ist unsicher, vor allem die Adresse auf dem Verso fehlt. ΘΙ τὰῤ den χειρογραφίας | [προέ]σϑαι 5. P. Fior. I Nr.55, 17. Paul M. Meyer.

Nr. 46.

BESCHWERDE AN DEN στφατηγός WEGEN RÜCKSTÄNDIGEN PACHTZINSES, |

Inv. Nr.75. Höhe 12 cm, Breite 11 em. Kursive. Unveröffentlicht. Hadrian.

Der obere Teil des Papyrus, das Präskript enthaltend, fehlt; auf den erhaltenen, sehr zerstückelten drei ersten Zeilen standen die Namen der Pächter. Unten fehlt nur wenig (Z. 15, Grußformel und Datum). Die Urkunde enthält eine Eingabe von Privaten an den στρατηγός (8. Z.10/11), die ihn um Hilfe angehen gegen ihre säumigen Pächter; diese sind mit ihrem Pachtzins im Rückstand. Daß es sich um Besitzer von Privatland (γῆ ἰδιωτική = ἐδιόκτητος) und ihre Pächter, nicht um Beamte der Domanialverwaltung und δημόσιοι γεωργοί handelt, zeigt der Tenor des Petitum, vor allem Z. 14/15. | |

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B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Der obere Teil fehlt.

BEER 7 καὶ [. .] 28:0]... θῶ πος Ἰφοόδι. .]

[-.. .] μεν. τιο .[. .]α. εξλ.. τὰ [ἐἸχφόρια οὐκ ἀπέδοσαν, δ ἀλλὰ καὶ ἑλοιπογράφησαν πυροῦ μὲν (ἀρτάβας) ιξ, φακοῦ Ö[E] ἄλλας ἀρτάβας δεκαεπτά, γί(νονται) πυ[ρο]ῦ καὶ φακοῦ (ἀρτάβαι) Ad. ᾿Επεὶ δὲ [μέ]χρι τούτου οὐκ ἀπέδοσαν, 10 ἀξιοῦμέν σε τὸν τοῦ νομοῦ βοηϑὸν διακοῦσαι ἡμῶν, ἵνα τύχωμεν τῆς ἀπό σου βοηϑείας καὶ δυνηθῶμεν [εὐεργ]ε[τημένοι ὑπό] σου διορϑ[οῦν] 15 [τὰ ἡμέτερα]. [Διευτύχει]. [ Datum.)

2/8 Vielleicht ᾿Επα]φρόδ[ει |rog]? Dann aber jedenfalls nicht derselbe wie Nr. 13, 14, Inw. Nr. 74 118. 8 Nach μὲν vielleicht «, das o hat eine Schleife, etwa og? Am Schluß der Zeile steht nicht ἀδελφοί; der auf 1 folgende Buchstabe ist vielleicht ein schlecht geschrie-

= ἀρτάβας φακοῦ korrigiert aus κριϑοῦ. 7 rt Pap.=ylvorso). 80 Pap. 14 Zur Ergänzung [εὐεργ]ε[τημένοι cet. vgl. u.a. Nr.6 III 15; P. Bremen 34, 17 (8. Heft I 8. 36). 14/15 διορϑίοῦν | τὰ ἡμέτερα] ergänzt nach Nr. 41 I 10/11: μετὰ τοῦ (sic) διορϑῶσζαι]

benesn, danny? 5 Zwischen dem gundnvon ἑλοιπογράφησαν istein Tintenklecks. 6 © Pap.

EINZELBEMERKUNGEN.

4 Der terminus technicus für die Leistung des Pachtzinses in natura (ἐκφόριον; 8. zu Nr. 37 1 14) ist neben μετρεῖν: ἀποδιδόναι, es findet sich auch παραδιδόναι, διορϑοῦσϑαι (8. Gentilli, Studi ital. di fl. class. ΧΙΠ, 1905, 806).

5 Zu λοιπογραφεῖσϑαι = schuldig sein s. Eger, Zum ägyptischen Grundbuchwesen in römischer Zeit, 1909, 148 Α. 4.

10/11 Zur Bezeichnung des στρατηγός als τοῦ νομοῦ βοηϑός vgl. P. Oxy. ΠῚ Nr. 488, 23f. (Heptakomia, saec. II/IH): προσφεύγω σοι τῶι κυρίῳ καὶ πάντων βοηϑῷ in einer Eingabe an den Epistrategen, P. Gen. 4, 13f. (Faijüm, saec. I; Eingabe an den δι- καιοδότης); P. Fior. I Nr. 91, 9£. (Faijüm, saec. II) ist vielleicht auch zu ergänzen: ἐπί σὲ καταφεύγω τὸν [πάντων βοηϑόν)].

11 διακοῦσαι s. P. Grenf. I Nr. 111 8. II 8 (157 v. Chr.); P. Fay. Nr. 119, 12 (ο. a. 100); BGU. 908, 30 (a. 101/2); 168, 28 (a. 169); P. Amh. II Nr. 78, 23 (a. 184); P. Lond. ΠῚ p. 135 Nr. 924, 16 (a. 187/188); auch P. Hib. I Nr. 31, 3 (c. 270 v. Chr.).

Paul M. Meyer.

κατὰ τὸ δυνατὸν τὰ ἡμέτερα.

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Heptakomisa-Papyri. ΝΣ. 41: Bericht an den στρατηγός Einkäufe betreffend. II 63

Nr. 4%.

BERICHT EINES UNTERGEBENEN AN DEN στρατηγός APOL,LONIOS EINKÄUFE BETREFFEND.

Inv. Nr. 25. Höhe 33 cm, Breite 21 cm. Unveröffentlicht. Hadrian.

Wir haben ein sorgfältig geschriebenes Schriftstück vor uns; die Schrift- kolumne ist auf allen Seiten von einem breiten Rande von 3—5 cm umschlossen. Die Schrift ist eine Halbunziale Mit den Worten τὸ ἄσημον Z. 28 setzt eine zweite, kursive Hand ein, die bis zum Schluß beibehalten wird. Der Anfang der ersten drei Zeilen ist fast ganz verwischt, so daß die Wiederherstellung kaum möglich ist. Im Beginn von Ζ. 1—15 fehlt meist ein Buchstabe.

Der Schreiber des Berichts befindet sich außerhalb des Gaues, um im Auf- trage des Apollonios, wohl unterstützt von dem Z. 2 genannten Hermias, Ein- käufe vorzunehmen. Aus den Worten Ζ. 29: ὡς γὰρ οἶδας, Ev Κόπτῳ καϑ᾽ ἡμέραν διάφοροι yelvovzaı τιμαί ist wohl der Schluß zu ziehen, daß die Einkäufe in Koptos stattfinden, dort sich auch der Briefschreiber und die von ihm genannten, der [r]srvecrng (Z. 19) und der ἀργυροκόπος (Z. 22), befinden. Koptos ist der Hauptverkehrsplatz der Thebais; hier münden die drei großen Karawanen- und Handelsstraßen, die durch die Wüste nach dem Arabischen Meerbusen führen und den Verkehr Oberägyptens mit dem Küstenlande des Roten Meeres, mit Arabien und Indien und Alexandreia vermitteln. Diese Straßen gehen nordöstlich nach Myos Hormos, östlich nach Leukos Limen, südöstlich nach Berenike Trogodytike. DaB in Koptos ein reger Kaufmarkt war und große Bazare, daß dort von allen Gegenden Kauflustige herbeiströmten, ist natürlich.

1.Hand. [.]..... AnroAlovloı τῶι τιμιωτάτωι χαίρειν. ee [. -Je@v . . κλημεν Ἑρμίας ἀγοράσας ler [. .,δι ᾳὐτοῦ ἡδόμενος ἐπὶ τῶι κατὰ τὰς [ε]ὐχὰς γνῃσία καὶ λείαν ἄξια εὑρῆσϑαι ὡς καὶ [ὑ]Ἱπὸ πάντων τῶν ἰδόντων ϑαυμασϑῆναι. 5 [Ὁ] μὲν γὰρ ϑῶραξ ἐκ καλοῦ ὠροχάλκου ὧν καὶ [ev πλοκὴν λεπτότατος καὶ τὸ μεῖξον ἐλα- [φ]ρότατος ὡς μὴ κάμνειν τὸν φοροῦντα αὐτὸν [ἠ]γοράσϑη πολλῶν ἀξιολόγων συνεληλυϑότων

2 Die Lesung der im Anfang nach der [F]ev. 8 ἡδόμενος Wilcken. 4 Anfang ist

Lücke erhaltenen Buchstaben ist unsicher; [s]özds wohl sicher. 1. λίαν. κλημεν scheint mir wahrscheinlicher als καηλ-

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64 I

B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

10 [vJoı φί[λ]ων ἀργ(υρέου) (δραχμῶν) TE ἀντὶ πλείονος ὡς καί σοι [φ]ανήσεται. ἪἫ δὲ σαμσειρα Ἰταλικὴ καλουμένη [.]- ἡνατος ὁμοίως ἀντὶ πλείονος (δραχμῶν) π καὶ τὸ ἡμιλείίτρ]ον τῆς πορφύρας ἀντὶ (δραχμῶν) σξὸ [(δραχμῶν)] σνβ [κ]αὶ τὰ δύο μάτια τῶν ἀρτυμάτων (δραχμῶν) x. Παραξώ- 16 [ν]ιον γὰρ πρὸς τὸ παρὸν γνησίον οὐχ εὑρέϑη. ἀλλ᾽ οὐ- δὲ ἐδικαίωσα ἀγοράσαι ἀποδοκιμασϑῆναι δυ- νάμενον. Τὸ ὀνάριον τὸ χαλκοῦν εἰ ἐπωλεῖτο δραχμῶν #6, ἔκτοτε ἂν ἔπεμψά σοι - el δὲ βούλει αὐτὸ ἀγρρασϑῆναι (δραχμῶν) u, [δ]σων 5 [r]exveleng παρα- 20 καλούμενος ὑπισχνεῖται δώσειν, δήλωσόν μοι. As μέντοι δεδώκεις εἰς τοῦτο (δραχμὰς) #0 ἔπεμψά σοι, καίπερ 4ηονυσ[ίἼου τοῦ ἀργυροκόπου κατασχόντος μου ὅλας (δραχμὰρ) μ εἰς ὀνεχύρου λόγον τῆς πεμφϑεί- σης σοι ὑπὸ τὰ ξῴδια ξυλίνης Bruns’ ἦν, ἐὰν δό- 25 En σοι, κύριέ μου, ἀναπέμψεις μοι, ἵνα ἀποδοὺς δυνη- ϑῶ ἀπολαβεῖν τὸ ἴδιον" ῥᾳδίῳς γὰρ παρά σοι ὅμοια αὐτῆι γενέσϑαι δύναται. Περὶ ὧν ἄλλων βούλει, rlol&pe μοι ἡδέως πληρώσον[τ],. 2. Hand. Τὸ ἄσημον νῦν ἐστ(ιν) a" ὧδ γὰρ οἶδας, ἐν Κόπτῳ za” ἡμέραν διάφοροι γείνονται τιμαί. 80 ᾿Ερρῶσϑαί σε εὔχομαι, κύριέ μου Παῦνι κε. 19. Juni.

10 Das o am Anfang ist nach unten ge- öffnet, vom Verbindungsstrich des # ist nichte zu sehen; trotzdem ist als Lesung und Er- gänzung [μοι φί[λ]ων sicher. agy $ τέ Pap. 12 (x Pap. 18 Das Anfangswort hatte ich ursprünglich ἡμελέπ[εσ͵τον gelesen, Wilcken schlug dann nach einer in seinen Händen befindlichen Photographie ἡμίλει[τ]ρο» oder ἡμίλοι[τρ]ον (= ἡμίλιτρον) vor. Der vor

verlangt, stehende Buchstabe ist aber ı; ich habe deshalb ἡμελείίτρ]ον (= ἡμιλέτριον) in den Text gesetzt, das sich bei Epicharmos findet. ( σξδ [(] σνβ Pap. 14 Pap. 19 Su Pap. Über dem » und o von [δήσων steht ein überflüssiges ὦ. 1. τοχνίης. 21 1. δέ- δωκας. --- (xd Pap. 28 Pap. 24 σοι korri- giert aus μοι: u ist durchgestrichen, o darüber geschrieben. 28 ἡδέως πληρώφον[τ} und ἐστίν)

dem ον nach der Lücke, die zwei Buchstaben (so! Pap.) Wilcken. 29 1. γίνονται.

Übersetzung.

X entbietet dem hochgeehrten Apollonios seinen Gruß. EEE Hermias, nachdem er gekauft hatte .......... durch ihn voll Freude darüber, daß (die Waren) nach Wunsch passend und recht preis- wert befunden sind, so daß sie die Bewunderung aller, die sie sahen, erregten. Der Panzer nämlich aus schönem Messing und von sehr feinem Gewebe und sehr leichtem Gewicht im Verhältnis zu seiner Größe, so daß sein Träger nicht ermüdet, wurde, da viele angesehene, mir befreundete Leute erschienen waren, für 360 Silber-

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Heptakomia-Papyri. Nr 47: Bericht an den στρατηγός Einkäufe betreffend. II 65

drachmen gekauft, unter seinem Wert, wie du auch zugeben wirst; die σαμσειραὰ Ἰταλικὴ καλουμένη [.]. nvaros aber gleichfalls unter ihrem Wert für 80 Drachmen und das halbe Pfund Purpurstoff statt für 264 Drachmen für 252, endlich die zwei Matia mit den Gewürzen für 80 Drachmen. Ein Gürteldolch, der für den vor- liegenden Zweck passend gewesen wäre, ließ sich nicht finden, ich hielt es auch nicht für richtig einen solchen zu kaufen, da er hätte zurückgewiesen werden können. Das kupferne Weinkännchen(?) hätte ich dir geschickt, wenn es für 24 Drachmen zu haben gewesen wäre; bist du aber damit einverstanden, daß es für 40 Drachmen erstanden wird für diesen Preis verspricht der Künstler es auf Verlangen zu geben —, so teile es mir mit. Die 24 Drachmen jedoch, die du mir hierfür gegeben hast, habe ich dir geschickt, obwohl Dionysios der Silber- arbeiter mir volle 40 Drachmen beschlagnahmt hat als Pfand für die dir gesandte hölzerne Truhe mit Tierreliefs. Schicke mir diese doch zurück, wenn es dir ge- nehm ist, o Herr, damit ich sie (dem Silberarbeiter) zurückgeben kann und dafür mein Geld zurückerhalte; denn leicht könnte auch bei dir gleiches mit ihr ge- schehen. Was deine sonstigen Wünsche betrifft, schreibe mir; gern will ich sie ausführen. Das nicht näher Bezeichnete(?) ...... ; denn, wie du weißt, wechseln die Preise in Koptos täglich. Laß es dir gut ergehen, o Herr. Am 25. Payni.

EINZELBEMERKUNGEN,.

6 ‘Noöyaixog findet sich, wie hier, statt ὀρείχαλκος bei Arrian.

11 Das Wort σαμσείρα ist neu; seine Bedeutung ist nicht klar, da wir Herkunft und Bedeutung von ocu nicht kennen. Zeipa ist „Band, Seil“. Zau, das nichtgriechischen Ursprungs ist, findet sich sonst in den aus dem Griechischen ins Lateinische übernommenen Worten σαμβύκη (sambuca, dreieckiges Saiteninstrument, Belagerungsmaschine), sambucus (Holunderbaum), σάμψυχος (sampsuchus(m), Majoran); s. P. Lond. III p, 222, 7 (saec. IV): καὶ ἐν ὑστερικῶι τόπῳ τ[ ὦ] κλεινῷ καλουμ(ένῳ) στῦλ(οι) σάμσυχ(οι) β΄. Die σαμσειρα wird als Ἰταλική bezeichnet, das zweite, ihr gleichgesetzte Wort, [. ]. ἡνατος, dessen Anfangs- buchstaben leider nicht erhalten sind, dürfte daher wohl lateinischen Ursprungs sein.

18 Über die verschiedenen Arten der Purpur-Seide und -Wolle 5. Ed. Diocletiani ed. Mommsen-Blümner c. 24 und 8.163 ff. Πορφύρα findet sich sonst Nr. 20, 18; Inv.- Nr. 126 Verso 14. 18f.; P. Oxy. II Nr. 298, 11; IV Nr. 739,16; VI Nr. 931,4; BGU. 951,3; P. Τοῦ. I Nr. 112 Einl.; 117, 138f. 120, 3; P. Grenf. I Nr.43, 11; P. Theadelphia Nr. 15 (8. Seeck, Rhein. Mus. 62, 517ff.); P. Rainer A. N. 299, 1. 2.

14 Μάτιον ist ein Teilmaß der Artabe, nach Brugsch, der es mit dem &gyptischen Hohlmaß mt’? (koptisch maaje) identifiziert, τ Artabe. Es wird für die Zeit vom 3. Jahrh. v. Chr. bis zur arabischen Invasion bezeugt; s. Wilcken, Ostraka IS. 751f.; P. Teb. II Nr. 314, 18; Crum, Coptic Ostraca 25 zu Nr. 165 Anm. 2.

Παραζώνιον (= παραξωστρίς) ist ein kurzer, am Gürtel hängender Dolch. Gießener Papyri. 1. 2. 9

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66Π B. Papyri der ογϑίθπ drei Jahrhunderte.

17 ’Ovapıov = övidıov hat als Deminutiv von ὄνος alle Bedeutungen dieses Wortes. Hier kommt, da ein reyveirng als Lieferant bezeichnet wird, wohl nur die Bedeutung „Kleines Weingefäß, Weinkanne“ in Betracht.

24 Zur Konstruktion der Worte ὑπὸ τὰ ζῴδια ξυλίνης ϑήκης ist zu vgl. die in den Papyri und Ostraka uns begegnende Verbindung övos ὑπὸ δένδρα καὶ βαίς (ΒΟ. 362 VII 13), ὑπ(ὸ) κριϑ(ὴν) ὄνον, ὑπ(ὸ) ῥαφάνενο(ν) ὄνους u. ähnlich (Fayum Towns, Ostraka Nr. 14—17; BGU. 248, 26: ὀνάρεον ὑπὸ reiyapo(v) οἴνου; vgl. Erman, Hermes 28, 479f.); 8. auch P. Fior. I Nr.16, 33: τὸν κῆπον ὑπὸ παντοίᾳ Acyavlile. Analog würde es sich in unserem Fall um eine hölzerne Truhe handeln, auf der sich ζῴδια (Tierchen, Tierbilder) befinden. Da ein ἀργυροκόπος der Lieferant ist, werden diese „Tierchen“ Silberarbeit sein: Tierreliefs oder Beschläge, Griffe in Tierform auf dem Deckel der Truhe. Zu vergleichen ist zum Worte Βα Ὁ. 388 II 21: ἕκειτο ξῳ δια] τρέα εἰς τὸ τρίκλενον ἐπὶ τρίποδι; hier handelt es sich wohl um Lehnen in Tiergestalt (aus Silber) für das Speisesofa.

Paul M. Meyer.

VARIA. Nr. 48.

AMTLICHES SCHREIBEN DES STELLVERTRETENDEN FINANZ- KONTROLLEURS DES ANTAIOPOLITES AN DEN στρατηγός UND DEN βασιλικὸς γραμματεύς DES GAUES.

Inv. Nr. 198. Höhe 34 cm, Breite 24 cm. Unveröffentlicht. .202/203.

Die Hand des Papyrus zeigt eine Kanzleischrift, doch mit vielen Flüchtig- keiten und Korrekturen, so daß wir wohl ein Konzept vor uns haben. Das Ende der Zeilen ist stark nachgedunkelt und schwer lesbar. Für ein Konzept spricht auch die ungleiche Länge der Zeilen und der geringe Abstand zwischen der ersten und den in Höhe von Z. 13—16 erhaltenen Resten einer zweiten Kolumne. Von dieser ist sicher erkennbar die Jahresziffer Lı«; in der Zeile darüber und darunter finden sich Bruchstücke einzelner Buchstaben. Jedenfalls haben wir hier den Schluß der Urkunde mit dem Datum vor uns. Das 11. Jahr ist das des Severus (202/203); das ergibt der 2. 25f. genannte Aıdyunros κράτιστος. Dieser ist zweifellos identisch mit Claudius Diognetus, der sich in einem von Wilcken edierten Pariser Achmim-Papyrus (Hermes 23, 593) vom 24. Mai 197 als ἐπέτροπος Σεβαστοῦ διαδεχόμενος τὴν Koyıleoloevvnv bezeichnet. Daß er noch im J. 203 fungiert, hat Stein mit Recht aus dem von Comparetti (Mel. Nicole p. 57ff.) veröffentlichten Florentiner Epistolarium gefolgert, in dem Kol. IV 21 und I 8 ein Diognetus

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Varia. Nr. 48: Amtliches Schreiben des stellvertretenden Finanzkontrolleurs. II 67

κράτιατος [ἐἸπίτροπος erscheint (8. Archiv IV 160). In beiden Urkunden der Jahre 202/203, sowohl im Florentiner wie in unserm Papyrus, wird (Claudius) Diognetus, wie im Jahre 197, noch als proc. usiacus!) und Stellvertreter des ἀρχιε- ρεύς fungiert haben.

Der Papyrus bezieht sich auf den Antaiopolites, den dem Apollonopolites Heptakomias gegenüberliegenden Gau?). Die Zahl der bisher aus diesem Gau publizierten Papyri ist verhältnismäßig noch gering (BG@U. 974: a. 380; P. Lond. ΠῚ p. 264 Nr. 1007 b. e: a. 558; P. Lond. Nr. 1547 im Journal of Hell. Stud. 1908, 102: a. 553; P. Fior. bei Vitelli, Ausonia II p. 137f. und Ferrari, Atti del R. Istituto Veneto LXVL p. 1185ff.; P. Cairo bei 4. Maspero, Bull. de U’ Institut fr. d’ archeol. orientale VI, 1908, 15: alle aus der Zeit Justinians). Doch ist in den letzten Jahren eine große Menge antaiopolitischer Urkunden im weiteren Sinne auf den Markt gekommen; sie gehören einerseits dem 6. Jahrhundert, vor allem der Zeit von Justin I. bis Justin 11., andrerseits dem 8. nachchristlichen Jahrhundert an und befinden sich jetzt in erster Linie in London, Kairo, Heidelberg, Florenz. Die Urkunden des 6. Jahrhunderts, soweit sie in Kairo sind, wnrden zusammen mit dem Menander-Papyrus in Köm-Esgäw gefunden; dorther stammt auch die Mehrzahl der übrigen Papyri dieser Ζοι ἐδ). Köm-Eägäw, das ehemalige Zentrum des Aphroditopolites (“φροδίτης πόλιρ), gehört im 6. Jahrhundert, wie der ganze Gau, zum Antaiopolites, war aber von der Gewalt des Pagarchen eximiert‘); es führt den Namen κώμη ’Agoodirns (4 φροδιτῶν) = Ἀφροδίτη (8. ’Apaoölın κώμη: Nr. 55, 3)°) Im 8. Jahrhundert bildet der Aphroditopolites eine eigene παγαρχία, das Zentrum heißt jetzt "Apeodırd; dagegen sind in dieser Zeit der Apollonopolites Heptakomias und der Antsiopolites unter der Bezeichnung παγαρχία ’Avralov καὶ Ἀπόλλωνος vorübergehend vereinigt®).

Unsere Urkunde enthält ein Schreiben des stellvertretenden Finanzkontrolleurs des Antaiopolites, Potamon, an den στρατηγός und den βασιλικὸς γραμματεύς des Gaues. Die Bedeutung des ἐγλογιστής hat Wilcken zuerst richtig erkannt (Ostraka 1499 ff), Auf Grund neuerer Publikationen wissen wir jetzt, daß in der Finanz- zentrale in Alexandreia für jeden Gau ein ἐγλογιστής für die διοίκῃσις (ebenso ein γράφων Ev ἰδίῳ λόγῳ τὸν νομὸν für das Ressort des ἴδιος Adyog) fungiert.

1) S. dazu meine Ausführungen in der Hirschfeld- Festschrift 156f. 162 und 8. 27 Anm. 4 dieses Heftes; Hirschfeld, Verwaltungsbeamte" 865 ff.; Mitteis, Röm. Privatrecht I 366 ff.

2) S. Dittenberger, O@I. II Nr. 697 not.7; Wilcken, Archiv IV 164; Kornemapn, Klio VII 282f.

8) 8. Kornemann, Heft I 8.15 Anm. 7ff. 4) 8. Kornemann a.8.0. 8.14 Anm.3.

5) Vitelli, Ausonia II p. 137f.; Bell, Journ. Hell. Stud. 1908, 107 not. 86, 119 Add.; Report of Egypt Explor. Fund 1907/8 p. 5Bf.; Ferrari 1.1. p. 1186, 5. 1188, 7f. 1190, 4f.: κώμη ᾿ἀφροδίτης τοῦ ᾿Ανταιοπολίτου νομοῦ; Maspero 1.1. Nr. 2 2. 12: ἀπὸ κώμης [καλο]υμέν[ης ἈΠφρ[οδιε]ῶν ro[ö] ᾿Δυ[ταιοπ]ολείτου νομοῦ τῆς κάτω] ἐπαρχείας.

6) Bell 1. 1. 106; Kornemann 8. 8. Ο. 8.14 Anm. 5—7.

7) Ein ἐγλογιστὴς τοῦ Agawvolrov wird schon in einer neuerdings veröffentlichten Inschrift vom 3. Oktober 28 v. Chr. erwähnt (Archiv V 162 Nr. 9).

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68 U B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

An ihn werden von einer im Gau befindlichen Kommission zu bestimmten Ter- minen die Berichte und Abrechnungen sämtlicher in der Jıorxnoıs-Verwaltung des Gaues tätigen Beamten zur Nachprüfung gesandt (τὰ εἰς ᾿4λεξάνδρειαν πεμπόμενα βιβλία: 8. P. Amh. Il Nr. 69: a. 154; P. Straßb. 31/32 Recto Kol. IV [Wilcken, ArchivIV 122]: a.194; P. Lips.1 121: a. 151/152; Vitelli, Ausonia II p.138 Nr. 2: a. 146; vgl. meine Bemerkungen Berl. phil. Wochenschrift 1907, 556).

Auf Befehl des Claudius IJu[stus] hat durch Potamon eine Prüfung und Revision stattgefunden, die sich auf die durch die Neuverpachtungen von χυριακὴ γῆ hinzugekommenen Mehrerträge (προσϑῆκαι: s. die Bemerkungen zu Z.8) er- streckt. Als Grundlage für diese ἐξέτασις καὶ διάχρισις dienen die ihm nach Alexandreia gesandten βιβλία der Gaukommission (Ζ. 4--- 9). Claudius Iu[stus]?) führt den Rangtitel διασημότατος (vir perfectissimus). Dieser Titel, der wohl auf die Rangordnung des Marcus und Verus zurückgeht, läßt sich inschriftlich zuerst im Jahre 201 nachweisen). Die ihn führenden procuratores zählt Hirschfeld (Verwaltungsbeamte? 454) auf. Da es sich um einen Beamten der Fiskalverwaltung und Vorgesetzten des ἐγλογιστής handelt, haben wir mit großer Wahrscheinlich- keit an den rationalis Aegypti, den χαϑολικός, zu denken. Ein Londoner Papyrus bezeugt ihn jetzt für das Jahr 246°); er ist also nicht erst, wie ich in der Hirsch- feld- Festschrift (S. 147) auf Grund des damaligen Quellenstandes annahm, eine Schöpfung der diokletianisch-konstantinischen Reform*). Auffallend ist nur, daß im dritten Jahrhundert neben ihm noch der bisher als sein Vorgänger angesehene κράτιστος διοικητής —= κράτιστος ἐπὶ τῶν καϑόλου λόγων begegnet (8. Hirschfeld- Festschrift 146f.). Er war danach wohl doch Untergebener des καϑολικός und identisch mit dem proc. summae rei apud Alexandriam ἐγκεχειρισμένος τῆς κατ᾽ ᾿4λεξάνδρειαν βασιλικῆς διοικήσεως (8. a. a. 0.)

Die Prüfung seitens des Potamon geht zum mindesten bis auf das 19. Jahr des divus Marcus (178/179) zurück, umfaßt also einen Zeitraum von mindestens 24 Jahren. Eine ähnliche, sich über die letzten 20 Jahre erstreckende Revision

1) Ein anderer Claudius Justus ist für das Jahr 147/148 als Idioslogos bezeugt (s. P. Teb. II Nr. 294; P. Lips. I Nr. 121).

2) 8. Hirschfeld, Verwaltungsbeamte?, 459.

3) P. Lond. III p. 110 Nr. 11657 Verso I Ζ. 5. 11: Κλαυδίῳ Μαρκέλλῳ τῷ διασημοτάτω καϑο- λικῷ; 8. P. Oxy. I Nr. 78, 14f.: κατ᾽ ἐνκέλευσιν τοῦ [δι]ασημοτάτου Μαρκέλλου. Der in beiden Urkunden erwähnte κράτιστος ἐπίτροπος Σεβαστῶν Salutaris war vielleicht proc. usiscus wie Diognetus.

4) Weitere rationales Aegypti der nachdiokletianischen Zeit außer den in der Hirschfeld- Festschrift 147 genannten s. P. New-York in den Mel. Nicole 8. 187, 14 (a. 808); P. Fior. I 54, 6 (8. 814); Cagnat, IG. ad res rom. pert. I Nr. 1211. 1215. 1219. 1220: ἀπὸ καϑολικῶν [Alyox]sov καὶ ἀπὸ ἡγεμόνων ... μαηοῦρος (maiorius = maiorianus) καὶ καϑολικὸς ὧν τ[ῆς] διοικήσεως. --- BGU.927 gehört erst der nachdiokletianischen Epoche an; hier wird der διασημότατος μάγιστρος [τῆς] πριουάτης genannt, der magister rei privatae, der Nachfolger des ἴδιος λόγος (8. Wilcken, Archiv V 185f.). Der in den Parallelurkunden ΒΟ. 620 und Class. Philology I p. 174 Nr. 10 genannte διασημότατος ἐπίτροπος Annius Diogenes ist wohl in dieselbe Zeit zu setzen.

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Varıa. Nr.48: Amtliches Schreiben des stellvertretenden Finanzkontrolleures.

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durch den ἐγλογιστὴς τοῦ νομοῦ erweist P. Τοῦ. Π Nr. 287 aus der Zeit des Marcus und Verus. Es handelt sich um die Gewerbesteuer (χειρωναξίον) der Färber (βαφεῖς) und Walker (γναφεῖς) des Arsinoites: Μαξίμου .... τινὸς κατασταϑέντος ἐξεταστοῦ [ἐν πλέονι αὐτοὺς ἔδει (vgl. Z. 22 unserer Urkunde) παραγράψαντος ἐνέτυχον τῷ ἡγεμόνι καὶ ἀνέπεμψεν αὐτοὺς ἐπὶ .... τὸν κράτιστον [ἐπιστράτηγ]ον., ὃς μεταπεμψάμενος τὸν τοῦ νομοῦ ἐγλο[γ]ιστὴν ἐχέλδυσεν αὐτὸν εἰκοσαξτ[ί]αν τὴν ὑπὸ χεῖρα [ἐπισκέψασθϑαι)) cet. Hier delegiert in einem Verwaltungsprozeß der praef. Aeg. den Epistrategen, der seinerseits eine ἐπίσχεψις durch den ἐγλογιστὴς τοῦ νομοῦ veranlaßt.

Auf eine Analyse der Urkunde muß ich leider verzichten, da die Lesung mehrerer der nachgedunkelten Zeilenenden unsicher oder unmöglich ist, die zahl- reichen Konstruktionsfehler zudem das Verständnis erschweren. Das Schreiben des Eklogistieverwesers zerfällt in zwei Teile: Ζ. 4—14 konstatiert er die sich an- läßlich der Revision ergebenden Mißstände Von Ζ. 14 an folgen positive Ver- haltungsmaßregeln für die Zukunft im Hinblick auf die neue allgemeine Staats- pachtperiode (8. die Bemerkungen zu Z. 141). Für die Erklärung der Einzelheiten verweise ich auf die Einzelbemerkungen.

Ποτάμων διέπων τὴν ἐγλογιστίαν ᾿Ανταιοπολ(ίτου)

Ἀρτεμιδώρῳ στρα(τηγῷ) καὶ Πολυκλεῖ βασιλ(ικῷ) γρα(μματεῖ) τοῦ α(ὐτοῦ) νομοῦ τοῖς φιλτάτοις χαίρειν.

Ἐκ τῆς γενομένης ὑπ᾽ ἐμοῦ κατ᾽ ἐνκέλευσιν Κλαυδίου ᾿Ιοὐ[στου]

τοῦ διασημοτάτου ἐξετάσεως καὶ διακρίσεως, 5 ὡς ἐνεδέχετο ἐκ τῶν πεμφϑέντων βιβλίων ..

ἱκνουμένων ταῖς κατὰ χρόνους προσενεχϑείσαις

προσϑήκαις κατὰ κυριακῆς γῆς ἐπί γε ἠπείρου

νήσων, ἐγνώσϑη τὰ κατὰ χρόνους δοϑέντα

ἐπιϑέματα ἀπὸ ι8 (ἔτους) ϑεοῦ Μάρκου οὐχ ἅπαξ παρεγράφη 10 ἐπεσχέϑη ὑπὸ τῶν βασιλ(ικῶν) γρα(μματέων), ἀλ᾽ (sic) ὁποσάκις ἕκαστα προσηνέχϑη, παρεγράφη ἑκάστου τῶν μισϑφσα[μένων] ᾿

διὰ τῆς ὑποσχέσεως προσγραφόντων ἐπὶ τῷ μὴ

ἐνέχεσθαι ἐπιϑέμασι προτέρων ἐτῶν. Καὶ πάλιν

τοῦ χρόνου τῆς μισϑώσεως πληρωϑέντος, 16 ἐπεσχέϑη δέον ἅπαξ ὁπότε προσηνέχϑη συν....

91. ἐγνώσϑη ζῦτισ. 11 βασὶ γος Pap. -- Ἰ, ἀλλ. 18 τῷ μὴ Wilcken. 14 Zuerst war

1 ανταιοπὸ Pap. 2 στρί Pap. Bası ye\ Pap. α Pap. Am Ende der 2.1—3

finden sich geringe Schriftepuren, die aber keine Beziehung zum eigentlichen Text der Urkunde haben. 6 Nach βιβλίων sind Spuren zweier Buchstaben erkennbar, der erste ist vielleicht x.

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ἐνέσχεσθαι geschrieben, dann ist das o ge- strichen. 16 1. ἐπισχεϑῆναι δέον. Die vier letzten Buchstaben der Zeile sind nicht mit Sicherheit zu lesen.

Β. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

veodaı ὑπὸ τῶν τὴν παραγραφὴν ποιουμένων βασιλ(ικῶν) γρα(μματέων) πρὸς τὸ [.. .]ov ἐν ἐποχῇ. καὶ εἰ μὲν πλέ[ον] ὑπ᾽ αὐτοῦ, τὸ ὕστερον προσεν[ ε]χϑὲν ἐν πραξίμ[οις]

20 ἡγηϑῆναι, el δὲ ἔλαττον, καὶ τὸ u... ματισϑῆναι. Ὅσα ἐκ ταύτης τῆς αἰτίας προσ... συνήχϑη πλείω ἔδει τοῖς φόροις πρ[ο]στελ[ οὐ]- μενα καὶ ὅσα ἄλλα ἐστὶν ἐξ ἁπλοῦ ἐπιϑέμ[ατορ] προσενεχϑέντα τοῖς ἀνωτέρω ἔτεσι καὶ

τοῦτο πλεονασ-

25 ἧς τὸν ὁρισμὸν νῦν πεποίηται Διόγνητος κράτιστος, καὶ ἐν μέρει μὲν τὸ κατὰ . οποί. . ]. ἂν μέρει δὲ τὸ κατὰ τὰς προσδεις ........ [ πὰ}.

πάλιν παρεγράφη ἀναγκαί[ο]ς ὑποτάξαΪ ς] ἐπιστέλλω, φίλτατοι. ἵν᾽ εἰδῆτε καὶ ξκαστος] 80 τὰ ἴδια μέρη ἀναπληρώδσει. Ἐπὶ μέντοι τῶ[ν] Ende der Kolumne. dann aber die schon geschriebenen Buchstaben κυ in go. 88 In ἁπλοῦ iet das 1 aus « ver-

bessert, in ἐπιϑέμ[ατος] das aus u. 24 Nach καί sieht man am Rande des abgebrochenen

18 βασὶ ye$ Pap. Nach der Lücke sind vor ov noch Reste eines Buchstabens vorhan- den, die ich aber nicht bestimmen kann; er- wartet wird etwa πρὸς τὸ [ἤδη] ὅν. 18/19 1. εἰ

μὲν πλέον] ὑπ᾽ αὐτῶν (scil. Bao. yo. ἐπεσχέϑη). 20 Auf folgen drei Buchstaben, der zweite ist wahrscheinlich τί der dritte ist korrigiert und verwischt, der erste fast ganz fortgefallen: uetd? 21 Die letzten Buchstaben sind fast ganz verwischt, Wilcken vermutet με. 22 ἔδει

Papyrus noch Tintenspuren; ob es Buchstaben- spuren sind, läßt sich nicht ersehen; καὶ | ἧς (scil. γῆς) cet. ergibt eine gute Konstruktion. 25 In πεποίηται ist das aus e korrigiert. 26 Schluß: Am wahrscheinlichsten ist die Lesung τόπους], doch wäre auch 00y .[ möglich. 28 1.

korrigiert. Der Schreiber wollte zuerst statt σπαραγραφῆναι. 80 1. ἀναπληρώσῃ. φόροις: κυριακοῖς φόροις schreiben, korrigierte EINZELBEMERKUNGEN.

1 Zu διέπων = διαδεχόμενος 8. Archiv ΠῚ 248; P. Lond.1II p.126, 3 (8.138). 132, 13. 133,19 (a. 139); P. Oxy. IV Nr.727, 5 (a. 154); P. Fior.I Nr. 40,5 (a. 162/163); P. Τοῦ. II Nr. 397, 34 (4. 198). 522 (c. a.131).

5 Zu διάκρισις vgl. die πρακτόρων διάκρισις, die Revision der Bücher der Praktoren durch den Strategen: s. Wilcken, Osir. 1609; P. Teb. II Nr. 302, 21.

6 ὡς ἐνεδέχετο = „soweit es möglich war“; 5. P. P.ITI Nr. 144 III, 8. 43, 4,4; P. Amh. ΤΠ Nr. 70, 5.

8 προσθήκη ist „Vermehrung, Verstärkung“; bier handelt es sich um Pachtmehr- erträge; vgl. P. Τοῦ. II Nr. 296, 3 (a. 123): τὸ συναγ[όμενον [τῆς] πρ[ο]σϑήκης ἀνελήφϑη. Ρ Teb. I Nr. 72, 4491. (114/113 v. Chr.) bedeutet προσαγωγή Pachtzinserhöhung.

Der terminus κυριακὴ γῆ war bisher nicht bezeugt; es ist Land des κυριακὸς λόγος (5. Wilcken, Ostr. 1645; P. M. Meyer, Hirschfeld-Festschrift 139 A.1; dazu P. Oattaoui I

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Varia. Nr. 48: Amtliches Schreiben des stellvertretenden Finanzkontrolleurs. 1 71

Recto Kol. ΥἹ 17: a. 136; P. Oxy. IV Nr. 800: c. a. 153). Daneben kannten wir schon κυριακὸν χρῆμα: P.Oxy. ΠῚ Nr. 474, 41 (4. 1842), κυριακαὶ ψῆφοι: Dittenberger, O@I. II Nr. 669, 13 (a.68). S. auch den Apparat zu 2.22. Wenn κυριακὸς λόγος = fiscus (διοί- κησις) ist, dann bezeichnet κυριακὴ γῆ Fiskalland im Gegensatz zur οὐσιακὴ γῆ. Dafür spräche die Tatsache, daß die auf die κυριακὴ γῆ bezügliche ἐξέτασις von dem zum Ressort der διοέκησις gehörigen Eyloyıoıng vorgenommen wird, dagegen, daß der proc. usiacus Dio- gnetus (8. die Einl.) den ὁρεσμός von Teilen dieser κυριακὴ γῆ vornimmt (Ζ. 24f.). Vielleicht ist also doch κυριακὺς λόγος ein umfassender Ausdruck, dem βασιλικόν in ptolemäischer Zeit entsprechend, κυριακὴ γῇ die Bezeichnung für das gesamte dem „Könige“ gehörige Land, sowohl die Staatsdomäne als seine Privatdomäne. Im P. Oxy. VI Nr. 903, 19. 21 bedeutet τὸ κυριακόν die Kirche, „das Haus des Herrn“.

10 ἐπέϑεμα = höheres Pachtangebot (= ὑπερβόλιον) im Verhältnis zur bisherigen Pacht; s. Wenger, Archiv Il 61. IV 195£.; Wileken, Archiv 1 129; dazu P. Ted. II Nr. 576 (Augustus); P. Oxy. IH Nr. 500, 14.31 (4. 130); P. Gentillii Ia, 9.15 (a. 96); P. Lond. III p. 139, 11 (a. 121), p. 143, 11 (a. 152); CPHerm. 119 R. VII 24 (Gallien.). Vgl. auch P. Eleph. 19 (Euergetes I.); P. Oxy. ΠῚ Nr. 513 (a. 184) und zu Z. 12.

Παραγράφειν bezieht sich auf Beamte der Finanzverwaltung, die das Konto eines Steuerzahlers in Höhe einer bestimmten Summe belasten; es wird meist im Hinblick auf die Buchung des Pachtzinses der δημόσιοε γεωργοί gebraucht. Die normale Folge des παραγράφειν ist die Erhebung resp. Zahlung, das διαγράφειν (s. 2. Β. P. Oxy. III Nr. 513, 13. 19. 22. 33). Auf die sofortige Erhebung wird im Gegensatz zum ἐπέχειν das Gewicht gelegt, s. 2.19: ἐν πραξίμ[οις] ἡγηϑῆναι,͵ Z.20f.: πλεονασματισϑῆναι. Die Belegstellen sind von Kornemann, Καὶ lio VIII 408 A.6 und HeftI S.28 Α.1 zusammengestellt; s. noch P. Teb.1 Nr.188; P. Eleph. XI 7; P. Hamburg 13, 11 und 2.12. 17. 28.

11 ᾿Επέχειν bedeutet das Sistieren der Eintreibung (Stundung) der vom Steuer- bzw. Pachtzahler geschuldeten Summen (s. Wilcken, Hirschfeld-Festschrift 128 A.1; P. Teb. II Nr. 335, 16. 337, 4; BGU. 599, 28. |mit Grenfell-Hunts Korrekturen]. 902, 12. 17. [mit Wilckens Korrekturen]). Die gestundeten Steuer- bzw. Pachtquoten werden als ἐπόχιμα ‚oder ἐν ἐποχῇ ταγεῖσαι (δραχμαί bzw. ἀρτάβαι) bezeichnet (P. Τοῦ. 11 Nr. 336,13. 337, 2.8; vgl. 2.18). Verpachtetes Domanialland, dessen Pachtsummen einstweilen gestundet sind, heißt (γῆ) ἐν ἐποχῇ τεταγμένη (8. P. Ozy. inedit. zitiert P. Τοῦ. II p. 154: ἐν ἐποχῇ τεταγμένη (γῆ) τῷ (ἔτει) διὰ τὸ καϑύδατος ysyolvevar). Zu ὁποσάκις vgl. das [ὁσ]ώκες ΝΥ. 401 θ.

12 Das Normale ist sonst, wo vom ἐπέϑεμα die Rede ist, Spezifizierung desselben in der ὑπόσχεσις: so 1. Β. P. Lond. III p. 139 Nr. 1223, 11 (a. 121): αἷς προσάγομεν ὑπὲρ ἐπιϑέματος (πυροῦ) δη(μοσίου) [doylıxod)] ἀρτάβας πέντε; weitere Belege 8. zu Z. 10. Auf Reduktion des ἐπίϑεμα (nicht des ἐκφόριον) bei zu hoher oder zu niedriger Nilschwelle (vgl. Dittenberger, OGI. II Nr. 669 $ 12) nimmt das hermopolitanische Pachtangebot auf Staatsland P. Gentili I (a. 96) Bezug (Ζ. 12f.): ἐὰν δέ τις ποταμοφόρητος ὕφαμ[μος γένηται] | [ἀπὸ τοῦ ἐνεστ]ὥτ[ο]ς ἐς (ἔτους) κ(αὶ) ἄβροχος ἀπὸ τοῦ εἰσιόντος [εξ (Erovs)] | [«ὐτοχράτορος Καίσαρος Δομιτιανοῦ Σεβ]αστοῦ Γερμανικοῦ, παραδεχϑήσεται nuleiv] | [ἀπὸ τοῦ ἐπιϑέ]ματος, ἐὰν οὖν φαίνηται μισϑῶσαι ἡμεῖν].

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19} B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

13 Ὑπόσχεσις ist = ὑπόστασις Pachtangebot in Form eines ὑπόμνημα; 5. Wilcken, Ostraka 1 526.587£f.; Archiv V 249; P. Eleph. Nr. 14ff.; vgl. auch BGU. 487,15; P. Amh. Il Nr. 97,18; P. Oxy. I Nr. 91, 11; Nr. 4<—7 passim; Nr. 50 2. 25. Zu προσγράφειν vgl. das πρόσγραφον BGU. 457; P. Τοῦ. II 289, 3; P. Oxy. III 513, 34.

14 f. Zu den Worten καὶ πάλιν τοῦ χρόνου τῆς μισϑώσεως πληρωϑέντος vgl. P. Τοῦ. II Nr. 374, 98. (a. 131): Erneuerung einer Staatspacht auf 5 Jahre, nachdem χρόνος τῆς μισϑώσεως ἐπληρώϑη; P. Lond. II p. 109, 10ff. (a. 144): Kündigung der Afterpacht von Staatsland seitens zweier γεωργοί nach dem Tode ihres Mitpächters, τοῦ χρόνου τῆς μισϑώ- σεως πεπληρωκότος; die Pachtdauer ist nicht angegeben; Nr. 56, 21 (saec. VI): Der Pächter von Klosterland erklärt un δύνασθαί μὲ ἀποστῆναι [τ]ῆ[ς ...... 7 χρείας πρὸ συμπληρώ- (σεως) τοῦ αὐτ(οῦ) δεκαζεντοῦς [χρόνου ..... Der letztere Papyrus kommt, da er sich nicht auf Staatsland bezieht, hier nicht für uns in Betracht. In den beiden andern handelt es sich scheinbar um im Einzelfall bestimmt befristete Pachtverträge über Staatsland. Die Worte unserer Urkunde lassen sich nicht so auffassen; es kann hier nicht von dem Ablauf jedes einzelnen Domanialpachtvertrages mit verschiedenem Endpunkt die Rede sein, vielmehr nur von dem allgemeinen Ablauf aller Staatspachtverträge. Ob es sich um eine Periode von ein für allemal bestimmter, regelmäßiger Dauer handelt, geht aus den Worten nicht hervor. Vielleicht spielt hier der Eklogistieverweser auf die διαμέσϑωσις an, die Neu- verpachtung genereller Art, wie Rostowzew (Archiv V 300) im Anschluß an die Gießener, Bremer, Leipziger Pachtangebote (8. Heft I S. 24 zu Nr. 4—7) im Beginn der Regierung des Hadrian das Wort erklärt. Er glaubt, daß sie nicht in bestimmten Intervallen, sondern nur aus besonderer Veranlassung stattfand. [Sie ließe sich also mit den General-Anoygapal (so Eger, Zum ägyptischen Grundbuchwesen S. 167 ff.) = generellen ἀπογραφαί (so Lewald, Beiträge zum römisch-ägyptischen Grundbuchwesen 8. 1 8.) vergleichen.] Die mir bekannten, auf διαμισϑώσεις bezüglichen Stellen sprechen nicht gegen Rostowzews Ansicht (so P. Τεῦ.1 Nr. 72, 448f., 114/113 v. Chr.: ἐπὶ δὲ τῆς πραγματευϑείσης σιτικῆς διαγραφῆς ἐπὶ Eien- volov τ[ο]ῦ ἐγλογιστοῦ τῆς προσαγωγῆς γεγονυίας πλείω τῆς ἐπ’ ᾿4ϑηνοδώρου διαμισϑώ- (σεως) ...; Dittenberger, O@I. II Nr. 669, 14 (a. 68); P. Τοῦ. II Nr. 376, 14f. (a. 162): βούλομαι μισϑώσασϑαι.... μέχρι τῆς ἐσομένης κοινῆς γεωργῶν διαμισϑώσεως; s. auch P. Fior. I Nr. 6, 15; Cagnat, IG. ad res rom. ρογί. I Nr. 1288, 40.

19 ἐν πραξίμ[οις] ἡγηϑῆναι „es soll unter die gleich einzutreibenden Posten gerechnet werden“; 8. Polyb. 21, 43, 17 (ed. Büttner-Wobst): καὶ εἴ τε χρῆμα ὀφείλετ᾽ αὐτοῖς, ὁμοίως ἔστω πράξιμον.

20f. πλεονασματισϑῆναι ist abzuleiten von πλεόνασμα (8. P. Teb. I Nr. 78,7: 81, 27. II Nr. 344, 5.11) = πλεονασμός (s. P. Lond. III p. 78 Nr. 604, 54: π. βασιλ(ικῆς γῆς); Wilcken, Ostr. II Nr.777), d.h. das Plus, der Überschuß (τὸ πλεονάξον Rev. Laws Kol. 57, 18. 59, 15; P. Lille I Nr. 1 Verso, 16), also „hinzuschreiben, hinzufügen, gutschreiben“.

ὯΔ πλείω ἔδει vgl. P. Τοῦ. I Nr. 287, 6.10 (s. die Einl.); P. Oxy. III Nr. 488, 16.

25 Zu τὸν ὁρισμὸν ποιεῖσϑαι „die Begrenzung (auf Grund der Ortsbesichtigung) vor- nehmen“ vgl. Preisigke, P. Straßb.I 31 S.117; P. Amk. II Nr. 97, 10f.; BGU. 1091, 24. und die weiteren dort von mir angeführten Stellen.

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Varia. Nr.49: Immobiliar-Mietsvertrag aus Oxyrynchos. 1 73

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28 ff. Dem ὑποτάξας ἐπιστέλλω ..., iv’ εἰδῆτε cet. entspricht das τὸ ἀντίγραφόν σοι ἐπιστέλλεται ..., ἵν᾽ εἰδῇς cet. im P. Straßb. 31 - 82 (Wilcken, Archiv IV 122ff.) Kol. IV 2. 5f.; V Z.7£., vgl. auch z.B. P. Oxy. III 474, 5f.: τὸ ἀντίγραφον ὑπέταξα, ὅπως καὶ ὑμεῖς εἰδῆτε cet. Paul M. Meyer.

Nr. 49.

IMMOBILIAR-MIETSVERTRAG AUS OXYRYNCHOS.

Inv. Nr. 135 Recto. Höhe 20 cm, Breite 7,5 cm. Unveröffentlicht. 3. Jahrh. (nicht lange vor 259).

Anfang und Ende des Papyrus fehlen; auf der letzten Zeile (Z. 35) beginnt das Datum. Die Schrift ist die übliche Kursive der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Rückseite des Papyrus (Nr. 50 vom Mai 259) ist wohl nicht lange nach der Vorderseite beschrieben. Die untere Hälfte, von Z.25 ab, ist stark verblaßt und verwischt, infolgedessen sehr schwer lesbar; zudem fehlt aus der Mitte ein Stück. Rechts (von Z. 11 ab) und links fehlt nichts; während links ein schmaler Rand von ca. 1 cm gelassen ist, ist rechts bis zum äußersten Ende des Papyrusstückes geschrieben (ebenso auf dem Verso: Nr. 50).

Unserm Mietsvertrage steht unter den sonstigen oxyrynchitischen Mietsver- trägen über deren Schema vgl. Waszynski, Bodenpacht 8. 31; Gentilli, dagk antichi contratti d’affitio p. 328 am nächsten P. Ozy. ΠῚ Nr. 502 (a. 164) und P. Oxy. VI Nr. 912 (a. 235).

Der Name der Vermieterin (s. 2.7, 29 und 34) ist nicht erhalten, von dem der Mieter nur spärliche Reste in Ζ. 1—3: es sind zwei, wie 2. 3/4 zeigt. Danach läßt sich als Name des Großvaters des ersten Sarapion, als Vater des zweiten ein Dionysios, als Großvater vielleicht ein Dionysios oder Diogenes ermitteln; ich habe 2.3 zweifelnd 4[ιογένους ...... 7 eingesetzt. Mietsobjekt ist ein τόπος, auf dem sich zwei Gewölbe und ein Brunnen befinden. Als Mietszins (ἐνοίκιον) ist während der dreijährigen Mietsdauer von den beiden Mietern zu leisten: jährlich in zwei Halbjahrsraten 140 Silberdrachmen und am Demeter-Fest ein junges Ferkel weib- lichen Geschlechts im Werte von 32 Drachmen, außerdem monatlich Schweine- fleisch im Gewicht von 2 Minen.

Der Anfang fehlt.

ραπίωνος [καὶ ... 2... Aıo]- νυσίου τοῦ Διογένους dupors]- 1 Der Anfang der Urkunde ist nach dem δεῖνα Aıo]- | νυσίου τοῦ 47ιογένους us Schema zu ergänzen: [ἐμίσϑωσεν δεῖνα... .τῷ |goıs cet.; 8. die Einleitung.

δεῖνα (τοῦ) δεῖνα τοῦ Zu]- | ραπίωνος [καὶ τῷ Gießener Papyri. L 3. 10

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B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. ροις ἀπ’ Ὀξυρυύϊγ]χίων πόλεως ἐπὶ]

χρόνον ἔτη τρ[ία ἀπὸ τοῦ μηνὸς Φα]- μενὼώϑ' τοῦ ἐν[εστῶτος . . (ἔτους) τὸν]

ὑπάρχοντα αὐτ[ῇ ἐν τῇ αὐτῇ Ὀξυ]- ρύγχων πόλερ [ἐπ ἀμφόδου Παμ]- μένους Παραδ ε]ίσου ..... τό]- . εἰποί..) ἐν εἶσι] καμάραν δύρ καὶ φρέαρ, σὺν

πον περι ..

χρηστηρίοις πασει (sie), ἐνοικίου κατ᾽ ἔτος ἀργυρίου δραχμῶν ἑχατὸν τεσσαράκοντα καὶ

κρέως χοιρέον κατὰ μῆνα ἔχζα]- στον ὁλκῆς μνῶν δύο καὶ τοῖς Ζημητρίοις κατ᾽ ἔτος δελφακῆ-

δα (sic) ἀξίαν δραχμῶν τριάκοντα δύο. Βεβαιουμένης. δὲ τῆς μισϑώσεως ἀποδότωσαν

οἱ μεμισϑωμένοι τὸ μὲν ἐ- νοίκιον κατ᾽ ἔτος δι’ ξξαμήνου

τὸ ἥμισυ, τὰς δὲ τοῦ χρέως μνᾶς δύο κατὰ μῆνα ἕχαστον καὶ vv] δελφακίδα τοῖς 4η]μητρίοις" ᾿ καὶ χράσϑωσαν τ οἷς] προκξι- μένοις τόποι[Ϊς ἀκωλ]ύτως

ἐπὶ τὸν yodv[ov, με]8᾽ ὃν παρα- [δηότωσαν τῇ [μεμισ]θφκυ[(] [ὡς] ἂν παρα[λάβωσι], γινομένῃ[ς] τῆς πράξεως παρά] τὲ τῷν μ[εμι]- σϑωμένῳν . .Ϊ.. .]------ [>]

7 Zu αὐτ[ῇ 8. 2.29. Die Ergänzung [. ἐν τῇ αὐτῇ Ὀξυ]ρύγχων πόλει scheint mir durch den vorhandenen Platz gefordert zu werden. 8/10 [ἐπ᾿ ἀμφόδου Παμ]μένους Παραδῖ ε]ίφον ergänzt nach P. Oxy. III Nr. 498,10. 508,5. 574. 577; P. Fior.I Nr. 4, 1.36 u. sonst. Im folgen- den ist die Ergänzung |[..... τόπον zweifellos; in den vorhergehenden c. 5 Buchstaben ist eine nähere Bezeichnung des τόπος zu suchen, etwa oixixs? Die richtige Lesung des auf τόπον folgenden Wortes ist mir noch nicht gelungen;

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“«εριτετειχισμένον ist ausgeschlossen. 12 1. πᾶσι. 15 1. zoigsiov. 17/18 1. δελφακίδα ; 2.25 ist 80 richtig geschrieben. 26/28 Der Plural τ[οῖς] προκειμένοις τόποι[ς ist auffallend. Zu [. ἀκω- λ]ύτως. ἐπὶ τὸν χρόνον 8. P. Oxy. Nr. 502, 31.

‚VI Nr.912,19; auch Nr.50, 22; P. Lips.1 26, 11.

30,9; P. Lond. p. 233,16. 258,16. 29 Zu τῇ [μεμισ]ϑῳκυ[ίᾳ] 8. 2.7. 84; vgl. P. Oxy. II 502, 26.41.45. 80 [ὡς] ἂν παρα[λάβωσι] 5. P. Ozxy.VI Nr. 912, 26f. u.sonst. 82 Die Buch- staben der Zeile sind fast ganz verwischt. Eine

Varia. Nr.49: Immobiliar-Mietsvertrag aus Oxyrynchos. U 75

ὡς κῳϑήκι. Κυρ[ία μίσ]ϑῳσις .ἷ... -] ]

ϑέντες ...[----- λόγησαν. (Ἔτους).

lass].

. ὧμο!]- Aaleles 35

Der Papyrus bricht ab.

auf die Realexekution bezügliche Formel steht jedenfalls nicht da; vgl. P.Oxy.1103, 19f.: παρά ται (sic) ἡμῶν ἀλληλεγγύων ὄστων εἰς ἕκτισιν ὡς καϑήκι. 88]. καϑήχει. Am Schluß wird erwartet χίαὶ &xeporn]-; ich habe diese Ergän- zung deshalb nicht in den Text gesetzt, da

ist. 84 Zu ergänzen ist nach Z. 29 etwa: ϑέντες ὑπὸ τῆς μεμισϑωκυίας ὧμο-; die spär- lichen Schriftreste gewähren aber keine Unter- lage. 85 Die Jahressigle hat dieselbe Form wie in der Urkunde auf dem Verso des Papyrus (Nr. 50, 27).

die Zahl der Buchstaben für die Lücke zu groß

EINZELBEMERKUNGEN.

11 καμάρα Gewölbe s. P. Grenf. I Nr. 21,4; B@U. 731 II 7; P. Fior. I Nr. 1, 4. 13. 25. 32; 13,4; P. Lond. III p. 233, 8. 259, 11. 260,9. 267,13; P. Lips. I Nr. 3110: P. Teb. II Nr. 343 Verso, 18; C.PHerm. 119 IIL 16; P.Oxy.1I Nr. 105, 4. 6; IV Nr. 729, 34. In Oxyrynchos gab es ein ἄμφοδον, das den Namen führt τὸ Μικροῦ Φρέατος καὶ Καμαρῶν (&ugpodov): 8. P. Oxy.I Nr. 43 Verso Kol.I 14. 24. Vgl. καμαρόω und καμάρωσις Mayser, Grammatik 22, πήχεις καμαρωτικοί P. Oxy. VI Nr. 921 Einl. |

15 κρέας χοίρειον Schweinefleisch s. P. Fior. I Nr, 31,6; P. Lips. I Nr. 84 VIL 10; P. Lond. ΠῚ p. 112, 21. Im Ed. Diocletiani de pretiis rerum venalium steht caro porcina κρέας χοίρειον an erster Stelle der Fleischwaren (IV 1a); 8. dazu den Kommentar Blümners 5. 73. Unter Caracalla nehmen die suarii = yosp£umopos unter den römischen und alexandrinischen Kollegien für die Fleischlieferung die erste Stelle ein: s. Nr. 40 1118 und daru 8.37 Anm.5. 6. |

17 u.25 τὰ Δημήτρια: ob es sich hier um ein Fest der Demeter oder der mit ihr in Ägypten identifizierten Isis (8. z. B. Otto, Priester und Tempel II 265 Anm. 1) handelt, wage ich nieht zu entscheiden. Ein Kult der Demeter ist sonst (im Gegensatz zu Arsinoe: 5. BGU. 601. 573) für Oxyrynchos nicht bezeugt.

17/18 u. 25 Das Wort δελφακίς = „weibliches junges Ferkel“ begegnet uns sonst nur in einem Ostrakon des Brit. Mus. (Wilcken, Gr. Ostr. II Nr. 1031: τέλος δελφακίτος μιᾶς) vom 29. Okt. des J.31, auf das mich Wileken hinweist. Häufiger ist δέλφαξ (P. P.II Nr. 25a, 12.c,3.e, 8; P. Teb. I Nr. 120 Einl.; B@U. 337 passim; P. Lond. II p. 308, 9. II p.191, 8), δελφάκιον (P. Fior.I Nr. 37, 7; BGU.949, 8; P. Rainer E 420); s. ev. auch yowod(Zipe5?) P. Lond. III p. 239 Nr. 1259, 6. |

22 Zur Zahlung des Mietszinses in Halbjahrsraten 8. z. B. auch P. Oxy. III 502, 27. VI 912,19f.: ἀποδότω τὸ ἐνοίκιον ἐν δόσεσι δυσὶ τοῦ ἔτους δι᾽ ἐξαμήνου τὸ ἥμισυ ἀνυπερθέτως.

30f. Zur Form der Exekutivklausel vgl. P.Oxy. VI Nr. 912, 82 8. und P. Oxy.I Nr.103, 19f. (a. 316). Die imperativische Form ist also auch in Oxyrynchos seit dem 3. Jahr- hundert nicht mehr beibehalten, wie Waszynski (Bodenpacht 146) annahm, vielmehr die stereotype Form der anderen Gaue auch hier adoptiert (τῆς πράξεως οὔσης bzw. γενομένης).

Paul M. Meyer. 10°

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76H B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

Nr. 50.

PACHTANGEBOT AUF ZWEI GARDEROBIERSTELLEN IN DEN STÄDTISCHEN THERMEN VON OXYRYNCHOS.

Inv. Nr. 135 Verso. Höhe 20 cm, Breite Tem. Kursive. Unveröffentlicht. Mai 259.

Anfang und Ende der Urkunde fehlen (s. die Einleitung zum Recto: Nr. 49). Die Schrift, die der des Recto ähnelt, ist von Ζ. 80 ab ziemlich verwischt. Es handelt sich um ein an den kompetenten städtischen Funktionär (s. den Apparat zu Z. 1) gerichtetes Pachtangebot auf zwei καψάρια πολειτικά (Z. 3/4), Garderobier- stellen in den städtischen Thermen von Oxyrynchos. Der χαψάριος (Z. 15; so auch P. Fior.I Nr. 63, 4 und im Bruchstück des Maximaltarifes des Diokletian ’Ep. A ox. 1899 p. 157,75) = capsarius (8. Thesaurus linguae lat. III, 1, 362f. und Ruggiero, Dis. ep. 11, 101) ist der Inhaber eines χαψάριον (Z.3/4. 22), der Garderobier, der die Kleider der Badenden in den Bädern in Verwahrung nimmt (D.1, 15, 3,5: cap- sarii qui mercede servanda in balineis vestiments suscipiunt). Der Maximaltarif des Diokletian setzt als Honorar, das er von jedem Badenden (a singulis labantibus) zu verlangen hatte, 2 Denare fest (Ed. Diocletiani de pretiis rer. ven. ed. Mommsen- Blümner, 1893, VII75 und Kommentar S. 120). Die Stelle eines χαψάριος wurde an den Meistbietenden verpachtet (Z. 18f.). Unser καψάριος will als Nachfolger seines verstorbenen Vaters, Εὐδαίμων Σερήνου (2. Aff.), zwei solcher Stellen pachten, von denen er bisher vielleicht schon eine als Gehilfe des Vaters versehen hat. Sie werden näher bezeichnet als [ὄντα] ἐν τᾷ Γυμνασίῳ [Ev τ]αῖς Ἀντωνινιαναῖς [x@]l Τραϊαναῖς ϑερμαῖς (Z. 1), befinden sich also im Gymnasium!) in den Thermen, die den Namen führen Avrovıvıavael καὶ Τραϊαναὶ ϑερμαί. „Traians- thermen“ in Oxyrynchos waren uns schon bekannt; sie werden in einem Papyrus des Jahres 201 als ϑερμαὶ ᾿“δριαναί bezeichnet (P. Oxy. I Nr. 54, 14), in einem solchen des Jahres 316 als Τραιανῶν Ἁδριαγνῶν ϑερμῶν δημόσιον τῆς αὐτῆς πόλεως βαλανῖον (P. Oxy. VI Nr. 696, 141). Ihrer Benennung als „öffentliches?) städtisches Warmbad“ entspricht in einer Urkunde desselben Jahres (P. Oxy.I

1) Auch in Hermupolis Magna liegt ein Warmbad im Gymnasium: in einem Vertrage des Jahres 42 zwischen einem μελλογυμνασίαρχος (8. zu Nr. δά, 6) und zwei mancipes thermarum (8. zu Nr.40 Π 18f.: 8.88) wird τὸ ἐν [τῶι] yvur[aoljofı βα͵λανεῖον genannt (P. Lond. II p. 104 Nr. 1166, 6). In Papyri der Zeit des Gallienus heißt es “δριανῶν θερμῶν βαλανεῖα (C’PHermop. Nr. 66, 7.11; 67,9.18), τὰ ἐν τῷ ..yvuvaolo τῆς αὐτῆς πόλεως Αδρι[ανῶν ϑερμῶν βαλαψεῖα τ]οῦ αὐτοῦ γυμνασίου (CP Hermop. Nr. 82, 66). Zu vergleichen ist Ziebarth, Aus d. griech. Schulwesen (1909), 67.

2) Anudorog wird hier nicht als Gegensatz von πολιτικός im Sinne von „staatlich“ ge- braucht; auch nicht P. Oxy. VI Nr. 892, 11 (a. 888): τὸ δημόσιον λουτρόν, obwohl πολιτικὸν ἔργον folgt.

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Varia. Nr. 50: IE SOHInE DC auf zwei Garderobierstellen. I 77

Nr. 53, 6) der Ausdruck ϑερμῶν δημόσιον βαλανῖον. Aus unserer Urkunde in Verbindung mit den oben angeführten scheint hervorzugehen, daß diese Gym- nasium-Thermen unter Traian begonnen, unter Hadrian vollendet Τραιαναὶ «δριαναί im P. Oxy. VI Nr. 696 ist gesondert zu fassen —, dann unter Caracalla umgebaut oder wiederhergestellt sind).

Der Pächter erbietet sich, „außer dem, was ben ist hinsichtlich der von den Garderobiers für jede Benutzung des Bades zu leistenden Abgabe“ monat- lich 17 Drachmen 1 Obol zu zahlen (Ζ. 12ff.)®). Andere Pachtbedingungen zeigt P. Fior. 1 Nr. 63, eine wahrscheinlich dem Jahre 280 angehörende, einem καψάριος vom ἔναρχος πρύτανις von Oxyrynchos ausgestellte Quittung. Hier zahlt der χαψά- oros, Εὐδαίμων Ἀμμωνίου mit Namen, für den Monat Meyelo einen φόρος von 535 Drachmen als Pauschalsumme. Ist dieser χαψάριος etwa ein Nachkomme des καψάριος unserer Urkunde, vielleicht der Sohn? Mir ist das nicht unwahrschein- lich. Dann wäre der Name unseres χαψάριος: ᾿ἀμμώνιος Εὐδαίμονος. Daß die Stelle eines χαψάριος in der Familie erblich ist, wäre in dieser Zeit nicht ver- wunderlich.

Der Anfang fehlt.

[τῆς αὐτ]ῆς Ὀξυρ[ύγ]χφν

[πόλεως]. “Exovalog ἐπιδέ-

[χομαι] μισϑώσασϑαι καψά-

[oı« πο]λειτικὰ δύο προγε-

[γονότ]α τῷ μετηλλαχότι 6 π͵]ατρὶ

{μου E ὑδαίμονι Σερήνου [ὄντα] ἐν τῷ Γυμνασίῳ [ἐν τ]αῖς ᾿ἉΑντωνινιαναῖς [κα]ὶ Τραϊαναῖς ϑερμαῖς

1 Der Anfang (die Adresse) ist etwa folgender- raveı (oder ἐνάρχω γυμνασιάρχοω) τῆς Ὀξυρύγχων maßen zu ergänzen nach P.Oxy.INr.54 (8.301). πόλεως παρὰ Ἀμμωνίου (?s. die Einleitung) Εὐ- 55 (8.288); P. Fior.I Nr. 63 (a. 280°): Ta δεῖνα δαίμονος ἀπὸ τῆς αὐτ]ῆς Ὀξυρ[ὑγ]χων[ πόλεως]. le γυμψνψασιαρχήσαντι βουλευτῇ ἐνάρχῳ πρυ- 4 1. πολιτικά. u .

1) Von ihnen zu scheiden sind die im Ὁ. Oxy. I Nr. 48 Verso Kol. III 10 (c. a. 800) ge- nannten ϑερμῶν βαλανῖα, wie ihre Lage zeigt; sie sind vielleicht mit den uslfoves ϑερμαί, die uns in einem Papyrus der Zeit des Pius begegnen, identisch (P. Oxy. ΠῚ Nr. 478,4). Im P. Ozy. I Nr. 48 Verso wird dann noch ein δεῖον (= θεῖον) βαλανῖον (III 24) und ein Καίζσαγρος βα- λανῖον (IV 24) erwähnt. Über die βαλανεῖα in Ägypten im allgemeinen 8. Wilcken, Ostraka I 165 ff.

2) Diese Auffassung der eigenartig gefaßten Stelle verdanke ich Wilcken, der auf die Be- deutung von μετά c. Acc. = „außer“ hinweist. Statt κριϑέντα würde mir ein anderes Wort besser gefallen. Auch die Erkläruug von τοῦ λούοντος βαλανοίου, „des badenden Bades —= des 2. ὦ. benutzten B.“ hat Wilcken gegeben.

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B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte

ἀπὸ ια τοῦ ὄντος μῃνὸς Παχὼν τοῦ ἐνεστῶτος

ς (ἔτους) προσφέρων τῇ πόλει μετὰ τὰ κριϑέντα τοῦ τε- λουμένου φόρου ὑπὸ τῶν καψαρίων τοῦ λούοντος βαλανείου κατὰ μῆνα ἔ- καῦτον δραχμὰς δεκαε-

ara ὀβολόν. ἅσπερ κυρω-

ϑεὶς διαγράμψω εἰς τὸν

τῆς πόλεως λόγον κατὰ μῆ-

va ἕχαστον καὶ χρήσομαι

τοῖς αὐτοῖς χαψαρίοις ἀκωλύ- τως. ᾿Εὰν δὲ μὴ κυρῳ[ϑῶ], [οὐ] χκατᾳσχεϑήσομαζι τῇ]-

ὃ[ε τ] ὑποσχέσι., ἥτις κζυρία]. ΚΙ[αὶ ἐΠπερωτηϑεὶς ὧ[μο]- λ[6γησ]α. (Ἔτους) €! «ὐτοχ[ρατόρων] Κ[αισάρων) Πουπλίου Μιζκιννίου] Οὐαϊλεριανο)ῦ καὶ Πουπλέ[ου] Δικιννίο]ν Spatium

6. Mai 269.

258/259.

Οὐαϊλερια]νοῦ Γαλλιήγ[ου] Γερ[μανι]κῶν Μεγέστω[»ν] Εὐϊσεβ]ῷν Εὐτυχῶ[υ

ταὶ

Der Papyrus bricht ab.

18 Die Lesung κριϑέντα ist wahrschein- lich; 8. die Einleitung. 14 ὕπο Ραρ. 19 1. δια- γράψω. 88 1. ὑποσχέσε. 27 Die letzten Buchstaben der Zeile müssen sehr eng ge- schrieben gewesen sein; an sich ist nur für 3 bis 4 normale Buchstaben nach x Platz, das übrigens etwas in die Höhe gesetzt ist, so daß vielleicht eine Abkürzung vorliegt. 29. 80 1.

TIovßilov. 84 Zur Ergänzung des auf καί folgenden 8. die Einzelbemerkung. Ob auf das Datum noch die eigenhändige Unterschrift einer der beiden Parteien folgte, die das An- gebot zu einer Vereinbarung machte (siehe Waszyfiski 8.8.0.20ff.), können wir natürlich nicht entscheiden.

EINZELBEMERKUNGEN. Δ΄, Über die Formel der oxyrynchitischen Pachtangebote s. Waszyuski a. a. O. S. 17;

Gentilli ἃ. ἃ. Ο. p. 330.

18f. Zu κυρωϑεὶς διαγράμψω vgl. P. Teb. II Nr. 294, 16 (a. 146); P. Amh. II Nr. 97,14 (Commodus); P. Lond. III p.111,21 (a.246). Zu κυροῦν „zuschlagen“ 5. Wilcken, Osiraka

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Varia. Nr.51: Immobiliarkaufvertrag in Form einer συγχώρησις. Π 79

1526; B@U. 156,4. 904, 7. 992 19}. 1047 IV 12; C’PHermop. 119 Recto IV 27. 32. VI 7£. und sonst. S. auch Z. 23f.

19f. τῆς πόλεως λόγος = πολιτικὸς λόγος = τὰ πολιτικὰ χρήματα, die Stadt-Haupt- kasse: s. Preisigke, Städtisches Beamtenwesen S. 16; C.PHerm. 54, 1: 55, 6; ὅθ, 4: 66, 9. 13; 67, 10.15; 70, 18: 72,5; 73,6; 74,5; 94, 19; 119 R. 14. Π 21. IM 11. IV. 14. v8. VI5. VII8. VIII 2 usw. (8. Index); P. Siraßb. I Nr. 34, 25: πολιτικὸς λόγος: 23 I6£.: τὰ τῆς πόλεως χρήματα, πολιτικὸν χρῆμα; P. Fior. I Nr. 33, 4: πολιτικὰ χρήματα (saec. IV).

22 ἀκωλύτως 5. den Apparat zu Nr. 49, 26/28.

2a8f. Vgl. P. Amh. II Nr. 97, 17£.: [ἐὰ]ν φαίέν[η]ται κυρῶσαι - ἐὰν δὲ μὴ κυρωϑῶ, οὐ κατασχε[ϑ]ήσομαι τῇ [ὑ]ποσχέσει; P. Lond. III p. 111, 21f.: ἐὰν δὲ μὴ κυρωϑῶ,. οὐ κατα- σχεθήσομαι τῇδε τῇ αἰτήσι; OPHerm. 119 R.IV 32£.: ἐὰν δὲ μὴ κυρωϑῶ, οὐκ ἐνσχεϑήσομαι τῇδε τῇ αἱρέσι (vgl. ΒΟτσ'. 1047 IV 11). Im allgemeinen finden wir in den Pacht- angeboten an dieser Stelle nur die Phrase ἐὰν φαίνηται μισθῶσαι (bzw. κυρῶσαι: 5. P. Amh. II Nr. 97). Zu ὑπόσχεσις 5. die Bemerkung zu Nr. 48, 13.

34 Nach καί folgte der Name des jüngeren Sohnes des Gallienus, des P. Licinius Cornelius Saloninus Valerianus. Er tritt im 5. Jahr des Valerianus-Gallienus (= 257/258) an die Stelle seines älteren Bruders, des P. Lieinius Cornelius Valerianus (s. Aur. Victor ep. 33: (Gallienus) in locum Cornelii filii sui Salonianum alterum filium subrogavit), wird auf den Münzen des 5. bis 8. Jahres (257/258—260/261) als Caesar (abusiv Augustus) bezeichnet. S. dazu Regling, Numismatische Zeitschrift N.F.1 116 A.1, 117 A.1. Der ältere Bruder wird in den Papyri OPR.I Nr.176 und P. Rainer Nr. 1504 genannt. Der jtingere, dessen Name hier zu ergänzen ist, begegnet nur P. Lond.II p.266 Nr.211 vom 17.Sept. 259, wo er mit unvollständigem Namen Πούπλιος Aınlvvog (sie) Kogvundiog . 22... - 0.00... heißt. Wie wir also hier zu ergänzen haben, ist auf Grund der bisherigen Papyruszeug- nisse nicht mit Sicherheit zu sagen. Nehmen wir den vollen Namen, so lautet die Er- gänzung:

καὶ [Πουπλίου Λικιννίου Κορνηλίου Σαλωνίνου Οὐαλεριανοῦ τοῦ ἐπιφανεστάτου Καίσαρος Σεβαστῶν (das wird erfordert; 5. auch OPR. I Nr. 116). .]. = oz | Paul M. Meyer.

Nr. 51.

IMMOBILIARKAUFVERTRAG IN FORM EINER συγχώρησις.

Inv. Nr. 148. Höhe 15 cm, Breite 6,5 cm. Kursive. Oxyrynchites. Unveröffent- licht. 29. September 202.

Die Urkunde ist nur in ihrer rechten Hälfte erhalten; in den Z. 10—23 ist der erhaltene Teil ungefähr gleich groß, die Zahl der Buchstaben schwankt aber

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80 I B. Papyri der ersten drei Jahrhunderte.

zwischen 19 (Z. 16) und 28 (Ζ. 15. 18. 20). Für Z. 22 und 23 (das Datum) ergeben sich nach der sicheren Ergänzung 50 bzw. 52 Buchstaben: also ungefähr die Hälfte ist ausgefallen, da von Z. 22: 24, von Z. 23: 27 Buchstaben vorhanden sind. Die Länge der einzelnen Zeilen und die Zahl ihrer Buchstaben ist demnach keine konstante. Nach Parallelurkunden habe ich von Ζ. 8 ab die Ergänzungen in den Text eingesetzt, für die ersten Zeilen in den Apparat, verweise zur Begründung im einzelnen auf den Apparat und die Einzelbemerkungen. Anspruch auf sichere Rekonstruktion des Wortlautes machen durchaus nicht alle Ergänzungen.

Verkäufer ist 'HoaxAslöng, Käuferin ’4yıAAls; Verkaufsobjekt ist 1. ein nicht erhaltenes Wort neutrius generis (Z. 8: ὅπερ), 2. eine nicht erhaltene Zahl von ἄρουραι (Z.12f.). Auch bei 1. handelt es sich um Immobiliarbesitz.

Daß der Papyrus aus dem Oxyrynchites stammt, geht wohl aus Z. 17 hervor, wo sich die Form διελϑόντος findet. Vitelli hat die Beobachtung gemacht (zu P. Fior.1 Nr. 4,6), daß im Gegensatz zu den Urkunden des Arsinoites und Hermo- polites, die stets διεληλυϑότος ἔτους haben, die Aoristform jenem Gdu eigen ist. Auf den Oxyrynchites weisen vielleicht auch die (zwar unsicheren) wenigen Buch- staben Z.25 hin (8. die Einzelbemerkungen).

Das am Schlusse der Urkunde stehende Datum schließt einen agoranomischen Vertrag, auch die Sechszeugenurkunde der Kaiserzeit aus, ebenso eine Bank-öi«- γραφή. Ein χειρόγραφον wird durch die Nennung des Namens der Kontrahenten (2.3.5. 9 usw.) ausgeschlossen. So bleibt als einzige Urkundenform (s. meine Be- merkungen Klio VI 446f.; Mitteis, Römisches Privatrecht 1 307 ff.) nur die an den ἀρχιδικαστής gerichtete συγχώρησις. Als solche habe ich das Fragment ergänzt (s. den Apparat zu Z. 1ff., die Einzelbemerkungen zu 2. 19f. 25). Zur συγχώρησις- Urkunde im allgemeinen vgl. die zu Nr.36 angeführte Literatur; zu den Immobiliar- Kaufverträgen in ovyx@apnoıs-Form 3. Eger, Zum ägyptischen Grundbuchwesen in römischer Zeit S. 94 Nr. 41—44; 5. 1068.

Der Anfang fehlt. oe EEE EEE ER RES } διὰ ΤΠ RE ER ἀργυρίου Σεβαστῶν νομίσ]ματος [δ]ραχμὰς

1ff. Es fehlt am Anfang 1) die Adresse an den ἀρχιδικαστής (τῷ δεῖνα ἀρχιδικαστῇ cet. παρὰ τοῦ δεῖνα καὶ παρὰ τοῦ δεῖνα), 2) der Be- ginn der συγχώρησις, dessen Schema ungefähr gelautet haben wird: συγχωρεῖ ἩΗρακλείδης πεπρακέναι τῇ Ἀχιλλίδι καὶ ἀπεσχηκέναι παρὰ τῆς Ἀχιλλίδος τὴν τιμήν. Die erhaltenen Reste von Z. 1—4 lassen nur die Annahme einer zweimaligen, gesonderten Zahlung des Kauf- preises zu (2.1: ]dı@, 2.4: δ]ιὰ χειρὸς ἐξ cet.). Möglich wäre beide Male Barzahlung, zu ver-

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schiedenen Zeiten. Wahrscheinlicher erscheint mir Zahlung durch eine Bank und in bar. In diesem Fall hätten wir ungefähr zu ergänzen: καὶ ἀπεσχηκέναι παρὰ τῆς ᾿Αχιλλίδος τὴν συνπε- φωνημένην τιμὴν ἀργυρίου Σεβαστῶν νομίσμα- τος δραχμάς Ziffer, dp’ ὧν μὲν Zahlungstag 7 διὰ | [τῆς τοῦ δεῖνα τραπέξης ἀργυρίου Σε- βαστῶν νομίσ]ματος [δ]ραχμὰς | ’[Ziffer, τὰς δὲ λοιπὰς δραχμὰς Ziffer παρὰ r]üs Ἀχιλλίδος | *‘[Zahlungstag ἐκ πλήρους παραχρῆμα δ) χει- ρὸς ἐξ [ "[οἴχκου ...

Varia. Nr. δ1: Immobilisrkaufvertrag in Form einer συγχώρησις.

181

ΡΠ ΠΡ RR EFETEN παρὰ τ]ῆς ᾿Αχιλλίδος aan Are ἐκ πλήρους παραχρῆμα Öle χειρὸς ἐξ

FORD ES Er Den 5% ᾿4χι]λλίδα σὺν δ ae an Fr ae seen ers 7 τοῦ xaraypayp[o]- ΓΟ EEE EURER ER een 7 ὑπαρχόντων REISE χοοπὸ. κα σαν Εἰ τὸ εὐ τάς ἂν τοτὲ περ]ὺ αὐτοῦ ὡς ἐὰ]ν αἱρῆται" ὅπερ

[μὲν παρέξεσθαι τῇ ᾿Αχιλλίδι τὸν] Ηρακλείδῃ[ ν] βέβαιον διὰ

[παντὸς ἀπὸ πάντων πάσ]ῃ βεβαιώσει καὶ κ[α]ϑαρὸν dn[ö] 10

[γεωργίας βασιλικῆς καὶ οὐσ]ιακῆς γῆς καὶ παντὸς εἴδους [οὑτινοσοῦν καὶ πάσης ἀπογ]ραφῆς ἀνδρῶν, τὰς] δὲ ἀρούρας

...10v [. .. .]1α πάντα, ἀπό

[τε πάδης δημοσίας ὀφειλῆς κ]αὶ ἰδιωτικῆς καὶ ἀπ[ὸ] παντὸς οὐ-

[τινοσοῦν ἄλλου εἴδους διὰ πα]ντὸς, ἀπό τε δημοσίων καὶ τελεῖ σμ ]ά- 15 [των πάντων καὶ ἀπὸ ἐπιμερισ]μῶν παντοίων τῶν ἕως τε

[Tod διελθόντος δεκάτου ἔτους κ]αὶ αὐτοῦ τοῦ διελθόντος δεκάτου

[ἔτους διὰ τὸ τὰ ἀπὸ τοῦ ἐνεστ])ῶτος ἔτους τούτου πρόσφορα εἶναι

ἱπρὸς τὴν ᾿Αχιλλίδα. Καὶ πάντα τ]ὸν “u” ὁνδηποτοῦν τρόπον ἐπελευ- [δσόμενον τὸν Ἡρακλείδην ἀ]φιστάννιν (sic) παραχρῆμα τοῖς ἰδίοις 20 [ἀναλώμασι καὶ dandvarls. Ἔτους ἑνδεκάτου “ὐτοκρατόρων

[Καισάρων Aovxiov Σεπτιμίου Σε]ουήρου Εὐσεβοῦ[ς] Περτίνακος

[᾿2ραβικοῦ Adıaßyvırod Παρϑικ]οῦ Μεγίστου καὶ Μ[άρ]κου “ὐρηλί[ο]υ

ὅ--8. sind nach Analogien sonstiger Kauf- verträge etwa zu ergänzen: Κρατεῖν οὖν καὶ κυριεύειν τὴν Ἀχι]λλίδα σὺν 6 [τοῖς παρ᾽ αὐτῆς ἀπὸ τοῦ νῦν εἰς τὸν ἅπαντα χρόνον] τοῦ καταγραφίο]-

1 [μένου εἰς αὐτὴν ......... ἀπὸ τῶν τοῦ ἩΗφακλείδου] ὑπαρχόντων 8. ᾿νε ζω nal διοικεῖν καὶ ἐπιτελεῖν περ]} αὐτο[ῦ

ὡς ἑὰ]ν αἱρῆται᾽ ὅπερ cet. Ζ. ὅ.6 ist σὺν [τοῖς παρ᾽ αὐτῆς ungewöhnlich, meist heißt es sonst καὶ τοὺς παρ᾽ αὐτῆς. Ζ. 1 ist nach εἰς αὐτήν (bzw. αὐτῇ) wohl der Name der Behörde zu ergänzen, durch die die καταγραφή erfolgt; 8. die Einzelbemerkung zu 2.6/7. Ζ. 8 Anfang ist ein Substantiv neutrius generis zu ergänzen (8. ὅπερ), auf das sich τοῦ καταγραφί[ομένου .. .] bezieht (8. Einl). 948 Zur Ergänzung vgl. P. Oxy. ΠῚ Nr. 506, 35ff. (nebst Anm.; dazu P. Straßb.1 52,6; P. Lips. 1 Nr. 6, 6). 577. 683. IV Nr. 719,28 f.; OPR. I Nr. 6, 16. 125, 8;

Gießener Papyri. I. 2.

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P. Berol. inedit. 367 Recto Kol. III 6f. 868 Recto Kol. I 121. 18 Die Buchstaben nach der Lücke sind schwer zu lesen. Dem Sinne nach wird etwa erwartet (nach C PR. 1 Nr. 106, 10) καὶ αὐτὰς καϑαρὰς ἀπὸ πράσεων παραχωρή- σεων ἐπὶ τὰ πάντα; παραχωρήσεων steht nicht da. 14—16 Zur Ergänzung 8. die zu Ζ.9 δ΄. an- geführten Belege. 15 Die Ergänzung |... ἄλλου εἴδους διὰ παντός ist nicht sicher. 16f. er- gänzt nach P. Oxy. ΠῚ Nr.504, 25f.; B@U.542, 17; CPR.INr.1, 17 u.a. 18f. ergänzt nach P. Oxy. III Nr. 504, 26f.; CPR.1 Nr. 10, 6ff.; P. Teb. II Nr. 390, 14f.; vgl auch Nr. 28, 9. 19f. ergänzt nach BGU. 1059, 12f. 282, 87f. 542,16; OPR.INr. 5, 137. 156,7. 189, 20; P. Lond. III p. 158,24 ff. 160,16. 162,26. 167,17; P. Berol. inedit. 357 Recto III 14. 868 Recto I 1öf. Zu ergänzen ist nach ihnen B@GU.

1001, 11f. 20 Das yon in παραχρῆμα ist aus χη korrigiert. 21 Das Petitum ἀξιοῦμεν fehlt.

11

82 II DB. Papyri der ersten drei Jahrhunderte. Varia. Nr. 61 : Immobiliarkaufvertrag.

[Avrovivov Εὐσεβοῦς Σεβαστ]ῷῶν Φαῶφι P. 29. September. 20 IVPVi δ.

Der Papyrus bricht ab.

25 Die Lesung ]veov[ ist sehr unsicher. Tinte scheint dieselbe zu sein. Wahrschein- Die Buchstaben sind, ebenso wie das fin 2.26, lich liegt eine subscriptio von zweiter Hand mit bedeutend größerer Schrift geschrieben; die vor.

EINZELBEMERKUNGEN.

6/7 καταγράφεσϑαι εἴς τινα bzw. τινε bedeutet: „auf den Namen jemandes über- schrieben werden“. Zur Frage der genaueren Bedeutung von καταγραφή, die sehr be- stritten ist, vgl. Rabel, Zischr. Savignyst. R. A. 28,360 A.5; Lewald, Röm.-gypt. Grund- buchrecht 62 A.1—4; Eger, Grundbuchwesen 110 A.1; Rabel, Verfügungsbeschränkungen des Verpfänders 106f. Wichtig hierfür ist jetzt B@U. 1131 aus dem Jahre 13 νυ. Chr., besonders I 14: καταγράψειν τῶι ᾿Δπ[ολλω]νέωε ἐν συντάγμ(ατι) διὰ τ(οῦ) πολειτικ(οῦ) ἀρ- χή(ου) cet., IT 415. Das Wort καταγράφειν kommt übrigens, wie u. a. unsere Urkunde zeigt, schon vor dem 4. Jahrhundert n. Chr. (nach Lewald erst seitdem) in Immobiliar- kaufverträgen vor (8. jetzt auch B@U. 1131).

15 Zur Bedeutung von ἐπεμερεσμός vgl. Preisigke, P. Siraßb. I Nr.10, 21 Anm.

18 Das m. W. sonst nicht bezeugte τὰ πρόσφορα (vgl. CPR.I Nr. 24, 8: κατὰ προσφο- oa@v; P. Fior. I Nr. 56, 17: ἀποφορὰ τῶν περι[εἐσομένων] wird hier synonym dem τὰ xag- πεῖα = καρπεία der im Apparat zu 2.18f. angeführten Urkunden gebraucht.

19f. Von den im Apparat zu 2. 19. angeführten Kaufverträgen sind BGU. 1059. 282. 542, 1001. CPR.I Nr.5 sicher, vielleicht auch P. Berol. 357 συγχωρήσεις. In ihnen wird meist das Futurum ἀποστήσειν gebraucht, C'PR.5, 14.189,20 und BGU. 542, 15 dagegen die Form ἀφιστάνειν, ebenso ΒΟ Ὁ. 1130, 20, P. Berol. 357, 14 ἀφιστάνια (sic); Βα. 1127, 19 hat ebenso wie die agoranomische Urkunde P, Hamb. inedit. 1, 15 agı- στάνιν.

a5f. Falls die subscriptio von zweiter Hand geschrieben ist, haben wir wohl einen Vermerk des ἀρχιδικαστής oder eines Beamten des καταλογεῖον vor uns, wie P. Oxy. U Nr. 268, 20 (᾿ἀπ[ολλώἼνιος κατακε[χ]ώρισται), P. Oxy. IV Nr. 729, 32, BGU.729, 22(?), 825, 18, ev. auch 282, 45. Rührt sie von demselben Schreiber wie der Kontext her, was ich jedoch nicht glaube, so könnten wir falls nicht, wie P. Oxy. II Nr.268 eine Ab- schrift vorliegt an einen Antrag der Käuferin, wie BGU.825, 13—16 (s. dazu Eger ἃ. ἃ. 0. 115f.), an den ἀρχιδικαστής denken. In welcher Weise der ἀρχιδικαστής einen solchen Antrag erledigt, zeigt sein an den στρατηγός des Gaues gerichtetes Schreiben BG U. 73.

Paul M. Meyer.

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C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderte. Nr. 52: Mietsangebot für ein Magazin. II 83

0. PAPYRI DES VIERTEN BIS SECHSTEN JAHRHUNDERTS,

Nr. 52.

MIETSANGEBOT FÜR EIN MAGAZIN IN EINEM HAUSPORTAL.

Inv. Nr. 5. Höhe 26cm, Breite 12 cm. Kursive. Hermupolis. Unveröffentlicht. Ende Dezember 397.

Oben und unten ist die Urkunde vollständig; die linke Seite fehlt, läßt sich aber in fast allen Zeilen mit ziemlicher Sicherheit ergänzen. Zur Ergänzung dienen die aus Hermupolis stammenden Mietsangebote P. Lips. 1 Nr. 17 (a. 377), P. Fior. 1 Nr. 73 (a. 505). 13 (saec. VI/VIO), P. Lond. III Nr. 1023 p. 267 (saec. V/VI) und CPHermop. Nr. 119 Recto Kol. 3 (a. 267). Ein gleichfalls hermopoli- tanisches Mietsangebot auf eine χέλλα (auch vom Τῦβι) enthält P. Fiior. I Nr. 10 (saec. III); BGU. 305 (a. 556) ist eine μέσϑ(ωσις) κελλίου καὶ κολύβης (sic) aus dem Faijüm, P. Lond. I p. 211 Nr. 113, 5b (a. 543) eine μέσϑ(ωσις) κελλίου ἕνός ebendaher.

Die Zeit der Urkunde ergibt sich aus Z. 1 und 5/6; sie ist im Monat Tüßı (27. Dez.—25. Januar) geschrieben (Z. 5). Der Name ’Arrıxoö (Z. 1) weist auf das Konsulat des Jahres 397. Nonius Atticus Maximus bekleidet in diesem Jahre zusammen mit Fl. Caesarius das Konsulat (8. Ruggiero, Dig. ep. II p. 1003 sq.). Dazu stimmt auch die Nennung der 11. Indiktion (Ζ. 6): das 11. Jahr des 387/388 beginnenden Indiktionszyklus ist 397/398. Es fragt sich nur, ob der Papyrus noch aus den letzten Dezembertagen 397 oder aus dem Januar 398 stammt. Im letzteren Falle müßten wir Z. 1 Postkonsulatsdatierung annehmen: [μετὰ τὴν ὑπατείαν (Φλαουίων) Καισαρίου xJa[l] ᾿Δττικοῦ τῶν λαμπροτάτων (8. P. Fior. I Nr. 66, 1; P. Lips. 1 Nr. 56, 1). Doch diese Ergänzung oder selbst eine abgekürzte ist im Verhältnis zu der Zahl der fehlenden Buchstaben viel zu umfangreich. Die Ur- kunde wird am 1. Tüßı (27. Dez. 397) aufgesetzt worden sein.

Es fehlen also am Anfang von Z.1: 18 Buchstaben; von dieser Zeile (und anderen, sicher zu ergänzenden Zeilen) ausgehend habe ich die Ergänzungen vor- genommen; die Zahl der Buchstaben in den einzelnen Zeilen ist keine gleiche.

Das Mietsangebot erhält durch die verpflichtende Unterschrift der Mieterin (2. 16f.) den Charakter eines gültigen Vertrages (s. Waszyuski, Bodenpacht 8. 21). Mieterin ist Aur. Paesis (Z. 16, danach ist Z. 3 ergünzt). Der Vermietername steht in Z. 2: erhalten ist nur ] χαὶ 4ϑηνοδώρας. Ein Schreibversehen liegt

sicher vor, da entsprechend der hypomnematischen Form, die wohl trotz des 11*

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54Π

C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

Spatiums nach der zweiten Zeile vorliegt, ein Dativ zu erwarten ist. Das ἡμῶν in 2. 4 (statt ὑμῶν), ὑμῖν n 2.7 Ζ. 11. 18 ist es zu ergänzen ließen nun eine Mehrheit von Vermietern, d.h. zwei, erwarten. Doch vermisse ich dann, da es sich in einem solchen Falle nur um Geschwister als Miteigentümer handeln könnte (s. Waszyriski S. 60), einen Hinweis hierauf. Wir werden also wohl nur eine, einen Doppelnamen führende Vermieterin anzunehmen haben: [“ύὐρηλίας ....... τῆς] καὶ ᾿4ϑηνοδώρας (sie). Pachtobjekt ist ein in dem Portal eines Hauses im West-Lagerquartier von Hermupolis belegenes Magazin (κέλλα; Z.6f. 13)". Die Pachtdauer beträgt ein Jahr. Der monatlich zu leistende Mietzins (ἐνοίκιον) ist in Silbertalenten und Denaren angegeben (2. 9f.; s. dazu Wessely, Ein Alters- indizium im Philogelos, Sitsungsber. d. Wien. Ak. d. W. 1904, CXLIX, 5 S.30f.). Die Zahlen sind nicht erhalten oder unsicher.

ı [Ὑπατείας Καισαρίο“ x]e[!] Ἀττικοῦ τῶν λαμπροτάτων. 397.

[4ὐρηλίας ..... .. τῆς] καὶ ᾿4ϑηνοδώρας (sic) ἀπὸ Ἑρμοῦ πόλεως

Spatium von 1 Zeile. ,

[παρ᾽ “ὐρηλίας Παήσιος . .Ἰρ[. - «7γὸς ἀπὸ τῆς α(ὐτῆς) πόλεως. Bo Aoucı

[$xo’olos καὶ αὐθαιρέτως μ]ισϑώσασϑαι [π]αρ᾽ ἡμῶν (sic) ἐφ᾽ [ἐ]- 5 [νιαυτὸν ἕνα λογιε]ξ[ ὀμ]δν οἷν ἀπὸ τοῦ ὄντος μηνὸς Τῦβι τῆς

[ἐνεστώσης] ἑνδεκάτης ἱνδικτιόνος κέλλαν μίαν

[ἀπὸ τῆς ὑπαρ]χοῖ σης ὑμῖν οἰκίας οδαν ἐν τῷ πυλῶνι

σ'.- ...]ν ἐπ᾽ ἀϊμ]φόδο“ Deo" glo” “Πιβ]ὸς πρὸς oixnelı)v

1{, Zur Ergänzung des Datums und der Adresse 8. die Einleitung. 2 1. Adonile.. - «ον τῇ καὶ Admvodage. 8 Der Name der Mie- terin ist ergänzt nach Z. 16; in . .]e[. . .]vos

steckt der Name des Vaters, etwa Xaıle[iuo]- vos? ( Pap. = α(ὐτῆς). 4 Zur Ergänzung

aus Hermupolis P. Fior. I Nr.77, 14 (a. 241/42): κέλλης ἀπὸ βορί(ρἃ) πυλῶ[νος ἀπηλιω))]τικοῦ, P. Lond. III p. 233 Nr. 918, 7ff. (a. 881): νούου- σαν sig νότον, sodann P. Lond.Ip. 211 Nr. 118, 6b Z.14ff. (a. 543), BGU. 306, 18 (a. 556). 940 (8.398): ἀνεωγμένον εἰς βορρᾶ. Da der erste

βούλομαι [ἑκουσίως καὶ αὐθαιρέτως μ]ισϑώσασ- αι, derüblichen Formel der hermopolitanischen Pachtangebote, s. Waszyhski, Bodenpacht S.16. 1. παρ’ ὑμῶν. Dbf. Zur Ergänzung 8. P. Lips. 17, 11#.; P. Lond. II p.267, 5; P. Fior.1 Nr.78,7 und P. Oxy. III Nr. 502, 8 (ἐφ᾽ ἐνιαυτὸν ἕνα). 2 Ergänzt u.a. nach P. Lips.117,18. 8 Zur

Buchstabe nach der Lücke sicher kein ὦ, viel- leicht ein » ist, ergänze ich etwa (es fehlen ca. 12 bis 13 Buchstaben): [τῷ εἰς ἀπηλιώτη]ν. 8/9 Zur Ergänzung (es fehlen ca. 13—14 Buch- staben) 8. P. Fior. I Nr.78, 14: π[ρὸς] οἴκησίν μου καὶ χρῆσιν. Πρὸς χρῆσιν ἐμὴν καὶ οἴκησιν steht P. F'rior. 1 Nr. 13, 12f., P. Lond. III p. 268, 24; 8. auch ἢ. Straßb. 14,15 nach Vitellis Er-

Ergänzung des Anfangs kommen in Betracht

1) Das Wort κέλλα findet sich sonst ΒΟ). 98, 14; 388 Il 25; 606, 5. 10. 15; 845, 21: P. Lond. II p. 146, 2; 288, 8. 10; P. Fior. I Nr. 10, 7; 50,108; 77,14.16; P. Oxy. ΤΙ Nr. 496, 8; 502, 55. IV Nr. 707 Einl.; P. Lips. 1 Nr. 102 II 1; Ostrakon Goodspeed, Mel. Nicole 183 Nr. 12. Κελλάριον P. Lond. Π Nr. 191, 9; P. Οαν. IV Nr. 741, 12. VI Nr. 978 (κερλάρια); P. Fay. Nr. 347 (κελλάρειον); P. Rainer A. N. 289 II 16. Κελαρίδιν (sic) Ostr. Mel. Nicole 183 Nr. 10, 11. Κέλλιον P. Amh. II Nr. 152, 14. 16. 21. 28; ΒΟ. 306, 18; 7356 11; P. Lond. I p. 211 Nr. 118, 5b Z. 148. S. auch den Apparat zu Ζ. 8.

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Nr. 52: Mietsangebot für ein Magazin in einem Hausportal.

ΗΠ 85

[ἐμὴν καὶ χρῆσιν] &vorxio” κατὰ μῆνας (sic) ἀργυρίο" ταλάντων

. [δ]ηναρ(ίων) . [. .]- ὅπερ ἐνοίκιον ἀποδώσω 10

[ὑμῖν κατὰ μῆνας (sic) πρὸς λῆ]ξιν ἑκάστον μηνὸς ἀνυπερϑέτως,

[καὶ ἐπὶ τέλει τοῦ τῆς] μισϑώσεως χρόνοΝ παραδώ-

[σω ὑμῖν τὴν αὐ]τ[ἡ]ν κέλλαν [σὺ]ν τῇ ἐφεστώσῃ

[αὐτῇ ϑύρᾳ ὡς παρείληφ]α ἐπ᾽ ο᾽ ὑδενὶ καταβλάψασα

[πλὴν τῆς χ]ρήσεως. ᾿Η μίσϑωσις κυρία 15

[καὶ ἐπερω τη ἴδ ὧμολ(όγησα).

2. Hand. Adonila Παῆσις

[ἡ προκειμένη Bo (sic) ὡς πρόκειται.

gänzung (Archiv V 254). Πρὸς οἴκησιν καὶ χρῆ- σιν: P. Lips. I Nr. 11, 11, εἰς οἴκησίν μοι καὶ τῶν παρ᾽ ἐμοῦ: CPHerm. 119 R. Kol. 8, 17. 9 (und 11) 1. κατὰ μῆνα. 10 Die ersten Buch- staben nach der Lücke sind nicht zu erkennen; sicher ist να, dann folgt g und hierauf viel- leicht ο(. Ich habe danach [δ]ηναρ(ίων) - in den Text gesetzt. 11 Ergänzt nach P. Lips. I 17,20: &. σοι κατ᾽ Erog πρὸς λῆξι[»ν] τοῦ ἐν) [α]υ- σί[ου] χρόνου; P. ΕἾἴον.118, 10. 18,16; P.Straßb. 14,18; P. Lond. III p.268, 27: &. σοι πρὸς λῆξιν ἑκάστου ἕτους ἀνυπερθέτως. 12 Wörtlich er- gänzt nach P. Lips. I 11, 21f. CPHerm. 119 R. III 21 steht καὶ ἐν τέλει τοῦ χρόνου. Zu lang wäre die Ergänzung [καὶ πληρωϑέντος

.. ὑπὲρ αὐτῆς

τοῦ τῆς] μισϑώσεως χρόνου; 8. zu ΝΥ. 48, 14. 18/14 Ergäuzt nach P. Lips. 117, 28f.; vgl.auch P.Fior.113, 19; 73, 18f.; P. Lond. ΠΙ p. 268, 29; P.Straßb.14,21. Es fehlen mindestens 18 Buch- staben, ich habe daher αὐτῇ eingefügt; die Ergänzung ϑύρᾳ καὶ κλειδί schien mir aus- geschlossen. 14f. Unser Papyrus und P. Lips. 1 17, 24f. ergänzen sich gegenseitig. Im Leipziger Papyrus ist zu ergänzen: ἐπ᾽ οὐδενὶ [κατα- βλάψας πλὴν τῆς χρήσεως. 16 ωὡμολ! Pap. 17 1. μεμίσϑωμαι. 19 Die Lesung ist mir un- verständlich; erwartet wird eine der üblichen Phrasen zur Bezeichnung der ἀγραμματία. Das letzte Wort könnte auch σωματιαν (wohl nicht σωματιρν) gelesen werden.

EINZELBEMERKUNGEN:- 1 Wie bei gleichzeitigen Urkunden aus Hermupolis (8. z.B. P. Lips. I Nr. 17 ff.) steht

am Kopf nur das Konsulatsjahr ohne Hinzufügung des Monats und Tages.

Diese finden

sich nur am Schlusse des Kontextes vor der ὑπογραφή (P. Lips. 17, 26; 19, 28; 20, 20;

22, 26; 23, 288; 24, 10 usw.;

s. auch Nr. 53, 8). In unserer Urkunde ist auch in Z. 16

an der betreffenden Stelle Monat und Tag ausgelassen. 6ff. Vgl. auch P. Lond. III p. 233, 8, 10 (a. 331): ἐπὶ τοῦ πυλῶνος μικρὰν κέλλαν:

P. Oxy. Il Nr. 495, 8: ἐν...

κέλλῃ τῇ ἐπάνω τοῦ πυλῶνος.

In hermopolitanischen Ur-

kunden finden wir die topographische Bezeichnung Πυλὼν ’Apoodiosiog (oder ᾿Αφροδισείου): CPHerm. Nr. 127 Verso ΠῚ 3; vgl. auch P. Fior. I Nr.47, 6.27 (a. 217): τόπου καλουμένου

Χειμερινῶνος Ev Πυλῶνι.

13 In den Urkunden seit dem 5. Jahrhundert steht an entsprechender Stelle: καὶ ὁπόταν βουληϑῇς ἔχειν oder ähnl. (s. P. Fior. 113,17; 73,17; P. Lond. III p. 268, 28; P. Straßb. 14,19); entsprechend vorher ἐφ᾽ ὃν βούλει χρόνον; 8. Nr. 56 Einleitung.

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Paul M. Meyer.

86 U C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts. Nr. 53. GELDDARLEHNSSCHULDSCHEIN. Inv. Nr. 65. Höhe 15cm, Breite 15cm. Kursivee Hermupolis (?) Unver-

öffentlicht. 4. Jahrhundert.

Die obere Hälfte der Urkunde fehlt; sonst ist der Papyrus vollständig. Die Ergänzung des fehlenden Teils ergibt sich vor allem aus dem wohl ziemlich gleichzeitigen Gelddarlehnsschuldschein P. Lips. I Nr. 13 (a. 366) aus Hermupolis, der dasselbe Formular zeigt. Als Herkunftsort werden wir also wohl auch Hermu- polis anzunehmen haben. |

Empfänger des Darlehns von 4 Solidi (Z. 2f. 95) ist Aur. Demetrius, Sohn des Phibion.

Die Urkunde zeigt eine Hand. Der συναλλαγματογράφος Aur. Hermogenes (Z. 11), Sohn des Hermon (Z. 13), hat sowohl für den schreibunkundigen Geld- empfänger (Z. 12) unterschrieben als den Kontext der Urkunde persönlich auf- gesetzt (Z. 13). Die Worte: Καὶ δι’ ἐμοῦ “Ἑρμογένους “Ερμονος ἐγρ(άφη) sind, ebenso wie in P. Straßb. 1 Nr. 1, 17 (a. 506), buchstäblich, nicht nur im juri- stischen Sinne (s. Mitteis, Archiv III 175) zu verstehen. Der συναλλαγματυγράφος ist der Privatnotar; das Wort ist gleichzusetzen dem vouıxös und seit dem Aus- gang des 4. Jahrhunderts dem συμβολαιογράφος und dem ταβελλίων des P. Straßb. I Nr. 1. Über diesen Privatnotar vgl. Erman, Archiv II 458; Wilcken, ebendort II 115; Mitteis, ebendort III 174; Preisigke zu P. Straßb. I Nr. 1, 15; Koschaker, Zischr. Savignyst. R. A. 29, 16f.; Pfaff, tabellio und tabularius ὃ. 31. 448.

Ungefähr die Hälfte der Urkunde fehlt. [. - . . τ]ῆς ἐνεστώσης . . . ἰνδικτιόνος ἀνυπερϑέ]- [τως μέ]χρ(ις) ἀποδόσεως τῶν προκειμένων νομισμα]- τίων [τ]εσσάρῳφ[ν καὶ] ἀποδώσω σοι ὁπ[ηνίκα ἐὰν βου]- ληϑῇς μετὰ κἰ αὶ τῆς] συναχϑησομένη[ ς] ἐπῃκερδίας] 5 χωρὶ[ς] φ[ ἀσης ἀντιλογίας, γινομένης σοι τῆς πράξε- os ἔκ [rle ἐμοῦ καὶ ἐκ τῶν ὑπαρχόντων μοι πάντων καϑ[ά]- πὲρ ἐκ δίκης. Τὸ γράμμα κύριον, καὶ ἐξεδόμην σοι πρὸς] ἀσφάλειαν κ[α]δ ἐπερ(ωτηϑεὶς) ὡμολόγ(ησα). Μεχεὶρ xy. Αὐρήλιος

Zur Ergänzung der fehlenden oberen Hälfte

vgl. P. Lips. INr.18,1—15. 1- 4 ist wört-

lich ergänzt nach ?. Lips. 13, 15—18, wenn wir

von der Zahl absehen; nur ist dort ὁπηνίκα 2[&]v [αἱρ]ῇ ergänzt. P. Amh. II Nr. 149, 16f. (saec.

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VD) steht: ὁπηνίκα ἂν ἀπολαβεῖν Bovindein ἀνυ- περϑέτως ἄνευ πάσης ἀντιλογίας. 5 Anfang Β. vorige Anmerkung. 5—7 8. P.Lips.113, 19f. 7 Das α in καί ist aus o korrigiert. 8 Ἔπερ auoAoy Pap.

Nr. 68: Gelddarlehnsschuldschein. Nr. 54: Brief eines Diakon an zwei λδιτουργοῦντος. II 87

Anuriteros Φιβίωνος προχ(είμενος) ἔσχο[ν] τὰ τοῦ χρυσοῦ χεφαλαίο, νομισμάτια τέσσαρα καὶ ἀποδώσω μετὰ τῆς ἐπικερ- 10 δίας ὡς πρόκ(ειται).͵ «Αὐρ(ήλιος) “Ἑρμογένης συναλλαγματογράφος ἔργαψα ὑπὲρ αὐτοῦ γράμματα μὴ εἰδ(ότοο).

Καὶ δι’ ἐμοῦ Ἑρμογένους ἝἜρμονος ἐγρ(άφη).

9 προκ' Pap. 10/11 μετὰ τῆς ἐπικερδίας ὡς πρόκ(ειται) 8. 2.4; P.Lips.118,23f. 11 προχ' Pap. αυρ' Pap. 12 ad, NN —T Pop. 18 syg Pap. Paul M. Meyer.

Nr. 54.

BRIEF EINES DIAKON AN ZWEI λειτουργοῦντες DER ANNONA MILITARIS.

Inv. Nr. 3. Höhe 28 cm, Breite 22,5 cm. Thebais. Unveröffentlicht. 4./5. Jahrh.

Der Raum des Papyrus ist bis aufs äußerste ausgenutzt, sowohl unten wie am linken Rande. Wir können mehrere, ziemlich ähnliche Hände unterscheiden; sie sind in deutlicher Schrift mit einer die Buchstaben dick auftragenden Feder . geschrieben. Die erste Hand schreibt den eigentlichen Kontext des Briefes, be- gnügt sich am Schluß (Z. 18) mit dem allgemein gehaltenen Gruß: πρασαγορεύω (sic) ὑμᾶς πάντας κατ᾽ ὄνομα, ihr gehören wohl auch die Schriftzeichen des Verso an, die fast ganz verlöscht sind. Eine zweite, sehr verwischte Hand fügt dann in den beiden untersten Zeilen des Recto (Z. 19f.) spezielle Grüße hinzu, mit προσαγορέω (sic) beginnend. Die Schrift am linken Rande, weitere spezielle Grüße enthaltend, scheint zwei neuen Händen anzugehören.

Der auf dem Papyrus erhaltene Privatbrief gibt uns wichtige Aufschlüsse über die Verwaltung der annona militaris im ‘Ägypten des 4.0. Jahrhunderts. Schreiber ist der dıdxwv!) Κῦρος (Z. 2 und Verso Z. 24), dem wohl die Ver- waltung eines Kirchengutes untersteht (s. Ζ. 14f.: τῆς χτήσεως ἡμῶν und οἰκία). Die Adressaten heißen Olympiodoros und Hermaeion. Dieser ist soeben zum δια- δότης τῆς Συήνης bestellt, seine Ernennung ist aber scheinbar noch nicht offiziell vollzogen (8. Z. 6f. und den Apparat zu Z.7). Über die Stellung des Olympio- doros ist nachher zu handeln.

Im ersten Teil des Briefes wendet sich Kyros an Hermaeion (Z. 5—13), im zweiten an Olympiodoros (Z. 13—18).

Hermaeion ist vom μελλοπρόεδρος zum διαδότης τῆς Συήνης bestellt. Das Wort μελλοπρόεδρος ist analog gebildet wie μελλογυμνασίαρχος, das sich P. Lond. III

1) Zur Form διάκων 8. Deißmann, Licht vom Osten 5 8, 62; vgl. aber Nr. 55, 12.

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88 I C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

p. 104,4 (a. 42) findet‘): also „einer, der bald πρόεδρος wird, zum x. designiert ist“®). Hier handelt es sich, wie in anderen Urkunden des 4. Jahrhunderts?), zweifellos um einen πρόεδρος einer Gau-Metropole. |

Die διαδόται sind λειτουργοῦντες, denen, wie ihr Name besagt, in erster Linie die Verteilung der annona militaris an die Soldaten obliegt. Die auf sie bezüglichen Papyri gehören mit einer Ausnahme (P. Grenf. II Nr. 95: saec. VI/VL; s. Anm. 5) dem 4. Jahrhundert an (BGU. 974. 1025 p. XV. XVI; P. Lond. II p. 228 Nr. 1245; P. Lips. I Nr. 97 ΧΙ 188: P. Reinach Nr. 56)*). Die meisten dieser Urkunden enthalten Quittungen, die von einem διαδότης einem ἐπιμελητὴς ἀννώνης (so nach P. Oxy. I Nr. 111 15f.: a. 303), einem für ein Indiktionsjahr und eine bestimmte Metropole bestellten λειτουργῶν, ausgestellt werden’). Die

1) Gleiche Bildungen sind μελλόγαμβρος, μελλόγαμος, μελλοθάνατος, μελλονύμφη, μελλόπαις, μελλοφανής UBW.

2) Zu vgl. ist P. Fior. I Nr. 39, 4 (a. 896): τὴς μελλούσης λιτουρ[γεῖν φυ]λῆς; Βα. 9δ8ς, 2. 11f. (wohl saec. II): τοῦ νυνὶ λιτουργοῦντος ἀμφόδου Ἀπολλωνίου εἰς νεῶν (]. νέον) λειτουργεῖν πάλιν μέλλοντος; 8. auch die σὺν ϑεῶ μέλλουσα ἰνδικτίων.

8) Das Wort πρόεδρος begegnet uns schon im 3. Jahrh. v. Chr. in Ägypten; so wird der Präsident des Neunmännergerichtshofes bezeichnet (P. P. II Nr. 21; Klio VI, 462); P. Teb. I Nr. 23,8 (119 od. 114 v. Chr.) wird προεδρία im Hinblick auf höheren Rang eines Beamten gebraucht. In vordiokletianischer Zeit habe ich das Wort πρόεδρος in den Papyri der Kaiser- zeit nicht gefunden, erst in Urkunden des 4. Jahrh.: BGU. 1027 p.26, 10: ἐξάχτορσι καὶ προ- £dooıs Ερμοῦ πόλεως: P. Lond. DI p. 129, 6. 9: εἰς τί αὐτῷ πρόεδρος ἐπεβούλευσεν; H. ἠϑέλησεν αὐτὸν ἐπιμελητὴν κρυϑῆς γείζνεσϑαι: P. Fior.INr.71 passim: ἀπὸ προέδρων.

4) Im Jahre 295 fungieren noch keine διαδόται, wie das P. Oxy. I Nr. 48 zu zeigen scheint: Kol. IV—VI enthalten den diadsraı-Quittungen (8. Anm. 5) analoge Quittungen, die aber ein optio (vgl. Cod. Theod.7,4,24) oder sonstige Subalternoffiziere (8. auch Mitteis zu P. Lips. I Nr. 97: 8. 287) dem ἐπιμελητὴς Ὀξ(υρύγχων πόλεως) ausstellen. Sie bescheinigen den Empfang eis διάδοσιν τῶν στρατιωτῶν. Seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts scheinen für die Erhebung und Verteilung der annona militaris neben die λειτουργοῦντες (ἐπιμεληταί, διαδόται) in immer größerem Umfange Berufsbeamte zu treten (8. bes. Cod. Theod.7,4 Üod. Just. 12,87 de erogatione militaris annonae). Genaueres läßt sich bisher weder für Ägypten noch für die anderen Diözesen nachweisen. Jıadoraı finden wir aber noch im 5.Jahrh. (Cod. Theod. 7,4,28: a. 406) und später (P. Grenf. II Nr. 95: saec. V/VII). Für die einzelnen Diözesen und Provinzen sind wohl verschiedene Grundsätze maßgebend gewesen; so werden für Africa in einem Erlasse des Jahres 365 ausdrücklich die Berufsbeamten ausgeschlossen, die λειτουρ- yoövres beibehalten (Cod. Theod. 12, 6,9). Auch die Adaeration der annonariae species, die für Ägypten z. B. Cod. Theod.7,4,31 (a. 409) bezeugt, war nicht grundsätzlich durchgeführt. Unser Papyrus hat nur Lieferung in natura zur Voraussetzung. Vgl. Seeck 8. v. actarıius und adaeratto bei Pauly-Wissowa I, 301f. 340 f.; Mitteis, P. Lips. I 8. 158. 198.

5) BGU. 1025 p. XV. XVI; P. Lond. III p. 228. BGU. 974 repräsentiert ein ἀντάποχον, eine Gegenquittung des ἐπιμελητής. Im P. Grenf. II Nr. 96 (saec. VI/VII) läßt der διαδότης dem Steuerzahler direkt die Quittung ausstellen. P. Goodspeed Nr. XI (saec. IV) enthält eine Quittung, die der ἐπιμελητὴς οἴνου ἀναφερομένου εἰς Θηβαΐδα den Steuerzahlern (collatores) über die ge- lieferte Annonar-Quote ausstellt (Z. 4ff.: ἐνεβάλου eis τὸ προσορμοῦν πλοῖον εἰς εὐθένειαν τῶν γενναιοτάτων στρατιωτῶν οἴνου λόγου ἰδιωτι(κοῦ) κανόν[ος] τ πάγου κώμης Σιναρχήβεως ξέσταί-ς] ᾿Ιταλικ(οὺς) ἑκατὸν τέσσαρας μόνους). Wir können also drei Arten von Quittungen unterscheiden:

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Nr. 54: Brief eines Diakon an zwei λειτουργοῦντες der annona milıtarie. I 89

--- sk a nr ee a m en men Ba ee

διαδόται werden für eine einzelne Garnison (διαδότης Φιλῶν, ὃ. Συήνης) und, wie die ἐπιμεληταί, für ein Indiktionsjahr bestellt; sie rekrutieren sich, soweit wir darüber Angaben haben, aus den βουλευταί der Metropolen. Doch fungieren sie meist nicht in ihrem Heimatsbezirk, sondern in entfernteren Garnisonen. So finden wir in zwei Fällen βουλευταὶ Ἑρμοῦ πόλεως als διαδόται Φιλῶν 1). In einem inter- essanten Privatbrief (P. Reinach 56) schreibt ein diaddrng-Kandidat: σπούδασον ποιῆσαι ἡμᾶς ὀνομασϑῆναι διαδότας olvov κρέως ἐπὶ τόπων μόν[η]ς Avrıvdov, ἵνα μίνωμεν ἐν τοῖς ὑδίοις καὶ μὴ ἐπὶ ξένης. Nach diesen Analogien ist wohl anzunehmen, daß das Domizil der Adressaten nilabwärts von Syene gelegen ist, und zwar nach Z. 10 aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen Antinoupolis und Diokletianupolis?). Ob wir aus den Worten dieser Zeile den Schluß ziehen dürfen, daß die Gaue von Antinoupolis bis Diokletianupolis damals einen gesonderten Annonarbezirk bildeten®), muß dahingestellt bleiben.

Kyros richtet nun im ersten Teil des Briefes an Hermaeion die Aufforderung, da schon viele Frachtschiffe mit der annona beladen vorbeigekommen seien (Z. 11), sich sogleich auf seinen „Posten“ zu begeben (Z.11f. 2.8f.), ἕνα καταλάβῃς τὰ πλοῖα τῆς νέας ἐχτα[γ }ῆς.» „um die Frachtschiffe der neuen Steuerausschreibung nicht zu ver- fehlen“. Das Wort ἐκταγή entspricht dem lateinischen delegatiot); die übliche grie- chische Bezeichnung ist διατύπωσις). Die „neue“ ἐκταγή ist die Ausschreibung für die annona des neuen Indiktionsjahres (s.2.16). Wenn Hermaeion die πλοῖα verfehlt, werden, so meint Kyros, die διαδόται des vergangenen Indiktionsjahres (οὗ ἀπὸ διαδὸο- τῶν), die an sich keine Funktionen mehr auszuüben haben, sein und seiner Kollegen κέρδος einheimsen (Z. 12f.). Handelt es sich hier etwa um einen Bakschisch®) ?

Quittungen an die collatores seitens des ἐπιμελητής, an den ἐπιμελητής seitens des διαδότης (gelegentlich durch diesen direkt an die collatores) [vgl. das pittacium authenticum Cod. Theod. 7,4, 11. 18. 16. 24], ἀντάποχα an den διαδότης seitens des ἐπιμελητής. Auf ἐπιμεληταί für den nach Alexandreis zu sendenden canon frumentarius bezieht sich P. ἴον. I Nr.75 (a. 880); 8. Wilcken, Archiv III 306. 537. Ein ἐπιμδλητὴς κριϑῆς wird P. Lond. III p. 129, 9 erwähnt. Zu den ἐπιμεληταί im allgemeinen vgl. Mitteis, P. Lips. I 8. 168 ἢ.

1) P. Lond. ΠῚ p. 228; BGU. 1025 XV 2 ist διαδότης Φι[λ)ῶν zu lesen.

2) Diokletianupolis ist das südliche Apollinopolis Parva, 11 km oberhalb Koptos; 8. Pauly- Wissowa I 2847. V 668; Wilcken, Archiv IV 477 zu P. Lips. I Nr. 56.

8) Im 5. Jahrhundert ist die Thebais noch ungeteilt. Seit Justinian zerfällt sie in zwei ἐπαρχίαι; das Zentrum (μητρόπολις) für die weltliche und kirchliche Verwaltung der nördlichen ist Antinoupolis, sie umfaßt die Gaue bis zum Panopolites; das Zentrum der südlichen ist Ptolemais, zu ihr gehört Diokletianupolis (s. Georgius Cyprius ed. Gelzer v. 760ff.; die übrigen Belege bei Gelzer ἃ. ἃ. 0. 3. 133f.).

4) 8. Suidas 8. v. dninyarlav . κατὰ ἹΡωμαίους ἐκταγὴ τοῦ σιτοπομπείου καὶ ἀννωνῶν μετακομιδή: 8. P. Lips. I Nr. 64, 10. 17; ΒΟ. 974, 8. 886, 8 (ἐκταττόμενα); Inv. ΝΥ. 1236 Κ.

5) S. Seeck bei Pauly-Wissowsa IV 3481.

6) Gelegentlich ist in anderen Urkunden vom ἀργυρισμός, deyvargeodaı die Rede: s. Wilcken, Archiv IV 174. Vgl. auch P. Amh. I Nr. 40 (2. Jahrh. v. Chr.); P. Fay. Nr. 117 (a. 108). Oder ist das κέρδος hier mit den später für die actarii bezeugten Sporteln (8. Cod. Just. 12, 37, 16, 1a.b.c) zu identifizieren ?

Gießener Papyri. I. 3 12

Go gle

00 U C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

Was ist nun aber unter dem τόπος zu verstehen, an den sich der διαδότης Hermaeion sofort begeben soll? Die Antwort gibt uns ΒΟ. 1025 p. XV. XV]; aus diesen beiden Urkunden geht hervor, daß die διαδόται nicht in der Garnison (ἐν τοῖς κάστροις), wo sie die διάδοσις vorzunehmen hatten, ständig stationiert waren, vielmehr persönlich in einer Gaumetropole ihre Quote gegen Quittung in Empfang nahmen. So quittiert ein διαδότης Συήνης p. XVI dem ἐπιμελητής in Hermupolis, p. XV ebendaselbst ein διαδότης Bı[i]öv; BGU. 974 erhält ein δια- δότης Φιλῶν eine Gegenquittung in Antaiupolis. Es ist also die Gaumetropole, wohin sich Hermaeion begeben soll. Nachdem er die Annona-Quote des Bezirks daselbst in Empfang genommen, Quittungen ausgestellt und erhalten hat (s. S. 88 A.5) und die Verladung auf die πλοῖα unter seiner Aufsicht vollzogen ist, geleitet er die πλοῖα nach der Garnison Syene, wo er die Verteilung vornimmt.

Im zweiten Teile des Briefes wendet sich Kyros an Olympiodoros. „Sei uns in allen Stücken“, schreibt er ihm, „behilflich, vor allem, wenn du (nach der Kontrollwägung, der ξυγοστασία Ὁ) die von unserem Gute für die annona ge- lieferten Getreidesäcke versiegelst“ so fasse ich das τυπώων (l. τυπόων) τὸν σῖτον rolv) δημόσιον τῆς κτήσεως ἡμῶν (ὦ. 14) auf. Olympiodoros soll also ein Auge zudrücken, wenn das Soll der Annona-Quote, wie es in den &vrayıa?), den Hebungsaufträgen, angegeben ist, nicht stimmt?). Diese ἐντάγια τῶν ἀννωνῶν τῆς νέας ἱνδικτιόνος hat Kyros dem Olympiodoros zugeschickt die über Z. 16 über- geschriebenen Namen“) sind wohl solche der Beamten der χτῆσις, die den Betrag der annona an ihn abzuliefern haben°) —, iva λάβῃς τούτων τὰς ἀπίο]χάς, damit er sich darüber Quittungen ausstellen läßt (Z. 15ff.). Es kann sich also nur um die Ablieferung der betr., ihm eingehändigten Annona-Quote durch ihn handeln; diejenigen aber, die sie in Empfang nehmen und Quittungen ausstellen, sind nach den obigen Ausführungen zweifellos die διαδόται (unter ihnen auch Hermaeion). Wir dürfen daher wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vermuten, daß Olympio- doros die Funktion eines ἐπιμελητὴς (ἀννώνης) bekleidet (8. bes. 5. 88 A.5). Er und Hermaeion, der διαδότης, sollen sich gegenseitig zum Vorteil der χτῆσις das ist der Zweck des Schreibens des Κῦρος in die Hände arbeiten.

1) 8. P. Grenf. U Nr. 468,8; P. Oxy. I Nr. 63, 9: P. Lond. II p. 256; Wilcken, Ostraka I 369; Otto a.2.0.1I 810.

2) 8. Mitteis zu P. Lips. 158; es handelt sich aber in unserem Papyrus um noch nicht quittierte Hebungsaufträge, die Quittungen soll sich Olympiodoros erst ausstellen lassen (s. den Text).

8) Möglich wäre auch eine Auslegung der Worte in dem Sinne, daß Olympiodoros dafür sorgen soll, ne actuariorum (hier also διαδοτῶν resp. ἐπιμελητῶν) fraudibus ulla relinquatur superpostulationis occasio; 8. dazu Seeck bei Pauly-Wissowa I, 302 und die dort angeführten Stellen aus den Rechtsquellen.

4) Zu Χαλκωμᾶς s. P. Lond.IIl p. 199. 244. 2567.

5) Vgl. Cod. Theod. 11, 1, 2: conlatoribus ipsas species, quae debentur, ex horreis suis ad civitates singulas per menses singulos perlaturis.

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Ντ. δ4: Brief eines Diakon an zwei λειτουργοῦντες der annona militaris.

I

1.Hd. Κυρί[φ] μου τιμιφτάτῳ ἀδελφῷ Ὀλυμπιοδώρῳ καὶ

“Ἑρμαείωνι

Κῦρος ἐν κ(υρίγῳ χαίρειν.

[Πα]ρεδρί. .|ps . ρων. [. εν διὰ τοῦ ἀδελφο[ῦ] Κανδισανοῦ ἔσπευσα πρασ- [αγ]ορεύω (sic) τὴν ὑμῷ[ν δ]ιάϑεσιν, ὅπως ὑγιαίνοντες καὶ εὐϑυ-

μοῦντες ἀπολάβη[τ]ε τὰ παρ᾽ ἐμοῦ γράμματα. Ἤκουσα, ὅτι ὀνομά- 6 σϑης (sic), Ἑρμαείω[ν], ὑπὸ τοῦ μελλοπροέδρου διαδότην (sic) τῆς

Συήνης, καὶ εἰ μὲν] ἔμαϑες., ὅτι ἐκηρούσϑη (sic) ὀνομασία σοῦ,

ταχέως καταλαβΐ. .]. τὸν τόπον, ἵνα καταλάβῃς τὰ πλοῖα

τῆς νέας ἐχτα[ γ]ῆς.

Πολλοὶ γὰρ σῖτον καὶ κριϑὰς ἐνεταγη-

σαν εἷς τὰ μέρῃ ἐκεῖνα ἀπὸ ᾿Αντινόου ἕως Διοκλητιανοῦ 10

πόλεως καὶ πολλοὶ (sic) πλοῖα παρῆλϑαν (sic) γομώμενα.

Σπούδασον

οὖν μετὰ τῶν ἐτ]έρων σου καταλαβεῖν, ἵνα μὴ οἱ ἀπὸ διαδοτῶν

λάβοιντο κέρδος ὑμῶν. Καὶ βοήϑησον πανταχόϑεν, τιμιώτατξ

Ὀλυμπιόδωρε, τυπώων (sic) τὸν σῖτον τὸζν» δημόσιον τῆς κτήσεως

ἡμῶν, ἵνα μὴ ἐπηρεασϑῇ οἰκία. Καὶ ἀπέστειλα ὑμῖν τὰ ἐντάγια 1ὅ [διὰ .]α. εινουϑίωνος, Χαλκωμᾶτος καὶ Ματίνου

τῶν ἀννωνῶν [τῆ]ς νέας ἱνδικτιόνος, ἵνα λάβῃς τούτων

τὰς ἀπ[ο]χάς. Καὶ καταξίωσον διὰ τὸν θεὸν προσόχει(ν τῷ vu (sic)

xgov|. Ἰυγκρητι ..

Πρασαγορεύω (sic) ὑμᾶς πάντας κατ᾽ ὄνομα...

2. Ηὰ. Προσαγορέω (sie) τὸν πατέρα μου Ara “Μᾳαυρίνου κα(δ "Ana Παρ. .-

.. dv. ᾿Ερρῶσϑαι

ὑμᾶς εὔχομαι πολλοῖς χρόνοις Ev χ(υρῶφ. 20 Am linken Rande quergeschrieben:

3.Hd. Προσαγορξ[ ύω τὸν] κύριόν μίου ..

μετὰ τῶν παιδίων αὐτοῦ κατ᾽ ὄνομα

2 Κῦρος Wilcken. sv κῷ Pap. 8 Die Ergänzung des Anfangs ist mir nicht ge- lungen. Das als erster Buchstabe der Zeile er- haltene P hat mehr als normale Größe; es ist aber wohl sicher vor demselben [πα] zu er- gänzen, was auch der Größe der Lücke ent- spricht (s. auch Z. 1 und 3). Wahrscheinlich ist zu lesen: [πα]ρεδρ[εύ]ω εὑρὼν (ὃ), das fol- gende ist nicht d[u]iv; die Konstruktion ist mir unklar, παρεδρεύειν τινί ist häufig. 8/4 1. προσαγορεύων (8. 2.18). 4 S. 2. Β. P. Amh. II Nr. 145, 28. 26: προσαγορεύω [τὴν] σὴν διά- θεσιν. 5/6 1. ὠνομάσϑης. 6 Das erste o von usAlongofdpov, vom Schreiber zuerst klein ge- schrieben, ist dann von ihm vergrößert. 1. δια- δότης. 7 ἐκηρούσθϑη steht deutlich da. Ein

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Verbum κηρούω ist mir nicht bekannt: ist ἐκρούσϑη (es ist geprüft) oder ἐκηρύχϑη (es ist verkündigt) oder ἐκυρώϑη (es ist bestätigt) oder ἐκηρώϑη (es ist ein Diplom auf Wachs ausgestellt?) zu lesen? 8. Nach καταλαβ folg- ten noch drei Buchstaben, der letzte scheint s oder e zu sein. 9 Über dem ag von κριϑάς ist ὧν übergeschrieben. 10 Das von μέρη ist sehr unsicher; ταμεῖα statt τὰ μέρη ist nicht zu lesen. 11 1. πολλά--παρῆλϑον. 14 1. τυ- πόων (8. Einl.) und τόν. 16 Zu den über der Zeile hinzugeschriebenen Namen s. die Einl. 8.90. 171. προσέχειν. 17 Schluß und 18 Anfang sind mir unklar; das 2.17 vor vu, das τ in vyxentı... sind unsicher. 18. 191. προσαγορεύω. 191. Δαυρῖνον καί. 20 εν “ὥ ΡΆΡ. 12*

924 C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderte.

καν (sic) περὶ τῆς ὑγίας (sic) αὐτοῦ. 4.Hd. Προσαγορέω (sic) τοί. ἜΗΝ 7 παιδίοις Μὰνϑ καὶ Παυλ.... ν.

Verso (1. Hand?). Obere Reihe: ...... τὸ 187 RAR ῶΣ Untere Reihe: 3) 82] ].evno..v καὶ Κῦρος διάκων.

22 1, χκαί--- ὑγιείας --- προσαγορεύω. Die so daß an eine Wiederherstellung kaum zu Schrift auf dem Verso ist fast ganz verlöscht, denken ist. Paul M. Meyer.

Nr 5b.

SCHREIBEN EINES BISCHOFS AN EINEN AMTSBRUDER.

Inv. Nr. 6. Höhe 31 cm, Breite 20 cm. Thebais. Unveröffentlicht. 6. Jahrh.

Der Kontext des vorliegenden Briefes zeigt (wie die Adresse auf dem Verso) die deutliche und sorgfältige Schrift eines Berufsschreibers, der von 2. Hand ge- schriebene Gruß (Z. 14ff.) die ungelenke, des Schreibens ungewohnte Hand des Briefschreibers. Unten ist ein freier Raum von 6,5 cm gelassen. Von 2. 7 sind nur Bruchstücke vorhanden; Z. 8 fehlt fast ganz, die geringen Buchstabenspuren lassen nur die Ergänzung des Anfanges zu. Leider fehlt so gerade ein wichtiges Stück.

Die Z. 3 genannte ’Apeoölrn κώμη heißt in den Urkunden der Zeit meist κώμη ᾿Αφροδίτης (Aygodırav); es ist das heutige Köm Eäqäw, das ehemalige Zentrum des Aphroditopolites, das im 6. Jahrhundert, wie der ganze Gau, zum Antaiopolites gehört, aber von der Gewalt des Pagarchen eximiert ist (s. die Ein- leitung zu Nr. 48).

Schreiber und Adressat des Briefes werden als πίά)πίας) bezeichnet (8. den Apparat zu Z. 2). Das Wort („Papst“)!) bedeutet hier zweifellos „Bischof“, wie im P. Amh. 1 Nr. 3a (Kol. III 5. 9. 22: c. a. 264—282; s. dazu Deißmann, Licht vom Osten? S. 144 Anm. 11. 156). Darauf weist m. Εἰ. auch der ganze Inhalt des Briefes hin. Es kann sich nur um einen kirchlichen Amtstitel handeln, dessen Inhaber den Diakonen übergeordnet sind und deren Amtskreis nicht nur ein Dorf umfaßt. Da kommt wohl nur ein Bischof in Betracht, der an den Bischof eines

1) P. Lond. II p. 199 Nr. 417, 8 (c. a. 346) bezeichnet es einen einfachen Dorfpriester (8. Deißmann a. ἃ. (. 168 8).

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ΝΥ. δὅ: Schreiben eines Bischofs an einen Amtsbruder. I 93

anderen Sprengels schreibt. Der Schreiber ist dann der Bischof des Bezirks von Aphrodito, ἃ. h. also wohl des Antaiopolites!).

Er verwendet sich im Namen der πρεσβύτερον der κώμη für einen vor geraumer Zeit von dem verstorbenen Bischof Phoibadios Geweihten (χείροτο- νηϑέν[τορ]: Z. ἢ) namens Σανσνεύς. Dieser hat seine x&un verlassen; ob aus eigenem Antrieb (wie z. B. in den koptischen Ostraka bei Crum, Copiic Ostraca Nr. 34. 40) oder auf Befehl seiner Oberen zur Strafe (wie bei Crum Nr. 9 Add.), erfahren wir nicht; das erstere scheint mir wahrscheinlicher. Da ihm aber nun sowohl von den Laien so fasse ich im Gegensatz zu den κληρικοί das παρ[ὰ] τῆς κώμης] als auch den Klerikern seines Dorfes ein gutes Leumundszeugnis ausgestellt wird, geht das Gesuch dahin, ihn als Diakon an seinem jetzigen Domizil, außerhalb seiner ἰδία, „einzuführen“, d.h. zu ordinieren (2. 11f.: ἀχϑῆναι ὡς διά- xovov) und in dieser Funktion zu belassen, ἕως ἂν σὺν ϑεῷ δυνηϑῇ ἐπ αἸναστέψαι ἐπὶ τὴν ὑδίαν κώμην (Z. 12£.). Es ist nun wahrscheinlich, daß Sansneus sich nicht nur außerhalb seiner χώμη, sondern auch außerhalb des Bistums befindet. Dafür spricht die Person des Adressaten, in dem wir den Bischof eines anderen Sprengels vermutet haben, dafür spricht auch das eine der oben angeführten koptischen Ostraka (Nr. 40), das um das Jahr 600 anzusetzen ist und aus Her- monthis (also wie unser Papyrus aus der Thebais) stammt. Hier heißt es nach der Paraphrase Crums: ‘Request from John, a priest, to bishop Abraham. He had quitted his diocese („seinen Gau‘) contrary to the canons. He begs the bishop to receive him back and declares it to be unlawful that he should go to another diocese except.... If he quit the diocese of Hermonthis and remain out- side it, he shall be without ordination” Es wird konstatiert, daB ein Priester, der entgegen den Bestimmungen sein Bistum verläßt, keine Handauflegung (Ordination) erhält. In unserem Fall soll nun so fasse ich die Urkunde auf eine Ausnahme von der Regel gemacht werden: Sansneus, der sein Bistum verlassen hat, soll trotzdem an seinem jetzigen Domizil als Diakon ordiniert werden.

Unter den von Crum veröffentlichten koptischen Ostraka aus Hermonthis be- finden sich verschiedene, die sich auf Diakone des 6,/7. Jahrhunderts beziehen. Am interessantesten ist Nr. 29, ein Stück, das Deißmann im Licht vom Osten (S. 1688. der 2/3. Auflage) in der Übersetzung Carl Schmidts gegeben und mit Kommentar versehen hat. Dieses und andere Ostraka (8. Crum Nr. 30—35; 7 Add.; 41; 294) zeigen uns (im Gegensatz zu dem in Nr. 54 vorliegenden Briefe eines Diakon des 4.6. Jahrhunderts), daß die Diakone im damaligen Ägypten, besonders auf dem Lande, sich aus der niedrigsten Bildungsschicht rekrutierten. Ihr Wissen beschränkt sich auf einige zur Ordination auswendig gelernte Bücher

1) In den Bischofslisten (8. Parthey, Abh. der Berliner Akad. d. W. 1858 Tafel XII) finden sich 4yr&ov und Ἡπολλώνϑια (= Heptakomia: 8. Heft I S. 14 Anm. 4), nicht aber Aphrodito

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94 ΤΠ

des Neuen Testaments, des Schreibens sind sie meist nicht kundig.

U. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

Auch die

πρεσβύτεροι gehören in den meisten Fällen keiner höheren Bildungsschicht an. Und selbst unter den Bischöfen befinden sich, wie das Beispiel des Bischofs Abraham von Hermonthis zeigt, manche, die nicht gerade zur Geisteselite zu

rechnen sind.

1. Hand.

Τῷ ἀγ[απ]ητῷ καὶ ϑεοσεβεστάτῳ ἀδελφῷ καὶ συ. [. .] Σαραπίωνι π(ά)π(ᾳ) “ρων π(α)πίας) ἐν κ(υρῶῳ χαίρειν. Γενόμενος eis ᾿Αφροδίτην τὴν κώμην ἠξιώϑην παρὰ τῶν [ἐκεῖσε πρεσβυτέρων γράψαι πρ[ὸ]ς τὴν δ δὴν ἁγιότητα π]ερὶ Σανσνεῦτ[ό]ς τινος πρὸ πολλοῦ χει- ροτονηϑένϊτος π]αρὰ τοῦ τῆς μ[α]καρίας μνήμῃς Φοιβαδίοῦ

τοῦ ἐπισχ[όπου.. .] τὸν δίΙ......

σὴν [ϑεοσέ]βξιαν [. .]eı-..... χί.]...[.1.-{-] τασει[ . «..ο. x τῆς κώμης αὐϊτο]ῦ. Ἐπεὶ οὖν μαρτυρεῖται παρ[ὰ] τῆς κώμης] 10 αὐτο[ῦ] καὶ παρ᾽ αὐτῶν τῶν κληρικῶν ὡς ἀνεπίλημ- πτον βίον ἔχων, καταξίωσον κελεῦσαι ἀχϑῆναι ὡς διάκονον ἕως ἂν σὺν ϑεῷ δυνηϑῇ ἐπ[α]ναστρέψαι

ἐπὶ τὴν ἰδίαν κώμην.

καὶ οἱ σὺν ἐμοὶ ἐν κ(υρῶῳ προσαγορεύομεν"

15

ΣῈ καὶ τοὺς σύν σοι ἀδελφοὺς ἐν κ(υρῶφ

2. Hand. ᾿Ερρῶσϑαί σε ἐν χίυρῶῳ εὔχομαι ἀγαπητὲ καὶ ποϑευνότατε

πάτερ.

Verso (1. Hand). Τῷ ἀγαπητῷ καὶ ϑεοσεβεστάτῳ [ἀδελ]φᾷ καὶ

συ... [Σαραπίωνι ..

1 ἀγ[απ]ητῷ 5. Verso. 2. Die Auflösung von ov.[..] habe ich nicht gefunden; 8. auch das Verso. Das von mir mit πία)πί(ας) auf- gelöste Wort ist im Papyrus ζιΚν geschrieben. Das ist, wie mir Wilcken auf meine Anfrage bestätigt, sicher 7% (s. ΒΟ. 13,8). „Diese Abkürzungsmethode ist offenbar vom Latei- nischen beeinflußt.“ εν χῷ Pap. 7 Die Er- gänzung ἐπισκόπου] wird erfordert, in der

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=

Lücke ist eventuell noch für ein bis zwei Buch- staben Platz, nicht dagegen für ἐπί. Das « von nach der Lücke ist sicher. In der Lücke 7/8 wird ein Hinweis darauf erwartet, daß Σανσψεύς seine κώμη verlassen hat (s. die Einleitung); etwa 8 Schluß &]x? Die kümmer- lichen Buchstabenreste der Zeile führen nicht weiter; ἀναχωρήσαντος stand nicht da. 18.14. 16 ἐν xo Pap. Verso 8. 2. 1f.

Paul M. Meyer.

Nr. 56: Pachtvertrag über Kloster-Rebenland.

1I 95

Nr. 56.

PACHTVERTRAG ÜBER KLOSTER-REBENLAND.

Inv. Nr. 140. Höhe 21 cm, Breite 15cm. Kursivee Hermopolites. Unver- öffentlicht. 6. Jahrhundert. S. Tafel VL.

Das Papyrusblatt ist stark nachgedunkelt, so daß die Schrift an manchen Stellen undeutlich hervortritt. Die Urkunde hat, wie alle Verträge der byzanti- nischen Zeit, die Form der subjektiven Homologie, durch die sich der Pächter gegenüber dem Verpächter verpflichtet (s. Waszyr'ski, Bodenpacht ὃ. 8614). Vom Präskript und der Adresse ist nur der Wohnort!) des Pächters z. T. erhalten: es ist ein τόπος in der Umgebung des Dorfes Dev (Ὁ) im Hermopolites, dessen Sicherheitsdienst von den Bewohnern dieses Dorfes versehen wird (Z. 1f.: [... ὑπὸ τὴν najele]plvlAlernv) τί ὧν] ἀπὸ κώμης Pay cet.; 8. auch Z. 10)?). Der Vertrag ist wohl zwischen dem Pächter daß er im verlorenen Teile als ἀμπελουργός (Weinbauer) bezeichnet wurde, ist wahrscheinlich; s. P. Hamb. 18, 9, P. Hernals I 4, wobl auch P. Lond. III p. 259 Nr. 1003, 4 (statt ἀμ[φοτέρων]}) und dem Vertreter des Klosters (Z. 6. 16) abgeschlossen, dem das Pachtobjekt gehört. Zum Beleg hierfür läßt sich die große Emphyteusisurkunde aus dem Apollinopolites Magnus vom Jahre 616 (P. Lond. II p. 323 Nr.483) anführen. Hier heißt es (2. 681): ἐκ μὲν τοῦ ἑνὸς μέρους τὸ δίκαιον τοῦ εὐαγοῦς μοναστηρίου .... δι᾽ ἐμοῦ Μηνᾶ ... τοῦ εὐλαβ(εστάτου) προεστῶτος καὶ μονάξίοντος) τοῦ αὐτοῦ μονα- στηρίου .... ἐκ δὲ τοῦ ἑτέρου μέρους Δὐρήλιος ᾿Ιωάννης (der emphyteuta). Zu vergleichen ist auch der koptische Pachtvertrag des 7. Jahrhunderts aus Hermu- polis CPR.Ul Nr. 127. Wie der Anfang, so fehlt auch der Schluß der Ur- kunde (8. den Apparat zu Ζ. 24).

Andere hermopolitanische Pachtverträge derselben Zeit sie haben alle die für den Gau, wie wohl überhaupt die ganze Thebais®), charakteristische Formel

1) Zweifellos handelt es sich hier um den Wohnort des Pächters, nicht die ἰδία, die in Urkunden der Zeit gelegentlich genannt wird, immer an erster Stelle, vor dem Domizil. So bezeichnen sich 2. B. im P. Hamb. 18 die Pächter als ὁρμώμενοι ἀπὸ κώμης cet. (= ἰδία) und ἐφεστῶτες ἐνταῦϑα (dem Ort der Aufsetzung des Vertrages) ἀπὸ τῆς ᾿Αντινοέων πόλ(εως) (= Domi- zil); 8. auch P. Straßb. I Nr. 40, 16f. (a. 569) und sonst.

2) Hierzu ist zu vgl. P. Lond. III p. 275 Nr. 1087, 4ff. (saec. VI): χωρίο(υ) ἀμπελικοῦ τοῦ διακειμένου ἐν τόπω καλουμένου... ὑπὸ τὴν παραφυλακὴν τῶν ἀπὸ κώμης Τασμένϑην ...; P. Oxy. VI Nr. 904, 4 (saec. V); P. Lond. III p. 266, 27ff. (a. 638): ἐν γεωργίω λεγοβ Τβῶτε ἐν πεδιάδι κώμης Θύνεως καὶ ὕπὸ τὴν ταύτης παραφυλακήν...

8) Der von Ferrari (Atti del R. Istituto Veneto LXVII p. 1186) veröffentlichte Pachtvertrag aus dem Antaiopolites (a. 586) hat diese Formel, ebenso der P. Hamb. 18 (s. oben) aus An- tinoupolis.

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06 U C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

(s. auch Nr. 52): ὁμολογῶ (oder ähnlich) ἑχουσίως καὶ αὐθαιρέτως μεμισϑῶσϑαι sind P. Grenf. 1 Nr. 56 (a. 536). 57 (a. 561). 58 (c. a. 561); BG@U. 900. 1020; P. Fior. I Nr. 37, P. Lond. II p. 259ff. Nr. 994 (a. 517). 1003 (a. 562). 1005 (a. 598/99). 1006 (a. 556). Unter diesen ist der einzige Pachtvertrag über Wein- land P. Lond. HI Nr. 1003. Von byzantinischen Pachtverträgen über Weinland aus anderen Gauen sind zum Vergleich heranzuziehen ein ausführlicher, viel Neues bietender Hamburger Papyrus (Inv. Nr. 18) aus Antinoupolis vom Jahre 569, den ich publizieren werde, aus dem Faijum P. Hernals (Wessely, P. Louvre im 16. Jahres- bericht des Staatsgymnasiums in Hernals, Wien 1890) Nr. I. II. VI. Von Wein- bergspachtverträgen aus früherer Zeit kommen noch in Betracht P. Fior. I Nr. 84 (a. 366) aus Hermupolis, der oxyrynchitische Vertrag P. Oxy. IV Nr. 729 (a. 137), die Urkunden des Faijum CPR.I Nr. 244 (saec. Il/III) und P. Lond. 11 p. 182 Nr. 163 (a. 88), endlich aus der Ptolemäerzeit P. Τοῦ. I Nr. 120 Kol. VIII (97 oder 64 v. Chr.).

Pachtobjekt ist Kloster-Rebenland. Es wird bezeichnet als τὸ διαφέρον τῷ αὐτ[ῷ εὐ]αγεῖ μοναστηρίῳ χωρίον ἀμπελικὸν ξωόφ[υ]ε[ον] ἢ) (Z.5f.; κτῆμα Ζ. 15, ἄμπελος 2. 19). Das Grundstück wird mit den gesamten Bauten, totem Inventar und „Gutsbestand“ (παντὶ δικαίῳ 2.9; sonst meist μετὰ παντὸς αὐτῶν τοῦ δικαίου: 8. dazu Rabel, Deutsche Literaturseitung 1906, 1009) verpachtet. Lebendes Inventar wird nicht besonders genannt?); an totem Inventar und Annexen werden im Ein- zelnen aufgeführt:

λάκκος ὁλόκληρος, eine in gutem Zustande erhaltene Zisterne (8. sonst z. B. P. Lond. III p. 260, 8; P. Hamb. 18, 17f.; P. Fior. 1 Nr. 50, 58. 63; der Gegen- satz ist ἐν συμπτώσει: s. z. B. U P.Herm. 1 II 201),

κυχλευτήριον, das Schöpfrad, d.i. die von Ochsen in Bewegung gesetzte Sakje; 5. P. Lond. 1Π| p. 266, 33 (a. 633), weiter P. Lond. 1 Nr. 131 R. passim: χυκλευτῇ κυκλξύοντι τὸ ὄργ(ανον), 8. Crönert, Stud. Pal. IV 8.104; P. Grenf. I Nr. 58, 7: κυκλεῦσαι TO αὐτὸ γεώργιον ... ξώοις τῶν καὶ τρεφομένων (sic) παρ᾽ ἐμοῦ (vgl.

P. Lond. II p. 260, 10) Ὁ,

1) ξωόφ[υ]τ[ ον] (= ξώφυτον) hat die Bedeutung „pflanzenernährend, fruchtbar“. S. BGU. 1118, 33: τὸν κῆπον σύνφυτον καὶ ζωφυιτ[ζοῦντα.. .]; CPHerm. Nr. 7 Il 15; ἄμπελον ξωφυτοῦ- σΐα]ν, Nr. 28, 7. 14. 15. Nr. 51; B@U. 1120, 82f.: woıelodar .... τῶν ὄντων δένδρων τὴν ἁρμόξου- σαν ἐπιμέλ(ειαφ) eis τὸ ξωφυτεῖν κ[αὶ] εὐθηνεῖν, ebenso 1118, 29f.; P. Hamb. 18, 16 steht ἔμφυτον.

2) Lebendes Inventar, meist für die Sakje bestimmt, erwähnen z.B. P. Hernals I 19ff.; P. Ozy. IV Nr. 729 passim; P. Fior. I Nr. 16, 19ff.; 50 passim; P. Lond. ΠΠ p. 189, 10; P. Good- speed XV 10; P. Oxy. VI Nr. 902, 6. 14; 8. auch Waszyhiski a. a. Ὁ. S. 78 und die folgende Anmerkung.

3) Auf die Sakje beziehen sich noch folgende Stellen: P.Oxy.INr.137,18 (8.584): γεουχικὴν μηχανὴν ... ἀντλοῦσαν εἰς ἀροσίμην γῆν αὔξονος (l. ἄξονος) ἑνός: P. Lond. III Nr. 776 p. 278, 8 (a. 552): τὴν Bu’ ἐμὲ γεουχικὴν μηχανήν... ἀντλοῦσαν εἰς ἀρόσεζι]μον γῆν μεγάλου ἐργάτο(υ) ἑνὸς καὶ μικρο(ῦ) ἐργάτο(υ) ἑνὸς καὶ κύλλης κυχλάδος μᾶς; pP. 184. 112f. u. sonst: ὀφώνιον βοηλατῷν καστέλλου ἄλσους ἔχοντος μηχανὰς B, βοηλάτας 5 (8. Wilcken, Archiw IV 554); p. 281

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Nr. 66: Pachtvertrag über Kloster-Rebenland. II 97

βοοστ(άσιον), ein Ochsenstall; s. P. Fior. I Nr. 50, 98: βουστασίου καὶ τῶν ἐνόντων ἐν αὐτῷ οἰκοπέδων; P. Lond. III p. 266, 33 (auch p. 260 Nr. 1005, 8: oraßAov; BGU. 606, 5 a. 306: αὐλὴν βοῶν),

ξυλικὸν ὄργανον, Holzwerkzeug zum Keltern; 8. P. Lips. 122,17; P. Lond. III p. 259 Nr. 994, 12. p. 260 Nr. 1003, 8; P. Hamb. 18, 195),

καλαμία, eine Rohrpflanzung. Weinbau und Rohrpflanzung werden fast immer zusammen betrieben; ich verweise auf P. Teb. I Nr. 120 VIII 41; P. Oxy. IV Nr. 729; P. Lond. 11 Nr. 163, 22; CPR. I Nr. 224, 118. P. Fior. 1 Nr. 50 passin; O.PHermop. 7 I. III passim?).

Das Pachtgrundstück, dessen Umfang nicht näher bestimmt wird (Z. 7: ἐν συστάσει ἀρουρῶν ὅσων ἐστίν; 8. dazu Waszynski 83. 75£.), liegt ἐν τόπῳ Asyo- μέ(νῳ) Σικλοῦς (Ὁ) ὑπὸ τὴν παραφυλ(ακὴν) τῶν ἀπὸ τῆς αὐτ(ῆς) χώμης Φαν, in der Nähe des Dorfes ®av, aber nicht in demselben τόπος, der als Wohnort des Pächters bezeichnet war. Es besteht aus dem Weinberg und kleinen, im Osten desselben belegenen Parzellen (γήδια) Getreidelandes (Z. 18f.).

Die Pachtdauer beträgt zehn Jahre, beginnend mit dem nächsten Indiktionsjahr (2.3 ff.; 8. dazu Waszynski 5. 67f.). Der Pächter übernimmt den gesamten Arbeits- betrieb auf dem Gute von diesem Zeitpunkt an. Die ihm regelmäßig zukommen- den Obliegenheiten sind die für die Bewirtschaftung eines mit Rohrpflanzung ver- bundenen Weingutes notwendigen (Z. 11 ff.):

χεζι)ρικὴ ἐργασία, die gewöhnlichen Handarbeiten, τὰ καϑήκοντα ἀμπελικὰ καὶ ἐδαφικὰ ἔργα πάντα, wie es im P. Lond. 11 Nr. 163 Ζ. 18 heißt, πρὸς] τὴν ἡ[μῶ]ν ἀμπελουργικήν ve καὶ χερικὴν ἐργασίαν, wie im P. Hamb. 18,22 zu lesen ist (s. auch P. Fior. I Nr. 84, 19),

βοτανολογία, das Ausjäten des Unkrautes, dem βοτανισμός 5) in Urkunden der früheren Zeit entsprechend; im P. Hamb. 18 lautet der bezügliche Ausdruck βο- τανολογήσας καὶ φυλλολογήσας (Ζ. 27),

Nr. 774, 12; P. Goodspeed XV 9f.: τὸν ποτισμὸν ἐποίουν ἀπὸ τοῦ φρέατοζιδος τοῖς βοεικοῖίς κ]τήζνενσει; vgl. auch P. Hamb. 18, 24. 26; P. Oxy. IV Nr. 729, 12. 28. 898., dazu Wilcken, Archiv 1181. III 1166, IV 402. 554; Crönert, Stud. Pal. IV 103ff. Mit dem κυκλευτήριον ist das ξυγικὸν (= ξευγικὸν) ὄργανον P. Grenf. I Nr. 57, 7 zu identifizieren, vgl. auch die ξευκτηρίαι P. Fior.INr.16, 26, „das Riemenwerk, mit dem die Kuh an der Sakje eingeschirrt wird“ (Wilcken, Archiv III 632).

1) Über sonstige Maschinen in den Pachtverträgen 8. Waszyhski 3. 78, Gentilli p. 298.

2) Im übrigen s. das von Grenfell-Hunt zu P. Oxy. IV Nr. 729, 3 über κάλαμος zusammen- gestellte Material und S. 88 des Heftes zu Nr. 4011 18f.

3) 8. BGU. 197, 17 (a. 17). 644, 30 (a. 69). 526, 19. 84 (a. 86). 538, 16 (a. 100). 918, 16 (a. 111/12); P. Fior. I Nr. 20, 22 (a. 127); P. Amh. II Nr. 91,12 (a. 159); P. Τοῦ. II Nr. 878, 21 (8.266); P. Lond. Il p.183, 22 (8.88). Das Verbum βοτανίξειν findet sich häufig in dem bekannten Wirtschaftsbuch eines Gutes im Hermopolites, auf dessen Rückseite die 49. πολ. geschrieben ist (P. Lond. 1 Nr. 181 R. p. 166ff.: a. 78/79). Vgl. auch P. Oxy. IV Nr. 729, 22: καϑαρὰ ἀπὸ. βοτάνης.

Gießener Papyri. 1. 2. 13

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981 C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts.

καλαμοστα[ σ]ία, ein m. W. sonst nicht bezeugtes Wort, das sich wohl auf die Anlage der Rohrpflanzung bezieht,

καλαμουργία. die Arbeit in der Rohrpflanzung (s. die von Grenfell-Hunt zu P. Ozxy. IV Nr. 129, 3 angeführten Stellen und P. Lond. III p. 260, 7).

Weiter führt der Pächter als seine Verpflichtungen auf:

τοὺς σφραγμοὺς (l. φραγμούς —= φράγματα; 8. auch Βα). 1119, 32: καὶ τὸν φραγμὸν ὑγιᾶ οἷον καὶ παρείληφεν) ἐκ τετ[ρα]γώνων] ..... (ποιεῖσϑαι): die Herstellung viereckiger(?) Umzäunungen (8. den Apparat zu Ζ. 13). Es handelt sich vielleicht um Mauern, die die einzelnen Terrassen des Weinbergs abgrenzen und umzäunen ἢ);

περίσκαψιν πέμπτον (sic) κατ᾽ ἔτος (ποιεῖσθαι), das Umgraben des gesamten Terrains. Statt der Verschreibung πέμπτον ist πεντάκις zu schreiben?): fünfmal im Jahr soll dieses Umgraben stattfinden, ebenso wie in dem Weinbergspacht- vertrag P. Lond. III Nr. 1003, wo (auch inkorrekt) gesagt wird (Z. 11): καὶ σκάψιν πέντε (sic) τοῦ ἐν[ε]αυτ[ ο()]}.

Der Ertrag des Weinbergs soll zur Hälfte dem Kloster als Eigentümer, zur anderen Hälfte dem Pächter μετὰ τοῦ γεωργοῦ zufallen, ἀνθ᾽ ὧν ποιούμεϑα καμάτων (Z. 171). Dieselbe Bestimmung findet sich im P. Hamb. 18: eis ἡμᾶς ὃὲ μετὰ τοῦ ἐκεῖσε γεωργο(ῦ) ἄλλο μέρ[ος] ὕπὲρ τῶν καμάτῳν (Z. 31f.)°). Mit dem γεωργός zusammen teilt der Pächter‘) die Arbeit und die ihm zufallende Hälfte des Ertrages vom Weinberg’). Das zeigt schon, daß der hier genannte γεωργός nicht Afterpächter ist®); Afterpacht läßt sich seit dem Ausgang des 4. Jahr-

1) Häufig begegnet uns der Ausdruck ἀμπελικὸν χωρίον περιτετειχισμένον (8. P. Hernals 18. II5; P. Hamburg 18, 17 und sonst; vgl. auch C’PHerm.7 1119: πρὸς (ro) νοτίνῳ τίχ[ει τ]οῦ κτήματος, ebendort Z. 26 und Nr. 28 passim; P. Fior. I Nr. 50 passim: καλαμίας.... τῆς τε ἐντὸς τειχῶν καὶ ἐκτός; P. Lond. II Nr. 1008, 7); er bezieht sich auf die den Weinberg auf allen vier Seiten umschließenden Mauern.

2) 8. P. Hamb. 18, 25: τρισάκις κατὰ μῆνα, [δ)ισζσ)άκις κατὰ μῆνα. --- Zu περίσκαψις vgl. auch ?P. Fay. Nr. 112, 2. 167. (a. 99): τοὺς σκαφήτρους τῶν ἐλαιώνον (sic) und εἰ ἐσκάφη w (sic) ... ἐλαιών: CPR.I Nr. 244, 9: σκαφητούς;: 8. auch BGU. 1118, 28. 1119, 23. 1122, 18.

3) 83. auch P. Oxy. VINr. 913,14 (a 442): ἡμᾶς δὲ τοὺς μεμισϑωμένους ἀνθ᾽ ὧν ποιούμ[εϑα] καμάτων τῆς γεωργίας, P. Goodspeed 15, 23 (&. 362) und den Londoner magischen Papyrus P. Lond. 1 p. 99 2. 458.

4) Der ἀντιγεοῦχος der byzantinischen Papyri wird von Grenfell-Hunt (zu P. Ozxy. VI Nr. 943, 8) sehr richtig als deputy of the owner erklärt, ala Vertreter, vicarius des Eigentümers; der Pächter unserer Urkunde ist nicht etwa mit ihm zu identifizieren.

δὴ) Vgl. dazu P. Oxy. IV Nr. 729, 8. 36: [φόρου τῆς ἡμισίας τοῦ Ex]Pnooufvov οἰνικοῦ γενήματος καὶ ἀπὸ τῆς ἡμῶν ἡμισίας ἄλλα οἴνου κεράμια πεντήκοντα... .1;: weiter den kop- tischen Papyrus CPR. II Nr. 127 (saec. VII) und Wiener Studien VII 110; im P. Hernals I erhält der Verpächter ἃ, der Pächter 5 der Weinlese.

6) S. bes. die Auktionsordnung aus der Zeit Enuergetes I.: P. Elephant. 14, wo den dyo- ράσαντες = πριάμενοι = κύριοι, den Pächtern von Königsland, gegenüberstehen γεωργοί, After- pächter, die allein das Land bebauen.

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Nr. δ6: Pachtvertrag über Kloster-Rebenland.

II 99

hunderts überhaupt nicht mehr nachweisen. Vielmehr handelt es sich wohl um den an das Weingut gefesselten Kolonen (8. das τοῦ ἐχεῖσε des P. Hamb.), der als solcher zum lebenden Inventar des sicher nur sehr geringen Umfang besitzen- den Gutes gehört, aber am Ertrag der Weinlese beteiligt ist. Dazu soll dem Pächter noch der Ertrag der im Osten der ἄμπελος gelegenen Getreideland-Parzellen zu- kommen (Z. 18ff.). Er verpflichtet sich endlich, die üblichen τρυγητικά, die Wein- lesetrunkspenden, alljährlich zu geben (s. die Einzelbemerkung zu Z. 20/21) und bis zum Ablauf der zehnjährigen Pachtzeit seinen Obliegenheiten als Pächter nachzukommen. Sowohl der Pächter als das verpachtende Kloster sind also auf zehn Jahre gebunden. Das Datum der Urkunde ist nicht erhalten, die paläo- graphischen Indizien weisen auf das 6. Jahrhundert hin. In dieser Zeit gehört die Fixierung der Pachtdauer auf zehn Jahre zu den Seltenheiten; ich kenne als einziges sonstiges Beispiel nur P. Lord. III p. 259 Nr. 994 aus denı Jahre 517; Verträge auf fünf Jahre sind P. Grenf.1 Nr. 56 (a.536); P. Lond. III Nr.1006 (a.556); P. Hamb.18 (a. 569); daneben begegnen uns solche von kürzerer Dauer oder auf unbestimmte Zeit. Seit dem Ausgang des 6. Jahrhunderts findet sich, soweit ich sehe, überhaupt keine Fixierung der Pachtdauer mehr; ἐφ᾽ ὅσον χρόνον βούλει (sc. der Verpächter), wird die Pacht abgeschlossen, der Pächter kann jederzeit, ohne Kündigung vom Verpächter hinausgeworfen werden (ὁπόταν BovAndelnte ἀποβαλέσϑαι μὲ ἐκ ταύτης τῆς μισϑώσεως; 8. dazu Waszyneki S. 92). Demgegenüber ist die Stellung des Pächters unserer Urkunde, wie in allen sonstigen auf feste Zeit abgeschlossenen, eine weit sichere und vom Verpächter unabhängige; er ist einerseits nicht jederzeit kündbar, andrerseits nur für die Dauer der Pachtzeit gebunden.

Der Anfang fehlt. ὙΠ ὑπὸ τὴν πα] ρ[αἹ φ[υ] λ(ακὴν) τ[ ὧν] [ἀπὸ χζώ]μης Day τ(οῦ) ἹἙρμο(πολίτου) νομο(ῦ). Ὁμολογῶ ἑκουσίως καὶ αὐθαιρέτως μεμισϑῶσϑαι παρ᾽ ὑμῶν ἐπὶ δεκαετῆ χρ(όνον) λογιξόμε(νον) ἀπὸ καρπῶν τῶν νῦν ὄντων ἐν ἀγροῖς τῆς σὺν ϑί(εῷ) εἰσιούσης ἑνδεκάτης ἱνδι(κτι)ό(νορ) καὶ αὐτῆς ἐφεξῆς τὸ διαφέρον δ τῷ αὐτ[ῷ εὐ]αγεῖ μοναστηρίῳ χωρίον ἀμπελικὸν

1 Der fehlende Anfang der Urkunde ist nach dem Schema: Datum, Ausstellungsort, τῷ δεῖνα (Verpächter) δεῖνα (Pächter) χαίρειν fehlt hier, wie öfters zu ergänzen (s. Waszyheki, Bodenpacht 36). Die geringen Buchstabenreste am Schlusse von Z. 1 lassen sich ale besonders charakteristisch durch die Ähnlichkeit mit Z.10 zu [.... πα]ρ[α]φ[υ]λ(ακὴν) τ ὧν] ergänzen. Weiter finden sich oberhalb des Wortes ®«v in Z. 2 Spuren mehrerer Buchstaben der ersten

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Zeile, vielleicht r[...]e, die sich nicht ver- werten lassen, wohl aber zum Namen des Wohnortes des Pächters gehören. S. dazu die Einleitung 5. 96 Anm.1. 2 Das in x[o]uns ist korrigiert aus v. Die Lesung dav ist wahrscheinlicher als dav. eo vouo Pap. ομολογὼ Pap. zo Pap. 4 λογιζομ Pap.

δὴν Pap. 5 ἐνδι " Pap. 6 μοναστηριὼ Pap.

13*

ΠΊΟΟ u

10

15

C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderte.

Eodp[v]r[ov] ἐν συστάσει ἀρουρῶν ὅσων ἐστὶν σὺν λάκχῳ

ὁλοκλήρῳ καὶ κυκλευτηρίῳ καὶ βοοστ(ασίῳ) καὶ ξυλικῷ ὀργάνῳ καὶ

καλαμίᾳ καὶ παντὶ δικαίῳ διακείμε(νον) ἐν τόπῳ λεγομέ(νω) Σικλοῦς

ὑπὸ τὴν παραφυλ(ακὴν) τῶν ἀπὸ τῆς αὐτ(τῆς) κώμης Dav τοῦ Ἑρμο(πολίτου) νομο(ῦ) πρὸς χερικὴν ἐμὴν ἐργασίαν καὶ βοτονολογίαν

καὶ καλαμοστα[σ]ίαν καὶ καλαμουργίαν καὶ τοὺς σφραγμοὺς

ἐκ τετ[ρα]γώνω[ν] /j/ . . καὶ περέσκαψιν πέμπτον κατ᾽ ἕτος

[καὶ πᾶσαν [σπου]δὴν κα[}] εὔνοιαν ποιξῖσϑαι ἐν τῷ αὐτ(ῷ)

κτήμ[ατι ἀμέμπτως καὶ ἀκαταγνώστως, ἐφ᾽ & τὸ αὐτ(ὸ) εὐαγὲς

μοναστήριον λα]βεῖν τὸ ἥμισυ μέρος παντὸς τοῦ γενησομέ(νου)

οἴνου καὶ ἐμὲ (Ejus> μετὰ τοῦ γεωργοῦ δέξασθαι τὸ ἄλλο

ἥμισυ μέρος ἀνθ᾽ ὧν ποιούμεϑα καμάτων καὶ κατασπεῖραι

τὰ ὄντα ἐξ [ἀπ]ηλιώτ(ου) τῆς αὐτ(ῆς) ἀμπέλ(ου) ολι[. γήδια καὶ λαβεῖν us τὸν

καρπὸν αὐ(τῶν) χφ[ρὶς τῶν ἐκφο]ρίων. [Π]Ἰαρέξω δὲ κατ᾽ Καὶ μὴ δύνασθαί us ἀποστῆναι EREERTFEEST Ἰς χρείας πρὸ συμπληρώ(σεως) το(ῦ) αὐτ(οῦ) δεκα(ζε τοῦς

τῶν τρυγῶν κἰ[άδουρ ... Ἰς.

[τῆς

8 βοοστ Pap.; 1]. βουστ(ασίέᾳῳ). Pap. diaxsuu Pap. λεγομ Pap. Die Lesung Σικλους ist nicht sicher, jedenfalls hat eine Korrektur stattgefunden. 10 πα- enp M Pap. (8. zu 2.1). αὖ Pap. -- ερμ Pap. 11 νομο Pap. 1. χειρικήν und βοτανο- koylav. 12 σφραγμούς statt φραγμούς. 18 Die Lesung ἐκ τετ[ρα]γώψω[»] ist wahrscheinlich, wenn auch nicht vollkommen sicher. Die fol- genden 4 bis 5 Buchstaben sind ganz aus- gelöscht, der letzte vor καί ist vielleicht ı. Eine Parallele liegt wohl im P. Lond. ΠῚ Nr. 1003 p. 260, 7 vor, den die Herausgeber lesen: αἾπο- καλαμουργο[ἰυμ͵ενων ex του τ .7χο εκ re... τρα- vorog (etwa τ[είχο(υς) Eu τὲ τετραγώνων 1). 1. πεντάκις κατ᾽ ἔτος (a. die Einleitung). 14 αὖ Pap. 15 Die Lücke von 8 Buchstaben erfordert die Ergänzung [. .. ἀμέμπ]τως καὶ ἀκαταγνῴστως nach P. Hamb. 18, 28; ähnliche Phrasen (ἀκαταφρονήτως, ἀναμφιβόλως. ἀκογ- γίστως) 8. P. Oxy. IV Nr. 729, 18 (a. 137); P. Lond.1p.209,15; P. Hernals VI ὃ: P. Grenf. I

Nr.68,10; P. Hernals XI12f.— «vPap. 16 ye- νήσομ Pap. 17 Das ἐμέ ist vom Schreiber dop-

9 δικαιῶ

pelt geschrieben. 19 απηλιῶ Pap. αὖ Pap. -- αμπελ Pap. ολι[. χα war ausgelassen und

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4

Erols] τοὺς συνήϑεις

ist über γήδια herübergeschrieben. Der Buch- stabe zwischen « und « ist durch das von γήδια vollkommen verdeckt; es kann also kein x sein (ὁλεκά), vielleicht ὀλίίγ]α. 20 «v Pap. = αὐ(τῶν); vgl. 2.8: 70. Das Folgende habe ich zweifelnd ergänzt: zo[els τῶν ἐκφο]ρέων, also volle Nutznießung abzüglich der ἐχφόρια: vgl. hierzu etwa B@GU. 1091, 22 (a. 212/18); P. Amh. I Nr. 86, 9f. (a. 78); P. Straßb.1 2, 12f. 20/21 τοὺς συνήϑεις τῶν τρυγῶν κ[άδους ...]s. Ich habe χζάδους ergänzt, ein Weinmaß, das sich in P. Hamb. 18 Ζ. 38 und sonst oft findet; es müßte dann wohl noch eine Zahl folgen, Platz wäre nur für τρεῖς. 21/22 Eine sichere Er- gänzung habe ich nicht gefunden; vielleicht [τ]ῆ[ς αὐτ(ῆς) μισθωτικῇ)]ς χροίας ; Parallelstellen sind P. Hamb. 18. 85f.: καὶ οὐ [δ]υνατὸν [ἡ]μῖν ἀποστῆναι τῆς τούτου ἐργασίας πρὸ περαιώσεως τοῦ χρόνου; P. Hernals XI 24ff.: καὶ ἐὰν πρὸ τῆς τοῦ ἐνιαυτοῦ συμπληρ[ώσεως] ξητήσω ἀνα- χωρῆσαι ἐκ τῆς παραμονῆς; P. Lond.Illp. 276, 11 (saec. VI); P. Oxy. IV Nr. 729, 20 (a. 187); B@GU. 1118, 82; 1119, 27f. 39f.; 1120, 34f. 45; 1121, 211. 30f.; 1122, 29f. 86 (Augustus). 8. ev. auch P. Fior. I Nr.8, 15 (a. 301): ἀπ[οπλη]ροῦν- τος τὴν Ey’ χειρισϑεῖσαν α[ ὑτο]ῖς ἐργατείας χρείαν. συμπληρ" τὸ αὖ δεκατους Pap.

Nr. 57: Amtliches Schreiben. I 101 [χρόνου ... 2.2... 20.. τ] βοηϑείᾳ [τῶν] νόμων βοηϑοὺς ἡμῶν ER 7. τους .[...... Inyeo@..nvar .... Κυρί((α)

Der Papyrus bricht hier ab.

28 Vielleicht ist nach [χρόνου im Hinblick auf P. Hamb. 18, 36 (ὡς ἂν εἰ νόμων βοηϑείας περ[ι] δ εόμ[ε]νοι) zu ergänzen: ὡς ἂν χρώμενον τ] βοηϑείᾳ [τῶν] νόμων. Dann scheinen mir aber die folgenden Worte: βοηϑοὺς ἡμῶν, die doch wohl zum Vorhergehenden gehören, in der Luft zu schweben. 24 xvo Pap.: xvo(ie) | [καὶ βεβαία μίσϑωσις ....] oder ähnlich? Das

bekannten Pachtverträge nicht ergänzen. Der Schluß der Urkunde mit der Stipulations- klausel, der subscriptio des Pächters und der des συμβολαιογράφος (8. Nr.53 Einl.) fehlt. Auf dem Verso des Papyrus sind einzelne Buch- staben erkennbar, die aber keinen Zusammen- hang ergeben, so daß ich von einer Beschrei- bung der kümmerlichen Reste absebe.

Vorhergehende kann ich an der Hand der mir

EINZELBEMERKUNGEN.

14 Das Wort εὔνοιαν begegnet uns m. W. in dieser Verbindung nur B@U. 1121,19 (5 v. Chr.): ἐφργάξεσϑαι δὲ τὰ μεμισϑωμένα... τῇ καϑηκούσῃ εὐνοίᾳ. Das Übliche in dieser Zeit ist πᾶσαν ἐπιμέλειαν καὶ φιλοκαλίαν ποιεῖσθαι; 8. 2. B. P. Lond. TI p. 323 Nr. 483, 42 (a. 616), III p. 260, 11 (a. 562).

20/21 Vgl. hierzu P. Hamb. 18, 34 f.: π[α]ρέξωμεν (sic) δὲ ὕμῖν τὰς εἰϑισμένας τῆς τρύγης δαπάνας καὶ τὰ [ἀνα]λώματ[α]; Wessely, Wien. Studien IX p. 260 (saec. VI): παράσχω δέ τοι τῷ καιρῷ [τῆς τρύγης λόγ]ω συνηϑείας οἴνου... κοῦρι ἕν. .; Βα Ὁ. 310,15 (ara- bische Zeit): ἐξ] ἔϑους μου συνηϑείας καὶ τὰ τρυγητικά .. .: P. Straßb. I 40, 49 (a. 569): καὶ τὰ ἐξ ἔϑους διδόμενα... . Eogrina καὶ τρυγητικά. Im Dienstbotenvertrag P. Hernals ΧΙ 28 ist wohl zu lesen: λαβεῖν δ᾽ ἐμὲ καί ᾿ζου) ἐξ ἔϑους συνηϑείας τῶν τε τρυγῶν καὶ ἑορτῶν. Die Worte P. Grenf. I Nr. 57,16 (παρέξω δὲ λόγῳ συνηϑείας κατὰ τὸΪ ) nehmen auf dasselbe Bezug. Zum Begriff der συνήϑεια in dieser Zeit 5. H. Gelzer, Leontios v. Nea-

polis 8. 133 £. Paul M. Meyer. Nr. 5%. AMTLICHES SCHREIBEN. Inv. Nr. 197. Höhe 13 cm, Breite 31 cm. Kursive. Oxyrynchos. Unveröffentlicht. 6... Jahrh.

Es liegt ein Palimpsest wie in Nr. 38 vor uns; der Papyrus war schon einmal beschrieben, ist dann abgewaschen und wohl wieder verkauft worden (s. dazu Preisigke, P. Straßb. I S. 102). Von der älteren Schrift sind hier und da noch Spuren vorhanden; vielleicht gehören ihr die von einer anderen Hand geschriebenen, zwischen Z. 5 und 6 stehenden Buchstaben an (Even . Asindorı?).

Wie in den meisten Briefen der spätbyzantinischen Zeit, fehlt am Anfang die Einleitungsformel, sowohl der Name des Schreibers wie der des Adressaten. Statt

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102 I C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderte.

dessen findet sich hier nur am Kopfe der Urkunde das durchstrichene II; so auch z.B. P. Oxy. I Nr. 155; VI Nr. 941 (saec. VI). Die auf dem Verso stehende Adresse, in der - n(ap«) in gleicher Weise wie auf dem Recto Ζ. 1 geschrieben ist, beweist deutlich, daß, obwohl kein Name folgt, doch auch hier nur an πίαρά) zu denken ist (s. auch Grenfell-Hunt zu P. Ozxy. VI Nr. 941,1 unter Hinweis auf Nr. 904, 1).

Die Adresse auf dem Verso, die die ganze Breite des Papyrus einnimmt, zeigt, in weleher Weise der Papyrus gefaltet war; in der Mitte sieht man noch die Spuren des die Urkunde verschnürenden Fadens und zu beiden Seiten desselben das Siegel oder vielmehr eine an Stelle des Siegels tretende primitive Handzeich- nung des Schreibers.

Adressat des Schreibens ist ein βοηϑός (s. die Bemerkung zum Verso); der Schreiber, ᾿ἤπφοῦς mit Namen, ist wohl ein in einem Dorfe des Gaues fungierender Unterbeamter des betreffenden Ressorts. Handelt es sich um Beamte der Kirchen-

verwaltung? 1 Τ Γράμματα ἐποίησεν πρός μὲ εὐλαβέστατος "Ana Κόλλουθος πρεσβύτερος ὧν ξ.. ... osı Ὀξυρύγχων φανερὰν δύναμῃεν

περιέχουτα, μαϑήσεται σοῦ ἀδελφότης συντυχίαρ σὺν ϑεῷ γιγνομένης πρὸς τὴν αὐτοῦ εὐλάβειαν τῆς σῆρ ἀρετῆς. Καὶ ἀντέγραψ[α]Ἱ τῇ αὐτοῦ ϑεοσεβείᾳφ διὰ Μαχαρίου συμμάχου ἡμῶν πεμφϑέντος ἐν τῇ Ὀξυρυγχιτῶν μετὰ τῶν 5 παιδαρίων τοῦ ἐλλογιμωτάτου Σαραπίωνος τοῦ σχολαστικοῦ. Καταξιώσῃ οὖν περιεργάσασϑαι καὶ ποιῆσαι ἀποδοθῆναι τὰ γράμματα καὶ ἀπόκρισιν αἰσίαν ἄξασϑαι καὶ ἀντιγραφῆναι ἁρμοδίως καί, εἰ δέῃ, λαβεῖν τὸ ἀσφαλὲς πρὸς τὰ γραφέντα αὐτῷ παρ᾽ ἐμοῦ καὶ πάλιν δοῦναι καὶ πλὴν τῆς σῆς φρονήσεως γράμ- ματα πεμφϑῆναί μοι πρὸς τά μὲ ᾿ ἁρμόσασϑαι πρὸς τὰ γραφόμενα παρ᾽ αὐτῆς κελεύειν χαὶ ἐπιτάττειν ἂν οἷς χρεία ᾿ τῶν ἐνταῦθα. Mn ὀκνήσῃς" δέσποτα.

1 Ῥαρ.-- π(αραὶ 8. die Einleitung. 9. Die ἀσφαλές ist korrigiert. -- Über den Worten

auf πρεσβύτερος folgenden Buchstaben sind schwer lesbar, zum Teil verwischt, die ältere, nieht gehörig abgewaschene Schrift schimmert gelegentlich durch. @r scheint mir ziem- lich wahrscheinlich. Ob dann ἐν oder ἐπὶ folgt, will ich nicht entscheiden, das letztere dürfte zu den Schriftepuren besser passen; das fol- gende Wort ist kaum μέφϑι. 6 Ὧδε o in τὸ

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καὶ ἀντιγραφῆναι steht von 2. Hand: ἕνεπ. λε- Andosı; 8. die Einleitung. 7 Dass am Schlusse der Zeile endigt in einen nach unten gehenden Haken; statt τα wäre auch ταῦ möglich, doch scheint mir die in den Text gesetzte Lesung τά μὲ das Wahrscheinlich. 8 Das » von τῶν war undeutlich geschrieben, ist dann vom Schreiber korrigiert.

Nr. 57: Amtliches Schreiben.

II 103

Verso. + ᾿Εκίδ(ος) τῷ δεσπότῃ μου τῷ τὰ πάντα θαυμασιωτάτῳ καὶ [Evmeerö ἀδελφῷ Φοιβάμμωνι βοηϑ(ῷ) Αβαχί ) πί(αρὰ) ᾿“πφοῦτος.

Verso 10 εἐπιδς Pap. βοηΐαβαψ Pap. Spatium von ὁσὰ von der vorhergehenden ge- 11 Die Worte der Zeile stehen, durch ein trennt, unterhalb von Φοιβάμμωνι. ἘΞ Pap.

EINZELBEMERKUNGEN.

1 Εὐλαβέστατος und εὐλάβεια (Z. 3) finden wir in den Urkunden seit dem Ausgang des 5. Jahrhunderts als Prädikat für Kleriker der verschiedenen Grade gebraucht (= reve- rendissimus); es werden so genannt πρεσβύτεροι: wie hier, so P. Grenf. II Nr. 111 (saec. V/VT); P. Straßb. 1 Nr. 15, 2 (saec. V/VI); P. Fior. I Nr.78, 8 (a. 505); P. Lond. ΠῚ p. 264 Nr. 1007 b. (a. 558), Ip. 233, 17 (saec. VI). διάκονοι: BGU. 305,10 (a. 556). 547,4; P. Oxy. I Nr. 136 Verso Z. 1 (a. 583) ein Archimandrit: BG@U. 103,7 (saec. VI/VII) ein Abt eines Klosters: P. Lond. II p. 323 Nr. 483, 7 (a. 616) ein Mönch: P. Oxy. I Nr. 157, 1ff. (saec. VI/VII). Keine nähere Charakterisierung der so bezeichneten Person geben BGU. 306, 5 (a. 560). 900, 3. 16. 17; P. Lond. III p. 283 Nr. 1032, 3 (saec. VI/VII); P. Grenf. I Nr. 66, 2 (saec. VI/VII); P. Oxy. VI Nr. 943, 6 (saec. VI).

Zu "Ama s. Nr. 54, 19; P. Amh. II Nr. 145, 3 (saec. IV/V); P. Oxy. VI Nr. 987 (saec. V/VT); BGU. 315, 7. 9. 14; P. Grenf. II Nr. 91 Verso (saec. VI/VII); P. Lond. I p. 222 Nr. 116, 6 (saec. VII). p. 236, 83 (saec. VII); auch P. Oxy. I Nr. 192. 200; Crum, Coptic Ostraca Index p. 108. 116. Sind ἄπα und ἄββα identisch? Vgl. P. Grenf.II Nr. 91 Verso, I Nr. 63, 6. 66, 1f. Verso; BGU. 103 Verso.

4 συμμάχου = Briefträger. S. dazu Breviarium Liberati Diaconi c. 23: per porti- tores literarum velocissimos pedestres, quos Aegyptii symmachos vocant; Belege aus kop- tischen Papyri 8. bei Krall, Mitt. a. d. Sammlung der Papyrus Erzhereog Rainer IL/III 61; CPR.IIS.28 Anm. 1. In griechischen Papyri findet sich das Wort häufig in dieser Bedeutung.

ἐν τῇ Ὀξυρυγχιτῶν: ἐν ce. dat. statt εἰς ec. acc. Hier steht Ὀξυρυγχιτῶν, ebenso Z. 2 Ὀξυρύγχων, ohne Hinzufügung von πόλις; die Parallelen in byzantinischen Urkunden sind zahlreich.

5 Zu ἐλλογιμώτατος .... σχολαστικός vgl. P. Lond. ΠῚ p. 253 Nr. 992, 13 (a. 507): τοὺς ἐλλογιμωτάτους σχολαστικοὺς φόρου Θηβαΐδος; ΒΟ. 1094, 2 (a. 525): τ[ῷ] ἐλλογειμωτάτῳ σχολαστικῷ. ---- Σχολαστικός bedeutet „Rechtsgelehrter, Advokat“; s. dazu Grenfell-Hunt, P. Oxy. VI Nr. 902, 10ff. und Anm. zu Ζ. 1. Der Titel ἐλλογιμώτατος findet sich sehr selten; P. Oxy. VI Nr. 902, 1 (a. 465) steht τῷ λογιωτάτῳ σχολαστικῷ ἐκδίκῳ τῆς ἄνω Kvvo- πολιτῶν; P. Straßb. I Nr. 40, 5f. (a. 569): [τ]ῷ λαμπροτάτῳ καὶ σοφωτάτῳ σχολαστικῷ καὶ ovvnyolow? τῆς] Θηβαΐδος.

8 ἀπόκρισιν... ἄξασϑαι mediale Form wie κομέσασϑαι. --- ἀντιγραφῆναι ἁρμοδίως übersetze ich: „daß eine ordnungsgemäße Abschrift vorgenommen wird“; Z. 4 bedeutet

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10+ II C. Papyri des vierten bis sechsten Jahrhunderts. ΝΥ. ὅ7: Amiliches Schreiben.

ἀντέγραψα „ich habe zurückgeschrieben, geantwortet“. Hier hat m.E. das Wort nicht die- selbe Bedeutung (das „antworten“ ist schon in den vorhergehenden Worten ausgedrückt), steht vielmehr = ἀντέγραφον ληφϑῆναι. Zu λαβεῖν τὸ ἀσφαλὲς πρός vgl. P. Oxy. I Nr. 158,3.

Verso ἐπίδ(ος) s. u.a. P. Oxy. I Nr. 155 Verso. VI Nr. 940—942 Verso; P. Lond. III p. 253 Nr. 1323 Verso.

Bon®og ist der „Gehilfe“; wir finden ihn in allen Ressorts und bei allen Beamten und Quasibeamten (s. auch Wilcken, Ostraka 1171). Die nähere Bestimmung unseres Bon®ös hängt von der Bedeutung des abgekürzten Wortes Aßax( ) ab. Am wahrschein- lichsten ist es mir, in diesem einen Dorfnamen zu sehen; vgl. P.Oxy. I Nr. 125,7 (a. 560): τῷ λαμπροτάτῳ ᾿ἀπφουᾷ βοηϑ(ῷ) τῆς κώμης Σέφϑα; P. Lond. III p. 246 Nr. 1035, 1 (saec. VI): βοηϑ(ῷ) κώμ(ης) Zivane (sic); P. Rainer A. N. 295 II 2 (saec. IV).

Der Name "Angods begegnet auch sonst in Urkunden dieser Zeit gerade aus Oxyryn- chos: 8. P. Oxy. VI Nr. 914, 3. 20 (a. 486). 999, 5 (a. 616/17); vgl. auch P. Oxy. I Nr. 125, 7 (a. 560).

Paul M. Meyer.

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Tafel VI.

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